Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.ländischen Kolonie befürchtend, nur so lange sich in Decima aufhalten, als Kurz nach der Wiederaufnahme der alten Beziehungen zwischen Holland 1830 versuchten englische Deportirte, welche sich auf der Brigg Cyprus, ländischen Kolonie befürchtend, nur so lange sich in Decima aufhalten, als Kurz nach der Wiederaufnahme der alten Beziehungen zwischen Holland 1830 versuchten englische Deportirte, welche sich auf der Brigg Cyprus, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107107"/> <p xml:id="ID_151" prev="#ID_150"> ländischen Kolonie befürchtend, nur so lange sich in Decima aufhalten, als<lb/> das Schiff, das sie hergeführt, zum Löschen seiner Waaren und zur Einnahme<lb/> der Rückfracht bedürfte, dann mußte sie sich wieder nach Batavia einschiffen,<lb/> während ihr Gatte in Nangasccki zurückblieb.</p><lb/> <p xml:id="ID_152"> Kurz nach der Wiederaufnahme der alten Beziehungen zwischen Holland<lb/> und Japan wagte sich eine englische Brigg, die von dem Capitän Gordon<lb/> befehligt war und zur englischen Flotte gehörte, in die Bucht von Jeddo.<lb/> Dieselbe wurde sofort mit einem Cordon von bewaffneten Booten umgeben,<lb/> deren Anführer das Schiff bestieg und die üblichen Fragen that, welchem<lb/> Lande man angehöre und was man wolle. Der Capitün antwortete, er<lb/> wolle um die Vergünstigung bitten, hier Handel zu treiben. Die Japanesen<lb/> entgegneten, daß dies nicht gewährt werden könne, und daß man ihm bis<lb/> auf weiteres sein Steuerruder und die am Bord befindlichen Waffen weg¬<lb/> nehmen müsse. Er mußte sich wohl oder übel darein ergeben, da er von<lb/> nicht weniger als hundert und zwanzig Booten und einem halben Dutzend<lb/> großer Dschonken, die Kanonen führten, umgeben war. Im Uebrigen war<lb/> man sehr artig, bot dem Capitän Pfeifen und Thee an, erkundigte sich nach<lb/> dem Befinden Napoleons, des Königs von England und des Königs der<lb/> Niederlande, über welche man mindestens ebenso gut unterrichtet war als der<lb/> wackere Capitän. und schickte, als ein geeigneter Wind sich einstellte, alles<lb/> was man weggenommen, wieder, worauf die Brigg von fünfzig Ruderbooten<lb/> aus der Bucht hinausbugstrt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_153" next="#ID_154"> 1830 versuchten englische Deportirte, welche sich auf der Brigg Cyprus,<lb/> die sie nach Neusüdwales bringen sollte, empört und sich des Schiffes be¬<lb/> mächtigt hatten, an der Küste Japans zu landen, wurden indeß mit Kanonen¬<lb/> schüssen verjagt. Im folgenden Jahre landeten drei Japanesen, die einzigen<lb/> Ueberlebenden von der Mannschaft einer Dschonke, welche durch einen Sturm<lb/> über den stillen Ocean verschlagen worden, auf der Königin-Charlotte-Insel<lb/> an der Nordküste von Amerika. Hier rettete sie ein Agent der Hudsonsbai¬<lb/> gesellschaft aus den Händen der Eingebornen und sandte sie nach England.<lb/> Von dort schickte man sie nach Makao, wo ein englischer Missionär sich ihrer<lb/> annahm. Bald daraus trafen vier andere Japanesen, die bei den Philippinen<lb/> Schiffbruch erlitten, in Makao ein. Die Lage dieser Leute schien Gelegenheit<lb/> zu bieten zur Eröffnung von Verbindungen mit Japan, und so rüstete ein<lb/> amerikanisches Haus jenes Platzes die Brigg Morrison aus und schickte sie mit<lb/> den Japanesen in Begleitung von zwei protestantischen Missionären nach Ja¬<lb/> pan. Hier warf das Schiff am 27. Juli 1837 in der Bucht von Jeddo<lb/> Anker. Aber schon in der folgenden Nacht pflanzten die Japanesen am Ufer<lb/> Kanonen auf und begannen ein Feuer, welches die Brigg das Weite suchen<lb/> ließ. Es wär ein Mißverstündniß, an welchem der Capitün des Schiffes</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
ländischen Kolonie befürchtend, nur so lange sich in Decima aufhalten, als
das Schiff, das sie hergeführt, zum Löschen seiner Waaren und zur Einnahme
der Rückfracht bedürfte, dann mußte sie sich wieder nach Batavia einschiffen,
während ihr Gatte in Nangasccki zurückblieb.
Kurz nach der Wiederaufnahme der alten Beziehungen zwischen Holland
und Japan wagte sich eine englische Brigg, die von dem Capitän Gordon
befehligt war und zur englischen Flotte gehörte, in die Bucht von Jeddo.
Dieselbe wurde sofort mit einem Cordon von bewaffneten Booten umgeben,
deren Anführer das Schiff bestieg und die üblichen Fragen that, welchem
Lande man angehöre und was man wolle. Der Capitün antwortete, er
wolle um die Vergünstigung bitten, hier Handel zu treiben. Die Japanesen
entgegneten, daß dies nicht gewährt werden könne, und daß man ihm bis
auf weiteres sein Steuerruder und die am Bord befindlichen Waffen weg¬
nehmen müsse. Er mußte sich wohl oder übel darein ergeben, da er von
nicht weniger als hundert und zwanzig Booten und einem halben Dutzend
großer Dschonken, die Kanonen führten, umgeben war. Im Uebrigen war
man sehr artig, bot dem Capitän Pfeifen und Thee an, erkundigte sich nach
dem Befinden Napoleons, des Königs von England und des Königs der
Niederlande, über welche man mindestens ebenso gut unterrichtet war als der
wackere Capitän. und schickte, als ein geeigneter Wind sich einstellte, alles
was man weggenommen, wieder, worauf die Brigg von fünfzig Ruderbooten
aus der Bucht hinausbugstrt wurde.
1830 versuchten englische Deportirte, welche sich auf der Brigg Cyprus,
die sie nach Neusüdwales bringen sollte, empört und sich des Schiffes be¬
mächtigt hatten, an der Küste Japans zu landen, wurden indeß mit Kanonen¬
schüssen verjagt. Im folgenden Jahre landeten drei Japanesen, die einzigen
Ueberlebenden von der Mannschaft einer Dschonke, welche durch einen Sturm
über den stillen Ocean verschlagen worden, auf der Königin-Charlotte-Insel
an der Nordküste von Amerika. Hier rettete sie ein Agent der Hudsonsbai¬
gesellschaft aus den Händen der Eingebornen und sandte sie nach England.
Von dort schickte man sie nach Makao, wo ein englischer Missionär sich ihrer
annahm. Bald daraus trafen vier andere Japanesen, die bei den Philippinen
Schiffbruch erlitten, in Makao ein. Die Lage dieser Leute schien Gelegenheit
zu bieten zur Eröffnung von Verbindungen mit Japan, und so rüstete ein
amerikanisches Haus jenes Platzes die Brigg Morrison aus und schickte sie mit
den Japanesen in Begleitung von zwei protestantischen Missionären nach Ja¬
pan. Hier warf das Schiff am 27. Juli 1837 in der Bucht von Jeddo
Anker. Aber schon in der folgenden Nacht pflanzten die Japanesen am Ufer
Kanonen auf und begannen ein Feuer, welches die Brigg das Weite suchen
ließ. Es wär ein Mißverstündniß, an welchem der Capitün des Schiffes
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |