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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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Durcheinander von allerhand Baustylen, seiner unendlichen Fülle von Ampeln,
"uipcn und Leuchtern, Thronen. Altären, Grotten, seinem Reichthum an
kdlen Metallen und seiner Armuth an wirklichen Kunstwerken, mit seiner Her-
^'hebung von Blut und Martern, mit seinen der Länge nach auf den Boden
^streckten Betern, seinen Weihrauchswolken, seinen kerzentragenden, Kyrie
Agenten Mönchsprocesstonen, den stupid andächtigen Gesichtern seiner lang-
^arigen bärtigen Diakonen und Popen, seinen in schweren Brokat gehüllten
'Ichöfen und Patriarchen, dem unablässigen Hymnengenäsel, dem Weihwasser-
Wedeln und Hosianna, dem Halleluja und Amen der verschiedenen Religions-
pweien nur als ein gutes Bild des romantischen Geistes, so sehen jene Pik-
^ darin das Denkmal einer Vergangenheit, die ihnen das Heil gebar, ein
^ugniß. daß sie erlöst sind von der Gewalt des Todes. Aus ihr Gewissen,
sittliches Thun aber hat die Magie des Ortes nicht den leisesten Einfluß,
^des Osterfest ist davon Zeuge. Die griechische und armenische Geistlichkeit
^Miethet in dieser Zeit die ihr gehörenden Plätze in der Kirche*) an die
Mger ^ Nachtherberge, und so sind in den Ostertagen alle ihre Kapellen,
würden. Gänge und Emporkirchen mit Betten und Schlafteppichen, liegenden
,"d kauernden Menschengruppen bedeckt. Die Ursache davon ist nicht sowol
^ Mangel an Raum in den Klöstern und andern Herbergen, als vielmehr
^ dem Glauben zu suchen, daß der Schlaf an der heiligen Stätte einen be-
^Nders wohlthätigen Einfluß aus die Naturen habe, daß er z. B. unfrucht-
tzherl zu Kindern verhelfe. Ich enthalte mich, weiter auszuführen, was
^ Aberglaube der Pilger infolge dessen hier für erlaubt, ja gerathen hält.

Ein anderes Motiv, die Nacht in der Kirche zuzubringen, ist, daß man
^ bei Zeiten eines guten Platzes versichern will, wenn das heilige Feuer
scheint.

. Die Legende erzählt darüber folgendes: Der Bischof Narcissus in Jeru-
^rü befahl einst am Ostersonnabend seinem Diakon, alle Lampen in der
rabeskirche auszulöschen, weil sie später von himmlischem Feuer wieder me¬
intet werden sollten. Als ihm der Diakon entgegnete, es sei kein Oel in
^ Lampen, gebot ihm der Bischof, Wasser hineinzugießen. Dies geschah.
^ der Nacht aber wurde das Wasser zu Oel, und die Dochte entzündeten
^ von selbst an Blitzen, die durch die Decke hereinzuckten. Dieses Wunder
^uerte sich bis aus die Kreuzzüge alljährlich, blieb aber dann wiederholt



pett-. ^ Lateinern gehören der größte Theil der Rotunde des heiligen Grabes, die Kel-
ter Maria und der Maria Magdcilena, der Salbungsstein, die Kapelle der Kreuzfindung
die r> ' ^° ^sus mit Dornen gekrönt wurde. Griechischer Besitz sind das Katholikon und
d>x wo Christus vor der Kreuzigung verweilte, armenischer eine Galerie der Rotunde,
^"kapelle und die Stätte der Kleiderverloosung. Die Syrer besitzen eine kleine Ka-
"r> der westlichen Galerie der Rotunde, die Kopten nur den erwähnten dürftigen Altar
" Westmauer der Kapelle des heiligen Grabes, welche letztere allen Confessionen gehört.

Durcheinander von allerhand Baustylen, seiner unendlichen Fülle von Ampeln,
"uipcn und Leuchtern, Thronen. Altären, Grotten, seinem Reichthum an
kdlen Metallen und seiner Armuth an wirklichen Kunstwerken, mit seiner Her-
^'hebung von Blut und Martern, mit seinen der Länge nach auf den Boden
^streckten Betern, seinen Weihrauchswolken, seinen kerzentragenden, Kyrie
Agenten Mönchsprocesstonen, den stupid andächtigen Gesichtern seiner lang-
^arigen bärtigen Diakonen und Popen, seinen in schweren Brokat gehüllten
'Ichöfen und Patriarchen, dem unablässigen Hymnengenäsel, dem Weihwasser-
Wedeln und Hosianna, dem Halleluja und Amen der verschiedenen Religions-
pweien nur als ein gutes Bild des romantischen Geistes, so sehen jene Pik-
^ darin das Denkmal einer Vergangenheit, die ihnen das Heil gebar, ein
^ugniß. daß sie erlöst sind von der Gewalt des Todes. Aus ihr Gewissen,
sittliches Thun aber hat die Magie des Ortes nicht den leisesten Einfluß,
^des Osterfest ist davon Zeuge. Die griechische und armenische Geistlichkeit
^Miethet in dieser Zeit die ihr gehörenden Plätze in der Kirche*) an die
Mger ^ Nachtherberge, und so sind in den Ostertagen alle ihre Kapellen,
würden. Gänge und Emporkirchen mit Betten und Schlafteppichen, liegenden
,"d kauernden Menschengruppen bedeckt. Die Ursache davon ist nicht sowol
^ Mangel an Raum in den Klöstern und andern Herbergen, als vielmehr
^ dem Glauben zu suchen, daß der Schlaf an der heiligen Stätte einen be-
^Nders wohlthätigen Einfluß aus die Naturen habe, daß er z. B. unfrucht-
tzherl zu Kindern verhelfe. Ich enthalte mich, weiter auszuführen, was
^ Aberglaube der Pilger infolge dessen hier für erlaubt, ja gerathen hält.

