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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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wen des Teufels spinnen, weben und nähen, auf die Brust wurden zwei
Häupter gestickt, das rechte bärtig, das linke wie König Beelzebubs Kopf, mit
einer Krone, dunkle Erinnerungen an die heiligen Häupter Donars und Wuo-
tans,*) Nach späterem Brauch mußte das Nothhemd von Mädchen unter
sieben Jahren gesponnen sein, es wurde mit besondern Kreuznähten genäht,
und mühte verstohlen auf den Altar gebracht werden, bis drei Messen
darüber gelesen waren. Ein solches Nothhemd wurde.am Schlachttag unter
dem Kleid angelegt. Erhielt der Träger doch eine Wunde, so war fremdes
Garn unter das zauberkräftige gemischt worden.

Gern suchte der Abergläubische die Wunderkraft der christlichen Kirche für
sich zu benutzen, wenn auch gesetzwidrig und mit bösem Gewissen. Man ließ tels
Evangelium Se. Johannis subtil und geschmeidig auf zartes Papier schreiben,
brachte es heimlich unter die Altardecke einer katholischen Kirche, wartete, bis
der Priester drei Messen darüber gelesen hatte, steckte es in einen Federkiel oder
eine ausgehöhlte Haselnuß, verkittete die Oeffnung mit spanischem Lack oder
Wachs, oder ließ solche Kapseln in Gold oder Silber fassen, und hing sie an
den Hals. Andere empfingen beim Abendmahl die Hostie unter stiller An¬
rufung des Teufels, nahmen die Oblate wieder aus dem Mund, lösten an einer
Stelle des Leibes die Haut vom Fleische, steckten die Oblate hinein und ließen
sie so verbellen. Die Wildesten freilich ergaben sich dein Teufel mit Haut und
Haar; solche Gesellen konnten nicht nur andere Menschen festmachen, sondern
sogar eßbare Dinge, Butter, Käse. Obst, daß die schärfsten Messer nicht ein¬
zuschneiden vermochten.^)

Auch bei den geschriebenen Zetteln, welche Wundsegen enthielten, wech¬
selten Form und Name.

Aus der frühen Landsknechtzeit starrmite Papst Leonis Segen, er ent¬
hielt gute christliche Worte und Verheißungen. Ferner der Segen des Rit¬
ters von Flandern, so genannt, weil ein Ritter, der ihn einst bei sich
tragen, nicht hatte enthauptet werden können; er war mit unbekannten Cha¬
rakteren und Buchstaben beschrieben, dazwischen Kreuzzeichen. Dann der Be-
nedisten- oder Nothsegen, der im Augenblick der Gefahr Nohr und Schwert
der Feinde band.^*)

Ebenso waren die passauer Zettel des siebzehnten Jahrhunderts aufPost"
Papier, Jungfernpergament, Hostien geschrieben mit Fledermausblut, mit besonde¬
rer Feder; die Aufschrift waren seltsame Charaktere, Drudenfüße, Zirkel, Kreuze.
Buchstaben fremder Sprache; nach Grimmelshausen-j-) stand der Reim darauf-
"






") Henning Groß. Magie". Eisleben 1600. 4°. Bl, 99 V.
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--*) Konigl, schwedischer Victorischlüssel.
. Zimmermann, Goth. Mön. ni. a. O.
s) Wunderbares Vogelnest. II. Th. satyrischer Pilgram II. Th. -- Grimmelshauftn "
spricht die Kunst' festzumachen zwar gläubig, aber obenhin, als etwas längst Bekam"

wen des Teufels spinnen, weben und nähen, auf die Brust wurden zwei
Häupter gestickt, das rechte bärtig, das linke wie König Beelzebubs Kopf, mit
einer Krone, dunkle Erinnerungen an die heiligen Häupter Donars und Wuo-
tans,*) Nach späterem Brauch mußte das Nothhemd von Mädchen unter
sieben Jahren gesponnen sein, es wurde mit besondern Kreuznähten genäht,
und mühte verstohlen auf den Altar gebracht werden, bis drei Messen
darüber gelesen waren. Ein solches Nothhemd wurde.am Schlachttag unter
dem Kleid angelegt. Erhielt der Träger doch eine Wunde, so war fremdes
Garn unter das zauberkräftige gemischt worden.

Gern suchte der Abergläubische die Wunderkraft der christlichen Kirche für
sich zu benutzen, wenn auch gesetzwidrig und mit bösem Gewissen. Man ließ tels
Evangelium Se. Johannis subtil und geschmeidig auf zartes Papier schreiben,
brachte es heimlich unter die Altardecke einer katholischen Kirche, wartete, bis
der Priester drei Messen darüber gelesen hatte, steckte es in einen Federkiel oder
eine ausgehöhlte Haselnuß, verkittete die Oeffnung mit spanischem Lack oder
Wachs, oder ließ solche Kapseln in Gold oder Silber fassen, und hing sie an
den Hals. Andere empfingen beim Abendmahl die Hostie unter stiller An¬
rufung des Teufels, nahmen die Oblate wieder aus dem Mund, lösten an einer
Stelle des Leibes die Haut vom Fleische, steckten die Oblate hinein und ließen
sie so verbellen. Die Wildesten freilich ergaben sich dein Teufel mit Haut und
Haar; solche Gesellen konnten nicht nur andere Menschen festmachen, sondern
sogar eßbare Dinge, Butter, Käse. Obst, daß die schärfsten Messer nicht ein¬
zuschneiden vermochten.^)

Auch bei den geschriebenen Zetteln, welche Wundsegen enthielten, wech¬
selten Form und Name.

