Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.hen. während vorerst die Franzosen, den Oestreichern folgend, nur die Linie des Bonaparte hatte einstweilen sür sich genug gethan; er überließ Massen" Die schönen Tage des Juni haben wir noch vor uns. Einen vierzehn¬ Schade ist es nur, daß die Stellungen ziemlich umgekehrt sind, die Fran¬ Ein umgekehrtes Montebello haben wir bereits erlebt. Freilich am 20, Mai Dabei können wir eine Bemerkung unmöglich unterdrücken. Von Ist es möglich, daß die Oestreicher sich einbilden, dies sei ihnen günstig? hen. während vorerst die Franzosen, den Oestreichern folgend, nur die Linie des Bonaparte hatte einstweilen sür sich genug gethan; er überließ Massen« Die schönen Tage des Juni haben wir noch vor uns. Einen vierzehn¬ Schade ist es nur, daß die Stellungen ziemlich umgekehrt sind, die Fran¬ Ein umgekehrtes Montebello haben wir bereits erlebt. Freilich am 20, Mai Dabei können wir eine Bemerkung unmöglich unterdrücken. Von Ist es möglich, daß die Oestreicher sich einbilden, dies sei ihnen günstig? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0440" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107487"/> <p xml:id="ID_1320" prev="#ID_1319"> hen. während vorerst die Franzosen, den Oestreichern folgend, nur die Linie des<lb/> Chiesa. (Salv, Montechiciri, Asoka) dem Mincio gegenüber besehen dürfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1321"> Bonaparte hatte einstweilen sür sich genug gethan; er überließ Massen«<lb/> den Oberbefehl. Massen» mußte sehr schnell durch Brune erhebt werden, da<lb/> er ein zu großer Stehldieb, — man verzeihe mir diesen cumulircnden nord¬<lb/> deutschen Provinzialismus, weil er stimmt, — war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1322"> Die schönen Tage des Juni haben wir noch vor uns. Einen vierzehn¬<lb/> ten Juni kann Napoleon der Dritte auch noch haben; einen Tag von Marengo,<lb/> selbst einen solchen, an dem er geschlagen wird und an dem ein anderer für<lb/> ihn doch die Schlacht gewinnt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1323"> Schade ist es nur, daß die Stellungen ziemlich umgekehrt sind, die Fran¬<lb/> zosen mit ihren Verbündeten diesmal Alpen und Apenninen im Rücken haben,<lb/> die Oestreicher Mailand. Indessen umgekehrte Marengos sind ebenso erlaubt,<lb/> als umgekehrte Montebellos.</p><lb/> <p xml:id="ID_1324"> Ein umgekehrtes Montebello haben wir bereits erlebt. Freilich am 20, Mai<lb/> statt am 9, Juni. Auch hieß der Franzose nicht Lannes, sondern Forey und<lb/> der Oestreicher nicht Ott, sondern Stadion. Aber es ist doch merkwürdig, daß<lb/> die französische Truppenmacht am 20. M^i 1359 etwa ebenso stark war, als<lb/> am 9. Juni 1800.--und daß die östreichische Truppenmacht am 20. Mai<lb/> 1859 von den Franzosen ebenso hoch taxirt ward, als es die vom 9. Juni<lb/> 1800 ungefähr war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1325"> Dabei können wir eine Bemerkung unmöglich unterdrücken. Von<lb/> französischer und piemontesischer Seite sind heute bereits, schlecht gezählt,<lb/> zwanzig mehr oder minder ausführliche Berichte über das Treffen von<lb/> Montebello in unseren Handen, von östreichischer Seite ein einziger sehr un-<lb/> vollkommner.</p><lb/> <p xml:id="ID_1326" next="#ID_1327"> Ist es möglich, daß die Oestreicher sich einbilden, dies sei ihnen günstig?<lb/> Wir können ihnen aus bester, wohlbegründeter Ueberzeugung versichern, daß<lb/> sie sich in diesem Falle gewaltig irren. Und wie können sie daran glauben,<lb/> die sich doch — und mit Recht — die günstige Meinung Deutschlands ge¬<lb/> winnen wollen? Meinen sie nicht, daß in der öffentlichen Meinung von jedem,<lb/> auch dem dümmsten Bericht etwas hängen bleibt? meinen sie nicht, daß die<lb/> öffentliche Stimme sogar in ihre Armee eindringt? daß, wenn diese öffentliche<lb/> Stimme von anderswoher geleitet wird, grade in der eignen Armee, in<lb/> allen den Truppentheilen, die dem bestimmten Gefecht nicht beigewohnt<lb/> haben, die Wahrheit also ebenso wenig und noch weniger kennen, als ent¬<lb/> fernte Beobachter, einiges Bedenken, entschiedener Zweifel, welcher leicht sicherer<lb/> Vorbote der Niederlage sein kann, entsteh« werde? Man sollte es kaum glau¬<lb/> ben, daß ein solcher Aberglaube in einem so tüchtigen Generalstab, als es<lb/> der östreichische ohne Zweifel ist. möglich wäre. Und doch — scheint es so.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0440]
hen. während vorerst die Franzosen, den Oestreichern folgend, nur die Linie des
Chiesa. (Salv, Montechiciri, Asoka) dem Mincio gegenüber besehen dürfen.
Bonaparte hatte einstweilen sür sich genug gethan; er überließ Massen«
den Oberbefehl. Massen» mußte sehr schnell durch Brune erhebt werden, da
er ein zu großer Stehldieb, — man verzeihe mir diesen cumulircnden nord¬
deutschen Provinzialismus, weil er stimmt, — war.
Die schönen Tage des Juni haben wir noch vor uns. Einen vierzehn¬
ten Juni kann Napoleon der Dritte auch noch haben; einen Tag von Marengo,
selbst einen solchen, an dem er geschlagen wird und an dem ein anderer für
ihn doch die Schlacht gewinnt.
Schade ist es nur, daß die Stellungen ziemlich umgekehrt sind, die Fran¬
zosen mit ihren Verbündeten diesmal Alpen und Apenninen im Rücken haben,
die Oestreicher Mailand. Indessen umgekehrte Marengos sind ebenso erlaubt,
als umgekehrte Montebellos.
Ein umgekehrtes Montebello haben wir bereits erlebt. Freilich am 20, Mai
statt am 9, Juni. Auch hieß der Franzose nicht Lannes, sondern Forey und
der Oestreicher nicht Ott, sondern Stadion. Aber es ist doch merkwürdig, daß
die französische Truppenmacht am 20. M^i 1359 etwa ebenso stark war, als
am 9. Juni 1800.--und daß die östreichische Truppenmacht am 20. Mai
1859 von den Franzosen ebenso hoch taxirt ward, als es die vom 9. Juni
1800 ungefähr war.
Dabei können wir eine Bemerkung unmöglich unterdrücken. Von
französischer und piemontesischer Seite sind heute bereits, schlecht gezählt,
zwanzig mehr oder minder ausführliche Berichte über das Treffen von
Montebello in unseren Handen, von östreichischer Seite ein einziger sehr un-
vollkommner.
Ist es möglich, daß die Oestreicher sich einbilden, dies sei ihnen günstig?
Wir können ihnen aus bester, wohlbegründeter Ueberzeugung versichern, daß
sie sich in diesem Falle gewaltig irren. Und wie können sie daran glauben,
die sich doch — und mit Recht — die günstige Meinung Deutschlands ge¬
winnen wollen? Meinen sie nicht, daß in der öffentlichen Meinung von jedem,
auch dem dümmsten Bericht etwas hängen bleibt? meinen sie nicht, daß die
öffentliche Stimme sogar in ihre Armee eindringt? daß, wenn diese öffentliche
Stimme von anderswoher geleitet wird, grade in der eignen Armee, in
allen den Truppentheilen, die dem bestimmten Gefecht nicht beigewohnt
haben, die Wahrheit also ebenso wenig und noch weniger kennen, als ent¬
fernte Beobachter, einiges Bedenken, entschiedener Zweifel, welcher leicht sicherer
Vorbote der Niederlage sein kann, entsteh« werde? Man sollte es kaum glau¬
ben, daß ein solcher Aberglaube in einem so tüchtigen Generalstab, als es
der östreichische ohne Zweifel ist. möglich wäre. Und doch — scheint es so.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |