Unsere Fingen sind berechtigt. Und sollte man es heut etwa bestreiten, so wird man es in vier Wochen zugeben, es müßte denn die östreichische Armee so ungeniein und so entschieden glücklich sein, das; ihr Glück eben allen Ver¬ stand überflüssig machte. -- Das ist freilich dann eine Sache für sich.
Wir sind schon oft in dem Fall gewesen, uns über den Gebrauch der Presse im Kriege, öffentlich und anderer Orten anzusprechen, wir sind dabei so vielen scilbnngsvoll vorgetragenen Albernheiten begegnet, daß wir es auf¬ gegeben haben, durch ein Zusammenfassen unserer Meinung etwas ausrichten zu wollen. Indessen werden wir keine Gelegenheit vorübergehen lassen, auf die zu Tage liegenden Nachtheile einer Beschränkung der Presse in Kriegs- zeiten aufmerksam zu machen und die Organe der Presse mit dem Stempel der Lächerlichkeit zu brandmarken, welche -- vielleicht blos aus Wichtigthuerei -- so thun, als theilten sie nicht alles mit, was sie wissen, oder sich ernst¬ lich Grenzen stecken, die ihnen die Stnatsgesctzgcbung nicht gesteckt hat.
Einer unserer Freunde hat einen "Operationsplan" für die nächste Zeit ausgcdüftelt, welcher vielleicht nicht schlechter ist. als die andern, welche das Geheimniß von "nur sechs Männern" sind. Wir wollen ihn der Ergöhlichkeit halber zum Besten geben, da zum Weinen immer Zeit ist und das Lachen uns vielleicht bald vergeht.
Die Oestreicher, -- sagt unser Freund -- brauchen vor allen Dingen Geld, der bekannte Louis aber braucht eine Schlacht von Marengo; denn Geld hat er mehr als nöthig. So würde es wol möglich sein, eine Conven¬ tion zu schließen, welche nachfolgende Artikel enthielte:
§. 1. Die Oestreicher verpflichten sich, Anfangs Juni dieselben Stellungen einzunehmen, welche 1800 Melas innehatte.
§. 2. Der Kaiser der Franzosen übergibt ihnen demnach Alessandria und die Bormidalinie; während er selbst seine Truppen an der Scrivia com centrirt.
§. 3. Beseelt von dem Wunsche, seinem großen Oheim nachzuahmen und folglich eine Schlacht von Marengo zu liefern, ist der Kaiser der Fran¬ zosen geneigt, für den Freundschaftsdienst, welchen ihm der Kaiser Franz Josef leistet, indem er obige beide §K. annimmt, 200 Millionen Franken in baarem Gelde zu zahlen, und außerdem jede aus Deutschland zurückgelieferte Helenamedaille mit 1000 Franken einzulösen, sofern der Inhaber auf diesen Preis nicht verzichtet.
§. i. Ueber die Verthei'lung von Sieg und Niederlage wird vorläufig nichts ausgemacht, vielmehr wird jedem überlassen zu siegen oder zu unter¬ legen, je nachdem er es vermag.
§. 5. Jedoch soll die französische ins Gefecht geführte Macht nach vor¬ legendem Exempel nur 'Vz der betreffenden östreichischen betragen.
Unsere Fingen sind berechtigt. Und sollte man es heut etwa bestreiten, so wird man es in vier Wochen zugeben, es müßte denn die östreichische Armee so ungeniein und so entschieden glücklich sein, das; ihr Glück eben allen Ver¬ stand überflüssig machte. — Das ist freilich dann eine Sache für sich.
Wir sind schon oft in dem Fall gewesen, uns über den Gebrauch der Presse im Kriege, öffentlich und anderer Orten anzusprechen, wir sind dabei so vielen scilbnngsvoll vorgetragenen Albernheiten begegnet, daß wir es auf¬ gegeben haben, durch ein Zusammenfassen unserer Meinung etwas ausrichten zu wollen. Indessen werden wir keine Gelegenheit vorübergehen lassen, auf die zu Tage liegenden Nachtheile einer Beschränkung der Presse in Kriegs- zeiten aufmerksam zu machen und die Organe der Presse mit dem Stempel der Lächerlichkeit zu brandmarken, welche — vielleicht blos aus Wichtigthuerei — so thun, als theilten sie nicht alles mit, was sie wissen, oder sich ernst¬ lich Grenzen stecken, die ihnen die Stnatsgesctzgcbung nicht gesteckt hat.
Einer unserer Freunde hat einen „Operationsplan" für die nächste Zeit ausgcdüftelt, welcher vielleicht nicht schlechter ist. als die andern, welche das Geheimniß von „nur sechs Männern" sind. Wir wollen ihn der Ergöhlichkeit halber zum Besten geben, da zum Weinen immer Zeit ist und das Lachen uns vielleicht bald vergeht.