Aus der frühen Landsknechtzeit starrmite Papst Leonis Segen, er ent¬
hielt gute christliche Worte und Verheißungen. Ferner der Segen des Rit¬
ters von Flandern, so genannt, weil ein Ritter, der ihn einst bei sich
tragen, nicht hatte enthauptet werden können; er war mit unbekannten Cha¬
rakteren und Buchstaben beschrieben, dazwischen Kreuzzeichen. Dann der Be-
nedisten- oder Nothsegen, der im Augenblick der Gefahr Nohr und Schwert
der Feinde band.^*)

Ebenso waren die passauer Zettel des siebzehnten Jahrhunderts aufPost"
Papier, Jungfernpergament, Hostien geschrieben mit Fledermausblut, mit besonde¬
rer Feder; die Aufschrift waren seltsame Charaktere, Drudenfüße, Zirkel, Kreuze.
Buchstaben fremder Sprache; nach Grimmelshausen-j-) stand der Reim darauf-
"






») Henning Groß. Magie«. Eisleben 1600. 4°. Bl, 99 V.
'
--*) Konigl, schwedischer Victorischlüssel.
. Zimmermann, Goth. Mön. ni. a. O.
s) Wunderbares Vogelnest. II. Th. satyrischer Pilgram II. Th. — Grimmelshauftn »
spricht die Kunst' festzumachen zwar gläubig, aber obenhin, als etwas längst Bekam»
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[0242] wen des Teufels spinnen, weben und nähen, auf die Brust wurden zwei Häupter gestickt, das rechte bärtig, das linke wie König Beelzebubs Kopf, mit einer Krone, dunkle Erinnerungen an die heiligen Häupter Donars und Wuo- tans,*) Nach späterem Brauch mußte das Nothhemd von Mädchen unter sieben Jahren gesponnen sein, es wurde mit besondern Kreuznähten genäht, und mühte verstohlen auf den Altar gebracht werden, bis drei Messen darüber gelesen waren. Ein solches Nothhemd wurde.am Schlachttag unter dem Kleid angelegt. Erhielt der Träger doch eine Wunde, so war fremdes Garn unter das zauberkräftige gemischt worden. Gern suchte der Abergläubische die Wunderkraft der christlichen Kirche für sich zu benutzen, wenn auch gesetzwidrig und mit bösem Gewissen. Man ließ tels Evangelium Se. Johannis subtil und geschmeidig auf zartes Papier schreiben, brachte es heimlich unter die Altardecke einer katholischen Kirche, wartete, bis der Priester drei Messen darüber gelesen hatte, steckte es in einen Federkiel oder eine ausgehöhlte Haselnuß, verkittete die Oeffnung mit spanischem Lack oder Wachs, oder ließ solche Kapseln in Gold oder Silber fassen, und hing sie an den Hals. Andere empfingen beim Abendmahl die Hostie unter stiller An¬ rufung des Teufels, nahmen die Oblate wieder aus dem Mund, lösten an einer Stelle des Leibes die Haut vom Fleische, steckten die Oblate hinein und ließen sie so verbellen. Die Wildesten freilich ergaben sich dein Teufel mit Haut und Haar; solche Gesellen konnten nicht nur andere Menschen festmachen, sondern sogar eßbare Dinge, Butter, Käse. Obst, daß die schärfsten Messer nicht ein¬ zuschneiden vermochten.^) Auch bei den geschriebenen Zetteln, welche Wundsegen enthielten, wech¬ selten Form und Name. Aus der frühen Landsknechtzeit starrmite Papst Leonis Segen, er ent¬ hielt gute christliche Worte und Verheißungen. Ferner der Segen des Rit¬ ters von Flandern, so genannt, weil ein Ritter, der ihn einst bei sich tragen, nicht hatte enthauptet werden können; er war mit unbekannten Cha¬ rakteren und Buchstaben beschrieben, dazwischen Kreuzzeichen. Dann der Be- nedisten- oder Nothsegen, der im Augenblick der Gefahr Nohr und Schwert der Feinde band.^*) Ebenso waren die passauer Zettel des siebzehnten Jahrhunderts aufPost" Papier, Jungfernpergament, Hostien geschrieben mit Fledermausblut, mit besonde¬ rer Feder; die Aufschrift waren seltsame Charaktere, Drudenfüße, Zirkel, Kreuze. Buchstaben fremder Sprache; nach Grimmelshausen-j-) stand der Reim darauf- " ») Henning Groß. Magie«. Eisleben 1600. 4°. Bl, 99 V. ' --*) Konigl, schwedischer Victorischlüssel. . Zimmermann, Goth. Mön. ni. a. O. s) Wunderbares Vogelnest. II. Th. satyrischer Pilgram II. Th. — Grimmelshauftn » spricht die Kunst' festzumachen zwar gläubig, aber obenhin, als etwas längst Bekam»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/242>, abgerufen am 29.12.2024.