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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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mich dann mit ihr in meiner (HZramwe trof Mi-mis besuchen: ein weiblicher
Singularis dcirfs hier nicht wagen, aber ein Dualis." -- Den 29. März
1799 führt Otto seine Unsre nach Jena, wo Frau v. Kalb sie in Empfang
nimmt. "Ich danke es dir. daß ich deine und. ich wünsche, unsere Kalb
sah." Jean Paul antwortet. 5. April: "Die Kalb liebt dich herzlich, auch
Unsre gefällt ihr ganz. Aber dieser scheint noch wenig zu gefallen; sie sieht
und hört eine neue Welt mit etwas hofschen Augen und Ohren. Auf ihre
Moralität kann sie hier stolz werden, aber nicht auf ihr Wissen, da sie hier eine
weibliche Theilnahme an Gegenständen des Gesprächs findet, die ihr fremd ist."

Mittlerweile hat Jean Paul ein neues, ernsthaftes Liebesverhältniß in
Hildburghausen angeknüpft, von dem wir später ein Bild geben; "mit der
Kalb, heißt es 5. Juli, habe ich wieder Frieden;" sie correspondirt stark mit
Otto. "Grüße sie. schreibt dieser, oft und immer, und immer herzlicher."
Sie ladet ihn im October nach Waltershausen ein: "sie sagt, daß sie von
Weimar weggezogen sei und lange keine Nachricht von dir habe." -- Ganz
voll von seiner neuen Liebe, die jetzt der Erfüllung entgegengeht, schreibt
Jean Paul. 4. Febr. 1800: ..Die gute, sich selber nur nicht fassende Kalb
hat mir eine große Erschütterung gegeben, und doch hat sie mehr auf meine
Urtheile als Gefühle und Thaten gewirkt ... Ich bin mit ihr außer Ver¬
hältniß, aber durch ihren Willen. Meine Seele soll nie eine Liebe über die
höchste vergessen, und ebenso will ich der edlen Berlepsch sein, was ich kann
und darf."--..Du solltest ihr einmal schreiben." bemerkt Otto 2. März; "sie
liebt dich, wenn auch mit ihrer -- ausschließenden -- Art sehr."

Auch das neue Verhältniß ist abgebrochen. Jean Paul hat sich mit einer
Dritten in Berlin, diesmal definitiv verlobt. Im Januar 1801 schreibt Frau
v. Kalb an Otto: ..Ich weiß, daß Ihnen Jean Paul oft Briefe. Billete von
mir gegeben hat. Diese möchte ich gern wieder haben, um mir daraus zu
notiren, was mir gefällt, denn ich bekomme eine Vorliebe für meine Ideen,
meine Ansicht und Empfindung der Gegenstände: wo kann ich diese ausge¬
sprochener finden, als wo bei Erscheinung eines seltenen Wesens meine Seele
belebter und mein Geist erregter war! Schicken Sie mir diese Briefe, ich
schicke Sie wieder, wenn ich ausgeschrieben habe, was mir gefällt. Sagen
Sie Richter nichts davon, daß er nicht glaube, in meinem Wesen sei etwas
Unfreundliches." ..Es ist wahrlich, setzt Otto hinzu, mehr Unfreundliches,
aber auch mehr Freundliches gegen dich in ihrem Gemüth, als sie wol denkt."
Dann wird sie noch einige Male erwähnt, zuletzt 15. Juli 1802: ..Die immer
geehrte Kalb" - in diesen Tagen hat Jean Paul den letzten Band des Titan
beendet, wo Linda de Nomeiro, die Titanide. durch viele einzelne Züge den
Eingeweihten als Porträt der Frau von Kalb kenntlich gemacht, auf eine
schmähliche Weise fällt!


mich dann mit ihr in meiner (HZramwe trof Mi-mis besuchen: ein weiblicher
Singularis dcirfs hier nicht wagen, aber ein Dualis." — Den 29. März
1799 führt Otto seine Unsre nach Jena, wo Frau v. Kalb sie in Empfang
nimmt. „Ich danke es dir. daß ich deine und. ich wünsche, unsere Kalb
sah." Jean Paul antwortet. 5. April: „Die Kalb liebt dich herzlich, auch
Unsre gefällt ihr ganz. Aber dieser scheint noch wenig zu gefallen; sie sieht
und hört eine neue Welt mit etwas hofschen Augen und Ohren. Auf ihre
Moralität kann sie hier stolz werden, aber nicht auf ihr Wissen, da sie hier eine
weibliche Theilnahme an Gegenständen des Gesprächs findet, die ihr fremd ist."

Mittlerweile hat Jean Paul ein neues, ernsthaftes Liebesverhältniß in
Hildburghausen angeknüpft, von dem wir später ein Bild geben; „mit der
Kalb, heißt es 5. Juli, habe ich wieder Frieden;" sie correspondirt stark mit
Otto. „Grüße sie. schreibt dieser, oft und immer, und immer herzlicher."
Sie ladet ihn im October nach Waltershausen ein: „sie sagt, daß sie von
Weimar weggezogen sei und lange keine Nachricht von dir habe." — Ganz
voll von seiner neuen Liebe, die jetzt der Erfüllung entgegengeht, schreibt
Jean Paul. 4. Febr. 1800: ..Die gute, sich selber nur nicht fassende Kalb
hat mir eine große Erschütterung gegeben, und doch hat sie mehr auf meine
Urtheile als Gefühle und Thaten gewirkt ... Ich bin mit ihr außer Ver¬
hältniß, aber durch ihren Willen. Meine Seele soll nie eine Liebe über die
höchste vergessen, und ebenso will ich der edlen Berlepsch sein, was ich kann
und darf."—..Du solltest ihr einmal schreiben." bemerkt Otto 2. März; „sie
liebt dich, wenn auch mit ihrer — ausschließenden — Art sehr."

Auch das neue Verhältniß ist abgebrochen. Jean Paul hat sich mit einer
Dritten in Berlin, diesmal definitiv verlobt. Im Januar 1801 schreibt Frau
v. Kalb an Otto: ..Ich weiß, daß Ihnen Jean Paul oft Briefe. Billete von
mir gegeben hat. Diese möchte ich gern wieder haben, um mir daraus zu
notiren, was mir gefällt, denn ich bekomme eine Vorliebe für meine Ideen,
meine Ansicht und Empfindung der Gegenstände: wo kann ich diese ausge¬
sprochener finden, als wo bei Erscheinung eines seltenen Wesens meine Seele
belebter und mein Geist erregter war! Schicken Sie mir diese Briefe, ich
schicke Sie wieder, wenn ich ausgeschrieben habe, was mir gefällt. Sagen
Sie Richter nichts davon, daß er nicht glaube, in meinem Wesen sei etwas
Unfreundliches." ..Es ist wahrlich, setzt Otto hinzu, mehr Unfreundliches,
aber auch mehr Freundliches gegen dich in ihrem Gemüth, als sie wol denkt."
Dann wird sie noch einige Male erwähnt, zuletzt 15. Juli 1802: ..Die immer
geehrte Kalb" - in diesen Tagen hat Jean Paul den letzten Band des Titan
beendet, wo Linda de Nomeiro, die Titanide. durch viele einzelne Züge den
Eingeweihten als Porträt der Frau von Kalb kenntlich gemacht, auf eine
schmähliche Weise fällt!


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/348>, abgerufen am 22.12.2024.