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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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fürchten sei, die Conservativen aller Staaten werden sich an Oestreich, oder an Frank¬
reich, oder an beide zugleich anschließen, -- Was das Letztere heißen soll, davon
später.

Unserm Ministerium werden hoffentlich bald die Augen darüber aufgehen, daß
es in diesen Regionen etwas mehr aufräumen muß, wenn es nicht die Gefahr der
Anarchie auf sich laden will. Prcßprocesse (es sind wirklich einige Processe gegen
Blätter dieser Farbe angestellt) sagen gar nichts; die Presse ist nur ein Organ bestehender
Parteien, und es ist nicht nur rechtlich geboten, sondern für den Staat selbst von
der größten Wichtigkeit, daß alle bestehenden Parteien sich mit vollkommener Freiheit
aussprechen. Aber das darf nicht sein, daß Zeitschriften, die eine solche Gesinnung
bekennen, sich zugleich für die eigentlichen Organe des monarchischen Princips aus¬
geben. Preußen wundert sich, woher das Mißtrauen in seine Festigkeit bei den an¬
dern Deutschen zu erklären sei? -- Einfach daraus, daß man noch nicht recht weiß,
wer Koch und wer Kellner ist. -- Einheit in die Regierung zu bringen, dürfte grade
unter den gegenwärtigen Umständen fehr dringend geboten fein; daß sie noch nicht
vorhanden ist, zeigen Artikel wie der obige.

Das "Dresdner Journal" -- bekanntlich das officielle Blatt der sächsischen
Regierung -- hat jene Artikel ohne weitere Anmerkung abgedruckt. Was das heißen
soll, ist doch wol deutlich.

Was nun jene wunderbare Idee betrifft -- das eventuelle Zusammengehen der
Conservativen mit Oestreich und Frankreich zu gleich -- so dürste der folgende Passus
aus der schon erwähnten Rede des Freiherrn von Beust einige Aufklärung geben.

"Es kommt noch in Betracht, daß Deutschland, wenn es auf der einen Seite
sich für berufen hält, im Kriege Oestreich nicht fallen zu lassen, sondern ihm eine
wirksame Unterstützung zu gewähren, auf der andern Seite auch ein Interesse
dabei hat, wie Oestreich den Frieden schließt und wie sich überhaupt die Dinge nach
dem Frieden gestalten. Und in dieser Beziehung unterliegt es keinem Zweifel, daß
aus der einen Seite Preußen und der deutsche Bund einen viel wirksamern und
nachhaltigem Einfluß in diesem Moment auszuüben haben werden, wenn sie bereits
eine für Oestreich fühlbare und wirksame und daher schwer zu entbehrende ^deutlicher
doch wol: die schwer zu entbehren gewesen wäre) Unterstützung geleistet haben;
während auf der andern Seite, wenn, was gar nicht unmöglich ist, Oestreich in
den Fall kommen könnte, vielleicht infolge einer zufälligen Disposition des.Gegners,
einen Frieden bald abzuschließen, der auch nicht allzulästig für Oestreich sein
könnte, ehe noch von Seiten Deutschlands irgend etwas geschehen wäre, was Oest¬
reich verpflichtet hätte, dann Oestreich auch kein hinreichendes Motiv haben würde,
auf Deutschland beim Frieden wesentlich Rücksicht zu nehmen. Und es
ist nicht zu vergessen die Erfahrung, die man beim pariser Frieden gemacht hat,
wo wir sehen, wie schnell die bittersten Feinde nach einem Frieden zu
Freunden werden. Die letztere Betrachtung richte ich wieder am allerwenigsten
an die Mitglieder dieser hohen Kammer, sondern ich richte sie über diesen Saal
hinaus an diejenigen, welche mitunter von dem Gedanken etwas präoccupirt sind,
als könne Deutschland durch ein rasches Eintreten sich dem aussetzen, Oestreich zu
freie Hand auch in innern deutschen Angelegenheiten zu gewähren. Im Gegentheil!
je eher Deutschland eintritt und je werthvoller die Unterstützung ist, die es Oestreich


fürchten sei, die Conservativen aller Staaten werden sich an Oestreich, oder an Frank¬
reich, oder an beide zugleich anschließen, — Was das Letztere heißen soll, davon
später.

