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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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schaft, weil er nicht Bischof sei. worauf jener schwach genug war. die durch
'du erfolgte Einsegnung abzuleugnen. Dann richtete Valerga seine Angriffe
breet gegen die Person des Consuls, indem er ihn -- ich weiß nicht, ob
bum Papst oder in Wien -- anklagte, er habe sich monatelang Lebensmittel
"°n den Franciscanern liefern lassen, habe einen ganzen Sommer im Kloster
von Bethlehem gewohnt, seine Schwester während einer Reise dort unter¬
bracht, ohne eine einzige dieser Leistungen zu vergüten. Der Consul ver¬
eidigte sich, indem er die Quittungen vorlegte. Monsignore Valerga ent-
Kcgnete. die Mönche, die ihm jene Gefälligkeiten erwiesen, würden ihm. um
seine Protection zu behalten, auch die Bescheinigung seiner Uneigennützigreit
nicht verweigert haben.

Trotz dieser und anderer Beleidigungen stattete der Consul dem Patri-
<U'chen gelegentliche Besuche ab, und dies gab Gelegenheit zu neuen Insulten,
^is er sich einmal melden lieh, wurde er zwar bis ins Vorzimmer gelassen,
und der Diener riß die Thür zum Sprechsaal weit ans. Wie der Consul
aber eintreten wollte, hörte er den Monsignore, der auf dem Tische saß,
s^en- Melden Sie dem Herrn, ich hätte jetzt keine Zeit für ihn-

Bald nachher langte der Herzog von Brabant an und stieg im Hause
Herrn v. Pizzamano ab. Ais er das Bedürfniß empfand, in Jerusalem
Abendmahl zu nehmen, begleiteten ihn der östreichische und der frän¬
kische Consul (damals Botta) nach der Kirche. Der Patriarch benutzte hier
Nu Versehen v. Pizzamanos, um ihm einen neuen Schlag beizubringen. Bei-
Consnln waren die sogenannten consularischen Ehren zugesagt, die darin
^stehen, daß für jeden Vertreter der fremden Regierungen in der Kirche ein
besonderer Sessel nebst Teppich bereit gehalten, ihnen an der Thür von einem
bester das Weihwasser gereicht und dann vor andern Laien und selbst vor
^n anwesenden Priestern die Hostie dargeboten wird. Nun war aber v. Piz°
W'oro. da der Herzog nicht in Uniform ging, in Civilkleidcrn erschienen,
und dieser Umstand war genug, ihm jene Gebühr vorzuenthalten. Er fand
^ar seinem besondern Sessel vor, als er aber mit dem französischen Cor>ni
"n den Altar trat, um das Abendmahl zu empfangen, wurde er zurück¬
wiesen, und der Franzose erhielt die Hostie allein. Daun erst winkte man
'du wieder heran, aber er lehnte jetzt ab. und mit ihm verließ die ganze
°^eichische Pilgerkaravane die Kirche, ohne die Communion empfangen zu
b"ben. Diese Insulte war zu stark, als daß sie nicht von Wien her e.ne Ent-
Widignng erfordert hätte, und so wurde dem Opfer des patrmrchak,chen
Hasses der Gcneralconsulstitcl verliehen, dem, wenn ich acht ure, Belgien
^nen Orden hinzufügte.

Der jetzige Generalconsul kann sich übrigens über die damals erfahrene
"Nbill damit trösten, daß es dem damaligen Bundesgenossen Valergas vor


schaft, weil er nicht Bischof sei. worauf jener schwach genug war. die durch
'du erfolgte Einsegnung abzuleugnen. Dann richtete Valerga seine Angriffe
breet gegen die Person des Consuls, indem er ihn — ich weiß nicht, ob
bum Papst oder in Wien — anklagte, er habe sich monatelang Lebensmittel
"°n den Franciscanern liefern lassen, habe einen ganzen Sommer im Kloster
von Bethlehem gewohnt, seine Schwester während einer Reise dort unter¬
bracht, ohne eine einzige dieser Leistungen zu vergüten. Der Consul ver¬
eidigte sich, indem er die Quittungen vorlegte. Monsignore Valerga ent-
Kcgnete. die Mönche, die ihm jene Gefälligkeiten erwiesen, würden ihm. um
seine Protection zu behalten, auch die Bescheinigung seiner Uneigennützigreit
nicht verweigert haben.

Trotz dieser und anderer Beleidigungen stattete der Consul dem Patri-
<U'chen gelegentliche Besuche ab, und dies gab Gelegenheit zu neuen Insulten,
^is er sich einmal melden lieh, wurde er zwar bis ins Vorzimmer gelassen,
und der Diener riß die Thür zum Sprechsaal weit ans. Wie der Consul
aber eintreten wollte, hörte er den Monsignore, der auf dem Tische saß,
s^en- Melden Sie dem Herrn, ich hätte jetzt keine Zeit für ihn-

