Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.wissen Sinn als Pionnier für ein derartiges Unternehmen gewirkt, und wenn "Die kaiserlich japanesische Regierung, die mich für einen Amerikaner an¬ Wie ich Gelegenheit gehabt habe, aus sicherer Quelle zu erfahren, wird wissen Sinn als Pionnier für ein derartiges Unternehmen gewirkt, und wenn „Die kaiserlich japanesische Regierung, die mich für einen Amerikaner an¬ Wie ich Gelegenheit gehabt habe, aus sicherer Quelle zu erfahren, wird <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0070" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107117"/> <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> wissen Sinn als Pionnier für ein derartiges Unternehmen gewirkt, und wenn<lb/> er nichts ausrichtete, was von Bedeutung wäre, so ist sein patriotischer Sinn<lb/> aller Ehren werth und die Wahrhaftigkeit seiner Angaben nicht wohl zu be¬<lb/> zweifeln. Derselbe übergab mit dem Capitän Thaüiow dem Gouverneur<lb/> von Simoda am 4. Juli 1855 ein Schreiben, in dem er bat, bei der kaiser¬<lb/> lichen Negierung in Jeddo beantragen zu wollen, daß Deutschland dieselben<lb/> Privilegien gewährt würden, welche man England und den Ver. Staaten zu¬<lb/> gestanden. Er begründete sein Gesuch damit, daß es die Pflicht jedes Deut¬<lb/> schen sei, das Interesse seines Vaterlandes zu vertreten, wo es auch sein möge,<lb/> daß ferner die deutsche Nation mit Recht die gebildetste in Europa heiße,<lb/> und daß Deutschland zwar wenig Kriegsschiffe, aber nächst England die<lb/> größte Handelsflotte besitze, von deren Schiffen sehr viele die japanesischen<lb/> Gewässer befahren. Der Gouverneur sandte den Brief nach Jeddo und ließ<lb/> dem Absender sagen, daß seiner Ansicht nach die japanesische Regierung mit der¬<lb/> selben Bereitwilligkeit einen Vertrag mit den Deutschen wie mit den Amerikanern,<lb/> Engländern und Russen schließen würde, falls Deutschland einen mit gehöriger<lb/> Vollmacht versehenen Gesandten schicke; ihm (Lühdorf) aber könne darüber<lb/> als einem bloßen Privatmann keine officielle Mittheilung gemacht werden.<lb/> Die Antwort von Jeddo bestätigte diese Meinung in allen Punkten. Wir<lb/> lesen darüber in dem Tagebuche Lühdorfs unterm 22. October Folgendes:</p><lb/> <p xml:id="ID_182"> „Die kaiserlich japanesische Regierung, die mich für einen Amerikaner an¬<lb/> sieht (das Schiff, mit dem er als Supercargo angekommen, fuhr unter ameri¬<lb/> kanischer Flagge) und als solchen behandelt, bedauert, mein Gesuch aus die¬<lb/> sem Grunde nicht in dem gewünschten Licht betrachten zu können. Die ein¬<lb/> zige Antwort, die mir darauf ertheilt werden könne, sei die, daß ein mit den<lb/> nöthigen Vollmachten und Beglaubigungsschreiben versehener Gesandter der<lb/> deutschen Staaten dieselbe Berücksichtigung wie die Gesandten der bereits mit<lb/> Japan befreundeten Mächte erhalten werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_183" next="#ID_184"> Wie ich Gelegenheit gehabt habe, aus sicherer Quelle zu erfahren, wird<lb/> die japanesische Regierung mit derselben Bereitwilligkeit einen Vertrag mit<lb/> Deutschland, wie mit Amerika, England und Nußland eingehen, und es ist<lb/> durchaus unnöthig, deshalb eine starke Kriegsmacht, wie die genannten Mächte<lb/> gethan haben, nach Japan zu senden. Ein einziges Kriegsschiff würde diesen Zweck<lb/> erreichen, und ohne viele Schwierigkeiten und große Kosten würde sich ein Ver¬<lb/> trag mit Japan auf denselben, vielleicht auf noch weit besseren (Deutschland<lb/> als wenig mächtig zur See ist wenig oder gar nicht gefährlich für Japan)<lb/> schließen lassen, wie der amerikanische, der bis jetzt noch immer zum Vorbild<lb/> genommen worden ist. Die Vortheile eines Vertrags müssen jedermann ein¬<lb/> leuchten; denn ohne einen solchen ist an keine directe Handelsbeziehungen, ja<lb/> nicht einmal daran zu denken, daß deutsche Schiffe zum Frachtverkehr nach</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
