Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Ebenen der Lombardei, welche wir im Begriff stehen zu betreten, haben eine
große Ähnlichkeit mit denen, durch welche die Armee von Novi bis Voghe>a
marschirt ist. Das Land ist von Bäumen bedeckt, von Gräben durchschnitten,
von Reisfeldern, die oft für Cavalerie und Infanterie, wenn sie in einiger¬
maßen zahlreichen Massen vereint ist, ungangbar sind. Der Reiter, der In¬
fanterist finden bei jedem Schritt Schwierigkeiten, über diese natürlichen
Hindernisse hinwegzukommen. Das Gefecht muß also durch zahlreiche Tirail-
leurschwärme geführt werden, welche uns zugleich das Mittel geben, unsere
Infanterie einigermaßen gegen die Wirkungen des feindlichen Geschützes zu
sichern.--Die Tirailleurs haben von der Cavalerie wenig zu fürchten, welche
selten Gelegenheit finden wird, eine Linie anzugreifen. Es genügt, daß ^
sich rasch sammeln, kleine Gruppen bilden, um dann in diesen im Nothsa^
den Schutz ihrer Unterstützungen zu gewinnen. Die Bataillone, welche d>e
Unterstützungen bilden, marschiren so gesammelt als möglich und in der Mgel
in Colonne mit Pelotonsfront auf halbe Distance geschlossen.*) Sie sind ^
stets im Stande, das Carr6 zu formiren. indem sie die innern Züge"") reckM
und links zur Bildung der Flanken einschwenken lassen. Die TirailleurcoM'
pagnien/**) wenn sie aus das Carr6 zurückgehen, formiren dessen Reserve.'!')
Die Bataillone können nur schwer immer auf gleicher Höhe marschiren, es ist
daher von Wichtigkeit, daß die Bataillonchefs nur die Seiten des Carr6s seu^'N
lassen, welche gegen den Feind gekehrt sind. Bei Novi^-s) ward ein de-
ployirte's Bataillon unter dem Befehl des Marschalls Se. Cyr von zwei Re¬
gimentern östreichischer Cavalerie angegriffen. Das dritte Glied machte Keh^,
die schließenden Offiziere und Unteroffiziere traten zwischen die Glieder und
in dieser Verfassung hielt das Bataillon, ohne das Carro zu formiren,
bewundernswerther Weise die wiederholten Angriffe des Feindes aus. ^M"
muß solche Beispiele beachten, welche in einzelnen Ausnahmefällen eine nutz'
liebe Anwendung finden können. -- In einem bedeckten Terrain, wie das-
jenige, in welchem wir operiren werden, muß jeder Offizier, welcher eine
Truppe befehligt, vor allen Dingen nach vorwärts, nach rechts/ links n^
rückwärts sich Kenntniß von den Wegen zu verschaffen suchen, mittelst U>
cher er seine Verbindung mit benachbarten Truppen unterhält. Nur so kann
er sich stets in der allgemeinen Richtung der Treffenlinie erhalten. Jeder von
ihnen -- noch einmal -- muß ganz insbesondere darauf bedacht sein,







. K-ren
*) Die französischen Bataillone der Linie hatten bekanntlich sechs Compagmen,
jede ein Peloton formirt und ihrerseits wieder in zwei Züge (Sections) zerfällt.
") Die des dritten und vierten Pelotons.
"'") Nämlich die Voltigeurs- oder sechsten Compagnien.
N Im Innern des Carro.
die
1799; man könnte hier auch die Preußen bei Mollwih und aus neuester
Schotten bei Balaklava citiren.

Ebenen der Lombardei, welche wir im Begriff stehen zu betreten, haben eine
große Ähnlichkeit mit denen, durch welche die Armee von Novi bis Voghe>a
marschirt ist. Das Land ist von Bäumen bedeckt, von Gräben durchschnitten,
von Reisfeldern, die oft für Cavalerie und Infanterie, wenn sie in einiger¬
maßen zahlreichen Massen vereint ist, ungangbar sind. Der Reiter, der In¬
fanterist finden bei jedem Schritt Schwierigkeiten, über diese natürlichen
Hindernisse hinwegzukommen. Das Gefecht muß also durch zahlreiche Tirail-
leurschwärme geführt werden, welche uns zugleich das Mittel geben, unsere
Infanterie einigermaßen gegen die Wirkungen des feindlichen Geschützes zu
sichern.—Die Tirailleurs haben von der Cavalerie wenig zu fürchten, welche
selten Gelegenheit finden wird, eine Linie anzugreifen. Es genügt, daß ^
sich rasch sammeln, kleine Gruppen bilden, um dann in diesen im Nothsa^
den Schutz ihrer Unterstützungen zu gewinnen. Die Bataillone, welche d>e
Unterstützungen bilden, marschiren so gesammelt als möglich und in der Mgel
in Colonne mit Pelotonsfront auf halbe Distance geschlossen.*) Sie sind ^
stets im Stande, das Carr6 zu formiren. indem sie die innern Züge"") reckM
und links zur Bildung der Flanken einschwenken lassen. Die TirailleurcoM'
pagnien/**) wenn sie aus das Carr6 zurückgehen, formiren dessen Reserve.'!')
