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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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seid trugen z. B. die Tillyschen weiße Bänder um Hut und Helm, weiße
Schnüre um den Arm, die Schweden grüne Zweige. Die kaiserliche Feldfarbe
war roth, Gustav Adolph verbot deshalb seinen Schweden Roth zu tragen, die
Feldbinden seiner Offiziere waren anfänglich nach den Regimentern verschieden-

Der Feldmarschall oder Quartiermeister wählte den Platz des Lagers
womöglich an fließendem Wasser, auf einer Stätte, die der Vertheidigung
günstig war.") Zunächst wurde der Raum für den Feldherrn und seinen Stab
ausgemessen. Dort erhoben sich die großen verzierten Zelte auf verbotenen
Grund, der durch eine Barriere und eingesteckte Spieße, oft durch Befestigun¬
gen von dem übrigen Lager getrennt war. In der Nähe blieb ein freier
Platz mit der Hauptwache; weilte das Heer längere Zeit im Lager, so wurde
dort der Feldgalgen als Warnungszeichen aufgerichtet. Jedem Regiment und
Fähnlein wird mit Zweigen seine Stelle abgesteckt, dann rücken die Truppen
ein, Glieder und Rotten werden geöffnet, die Fahnen jedes Regiments
werden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt, dahinter liegt in paral¬
lelen Linien die Lagerstätte des Fabricius, je fünfzig Mann in einer Reihe,
bei der Fahne der Fähnrich, in der Mitte der Lieutenant, am Ende der
Hauptmann, hinter beiden die Zelte der Oberofsiziere und Beamten; der
Feldscheer liegt neben dem Fähnrich, der Kaplan in der Nähe des Haupt-
manns. Die Offiziere wohnen in Zelten, welche oft konische Form habe"
und mit Stricken am Erdboden befestigt sind. Die Gemeinen bauen sich
auf dem angewiesenen engen Raum ihre kleinen Hütten von Stroh und
Bretern. Neben der Hütte steckt der Pikenier seinen Spieß in den Boden,
die Piken. Kurzspieße. Hellebarden. Partisanen und Standarten zeigen scho"
von weitem Rang und Waffe der Zeltbewohner. In den Hütten Hausen die
Soldaten häufig zu Zweien oder Vieren, bei ihnen Weiber. Dirnen. Buben
und Hunde. So lagert Fähnlein neben Fähnlein, Regiment neben Regiment
im großen Viereck oder im Kreise, das ganze Lager ist von breitem Raum
umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem dreißigjährigen Kriege war es
gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen, dann wurden die
Train- und Bagagewagen in doppelter Reihe aneinander geschoben und ni't
Ketten oder Klammern zum großen Viereck oder Kreis verbunden, die noth¬
wendigen Ausgänge freigelassen. Damals hatte die Reiterei zunächst an der
inneren Seite der Wagen ihr Lager; für die Pferde waren neben den Hüte^
und Zelten der Reiter nothdürftige Verschläge aufgerichtet. Dieser Brauch war
veraltet, nur selten umschließen die Wagen das Lager, man ist bemüht'
dasselbe durch Graben. Wal! und die Feldgeschütze zu decken. An den Aus-
gängen sind Lagerwachen, außerhalb des Lagers werden Reitertrupps und eine
Postenkette von Musketieren oder Schützn, aufgestellt. Vor dem Zelt jed^



") Wallhausen. Kriegskunst zu Fuß; Fronsperger. Kriegsbuch a. in. O.

seid trugen z. B. die Tillyschen weiße Bänder um Hut und Helm, weiße
Schnüre um den Arm, die Schweden grüne Zweige. Die kaiserliche Feldfarbe
war roth, Gustav Adolph verbot deshalb seinen Schweden Roth zu tragen, die
Feldbinden seiner Offiziere waren anfänglich nach den Regimentern verschieden-