wissen Sinn als Pionnier für ein derartiges Unternehmen gewirkt, und wenn
er nichts ausrichtete, was von Bedeutung wäre, so ist sein patriotischer Sinn
aller Ehren werth und die Wahrhaftigkeit seiner Angaben nicht wohl zu be¬
zweifeln. Derselbe übergab mit dem Capitän Thaüiow dem Gouverneur
von Simoda am 4. Juli 1855 ein Schreiben, in dem er bat, bei der kaiser¬
lichen Negierung in Jeddo beantragen zu wollen, daß Deutschland dieselben
Privilegien gewährt würden, welche man England und den Ver. Staaten zu¬
gestanden. Er begründete sein Gesuch damit, daß es die Pflicht jedes Deut¬
schen sei, das Interesse seines Vaterlandes zu vertreten, wo es auch sein möge,
daß ferner die deutsche Nation mit Recht die gebildetste in Europa heiße,
und daß Deutschland zwar wenig Kriegsschiffe, aber nächst England die
größte Handelsflotte besitze, von deren Schiffen sehr viele die japanesischen
Gewässer befahren. Der Gouverneur sandte den Brief nach Jeddo und ließ
dem Absender sagen, daß seiner Ansicht nach die japanesische Regierung mit der¬
selben Bereitwilligkeit einen Vertrag mit den Deutschen wie mit den Amerikanern,
Engländern und Russen schließen würde, falls Deutschland einen mit gehöriger
Vollmacht versehenen Gesandten schicke; ihm (Lühdorf) aber könne darüber
als einem bloßen Privatmann keine officielle Mittheilung gemacht werden.
Die Antwort von Jeddo bestätigte diese Meinung in allen Punkten. Wir
lesen darüber in dem Tagebuche Lühdorfs unterm 22. October Folgendes:
„Die kaiserlich japanesische Regierung, die mich für einen Amerikaner an¬
sieht (das Schiff, mit dem er als Supercargo angekommen, fuhr unter ameri¬
kanischer Flagge) und als solchen behandelt, bedauert, mein Gesuch aus die¬
sem Grunde nicht in dem gewünschten Licht betrachten zu können. Die ein¬
zige Antwort, die mir darauf ertheilt werden könne, sei die, daß ein mit den
nöthigen Vollmachten und Beglaubigungsschreiben versehener Gesandter der
deutschen Staaten dieselbe Berücksichtigung wie die Gesandten der bereits mit
Japan befreundeten Mächte erhalten werde.
Wie ich Gelegenheit gehabt habe, aus sicherer Quelle zu erfahren, wird
die japanesische Regierung mit derselben Bereitwilligkeit einen Vertrag mit
Deutschland, wie mit Amerika, England und Nußland eingehen, und es ist
durchaus unnöthig, deshalb eine starke Kriegsmacht, wie die genannten Mächte
gethan haben, nach Japan zu senden. Ein einziges Kriegsschiff würde diesen Zweck
erreichen, und ohne viele Schwierigkeiten und große Kosten würde sich ein Ver¬
trag mit Japan auf denselben, vielleicht auf noch weit besseren (Deutschland
als wenig mächtig zur See ist wenig oder gar nicht gefährlich für Japan)
schließen lassen, wie der amerikanische, der bis jetzt noch immer zum Vorbild
genommen worden ist. Die Vortheile eines Vertrags müssen jedermann ein¬
leuchten; denn ohne einen solchen ist an keine directe Handelsbeziehungen, ja
nicht einmal daran zu denken, daß deutsche Schiffe zum Frachtverkehr nach
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