Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.Die Presse adressirt ihre Wünsche fortwährend an Preußen, sie sollte sie zu¬ Wir sind weder von dem Zweck noch von dem Erfolg der gegenwärtigen preu¬ Um den Krieg, der möglicherweise Deutschland am Rhein und an der Weichsel, - Was aber die Hauptsache ist: Preußen hat das Recht und gegen sein Land die Viel schwerer, als diese vorbereitenden Einrichtungen, ist. die Zielpunkte fest¬ Die Presse adressirt ihre Wünsche fortwährend an Preußen, sie sollte sie zu¬ Wir sind weder von dem Zweck noch von dem Erfolg der gegenwärtigen preu¬ Um den Krieg, der möglicherweise Deutschland am Rhein und an der Weichsel, - Was aber die Hauptsache ist: Preußen hat das Recht und gegen sein Land die Viel schwerer, als diese vorbereitenden Einrichtungen, ist. die Zielpunkte fest¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107414"/> <p xml:id="ID_1085"> Die Presse adressirt ihre Wünsche fortwährend an Preußen, sie sollte sie zu¬<lb/> nächst an die deutschen Regierungen einerseits, an Oestreich andererseits richten. Es<lb/> ist bisher nichts geschehn, Preußen in seiner sehr schwierigen Stellung zu erleichtern,<lb/> und doch sind die Bedingungen, die Preußen stellen muß. für den spätern militä¬<lb/> rischen Erfolg ebenso unerläßlich, als für den gegenwärtigen diplomatischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1086"> Wir sind weder von dem Zweck noch von dem Erfolg der gegenwärtigen preu¬<lb/> ßischen Mission nach Wien und den deutschen Höfen unterrichtet, was aber Preußen<lb/> zu fordern hat, wenn es sich der Kriegsgefahr unterzieht, ist so klar vorgezeichnet,<lb/> daß ein ruhiger Beobachter sich darüber nicht täuschen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Um den Krieg, der möglicherweise Deutschland am Rhein und an der Weichsel,<lb/> an der Nordsee und an der Ostsee zugleich bedroht, mit Aussicht auf Erfolg zu<lb/> führen, müssen die gesammten deutschen Streitkräfte in einer Hand vereinigt sein.<lb/> Jeder Coalitionskricg. in welchem die verbündeten Staaten militärisch eine gesonderte<lb/> Stellung behaupten, führt, wo sie mit einem geschlossenen, concentrirten Gegner zu<lb/> thun haben, nothwendig zum Verderben. Preußen, welches auf allen diesen Punk¬<lb/> ten Deutschland zu schützen hat. muß die freie Verfügung über sämmtliche deutsche<lb/> Streitkräfte haben, wenn es dem straff concentrirten französische Heer und vielleicht<lb/> "och auf der andern Seite den Russen Widerstand leisten will. Wir sehn sehr wohl<lb/> die Jnconvcnicnzen in dieser Einrichtung ein, Jnconvenienzen, die sowol Preußen<lb/> als die übrigen Bundesländer treffen, aber wir kommen darüber nicht hinaus. Ueber<lb/> die Nothwendigkeit einer einheitlichen Leitung ist alles einverstanden; Oestreich hat<lb/> mit seinen eignen Truppen genug zu thun; und etwa dem Bundestag die obere<lb/> Leitung des Kriegs zu übertragen, dieser Gedanke ist doch wol einer Widerlegung<lb/> nicht werth.</p><lb/> <p xml:id="ID_1088"> - Was aber die Hauptsache ist: Preußen hat das Recht und gegen sein Land die<lb/> Verpflichtung, die Anerkennung dieses Systems zu verlangen, bevor es einen ernst¬<lb/> haften Schritt unternimmt. Es muß die Trennung der deutschen Bundcsarmee von<lb/> der östreichischen fordern, um für den Augenblick, als noch nicht in den Krieg<lb/> engagirte Macht, an die Krieg führenden Staaten seine Forderungen zu richten. Je<lb/> schneller Oestreich einsieht, daß eine solche Einrichtung seinem eignen Interesse ent¬<lb/> spricht, je schneller sich die übrigen Staaten damit einverstanden erklären, desto<lb/> schneller kann man der Entscheidung cntgcgcnsehn. Seine Bürgschaft Hut Preußen<lb/> bereits gegeben; gegen wen die Spitze seines Schwertes sich drohend richtet, darüber<lb/> kann kein Zweifel obwalten; diese Spitze wird aber nur dann ihr Ziel treffen, wenn<lb/> sie von der gesammten Wucht Deutschlands gestützt wird. Die Blätter also, die so<lb/> eifrig auf den Krieg drängen, und trotz ihrer Abneigung gegen das Ncutralitats-<lb/> wncip so lebhaft die Einigkeit Deutschlands betonen, sollen ihre Forderung nicht<lb/> inseitig an Preußen richten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1089" next="#ID_1090"> Viel schwerer, als diese vorbereitenden Einrichtungen, ist. die Zielpunkte fest¬<lb/> zustellen. welche der deutschen Politik verheißen, ohne Beeinträchtigung, ja mit Ehren<lb/> aus dieser Krisis hervorzugehn. Es ist ganz richtig, die Herstellung eines dauer¬<lb/> haften Friedens als den Hauptzweck zu bezeichnen; dazu ist es aber nothwendig,<lb/> da doch einmal alles Bestehende in Frage gestellt ist. womöglich mit einem Schlage<lb/> die Hauptgcfabren zu entfernen, die sich dem dauerhaften Frieden entgegenstellen;<lb/> 'nit andern Worten, es handelt sich nicht etwa um einen Umsturz der wiener Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Die Presse adressirt ihre Wünsche fortwährend an Preußen, sie sollte sie zu¬
nächst an die deutschen Regierungen einerseits, an Oestreich andererseits richten. Es
ist bisher nichts geschehn, Preußen in seiner sehr schwierigen Stellung zu erleichtern,
und doch sind die Bedingungen, die Preußen stellen muß. für den spätern militä¬
rischen Erfolg ebenso unerläßlich, als für den gegenwärtigen diplomatischen.