Die Bataillone können nur schwer immer auf gleicher Höhe marschiren, es ist
daher von Wichtigkeit, daß die Bataillonchefs nur die Seiten des Carr6s seu^'N
lassen, welche gegen den Feind gekehrt sind. Bei Novi^-s) ward ein de-
ployirte's Bataillon unter dem Befehl des Marschalls Se. Cyr von zwei Re¬
gimentern östreichischer Cavalerie angegriffen. Das dritte Glied machte Keh^,
die schließenden Offiziere und Unteroffiziere traten zwischen die Glieder und
in dieser Verfassung hielt das Bataillon, ohne das Carro zu formiren,
bewundernswerther Weise die wiederholten Angriffe des Feindes aus. ^M"
muß solche Beispiele beachten, welche in einzelnen Ausnahmefällen eine nutz'
liebe Anwendung finden können. — In einem bedeckten Terrain, wie das-
jenige, in welchem wir operiren werden, muß jeder Offizier, welcher eine
Truppe befehligt, vor allen Dingen nach vorwärts, nach rechts/ links n^
rückwärts sich Kenntniß von den Wegen zu verschaffen suchen, mittelst U>
cher er seine Verbindung mit benachbarten Truppen unterhält. Nur so kann
er sich stets in der allgemeinen Richtung der Treffenlinie erhalten. Jeder von
ihnen — noch einmal — muß ganz insbesondere darauf bedacht sein,







. K-ren
*) Die französischen Bataillone der Linie hatten bekanntlich sechs Compagmen,
jede ein Peloton formirt und ihrerseits wieder in zwei Züge (Sections) zerfällt.
") Die des dritten und vierten Pelotons.
"'") Nämlich die Voltigeurs- oder sechsten Compagnien.
N Im Innern des Carro.
die
1799; man könnte hier auch die Preußen bei Mollwih und aus neuester
Schotten bei Balaklava citiren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0396" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107982"/>
            <p xml:id="ID_1293" prev="#ID_1292" next="#ID_1294"> Ebenen der Lombardei, welche wir im Begriff stehen zu betreten, haben eine<lb/>
große Ähnlichkeit mit denen, durch welche die Armee von Novi bis Voghe&gt;a<lb/>
marschirt ist. Das Land ist von Bäumen bedeckt, von Gräben durchschnitten,<lb/>
von Reisfeldern, die oft für Cavalerie und Infanterie, wenn sie in einiger¬<lb/>
maßen zahlreichen Massen vereint ist, ungangbar sind. Der Reiter, der In¬<lb/>
fanterist finden bei jedem Schritt Schwierigkeiten, über diese natürlichen<lb/>
Hindernisse hinwegzukommen. Das Gefecht muß also durch zahlreiche Tirail-<lb/>
leurschwärme geführt werden, welche uns zugleich das Mittel geben, unsere<lb/>
Infanterie einigermaßen gegen die Wirkungen des feindlichen Geschützes zu<lb/>
sichern.&#x2014;Die Tirailleurs haben von der Cavalerie wenig zu fürchten, welche<lb/>
selten Gelegenheit finden wird, eine Linie anzugreifen. Es genügt, daß ^<lb/>
sich rasch sammeln, kleine Gruppen bilden, um dann in diesen im Nothsa^<lb/>
den Schutz ihrer Unterstützungen zu gewinnen. Die Bataillone, welche d&gt;e<lb/>
Unterstützungen bilden, marschiren so gesammelt als möglich und in der Mgel<lb/>
in Colonne mit Pelotonsfront auf halbe Distance geschlossen.*) Sie sind ^<lb/>
stets im Stande, das Carr6 zu formiren. indem sie die innern Züge"") reckM<lb/>
und links zur Bildung der Flanken einschwenken lassen. Die TirailleurcoM'<lb/>
pagnien/**) wenn sie aus das Carr6 zurückgehen, formiren dessen Reserve.'!')<lb/>
Die Bataillone können nur schwer immer auf gleicher Höhe marschiren, es ist<lb/>
daher von Wichtigkeit, daß die Bataillonchefs nur die Seiten des Carr6s seu^'N<lb/>
lassen, welche gegen den Feind gekehrt sind. Bei Novi^-s) ward ein de-<lb/>
ployirte's Bataillon unter dem Befehl des Marschalls Se. Cyr von zwei Re¬<lb/>
gimentern östreichischer Cavalerie angegriffen. Das dritte Glied machte Keh^,<lb/>
die schließenden Offiziere und Unteroffiziere traten zwischen die Glieder und<lb/>
in dieser Verfassung hielt das Bataillon, ohne das Carro zu formiren,<lb/>
bewundernswerther Weise die wiederholten Angriffe des Feindes aus. ^M"<lb/>
muß solche Beispiele beachten, welche in einzelnen Ausnahmefällen eine nutz'<lb/>
liebe Anwendung finden können. &#x2014; In einem bedeckten Terrain, wie das-<lb/>
jenige, in welchem wir operiren werden, muß jeder Offizier, welcher eine<lb/>
Truppe befehligt, vor allen Dingen nach vorwärts, nach rechts/ links n^<lb/>