Ein anderes Motiv, die Nacht in der Kirche zuzubringen, ist, daß man
^ bei Zeiten eines guten Platzes versichern will, wenn das heilige Feuer
scheint.

. Die Legende erzählt darüber folgendes: Der Bischof Narcissus in Jeru-
^rü befahl einst am Ostersonnabend seinem Diakon, alle Lampen in der
rabeskirche auszulöschen, weil sie später von himmlischem Feuer wieder me¬
intet werden sollten. Als ihm der Diakon entgegnete, es sei kein Oel in
^ Lampen, gebot ihm der Bischof, Wasser hineinzugießen. Dies geschah.
^ der Nacht aber wurde das Wasser zu Oel, und die Dochte entzündeten
^ von selbst an Blitzen, die durch die Decke hereinzuckten. Dieses Wunder
^uerte sich bis aus die Kreuzzüge alljährlich, blieb aber dann wiederholt



pett-. ^ Lateinern gehören der größte Theil der Rotunde des heiligen Grabes, die Kel-
ter Maria und der Maria Magdcilena, der Salbungsstein, die Kapelle der Kreuzfindung
die r> ' ^° ^sus mit Dornen gekrönt wurde. Griechischer Besitz sind das Katholikon und
d>x wo Christus vor der Kreuzigung verweilte, armenischer eine Galerie der Rotunde,
^»kapelle und die Stätte der Kleiderverloosung. Die Syrer besitzen eine kleine Ka-
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" Westmauer der Kapelle des heiligen Grabes, welche letztere allen Confessionen gehört.
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[0309] Durcheinander von allerhand Baustylen, seiner unendlichen Fülle von Ampeln, "uipcn und Leuchtern, Thronen. Altären, Grotten, seinem Reichthum an kdlen Metallen und seiner Armuth an wirklichen Kunstwerken, mit seiner Her- ^'hebung von Blut und Martern, mit seinen der Länge nach auf den Boden ^streckten Betern, seinen Weihrauchswolken, seinen kerzentragenden, Kyrie Agenten Mönchsprocesstonen, den stupid andächtigen Gesichtern seiner lang- ^arigen bärtigen Diakonen und Popen, seinen in schweren Brokat gehüllten 'Ichöfen und Patriarchen, dem unablässigen Hymnengenäsel, dem Weihwasser- Wedeln und Hosianna, dem Halleluja und Amen der verschiedenen Religions- pweien nur als ein gutes Bild des romantischen Geistes, so sehen jene Pik- ^ darin das Denkmal einer Vergangenheit, die ihnen das Heil gebar, ein ^ugniß. daß sie erlöst sind von der Gewalt des Todes. Aus ihr Gewissen, sittliches Thun aber hat die Magie des Ortes nicht den leisesten Einfluß, ^des Osterfest ist davon Zeuge. Die griechische und armenische Geistlichkeit ^Miethet in dieser Zeit die ihr gehörenden Plätze in der Kirche*) an die Mger ^ Nachtherberge, und so sind in den Ostertagen alle ihre Kapellen, würden. Gänge und Emporkirchen mit Betten und Schlafteppichen, liegenden ,"d kauernden Menschengruppen bedeckt. Die Ursache davon ist nicht sowol ^ Mangel an Raum in den Klöstern und andern Herbergen, als vielmehr ^ dem Glauben zu suchen, daß der Schlaf an der heiligen Stätte einen be- ^Nders wohlthätigen Einfluß aus die Naturen habe, daß er z. B. unfrucht- tzherl zu Kindern verhelfe. Ich enthalte mich, weiter auszuführen, was ^ Aberglaube der Pilger infolge dessen hier für erlaubt, ja gerathen hält. Ein anderes Motiv, die Nacht in der Kirche zuzubringen, ist, daß man ^ bei Zeiten eines guten Platzes versichern will, wenn das heilige Feuer scheint. . Die Legende erzählt darüber folgendes: Der Bischof Narcissus in Jeru- ^rü befahl einst am Ostersonnabend seinem Diakon, alle Lampen in der rabeskirche auszulöschen, weil sie später von himmlischem Feuer wieder me¬ intet werden sollten. Als ihm der Diakon entgegnete, es sei kein Oel in ^ Lampen, gebot ihm der Bischof, Wasser hineinzugießen. Dies geschah. ^ der Nacht aber wurde das Wasser zu Oel, und die Dochte entzündeten ^ von selbst an Blitzen, die durch die Decke hereinzuckten. Dieses Wunder ^uerte sich bis aus die Kreuzzüge alljährlich, blieb aber dann wiederholt pett-. ^ Lateinern gehören der größte Theil der Rotunde des heiligen Grabes, die Kel- ter Maria und der Maria Magdcilena, der Salbungsstein, die Kapelle der Kreuzfindung die r> ' ^° ^sus mit Dornen gekrönt wurde. Griechischer Besitz sind das Katholikon und d>x wo Christus vor der Kreuzigung verweilte, armenischer eine Galerie der Rotunde, ^»kapelle und die Stätte der Kleiderverloosung. Die Syrer besitzen eine kleine Ka- »r> der westlichen Galerie der Rotunde, die Kopten nur den erwähnten dürftigen Altar " Westmauer der Kapelle des heiligen Grabes, welche letztere allen Confessionen gehört.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/309>, abgerufen am 23.07.2024.