Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.treiben, so müßten sie auch wol noch die dortigen vier Festungen räumen, Was noch nicht ist. kann noch werden; für jetzt aber werden der Mincio- Aber grade das blinde stiermüßige Vertrauen auf die unbedingte Wirkung Die Hauptsache für die Oestreichs würde wol sein, daß sie einen Geist Kaum sind jemals einem Feldherrn günstigere Chancen des Sieges ge¬ Was sollten wol einem Führer dieser Art Etsch und Mincio mit ihren Grenzboten III, 13os. 3
treiben, so müßten sie auch wol noch die dortigen vier Festungen räumen, Was noch nicht ist. kann noch werden; für jetzt aber werden der Mincio- Aber grade das blinde stiermüßige Vertrauen auf die unbedingte Wirkung Die Hauptsache für die Oestreichs würde wol sein, daß sie einen Geist Kaum sind jemals einem Feldherrn günstigere Chancen des Sieges ge¬ Was sollten wol einem Führer dieser Art Etsch und Mincio mit ihren Grenzboten III, 13os. 3
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treiben, so müßten sie auch wol noch die dortigen vier Festungen räumen,
und dieselben Leute, welche uns versichern, daß die Niederlage von Magenta
eigentlich ein Vortheil für die Oestreicher gewesen sei, weil sie sich infolge da¬
von ihren Quellen nähern, würden vielleicht uns auch vordemonstriren, daß
das Aufgeben von Mincio und Etsch ein noch größerer Vortheil für die Oest¬
reicher sei, weil sie sich nun offenbar noch mehr ihren Quellen nähern.
Was noch nicht ist. kann noch werden; für jetzt aber werden der Mincio-
linie und dem Festungsviereck ja noch magische Eigenschaften zugeschrieben.
Wahrhaftig, man spricht jetzt wieder von dieser Festungsgruppe, als ob sie
von sich selbst wirke, als ob sie handeln könne, wie ein vernünftiger Mensch.
Dieses indessen verhält sich gar nicht so. Im besten Falle kann eine solche
Gruppe als eine tüchtige Maschine betrachtet werden, welche der Mensch mit
Leib und Seele erst beleben und ausnutzen muß, die er allein regieren und
bald zweckmäßig, bald unzweckmäßig gebrauchen kann. Unzweckmäßig gebraucht
nutzt die Festungsgruppe ebenso wenig als die gezogenen Schießprügel.
Aber grade das blinde stiermüßige Vertrauen auf die unbedingte Wirkung
solcher Maschinen, über denen man den Geist, der sie gebrauchen sollte, glaubt
entbehren zu können, ist kein Prognostikon des Sieges.
Die Hauptsache für die Oestreichs würde wol sein, daß sie einen Geist
an die Spitze ihres Heeres brächten, daß sie endlich einmal die Verhältnisse
des Oberbefehles klar und angemessen gestalteten, daß sie nicht mehr stolz seien
aus die Menge deutscher Fürsten und Herrn. ..welche die Fahne Oestreichs
hoch haltensondern praktischen Stolz zeigten auf die Menge deutscher In¬
telligenz, welche im Heere steckt, und daß sie dieser rücksichtslos oder vielmehr
rücksichtsvoll die gebührende Stellung einräumten, statt das gute Recht dieser
Intelligenz an die verderbten Geschlechter zu verschleudern, welche eben auch
solche Traditionen sind, wie das berühmte Festungsviereck.
Kaum sind jemals einem Feldherrn günstigere Chancen des Sieges ge¬
boten worden, als dem Feldzeugmeister Giulay am Tessin. Und was ist da¬
raus geworden? Aus dem möglichen glänzenden Siege eine wirkliche glän¬
zende Niederlage. Welcher Feldherr hatte jemals tapferere, hartnäckigere,
lasere Soldaten? Wer hat sie jemals ärger mißbraucht und weniger gethan,
^hre Kräfte durch richtige Verwendung zu verwerthen? Wem bot der Feind
^ bequemere Gelegenheit zur Wirkung auf der für ihn günstigsten Linie? und
welcher Feldherr hat je weniger als Giulay Vortheil daraus zu ziehen ge¬
wußt, obgleich ihm, wie es constatirt ist, früh genug bekannt war, was
der Feind im Schilde führe.
Was sollten wol einem Führer dieser Art Etsch und Mincio mit ihren
festen Grenzsteinen nützen? Die festen Grenzsteine sind doch nur Steine. Wird
ein solcher Mann das Brod des Sieges aus ihnen backen?
Grenzboten III, 13os. 3
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