rückwärts sich Kenntniß von den Wegen zu verschaffen suchen, mittelst U&gt;<lb/>
cher er seine Verbindung mit benachbarten Truppen unterhält. Nur so kann<lb/>
er sich stets in der allgemeinen Richtung der Treffenlinie erhalten. Jeder von<lb/>
ihnen &#x2014; noch einmal &#x2014; muß ganz insbesondere darauf bedacht sein,</p><lb/>
            <note xml:id="FID_89" place="foot"> . K-ren<lb/>
*) Die französischen Bataillone der Linie hatten bekanntlich sechs Compagmen,<lb/>
jede ein Peloton formirt und ihrerseits wieder in zwei Züge (Sections) zerfällt.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_90" place="foot"> ") Die des dritten und vierten Pelotons.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_91" place="foot"> "'") Nämlich die Voltigeurs- oder sechsten Compagnien.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_92" place="foot"> N Im Innern des Carro.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_93" place="foot"> die<lb/>
1799; man könnte hier auch die Preußen bei Mollwih und aus neuester<lb/>
Schotten bei Balaklava citiren.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0396] Ebenen der Lombardei, welche wir im Begriff stehen zu betreten, haben eine große Ähnlichkeit mit denen, durch welche die Armee von Novi bis Voghe>a marschirt ist. Das Land ist von Bäumen bedeckt, von Gräben durchschnitten, von Reisfeldern, die oft für Cavalerie und Infanterie, wenn sie in einiger¬ maßen zahlreichen Massen vereint ist, ungangbar sind. Der Reiter, der In¬ fanterist finden bei jedem Schritt Schwierigkeiten, über diese natürlichen Hindernisse hinwegzukommen. Das Gefecht muß also durch zahlreiche Tirail- leurschwärme geführt werden, welche uns zugleich das Mittel geben, unsere Infanterie einigermaßen gegen die Wirkungen des feindlichen Geschützes zu sichern.—Die Tirailleurs haben von der Cavalerie wenig zu fürchten, welche selten Gelegenheit finden wird, eine Linie anzugreifen. Es genügt, daß ^ sich rasch sammeln, kleine Gruppen bilden, um dann in diesen im Nothsa^ den Schutz ihrer Unterstützungen zu gewinnen. Die Bataillone, welche d>e Unterstützungen bilden, marschiren so gesammelt als möglich und in der Mgel in Colonne mit Pelotonsfront auf halbe Distance geschlossen.*) Sie sind ^ stets im Stande, das Carr6 zu formiren. indem sie die innern Züge"") reckM und links zur Bildung der Flanken einschwenken lassen. Die TirailleurcoM' pagnien/**) wenn sie aus das Carr6 zurückgehen, formiren dessen Reserve.'!') Die Bataillone können nur schwer immer auf gleicher Höhe marschiren, es ist daher von Wichtigkeit, daß die Bataillonchefs nur die Seiten des Carr6s seu^'N lassen, welche gegen den Feind gekehrt sind. Bei Novi^-s) ward ein de- ployirte's Bataillon unter dem Befehl des Marschalls Se. Cyr von zwei Re¬ gimentern östreichischer Cavalerie angegriffen. Das dritte Glied machte Keh^, die schließenden Offiziere und Unteroffiziere traten zwischen die Glieder und in dieser Verfassung hielt das Bataillon, ohne das Carro zu formiren, bewundernswerther Weise die wiederholten Angriffe des Feindes aus. ^M" muß solche Beispiele beachten, welche in einzelnen Ausnahmefällen eine nutz' liebe Anwendung finden können. — In einem bedeckten Terrain, wie das- jenige, in welchem wir operiren werden, muß jeder Offizier, welcher eine Truppe befehligt, vor allen Dingen nach vorwärts, nach rechts/ links n^ rückwärts sich Kenntniß von den Wegen zu verschaffen suchen, mittelst U> cher er seine Verbindung mit benachbarten Truppen unterhält. Nur so kann er sich stets in der allgemeinen Richtung der Treffenlinie erhalten. Jeder von ihnen — noch einmal — muß ganz insbesondere darauf bedacht sein, . K-ren *) Die französischen Bataillone der Linie hatten bekanntlich sechs Compagmen, jede ein Peloton formirt und ihrerseits wieder in zwei Züge (Sections) zerfällt. ") Die des dritten und vierten Pelotons. "'") Nämlich die Voltigeurs- oder sechsten Compagnien. N Im Innern des Carro. die 1799; man könnte hier auch die Preußen bei Mollwih und aus neuester Schotten bei Balaklava citiren.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/396
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/396>, abgerufen am 28.12.2024.