Bald nachher langte der Herzog von Brabant an und stieg im Hause
Herrn v. Pizzamano ab. Ais er das Bedürfniß empfand, in Jerusalem
Abendmahl zu nehmen, begleiteten ihn der östreichische und der frän¬
kische Consul (damals Botta) nach der Kirche. Der Patriarch benutzte hier
Nu Versehen v. Pizzamanos, um ihm einen neuen Schlag beizubringen. Bei-
Consnln waren die sogenannten consularischen Ehren zugesagt, die darin
^stehen, daß für jeden Vertreter der fremden Regierungen in der Kirche ein
besonderer Sessel nebst Teppich bereit gehalten, ihnen an der Thür von einem
bester das Weihwasser gereicht und dann vor andern Laien und selbst vor
^n anwesenden Priestern die Hostie dargeboten wird. Nun war aber v. Piz°
W'oro. da der Herzog nicht in Uniform ging, in Civilkleidcrn erschienen,
und dieser Umstand war genug, ihm jene Gebühr vorzuenthalten. Er fand
^ar seinem besondern Sessel vor, als er aber mit dem französischen Cor>ni
"n den Altar trat, um das Abendmahl zu empfangen, wurde er zurück¬
wiesen, und der Franzose erhielt die Hostie allein. Daun erst winkte man
'du wieder heran, aber er lehnte jetzt ab. und mit ihm verließ die ganze
°^eichische Pilgerkaravane die Kirche, ohne die Communion empfangen zu
b"ben. Diese Insulte war zu stark, als daß sie nicht von Wien her e.ne Ent-
Widignng erfordert hätte, und so wurde dem Opfer des patrmrchak,chen
Hasses der Gcneralconsulstitcl verliehen, dem, wenn ich acht ure, Belgien
^nen Orden hinzufügte.

Der jetzige Generalconsul kann sich übrigens über die damals erfahrene
"Nbill damit trösten, daß es dem damaligen Bundesgenossen Valergas vor


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[0357] schaft, weil er nicht Bischof sei. worauf jener schwach genug war. die durch 'du erfolgte Einsegnung abzuleugnen. Dann richtete Valerga seine Angriffe breet gegen die Person des Consuls, indem er ihn — ich weiß nicht, ob bum Papst oder in Wien — anklagte, er habe sich monatelang Lebensmittel "°n den Franciscanern liefern lassen, habe einen ganzen Sommer im Kloster von Bethlehem gewohnt, seine Schwester während einer Reise dort unter¬ bracht, ohne eine einzige dieser Leistungen zu vergüten. Der Consul ver¬ eidigte sich, indem er die Quittungen vorlegte. Monsignore Valerga ent- Kcgnete. die Mönche, die ihm jene Gefälligkeiten erwiesen, würden ihm. um seine Protection zu behalten, auch die Bescheinigung seiner Uneigennützigreit nicht verweigert haben. Trotz dieser und anderer Beleidigungen stattete der Consul dem Patri- <U'chen gelegentliche Besuche ab, und dies gab Gelegenheit zu neuen Insulten, ^is er sich einmal melden lieh, wurde er zwar bis ins Vorzimmer gelassen, und der Diener riß die Thür zum Sprechsaal weit ans. Wie der Consul aber eintreten wollte, hörte er den Monsignore, der auf dem Tische saß, s^en- Melden Sie dem Herrn, ich hätte jetzt keine Zeit für ihn- Bald nachher langte der Herzog von Brabant an und stieg im Hause Herrn v. Pizzamano ab. Ais er das Bedürfniß empfand, in Jerusalem Abendmahl zu nehmen, begleiteten ihn der östreichische und der frän¬ kische Consul (damals Botta) nach der Kirche. Der Patriarch benutzte hier Nu Versehen v. Pizzamanos, um ihm einen neuen Schlag beizubringen. Bei- Consnln waren die sogenannten consularischen Ehren zugesagt, die darin ^stehen, daß für jeden Vertreter der fremden Regierungen in der Kirche ein besonderer Sessel nebst Teppich bereit gehalten, ihnen an der Thür von einem bester das Weihwasser gereicht und dann vor andern Laien und selbst vor ^n anwesenden Priestern die Hostie dargeboten wird. Nun war aber v. Piz° W'oro. da der Herzog nicht in Uniform ging, in Civilkleidcrn erschienen, und dieser Umstand war genug, ihm jene Gebühr vorzuenthalten. Er fand ^ar seinem besondern Sessel vor, als er aber mit dem französischen Cor>ni "n den Altar trat, um das Abendmahl zu empfangen, wurde er zurück¬ wiesen, und der Franzose erhielt die Hostie allein. Daun erst winkte man 'du wieder heran, aber er lehnte jetzt ab. und mit ihm verließ die ganze °^eichische Pilgerkaravane die Kirche, ohne die Communion empfangen zu b"ben. Diese Insulte war zu stark, als daß sie nicht von Wien her e.ne Ent- Widignng erfordert hätte, und so wurde dem Opfer des patrmrchak,chen Hasses der Gcneralconsulstitcl verliehen, dem, wenn ich acht ure, Belgien ^nen Orden hinzufügte. Der jetzige Generalconsul kann sich übrigens über die damals erfahrene "Nbill damit trösten, daß es dem damaligen Bundesgenossen Valergas vor

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/357>, abgerufen am 23.07.2024.