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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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land, über Camerlata auf Camen vorschob. Das Gebiet von Lecco und das
Veltlin erhoben sich im Aufstand gegen die Oestreicher, ermuthigt durch die
Nähe Garibaldis, der allerdings durch Zulauf seine Streitkräfte um etwas
vermehrt hatte, dessen Kräfte aber doch überschätzt wurden. "Victor Emanuel!"
ward hier dicht an den Grenzen der Schweiz die Parole der Bevölkerung.

Doch ein drohenderes Ungewitter zog sich gegen die Schar der Alpen¬
jäger zusammen. Feldmarschalllieutenant Urban. Chef der Reservedivision, welche
gebildet war, um in der Lombardei, im Rücken der östreichischen Hauptarmee
die Ruhe zu erhalten, welche aber nach dem merkwürdigen System des Feld-
zeugmeisters Giulay, der nie Truppen genug haben kann und sie doch nie¬
mals hat, wo er sie braucht, auch zu den Feldoperationen verwendet worden
war, Urban also, der auch bei Montebello mitgefochten hatte, war nunmehr
wieder nach dem Norden gerückt und sammelte bei Monza starke Abtheilungen
seiner Division und der lombardischen Garnisonen, Kräfte, die Garibaldi weit
überlegen waren, wie er mit ihnen bisher noch nicht gefochten. Am 29. Mai
kam es bei Camerlata und Como zum heftigen Treffen und entschieden ge¬
schlagen, mußten die Alpenjäger weichen.

Das Ungeschick der Oestreicher, ihre Sehnsucht, an Varese Rache zu nehmen,
endlich die Energie und Geschicklichkeit des Führers retteten die Alpenjäger
vom Verderben.

Schon verkündeten östreichische Berichte, daß nun nächstens Garibaldi
völlig eingeschlossen, gezwungen sein werde die Waffen zu strecken; hatte doch
Giulay außer der Proklamation, welche er am 25. Mai den Lombarden ent-
gegenschleudertc. durch welche er sie zur Ruhe ermahnte und ihnen im Falle
des Zuwiderhandelns alle irdischen und höllischen Strafen androhte, auch
1200 Mann von der Hauptarmee nach Aroma am Langensee entsendet, um
dem kühnen Parteigänger auch den letzten Ausweg zu versperren.

Entschiedene Parteigänger Oestreichs, sonst ganz anständige Leute, stritten
bereits darüber, ob die Oestreicher Garibaldi hängen oder erschießen würden;
daß der Mann ein geborner Nizzaner, daß er General Piemonts. einer Macht
war, welche nach völkerrechtlichen Gesetzen in legitimem Krieg gegen Oest¬
reich stand, galt ihnen nichts. Sie begriffen weder die Infamie, die in einem
solchen Acte seitens östreichischer Generale gelegen hätte, noch die Nothwen¬
digkeit, in welche derselbe Victor Emanuel und Louis Napoleon versetzt hätte,
jeden östreichischen General, der in ihre Hände fiel, hängen oder erschießen
zu lassen.

Der edelste, uneigennützigste, der geistig am höchsten begabte von den
Gegnern Oestreichs, der Mann, der wirklich die Freiheit seines Vaterlandes
will, wie jeder echte Mann die des seinigen wollen sollte, dieser Mann war
den absoluten Kaiserlich-Königlichen der größte Dorn im Auge.


land, über Camerlata auf Camen vorschob. Das Gebiet von Lecco und das
Veltlin erhoben sich im Aufstand gegen die Oestreicher, ermuthigt durch die
Nähe Garibaldis, der allerdings durch Zulauf seine Streitkräfte um etwas
vermehrt hatte, dessen Kräfte aber doch überschätzt wurden. „Victor Emanuel!"
ward hier dicht an den Grenzen der Schweiz die Parole der Bevölkerung.

Doch ein drohenderes Ungewitter zog sich gegen die Schar der Alpen¬
jäger zusammen. Feldmarschalllieutenant Urban. Chef der Reservedivision, welche
gebildet war, um in der Lombardei, im Rücken der östreichischen Hauptarmee
die Ruhe zu erhalten, welche aber nach dem merkwürdigen System des Feld-
zeugmeisters Giulay, der nie Truppen genug haben kann und sie doch nie¬
mals hat, wo er sie braucht, auch zu den Feldoperationen verwendet worden
war, Urban also, der auch bei Montebello mitgefochten hatte, war nunmehr
wieder nach dem Norden gerückt und sammelte bei Monza starke Abtheilungen
seiner Division und der lombardischen Garnisonen, Kräfte, die Garibaldi weit
überlegen waren, wie er mit ihnen bisher noch nicht gefochten. Am 29. Mai
kam es bei Camerlata und Como zum heftigen Treffen und entschieden ge¬
schlagen, mußten die Alpenjäger weichen.

Das Ungeschick der Oestreicher, ihre Sehnsucht, an Varese Rache zu nehmen,
endlich die Energie und Geschicklichkeit des Führers retteten die Alpenjäger
vom Verderben.

Schon verkündeten östreichische Berichte, daß nun nächstens Garibaldi
völlig eingeschlossen, gezwungen sein werde die Waffen zu strecken; hatte doch
Giulay außer der Proklamation, welche er am 25. Mai den Lombarden ent-
gegenschleudertc. durch welche er sie zur Ruhe ermahnte und ihnen im Falle
des Zuwiderhandelns alle irdischen und höllischen Strafen androhte, auch
1200 Mann von der Hauptarmee nach Aroma am Langensee entsendet, um
dem kühnen Parteigänger auch den letzten Ausweg zu versperren.

Entschiedene Parteigänger Oestreichs, sonst ganz anständige Leute, stritten
bereits darüber, ob die Oestreicher Garibaldi hängen oder erschießen würden;
daß der Mann ein geborner Nizzaner, daß er General Piemonts. einer Macht
war, welche nach völkerrechtlichen Gesetzen in legitimem Krieg gegen Oest¬
reich stand, galt ihnen nichts. Sie begriffen weder die Infamie, die in einem
solchen Acte seitens östreichischer Generale gelegen hätte, noch die Nothwen¬
digkeit, in welche derselbe Victor Emanuel und Louis Napoleon versetzt hätte,
jeden östreichischen General, der in ihre Hände fiel, hängen oder erschießen
zu lassen.

Der edelste, uneigennützigste, der geistig am höchsten begabte von den
Gegnern Oestreichs, der Mann, der wirklich die Freiheit seines Vaterlandes
will, wie jeder echte Mann die des seinigen wollen sollte, dieser Mann war
den absoluten Kaiserlich-Königlichen der größte Dorn im Auge.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/494>, abgerufen am 22.12.2024.