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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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b"rs unterrichtet. Der Klatsch ist in allen Nuancen ausgebildet, ebenso das
ubelnehmische Wesen, welches sich an kleine Verletzungen der Etikette stößt.
man jemand in Gesellschaft vorgestellt, so erwartet er einen Besuch.
^Merklich wenn er sich zu den Honoratioren rechnen darf. Kommt man nicht,
^ehe man eher bei andern als bei ihm Visite, hält man sich bei andern
"8er auf. so ist er verletzt, und es kann einem begegnen, daß er beim näch-
Zusammentreffen vergessen hat. daß man existirt.

Sehr verdient um die Geselligkeit unter den Franken macht sich der pro-
niische Bischof durch seine Soireen, die er wahrend meiner Anwesenheit
^ e Woche veranstaltete, und zu denen außer den Consuln und andern Ein-
->er>uschen von Distinction auch Fremde, die ihm vorgestellt worden sind, Ein-
"dungen erhalten. Ich sah hier den preußischen, den russischen und den fran¬
zösischen Consul, den russischen Bischof, die verschiedenen Geistlichen der eng-
'ich-deutschen Gemeinde, den englischen Arzt, russische und amerikanische Rei-
^'de und einen Kranz von Damen. Man unterhielt sich über Tagesfragen,
""h sich die auf den Tischen des Salons aufliegenden neuesten Bücher über
^ Orient, musicirte ein wenig, ließ sich Thee und später Wein mit Confect
ein, alles ziemlich ungezwungen. Wenn zum Schluß die ganze Ge-
äst aufrauschte, um ein Capitel aus der Bibel vorlesen zu hören, und
, das Gesicht nach der Stuhllehne gekehrt auf die Knie siel, um zu beten,
'Uag das Deutschen eigen vorkommen. Bei einem Bischof der englischen
"rede ist es Gewohnheit und als solche zweite Natur.dann

Zum Schluß ein Wort über die Hauptpersonlichkeiten der fränkischen Ge-
^lschaft in Jerusalem. Dahin gehören zunächst die Consuln, die Mitregenten
^ Stadt. Sie sind hier, da ein Handel mit Europa kaum existirt, lediglich
'edler und politische Agenten. Der erste war der englische; er zog schon
^ 9 hier ein. Ihm folgten 1843 ein preußischer, ein französischer und ein
^irischer Etwas spater traf ein spanischer, dann ein amerikanischer ein,
im März 1849 ein östreichischer, endlich, und zwar erst vor zehn Mo-
^w. om russischer. Bis zum Jahre 1855 duldeten die Türken nicht, daß
Konsulate ihre Flaggen entfalteten. Die Feier des Falls von Sebastopol
^ Veranlassung, dies zum ersten Mal zu thun, und jetzt wehen die Farben
^^schiedenen Nationen, von Kronen überragt auf ihren hohen Masten
^ Sonntag und bei allen sonstigen Feierlichkeiten.

., Jeder Consul hat seinen Dragoman, der in der Regel ein Armenier ist,
Kawaschen, Türken oder Araber, welche ihm als Boten, Aufwärter und
°"zeileute dienen, und deren er nach Belieben und Vermögen zwei oder drei
endlich in der Regel auch seinen Kanzler. Die Dragomane sind nicht
^ ^ Dolmetscher, sondern betreiben zugleich Geld- und Mäklergeschäfte. Keiner
ihnen spricht deutsch, denn die Geschüstssprache ist italienisch. Jedes


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b»rs unterrichtet. Der Klatsch ist in allen Nuancen ausgebildet, ebenso das
ubelnehmische Wesen, welches sich an kleine Verletzungen der Etikette stößt.
man jemand in Gesellschaft vorgestellt, so erwartet er einen Besuch.
^Merklich wenn er sich zu den Honoratioren rechnen darf. Kommt man nicht,
^ehe man eher bei andern als bei ihm Visite, hält man sich bei andern
"8er auf. so ist er verletzt, und es kann einem begegnen, daß er beim näch-
Zusammentreffen vergessen hat. daß man existirt.

Sehr verdient um die Geselligkeit unter den Franken macht sich der pro-
niische Bischof durch seine Soireen, die er wahrend meiner Anwesenheit
^ e Woche veranstaltete, und zu denen außer den Consuln und andern Ein-
->er>uschen von Distinction auch Fremde, die ihm vorgestellt worden sind, Ein-
"dungen erhalten. Ich sah hier den preußischen, den russischen und den fran¬
zösischen Consul, den russischen Bischof, die verschiedenen Geistlichen der eng-
'ich-deutschen Gemeinde, den englischen Arzt, russische und amerikanische Rei-
^'de und einen Kranz von Damen. Man unterhielt sich über Tagesfragen,
""h sich die auf den Tischen des Salons aufliegenden neuesten Bücher über
^ Orient, musicirte ein wenig, ließ sich Thee und später Wein mit Confect
ein, alles ziemlich ungezwungen. Wenn zum Schluß die ganze Ge-
äst aufrauschte, um ein Capitel aus der Bibel vorlesen zu hören, und
, das Gesicht nach der Stuhllehne gekehrt auf die Knie siel, um zu beten,
'Uag das Deutschen eigen vorkommen. Bei einem Bischof der englischen
"rede ist es Gewohnheit und als solche zweite Natur.dann

Zum Schluß ein Wort über die Hauptpersonlichkeiten der fränkischen Ge-
^lschaft in Jerusalem. Dahin gehören zunächst die Consuln, die Mitregenten
^ Stadt. Sie sind hier, da ein Handel mit Europa kaum existirt, lediglich
'edler und politische Agenten. Der erste war der englische; er zog schon
^ 9 hier ein. Ihm folgten 1843 ein preußischer, ein französischer und ein
^irischer Etwas spater traf ein spanischer, dann ein amerikanischer ein,
im März 1849 ein östreichischer, endlich, und zwar erst vor zehn Mo-
^w. om russischer. Bis zum Jahre 1855 duldeten die Türken nicht, daß
Konsulate ihre Flaggen entfalteten. Die Feier des Falls von Sebastopol
^ Veranlassung, dies zum ersten Mal zu thun, und jetzt wehen die Farben
^^schiedenen Nationen, von Kronen überragt auf ihren hohen Masten
^ Sonntag und bei allen sonstigen Feierlichkeiten.

., Jeder Consul hat seinen Dragoman, der in der Regel ein Armenier ist,
Kawaschen, Türken oder Araber, welche ihm als Boten, Aufwärter und
°"zeileute dienen, und deren er nach Belieben und Vermögen zwei oder drei
endlich in der Regel auch seinen Kanzler. Die Dragomane sind nicht
^ ^ Dolmetscher, sondern betreiben zugleich Geld- und Mäklergeschäfte. Keiner
ihnen spricht deutsch, denn die Geschüstssprache ist italienisch. Jedes


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/385>, abgerufen am 29.12.2024.