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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Rebellion als priv^tum, das ich aber nicht zu halten gedenke." -- 26, März
"Jetzt lese ich, wie du dir leicht einbilden wirst, historische Schriften. Um
doch einen Führer zu haben, der mich auf eine nicht gar zu ermüdende Art
durch die Universalhistorie leitet, habe ich mir die Universalhistorie des Millot
angeschafft. Die Vecksche, die ich auch habe, ist gar zu beschwerlich eingerichtet,
der Noten wegen, die den Text weit übersteigen -- eine Methode, die mir
äußerst zuwider ist und auch wenig Geschmack verräth. Zur Berichtigung
des Franzosen ist sie mir übrigens brauchbar. Die Schröcksche Weltgeschichte
erwarte ich auch noch von Leipzig; aus diesen dreien denke ich, in Verbin¬
dung mit Robertson, Gibbon, Bossuet und Schmidt schon eine interessante
eigne -- für das erste Mal -- herauszuheben. Aber schon von diesem Sommer
an werde ich mich mit den besten Quellen selbst bekannt machen. In Spitt-
lcrs Abriß der Kirchengeschichte, mit dem ich jetzt eben beschäftigt bin, finde
ich vieles, das mich reizt und auf künftige Untersuchungen leitet." "Eigent¬
lich sollten Kirchengeschichte, Geschichte der Philosophie, Geschichte der Kunst,
der Sitten und Geschichte des Handels mit der politischen in eins zusammen¬
gefaßt werden, und dieses erst kann Universalhistorie sein. Mein Plan ist es,
diesen Weg zu gehn und zwar so früh als möglich dazu Hand ans Werk zu
legen. Was ich von Gibbon gelesen habe, so viel nämlich übersetzt ist, die
zwei ersten Theile, hat mir ungemein viel gegeben, ob ich gleich gestehen
muß. daß ich mir ihn nicht ganz zum Muster wählen würde." "Deinen
Rollin möchte ich gern diesen Sommer durchlesen, und einiges in deinem
sogenannten Hißmann ist für mein xublieum vielleicht auch zu brauchen, weil
es einige sinnreiche Hypothesen enthält, die sich mitnehmen lassen, um hier
und da eine trockene Materie aufzuheitern," An Karoline, 17. April. "Die
Zeit kommt nun mit starken Schritten heran, wo ich meine Bude in Jena
eröffnen muß. Ich habe noch gar nicht darauf denken können, was ich meinen
Herrn Studenten in den ersten Collegien vorsetzen werde." An Körner, 16. April:
"Aus einer Einleitung in die Universalhistorie läßt sich gar vielerlei machen.
Ohne Zweifel wird es eine Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft oder doch
etwas Aehnliches. Vielleicht auch nur eine vorläufige Festsetzung des Wichtigen
in der Geschichte und eine Bestimmung gewisser Begriffe, aus die man sich
in der Geschichte selbst beziehen und über die man also einig sein muß. Ich
bekümmere mich diesen Sommer um keinen Plan; das Hauptsächliche ist,
jede Vorlesung interessant und nützlich zu machen."

Die erste Vorlesung fand den 26. Mai 1739 vor einem Auditorium von
fast fünfhundert Studenten statt; ein Ereigniß für das kleine Jena. Der
Zulauf hielt sich in der nächsten Zeit, und Schiller fand sich bald in sein
Geschäft. "Doch habe ich meine Vorlesung abgelesen, und bei der zweiten
nur wenig extemporirt. Ich kann den Vorlesungen noch keinen rechten Ge-


Rebellion als priv^tum, das ich aber nicht zu halten gedenke." — 26, März
„Jetzt lese ich, wie du dir leicht einbilden wirst, historische Schriften. Um
doch einen Führer zu haben, der mich auf eine nicht gar zu ermüdende Art
durch die Universalhistorie leitet, habe ich mir die Universalhistorie des Millot
angeschafft. Die Vecksche, die ich auch habe, ist gar zu beschwerlich eingerichtet,
der Noten wegen, die den Text weit übersteigen — eine Methode, die mir
äußerst zuwider ist und auch wenig Geschmack verräth. Zur Berichtigung
des Franzosen ist sie mir übrigens brauchbar. Die Schröcksche Weltgeschichte
erwarte ich auch noch von Leipzig; aus diesen dreien denke ich, in Verbin¬
dung mit Robertson, Gibbon, Bossuet und Schmidt schon eine interessante
eigne — für das erste Mal — herauszuheben. Aber schon von diesem Sommer
an werde ich mich mit den besten Quellen selbst bekannt machen. In Spitt-
lcrs Abriß der Kirchengeschichte, mit dem ich jetzt eben beschäftigt bin, finde
ich vieles, das mich reizt und auf künftige Untersuchungen leitet." „Eigent¬
lich sollten Kirchengeschichte, Geschichte der Philosophie, Geschichte der Kunst,
der Sitten und Geschichte des Handels mit der politischen in eins zusammen¬
gefaßt werden, und dieses erst kann Universalhistorie sein. Mein Plan ist es,
diesen Weg zu gehn und zwar so früh als möglich dazu Hand ans Werk zu
legen. Was ich von Gibbon gelesen habe, so viel nämlich übersetzt ist, die
zwei ersten Theile, hat mir ungemein viel gegeben, ob ich gleich gestehen
muß. daß ich mir ihn nicht ganz zum Muster wählen würde." „Deinen
Rollin möchte ich gern diesen Sommer durchlesen, und einiges in deinem
sogenannten Hißmann ist für mein xublieum vielleicht auch zu brauchen, weil
es einige sinnreiche Hypothesen enthält, die sich mitnehmen lassen, um hier
und da eine trockene Materie aufzuheitern," An Karoline, 17. April. „Die
Zeit kommt nun mit starken Schritten heran, wo ich meine Bude in Jena
eröffnen muß. Ich habe noch gar nicht darauf denken können, was ich meinen
Herrn Studenten in den ersten Collegien vorsetzen werde." An Körner, 16. April:
„Aus einer Einleitung in die Universalhistorie läßt sich gar vielerlei machen.
Ohne Zweifel wird es eine Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft oder doch
etwas Aehnliches. Vielleicht auch nur eine vorläufige Festsetzung des Wichtigen
in der Geschichte und eine Bestimmung gewisser Begriffe, aus die man sich
in der Geschichte selbst beziehen und über die man also einig sein muß. Ich
bekümmere mich diesen Sommer um keinen Plan; das Hauptsächliche ist,
jede Vorlesung interessant und nützlich zu machen."

