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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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schweige über den Regenbogen und Morgenthau der lichten Stunden, die nun
hintereinander zogen, und über ihr Hingeben und Gehorchen." Davon viele
Beispiele. "25 Jahr wurde sie am Sonnabend, wo ich abreiste. Auf ihren
Muth, künftig durch alle adligen Verhaue durchzuringen, kann ich bauen."
..Ihre Farbe ist weiß und blaßroth, die Stirn poetisch und weiblich, rund, die
Augenbrauen stark (zu sehr fast), die Augen schwarz, die Nase das Gegentheil
einer kleinlichen und kurzen, die Lippen originell beschnitten, das Kinn kräftig
erhoben; kurz alles deutet auf Bestimmtheit, trotz der Schönheit." -- 2. Nov.
..Ich erschrecke, wenn ich jetzt zu den ausgebrannten Ehekratern hinübersehe,
in die ich so oft zu fallen im Begriff war, wenn keine fremde Hand mich
gehalten hätte. In Jena, in Leipzig, in Eisenach, Gotha (denn ich habe
dir nicht alles schreiben können) u. s. w. hing alles nur an einem Haar,
so hing ich selber im Haar als elender Schneußvogel." -- 20. Nov.
"Gestern ehe ich auf den Ball ging, hatte ich an der Thür mit dem alten
Herder durch drei Worte eine Rührung, daß ich kaum mehr hingehn konnte,
denn als ich sagte: Karoline gehört mir. sanken die zwei Menschen mit Thrä¬
nen an mein Herz." -- 5. Februar 1800. "Heute wurde mein Schicksal ent¬
schieden. Karoline gestand im December ihrer Mutter das Verhältniß, und
schrieb mir, sie werde nicht eher schreiben als nach der Entscheidung." Sie
hatte sehr schwere Stürme zu bestehn; man drang in ihn, eine Anstellung zu
suchen, er schlug es ab. ..Dann schrieb Herder und ich an die Mutter --
durch mattes Fordern und Widerstehen werden alle Wesen überwältigt, wie-
wol hier ein schönerer Fall war, und Herder mit seiner Gattin, zumal seit¬
dem Karoline ihm die von ihr bossirte Büste gesandt, sie väterlich segnet.
Und so hab' ich mein Herz am Herzen, die Reine und Feste, und nichts tritt
mehr zwischen die Geister. Ach ich hätt' ihr alle Martern mit meinem Be¬
richt meiner Verhältnisse ersparen können, wenn ich Erlaubniß gehabt ihn zu
schicken -- und diese Gute selber errieth nichts davon, und gab ihre Zukunft
vertrauend der vermutheten Armuth hin!" -- 28. Febr. "Ueber meine Karoline
hatt' ich einen neuen Strauß mit Onkel und Bruder auszufechten, und ich erwarte
die Siegesnachrichten jeden Tag." -- 25. März "Gleim schickte mir in einer
kön. Verschreivung auf die ostpreußischen Provinzen 500 Thlr. Aussteuer. Man
kann nichts sagen als im edleren Sinn: er ist ein Deutscher!" "Karolinens
Brief an dich wird dir die zarte aber jungfräulich schöne Seele zeigen."
"Gute Karoline! ich sagte dir die Zusammenkunft in Ilmenau aus guten
Gründen ab: könntest du es wissen, wie sich jetzt auf einem andern Blatt
meine Seele so unaussprechlich nach deiner reinen, frommen, festen sehnt.
Wie will ich dir sagen, Otto! wie ich sie achte -- nicht blos liebe -- denn
das ist immer so leicht." -- Jacovi schildert er am 1. April (von Gotha aus)
seine Braut: "Sie hat einen ernstem und strengern Geist als der meinige, der


schweige über den Regenbogen und Morgenthau der lichten Stunden, die nun
hintereinander zogen, und über ihr Hingeben und Gehorchen." Davon viele
Beispiele. „25 Jahr wurde sie am Sonnabend, wo ich abreiste. Auf ihren
Muth, künftig durch alle adligen Verhaue durchzuringen, kann ich bauen."
..Ihre Farbe ist weiß und blaßroth, die Stirn poetisch und weiblich, rund, die
Augenbrauen stark (zu sehr fast), die Augen schwarz, die Nase das Gegentheil
einer kleinlichen und kurzen, die Lippen originell beschnitten, das Kinn kräftig
erhoben; kurz alles deutet auf Bestimmtheit, trotz der Schönheit." — 2. Nov.
..Ich erschrecke, wenn ich jetzt zu den ausgebrannten Ehekratern hinübersehe,
in die ich so oft zu fallen im Begriff war, wenn keine fremde Hand mich
gehalten hätte. In Jena, in Leipzig, in Eisenach, Gotha (denn ich habe
dir nicht alles schreiben können) u. s. w. hing alles nur an einem Haar,
so hing ich selber im Haar als elender Schneußvogel." — 20. Nov.
„Gestern ehe ich auf den Ball ging, hatte ich an der Thür mit dem alten
Herder durch drei Worte eine Rührung, daß ich kaum mehr hingehn konnte,
denn als ich sagte: Karoline gehört mir. sanken die zwei Menschen mit Thrä¬
nen an mein Herz." — 5. Februar 1800. „Heute wurde mein Schicksal ent¬
schieden. Karoline gestand im December ihrer Mutter das Verhältniß, und
schrieb mir, sie werde nicht eher schreiben als nach der Entscheidung." Sie
hatte sehr schwere Stürme zu bestehn; man drang in ihn, eine Anstellung zu
suchen, er schlug es ab. ..Dann schrieb Herder und ich an die Mutter —
durch mattes Fordern und Widerstehen werden alle Wesen überwältigt, wie-
wol hier ein schönerer Fall war, und Herder mit seiner Gattin, zumal seit¬
dem Karoline ihm die von ihr bossirte Büste gesandt, sie väterlich segnet.
Und so hab' ich mein Herz am Herzen, die Reine und Feste, und nichts tritt
mehr zwischen die Geister. Ach ich hätt' ihr alle Martern mit meinem Be¬
richt meiner Verhältnisse ersparen können, wenn ich Erlaubniß gehabt ihn zu
schicken — und diese Gute selber errieth nichts davon, und gab ihre Zukunft
vertrauend der vermutheten Armuth hin!" — 28. Febr. „Ueber meine Karoline
hatt' ich einen neuen Strauß mit Onkel und Bruder auszufechten, und ich erwarte
die Siegesnachrichten jeden Tag." — 25. März „Gleim schickte mir in einer
kön. Verschreivung auf die ostpreußischen Provinzen 500 Thlr. Aussteuer. Man
kann nichts sagen als im edleren Sinn: er ist ein Deutscher!" „Karolinens
Brief an dich wird dir die zarte aber jungfräulich schöne Seele zeigen."
»Gute Karoline! ich sagte dir die Zusammenkunft in Ilmenau aus guten
Gründen ab: könntest du es wissen, wie sich jetzt auf einem andern Blatt
meine Seele so unaussprechlich nach deiner reinen, frommen, festen sehnt.
Wie will ich dir sagen, Otto! wie ich sie achte — nicht blos liebe — denn
das ist immer so leicht." — Jacovi schildert er am 1. April (von Gotha aus)
seine Braut: „Sie hat einen ernstem und strengern Geist als der meinige, der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/383>, abgerufen am 22.12.2024.