Der Feldmarschall oder Quartiermeister wählte den Platz des Lagers
womöglich an fließendem Wasser, auf einer Stätte, die der Vertheidigung
günstig war.") Zunächst wurde der Raum für den Feldherrn und seinen Stab
ausgemessen. Dort erhoben sich die großen verzierten Zelte auf verbotenen
Grund, der durch eine Barriere und eingesteckte Spieße, oft durch Befestigun¬
gen von dem übrigen Lager getrennt war. In der Nähe blieb ein freier
Platz mit der Hauptwache; weilte das Heer längere Zeit im Lager, so wurde
dort der Feldgalgen als Warnungszeichen aufgerichtet. Jedem Regiment und
Fähnlein wird mit Zweigen seine Stelle abgesteckt, dann rücken die Truppen
ein, Glieder und Rotten werden geöffnet, die Fahnen jedes Regiments
werden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt, dahinter liegt in paral¬
lelen Linien die Lagerstätte des Fabricius, je fünfzig Mann in einer Reihe,
bei der Fahne der Fähnrich, in der Mitte der Lieutenant, am Ende der
Hauptmann, hinter beiden die Zelte der Oberofsiziere und Beamten; der
Feldscheer liegt neben dem Fähnrich, der Kaplan in der Nähe des Haupt-
manns. Die Offiziere wohnen in Zelten, welche oft konische Form habe»
und mit Stricken am Erdboden befestigt sind. Die Gemeinen bauen sich
auf dem angewiesenen engen Raum ihre kleinen Hütten von Stroh und
Bretern. Neben der Hütte steckt der Pikenier seinen Spieß in den Boden,
die Piken. Kurzspieße. Hellebarden. Partisanen und Standarten zeigen scho"
von weitem Rang und Waffe der Zeltbewohner. In den Hütten Hausen die
Soldaten häufig zu Zweien oder Vieren, bei ihnen Weiber. Dirnen. Buben
und Hunde. So lagert Fähnlein neben Fähnlein, Regiment neben Regiment
im großen Viereck oder im Kreise, das ganze Lager ist von breitem Raum
umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem dreißigjährigen Kriege war es
gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen, dann wurden die
Train- und Bagagewagen in doppelter Reihe aneinander geschoben und ni't
Ketten oder Klammern zum großen Viereck oder Kreis verbunden, die noth¬
wendigen Ausgänge freigelassen. Damals hatte die Reiterei zunächst an der
inneren Seite der Wagen ihr Lager; für die Pferde waren neben den Hüte^
und Zelten der Reiter nothdürftige Verschläge aufgerichtet. Dieser Brauch war
veraltet, nur selten umschließen die Wagen das Lager, man ist bemüht'
dasselbe durch Graben. Wal! und die Feldgeschütze zu decken. An den Aus-
gängen sind Lagerwachen, außerhalb des Lagers werden Reitertrupps und eine
Postenkette von Musketieren oder Schützn, aufgestellt. Vor dem Zelt jed^



") Wallhausen. Kriegskunst zu Fuß; Fronsperger. Kriegsbuch a. in. O.
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[0202] seid trugen z. B. die Tillyschen weiße Bänder um Hut und Helm, weiße Schnüre um den Arm, die Schweden grüne Zweige. Die kaiserliche Feldfarbe war roth, Gustav Adolph verbot deshalb seinen Schweden Roth zu tragen, die Feldbinden seiner Offiziere waren anfänglich nach den Regimentern verschieden- Der Feldmarschall oder Quartiermeister wählte den Platz des Lagers womöglich an fließendem Wasser, auf einer Stätte, die der Vertheidigung günstig war.") Zunächst wurde der Raum für den Feldherrn und seinen Stab ausgemessen. Dort erhoben sich die großen verzierten Zelte auf verbotenen Grund, der durch eine Barriere und eingesteckte Spieße, oft durch Befestigun¬ gen von dem übrigen Lager getrennt war. In der Nähe blieb ein freier Platz mit der Hauptwache; weilte das Heer längere Zeit im Lager, so wurde dort der Feldgalgen als Warnungszeichen aufgerichtet. Jedem Regiment und Fähnlein wird mit Zweigen seine Stelle abgesteckt, dann rücken die Truppen ein, Glieder und Rotten werden geöffnet, die Fahnen jedes Regiments werden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt, dahinter liegt in paral¬ lelen Linien die Lagerstätte des Fabricius, je fünfzig Mann in einer Reihe, bei der Fahne der Fähnrich, in der Mitte der Lieutenant, am Ende der Hauptmann, hinter beiden die Zelte der Oberofsiziere und Beamten; der Feldscheer liegt neben dem Fähnrich, der Kaplan in der Nähe des Haupt- manns. Die Offiziere wohnen in Zelten, welche oft konische Form habe» und mit Stricken am Erdboden befestigt sind. Die Gemeinen bauen sich auf dem angewiesenen engen Raum ihre kleinen Hütten von Stroh und Bretern. Neben der Hütte steckt der Pikenier seinen Spieß in den Boden, die Piken. Kurzspieße. Hellebarden. Partisanen und Standarten zeigen scho" von weitem Rang und Waffe der Zeltbewohner. In den Hütten Hausen die Soldaten häufig zu Zweien oder Vieren, bei ihnen Weiber. Dirnen. Buben und Hunde. So lagert Fähnlein neben Fähnlein, Regiment neben Regiment im großen Viereck oder im Kreise, das ganze Lager ist von breitem Raum umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem dreißigjährigen Kriege war es gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen, dann wurden die Train- und Bagagewagen in doppelter Reihe aneinander geschoben und ni't Ketten oder Klammern zum großen Viereck oder Kreis verbunden, die noth¬ wendigen Ausgänge freigelassen. Damals hatte die Reiterei zunächst an der inneren Seite der Wagen ihr Lager; für die Pferde waren neben den Hüte^ und Zelten der Reiter nothdürftige Verschläge aufgerichtet. Dieser Brauch war veraltet, nur selten umschließen die Wagen das Lager, man ist bemüht' dasselbe durch Graben. Wal! und die Feldgeschütze zu decken. An den Aus- gängen sind Lagerwachen, außerhalb des Lagers werden Reitertrupps und eine Postenkette von Musketieren oder Schützn, aufgestellt. Vor dem Zelt jed^ ") Wallhausen. Kriegskunst zu Fuß; Fronsperger. Kriegsbuch a. in. O.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/202>, abgerufen am 28.12.2024.