Die erste Vorlesung fand den 26. Mai 1739 vor einem Auditorium von
fast fünfhundert Studenten statt; ein Ereigniß für das kleine Jena. Der
Zulauf hielt sich in der nächsten Zeit, und Schiller fand sich bald in sein
Geschäft. „Doch habe ich meine Vorlesung abgelesen, und bei der zweiten
nur wenig extemporirt. Ich kann den Vorlesungen noch keinen rechten Ge-


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[0464] Rebellion als priv^tum, das ich aber nicht zu halten gedenke." — 26, März „Jetzt lese ich, wie du dir leicht einbilden wirst, historische Schriften. Um doch einen Führer zu haben, der mich auf eine nicht gar zu ermüdende Art durch die Universalhistorie leitet, habe ich mir die Universalhistorie des Millot angeschafft. Die Vecksche, die ich auch habe, ist gar zu beschwerlich eingerichtet, der Noten wegen, die den Text weit übersteigen — eine Methode, die mir äußerst zuwider ist und auch wenig Geschmack verräth. Zur Berichtigung des Franzosen ist sie mir übrigens brauchbar. Die Schröcksche Weltgeschichte erwarte ich auch noch von Leipzig; aus diesen dreien denke ich, in Verbin¬ dung mit Robertson, Gibbon, Bossuet und Schmidt schon eine interessante eigne — für das erste Mal — herauszuheben. Aber schon von diesem Sommer an werde ich mich mit den besten Quellen selbst bekannt machen. In Spitt- lcrs Abriß der Kirchengeschichte, mit dem ich jetzt eben beschäftigt bin, finde ich vieles, das mich reizt und auf künftige Untersuchungen leitet." „Eigent¬ lich sollten Kirchengeschichte, Geschichte der Philosophie, Geschichte der Kunst, der Sitten und Geschichte des Handels mit der politischen in eins zusammen¬ gefaßt werden, und dieses erst kann Universalhistorie sein. Mein Plan ist es, diesen Weg zu gehn und zwar so früh als möglich dazu Hand ans Werk zu legen. Was ich von Gibbon gelesen habe, so viel nämlich übersetzt ist, die zwei ersten Theile, hat mir ungemein viel gegeben, ob ich gleich gestehen muß. daß ich mir ihn nicht ganz zum Muster wählen würde." „Deinen Rollin möchte ich gern diesen Sommer durchlesen, und einiges in deinem sogenannten Hißmann ist für mein xublieum vielleicht auch zu brauchen, weil es einige sinnreiche Hypothesen enthält, die sich mitnehmen lassen, um hier und da eine trockene Materie aufzuheitern," An Karoline, 17. April. „Die Zeit kommt nun mit starken Schritten heran, wo ich meine Bude in Jena eröffnen muß. Ich habe noch gar nicht darauf denken können, was ich meinen Herrn Studenten in den ersten Collegien vorsetzen werde." An Körner, 16. April: „Aus einer Einleitung in die Universalhistorie läßt sich gar vielerlei machen. Ohne Zweifel wird es eine Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft oder doch etwas Aehnliches. Vielleicht auch nur eine vorläufige Festsetzung des Wichtigen in der Geschichte und eine Bestimmung gewisser Begriffe, aus die man sich in der Geschichte selbst beziehen und über die man also einig sein muß. Ich bekümmere mich diesen Sommer um keinen Plan; das Hauptsächliche ist, jede Vorlesung interessant und nützlich zu machen." Die erste Vorlesung fand den 26. Mai 1739 vor einem Auditorium von fast fünfhundert Studenten statt; ein Ereigniß für das kleine Jena. Der Zulauf hielt sich in der nächsten Zeit, und Schiller fand sich bald in sein Geschäft. „Doch habe ich meine Vorlesung abgelesen, und bei der zweiten nur wenig extemporirt. Ich kann den Vorlesungen noch keinen rechten Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/464>, abgerufen am 22.12.2024.