Wir sind weder von dem Zweck noch von dem Erfolg der gegenwärtigen preu¬
ßischen Mission nach Wien und den deutschen Höfen unterrichtet, was aber Preußen
zu fordern hat, wenn es sich der Kriegsgefahr unterzieht, ist so klar vorgezeichnet,
daß ein ruhiger Beobachter sich darüber nicht täuschen kann.
Um den Krieg, der möglicherweise Deutschland am Rhein und an der Weichsel,
an der Nordsee und an der Ostsee zugleich bedroht, mit Aussicht auf Erfolg zu
führen, müssen die gesammten deutschen Streitkräfte in einer Hand vereinigt sein.
Jeder Coalitionskricg. in welchem die verbündeten Staaten militärisch eine gesonderte
Stellung behaupten, führt, wo sie mit einem geschlossenen, concentrirten Gegner zu
thun haben, nothwendig zum Verderben. Preußen, welches auf allen diesen Punk¬
ten Deutschland zu schützen hat. muß die freie Verfügung über sämmtliche deutsche
Streitkräfte haben, wenn es dem straff concentrirten französische Heer und vielleicht
"och auf der andern Seite den Russen Widerstand leisten will. Wir sehn sehr wohl
die Jnconvcnicnzen in dieser Einrichtung ein, Jnconvenienzen, die sowol Preußen
als die übrigen Bundesländer treffen, aber wir kommen darüber nicht hinaus. Ueber
die Nothwendigkeit einer einheitlichen Leitung ist alles einverstanden; Oestreich hat
mit seinen eignen Truppen genug zu thun; und etwa dem Bundestag die obere
Leitung des Kriegs zu übertragen, dieser Gedanke ist doch wol einer Widerlegung
nicht werth.
- Was aber die Hauptsache ist: Preußen hat das Recht und gegen sein Land die
Verpflichtung, die Anerkennung dieses Systems zu verlangen, bevor es einen ernst¬
haften Schritt unternimmt. Es muß die Trennung der deutschen Bundcsarmee von
der östreichischen fordern, um für den Augenblick, als noch nicht in den Krieg
engagirte Macht, an die Krieg führenden Staaten seine Forderungen zu richten. Je
schneller Oestreich einsieht, daß eine solche Einrichtung seinem eignen Interesse ent¬
spricht, je schneller sich die übrigen Staaten damit einverstanden erklären, desto
schneller kann man der Entscheidung cntgcgcnsehn. Seine Bürgschaft Hut Preußen
bereits gegeben; gegen wen die Spitze seines Schwertes sich drohend richtet, darüber
kann kein Zweifel obwalten; diese Spitze wird aber nur dann ihr Ziel treffen, wenn
sie von der gesammten Wucht Deutschlands gestützt wird. Die Blätter also, die so
eifrig auf den Krieg drängen, und trotz ihrer Abneigung gegen das Ncutralitats-
wncip so lebhaft die Einigkeit Deutschlands betonen, sollen ihre Forderung nicht
inseitig an Preußen richten.
Viel schwerer, als diese vorbereitenden Einrichtungen, ist. die Zielpunkte fest¬
zustellen. welche der deutschen Politik verheißen, ohne Beeinträchtigung, ja mit Ehren
aus dieser Krisis hervorzugehn. Es ist ganz richtig, die Herstellung eines dauer¬
haften Friedens als den Hauptzweck zu bezeichnen; dazu ist es aber nothwendig,
da doch einmal alles Bestehende in Frage gestellt ist. womöglich mit einem Schlage
die Hauptgcfabren zu entfernen, die sich dem dauerhaften Frieden entgegenstellen;
'nit andern Worten, es handelt sich nicht etwa um einen Umsturz der wiener Ver-
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