Die Oestreicher, — sagt unser Freund — brauchen vor allen Dingen Geld, der bekannte Louis aber braucht eine Schlacht von Marengo; denn Geld hat er mehr als nöthig. So würde es wol möglich sein, eine Conven¬ tion zu schließen, welche nachfolgende Artikel enthielte:
§. 1. Die Oestreicher verpflichten sich, Anfangs Juni dieselben Stellungen einzunehmen, welche 1800 Melas innehatte.
§. 2. Der Kaiser der Franzosen übergibt ihnen demnach Alessandria und die Bormidalinie; während er selbst seine Truppen an der Scrivia com centrirt.
§. 3. Beseelt von dem Wunsche, seinem großen Oheim nachzuahmen und folglich eine Schlacht von Marengo zu liefern, ist der Kaiser der Fran¬ zosen geneigt, für den Freundschaftsdienst, welchen ihm der Kaiser Franz Josef leistet, indem er obige beide §K. annimmt, 200 Millionen Franken in baarem Gelde zu zahlen, und außerdem jede aus Deutschland zurückgelieferte Helenamedaille mit 1000 Franken einzulösen, sofern der Inhaber auf diesen Preis nicht verzichtet.
§. i. Ueber die Verthei'lung von Sieg und Niederlage wird vorläufig nichts ausgemacht, vielmehr wird jedem überlassen zu siegen oder zu unter¬ legen, je nachdem er es vermag.
§. 5. Jedoch soll die französische ins Gefecht geführte Macht nach vor¬ legendem Exempel nur 'Vz der betreffenden östreichischen betragen.
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[0441]
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so ungeniein und so entschieden glücklich sein, das; ihr Glück eben allen Ver¬
stand überflüssig machte. — Das ist freilich dann eine Sache für sich.
Wir sind schon oft in dem Fall gewesen, uns über den Gebrauch der
Presse im Kriege, öffentlich und anderer Orten anzusprechen, wir sind dabei
so vielen scilbnngsvoll vorgetragenen Albernheiten begegnet, daß wir es auf¬
gegeben haben, durch ein Zusammenfassen unserer Meinung etwas ausrichten
zu wollen. Indessen werden wir keine Gelegenheit vorübergehen lassen, auf
die zu Tage liegenden Nachtheile einer Beschränkung der Presse in Kriegs-
zeiten aufmerksam zu machen und die Organe der Presse mit dem Stempel
der Lächerlichkeit zu brandmarken, welche — vielleicht blos aus Wichtigthuerei
— so thun, als theilten sie nicht alles mit, was sie wissen, oder sich ernst¬
lich Grenzen stecken, die ihnen die Stnatsgesctzgcbung nicht gesteckt hat.
Einer unserer Freunde hat einen „Operationsplan" für die nächste Zeit
ausgcdüftelt, welcher vielleicht nicht schlechter ist. als die andern, welche das
Geheimniß von „nur sechs Männern" sind. Wir wollen ihn der Ergöhlichkeit
halber zum Besten geben, da zum Weinen immer Zeit ist und das Lachen
uns vielleicht bald vergeht.
Die Oestreicher, — sagt unser Freund — brauchen vor allen Dingen
Geld, der bekannte Louis aber braucht eine Schlacht von Marengo; denn
Geld hat er mehr als nöthig. So würde es wol möglich sein, eine Conven¬
tion zu schließen, welche nachfolgende Artikel enthielte:
§. 1. Die Oestreicher verpflichten sich, Anfangs Juni dieselben Stellungen
einzunehmen, welche 1800 Melas innehatte.
§. 2. Der Kaiser der Franzosen übergibt ihnen demnach Alessandria
und die Bormidalinie; während er selbst seine Truppen an der Scrivia com
centrirt.
§. 3. Beseelt von dem Wunsche, seinem großen Oheim nachzuahmen
und folglich eine Schlacht von Marengo zu liefern, ist der Kaiser der Fran¬
zosen geneigt, für den Freundschaftsdienst, welchen ihm der Kaiser Franz
Josef leistet, indem er obige beide §K. annimmt, 200 Millionen Franken in
baarem Gelde zu zahlen, und außerdem jede aus Deutschland zurückgelieferte
Helenamedaille mit 1000 Franken einzulösen, sofern der Inhaber auf diesen
Preis nicht verzichtet.
§. i. Ueber die Verthei'lung von Sieg und Niederlage wird vorläufig
nichts ausgemacht, vielmehr wird jedem überlassen zu siegen oder zu unter¬
legen, je nachdem er es vermag.
§. 5. Jedoch soll die französische ins Gefecht geführte Macht nach vor¬
legendem Exempel nur 'Vz der betreffenden östreichischen betragen.
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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/441>, abgerufen am 02.01.2025.
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