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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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am ersten Act sind ... die Phantasie hat Raum, sich die ungeheuerste, all¬
gemeinste Revolution zu bilden; aber in einer Revolution, die durch all¬
gemeine Aufklärung, durch unsere Papieraufklärung entsteht, sehe ich
sehr wohl ein, daß keine einzelnen Köpfe hervorleuchten werden. Diese
Aufklärung verjagt den Despotismus, aber sie macht die Frcigewordnen auch
untüchtig, Republikaner zu her." -- 3. Mai 1790. "Ich fürchte, du bist
ungerecht über die französische Revolution. Es liegt gewiß an dem Geist
unsers Zeitalters, daß die Details dieser Begebenheit so wenig innern
Gehält haben, es liegt vielleicht in jeder Begebenheit, so lange sie noch
geschieht, für den Augenzeugen zu verlieren. Aber in der Geschichte des
letzten Jahres ist doch eine wichtige, entscheidende Krisis des menschlichen Gei¬
stes, durch Cultur und Literatur zunächst hervorgebracht, nicht zu verkennen."
2. Juli 1791. "Möge soviel Spielwerk, soviel französischer Flitterstaat bei
allem dem sein, als du willst, die That selbst hat doch eine eclcitante Wider¬
legung des Unglaubens gegeben, und noch sehr, sehr viel bleibt übrig, das
unserer Ideale vom Alterthum würdig ist. Die Nationalversammlung hat
mit einer gottähnlichen Consequenz und Ruhe gearbeitet, die zuerst aufge¬
nommenen Grundsätze waren die einfachsten und sichersten, das Steigen ihrer
Kraft mit der steigenden Gewißheit vom unüberwindlichsten EinVerständniß
der ganzen Nation ist so unmerklich als schön, und, die Revolution scheint
nun so fest gegründet als jemals eine in der Geschichte. Weißt du nicht
alles, so bitte ich dich, enthalte dich noch des Urtheils, und thu meinem
Gefühl nicht weh, das hier durch Widerstand zum Enthusiasmus gereizt ist."
-- 5. Dec. 1791. "Leidenschaft, wie sie auch heißen möge, verrückt den Gang
des Denkens, doch ist die demokratische Leidenschaft edler, gerechter, nothwem
diger als die aristokratische. Payne ist so wenig mein Evangelium wie Burke,
ich halte mich an Makintosh. Das Buch hat mich weinen gemacht vor Freude.
Seine Hauptidee, der' unvermeidliche Untergang der gothischen Regierungs¬
formen, besteht durchaus gegen die beste von Burke, daß nicht Abstraction,
sondern Gefühl das bürgerliche Wohlsein des Menschen bestimmen muß . . -
Um die französische Revolution in der Weltgeschichte als eine ihrer größten
Epochen stehn zu sehn, braucht man wahrlich den Ausgang nicht zu wissen,
da ohnehin die Grenze für uns unmöglich zu bestimmen sein wird." -- 19. Dec.
"Ich habe in unserm Stande den starren, leidenschaftlichen Demokratismus fast
immer in einer gewissen Proportion und Analogie stehn sehn mit innerer Anlage
zum Despotismus . . . Aberglaube mir, es ist mehr zu jauchzen dabei,'als du
mir zuzugeben scheinst, daß durch den Lauf der Zeiten eine Periode
entstanden ist, wo eine leidenschaftliche Stimmung, wie zu den Zeiten der
Kreuzzüge, die europäischen Völker zu einem Ganzen zu verbinden anfängt, und
die monownous pill^ining der Cabinetspolitiker unterbricht."--Der letzteSonncn-


am ersten Act sind ... die Phantasie hat Raum, sich die ungeheuerste, all¬
gemeinste Revolution zu bilden; aber in einer Revolution, die durch all¬
gemeine Aufklärung, durch unsere Papieraufklärung entsteht, sehe ich
sehr wohl ein, daß keine einzelnen Köpfe hervorleuchten werden. Diese
Aufklärung verjagt den Despotismus, aber sie macht die Frcigewordnen auch
untüchtig, Republikaner zu her." — 3. Mai 1790. „Ich fürchte, du bist
ungerecht über die französische Revolution. Es liegt gewiß an dem Geist
unsers Zeitalters, daß die Details dieser Begebenheit so wenig innern
Gehält haben, es liegt vielleicht in jeder Begebenheit, so lange sie noch
geschieht, für den Augenzeugen zu verlieren. Aber in der Geschichte des
letzten Jahres ist doch eine wichtige, entscheidende Krisis des menschlichen Gei¬
stes, durch Cultur und Literatur zunächst hervorgebracht, nicht zu verkennen."
2. Juli 1791. „Möge soviel Spielwerk, soviel französischer Flitterstaat bei
allem dem sein, als du willst, die That selbst hat doch eine eclcitante Wider¬
legung des Unglaubens gegeben, und noch sehr, sehr viel bleibt übrig, das
unserer Ideale vom Alterthum würdig ist. Die Nationalversammlung hat
mit einer gottähnlichen Consequenz und Ruhe gearbeitet, die zuerst aufge¬
nommenen Grundsätze waren die einfachsten und sichersten, das Steigen ihrer
Kraft mit der steigenden Gewißheit vom unüberwindlichsten EinVerständniß
der ganzen Nation ist so unmerklich als schön, und, die Revolution scheint
nun so fest gegründet als jemals eine in der Geschichte. Weißt du nicht
alles, so bitte ich dich, enthalte dich noch des Urtheils, und thu meinem
Gefühl nicht weh, das hier durch Widerstand zum Enthusiasmus gereizt ist."
— 5. Dec. 1791. „Leidenschaft, wie sie auch heißen möge, verrückt den Gang
des Denkens, doch ist die demokratische Leidenschaft edler, gerechter, nothwem
diger als die aristokratische. Payne ist so wenig mein Evangelium wie Burke,
ich halte mich an Makintosh. Das Buch hat mich weinen gemacht vor Freude.
Seine Hauptidee, der' unvermeidliche Untergang der gothischen Regierungs¬
formen, besteht durchaus gegen die beste von Burke, daß nicht Abstraction,
sondern Gefühl das bürgerliche Wohlsein des Menschen bestimmen muß . . -
Um die französische Revolution in der Weltgeschichte als eine ihrer größten
Epochen stehn zu sehn, braucht man wahrlich den Ausgang nicht zu wissen,
da ohnehin die Grenze für uns unmöglich zu bestimmen sein wird." — 19. Dec.
„Ich habe in unserm Stande den starren, leidenschaftlichen Demokratismus fast
immer in einer gewissen Proportion und Analogie stehn sehn mit innerer Anlage
zum Despotismus . . . Aberglaube mir, es ist mehr zu jauchzen dabei,'als du
mir zuzugeben scheinst, daß durch den Lauf der Zeiten eine Periode
entstanden ist, wo eine leidenschaftliche Stimmung, wie zu den Zeiten der
Kreuzzüge, die europäischen Völker zu einem Ganzen zu verbinden anfängt, und
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/230>, abgerufen am 22.12.2024.