Unserm Ministerium werden hoffentlich bald die Augen darüber aufgehen, daß
es in diesen Regionen etwas mehr aufräumen muß, wenn es nicht die Gefahr der
Anarchie auf sich laden will. Prcßprocesse (es sind wirklich einige Processe gegen
Blätter dieser Farbe angestellt) sagen gar nichts; die Presse ist nur ein Organ bestehender
Parteien, und es ist nicht nur rechtlich geboten, sondern für den Staat selbst von
der größten Wichtigkeit, daß alle bestehenden Parteien sich mit vollkommener Freiheit
aussprechen. Aber das darf nicht sein, daß Zeitschriften, die eine solche Gesinnung
bekennen, sich zugleich für die eigentlichen Organe des monarchischen Princips aus¬
geben. Preußen wundert sich, woher das Mißtrauen in seine Festigkeit bei den an¬
dern Deutschen zu erklären sei? — Einfach daraus, daß man noch nicht recht weiß,
wer Koch und wer Kellner ist. — Einheit in die Regierung zu bringen, dürfte grade
unter den gegenwärtigen Umständen fehr dringend geboten fein; daß sie noch nicht
vorhanden ist, zeigen Artikel wie der obige.

Das „Dresdner Journal" — bekanntlich das officielle Blatt der sächsischen
Regierung — hat jene Artikel ohne weitere Anmerkung abgedruckt. Was das heißen
soll, ist doch wol deutlich.

Was nun jene wunderbare Idee betrifft — das eventuelle Zusammengehen der
Conservativen mit Oestreich und Frankreich zu gleich — so dürste der folgende Passus
aus der schon erwähnten Rede des Freiherrn von Beust einige Aufklärung geben.

„Es kommt noch in Betracht, daß Deutschland, wenn es auf der einen Seite
sich für berufen hält, im Kriege Oestreich nicht fallen zu lassen, sondern ihm eine
wirksame Unterstützung zu gewähren, auf der andern Seite auch ein Interesse
dabei hat, wie Oestreich den Frieden schließt und wie sich überhaupt die Dinge nach
dem Frieden gestalten. Und in dieser Beziehung unterliegt es keinem Zweifel, daß
aus der einen Seite Preußen und der deutsche Bund einen viel wirksamern und
nachhaltigem Einfluß in diesem Moment auszuüben haben werden, wenn sie bereits
eine für Oestreich fühlbare und wirksame und daher schwer zu entbehrende ^deutlicher
doch wol: die schwer zu entbehren gewesen wäre) Unterstützung geleistet haben;
während auf der andern Seite, wenn, was gar nicht unmöglich ist, Oestreich in
den Fall kommen könnte, vielleicht infolge einer zufälligen Disposition des.Gegners,
einen Frieden bald abzuschließen, der auch nicht allzulästig für Oestreich sein
könnte, ehe noch von Seiten Deutschlands irgend etwas geschehen wäre, was Oest¬
reich verpflichtet hätte, dann Oestreich auch kein hinreichendes Motiv haben würde,
auf Deutschland beim Frieden wesentlich Rücksicht zu nehmen. Und es
ist nicht zu vergessen die Erfahrung, die man beim pariser Frieden gemacht hat,
wo wir sehen, wie schnell die bittersten Feinde nach einem Frieden zu
Freunden werden. Die letztere Betrachtung richte ich wieder am allerwenigsten
an die Mitglieder dieser hohen Kammer, sondern ich richte sie über diesen Saal
hinaus an diejenigen, welche mitunter von dem Gedanken etwas präoccupirt sind,
als könne Deutschland durch ein rasches Eintreten sich dem aussetzen, Oestreich zu
freie Hand auch in innern deutschen Angelegenheiten zu gewähren. Im Gegentheil!
je eher Deutschland eintritt und je werthvoller die Unterstützung ist, die es Oestreich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/446>, abgerufen am 22.12.2024.