Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.speare zu sehn; noch schlimmer wurde es, als eine mächtige Dichterfürst die In einem Brief an Körner (21, April 1783), der von Freundschaft über¬ Mittlerweile war das Band zwischen Körner und Huber noch dadurch speare zu sehn; noch schlimmer wurde es, als eine mächtige Dichterfürst die In einem Brief an Körner (21, April 1783), der von Freundschaft über¬ Mittlerweile war das Band zwischen Körner und Huber noch dadurch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107262"/> <p xml:id="ID_627" prev="#ID_626"> speare zu sehn; noch schlimmer wurde es, als eine mächtige Dichterfürst die<lb/> ganze deutsche Jugend in neue Bahnen fortriß.</p><lb/> <p xml:id="ID_628"> In einem Brief an Körner (21, April 1783), der von Freundschaft über¬<lb/> quillt, sagt Huber (damals neunzehn Jahr alt): „Ich dächte, der beste unsrer<lb/> dramatischen Schriftsteller müßte, wenn er Schiller gelesen, ausrufen, was<lb/> Bourgognino in dem Enthusiasmus für Fiesco sagt: bin ich denn gar nichts<lb/> mehr? Im Vergleich mit den Räubern ist im Fiesco die Sprache viel gleicher<lb/> und erhabner, der Reichthum an Gedanken größer, das Interesse anziehender<lb/> und unterhaltender.... und doch möchte ich die riesenmäßige philosophische<lb/> Idee, die Räuber zu schreiben, lieber gehabt haben als die Idee des Fiesco.<lb/> Ich habe den Fiesco schon uneudlichemal gelesen, und habe mehre Einwürfe<lb/> gegen manches gehabt, aber wenn meine Kritik einige Zeit geruht hatte und<lb/> gereift war, so fand ich, daß das künstliche Gewebe des Meisters nicht so<lb/> gradezu dein flüchtigen Anfänger in die Augen springt, und vieles, was mir<lb/> Fehler des Dichters schien, war nothwendiger Fehler des Charakters und<lb/> wahre Schönheit des Dichters."</p><lb/> <p xml:id="ID_629" next="#ID_630"> Mittlerweile war das Band zwischen Körner und Huber noch dadurch<lb/> befestigt, daß der erstere sich mit der ältesten Tochter des Kupferstechers Stock,<lb/> Minna, Huber mit der jüngeren, Dora, verlobte. Alle vier schrieben Juni<lb/> l?84 den bekannten Hulbignngsbries an Schiller nach Mannheim, der für<lb/> diesen eine Epoche war, und ihn endlich (17. April 17S5) zur Uebersiedelung<lb/> nach Leipzig bestimmte, wo er, da Körner in Dresden war, von Huber aufs<lb/> herzlichste empfangen wurde, und mit ihm anfangs Tisch und Wohnung<lb/> theilte. Doch trat, namentlich seit der ersten persönlichen Zuscunmenkuuft mit<lb/> Körner in Gohlis (2. Juli), die Freundschaft zu diesem, den Schiller sich als<lb/> ebenbürtig fühlte, bei weitem in den Vordergrund. Er schreibt ihm den fol¬<lb/> genden Tag: „Hubers Situation geht nur nahe, und von Herzen wünschte<lb/> us. seine Eltern möchten über diesen Puukt mit sich einig sein. Zur ganzen<lb/> Glückseligkeit unsers Beisammenseins (Schiller wollte Körner nach Dresden<lb/> folgen) gehört es durchaus, daß Huber nicht in Leipzig zurückbleibt. Ich hoffe<lb/> einmal von unsrer Verbindung alles für seine Bildung, und es gehört zu<lb/> meinen schönsten Träumen, die Epoche seines Geistes lenken zu helfen. Du<lb/> und ich sind ihm unentbehrlich, wenn die gewünschte Revolution in ihm be¬<lb/> wirkt werden soll, und das Glück unsrer wechselseitigen Vereinigung wird<lb/> durch ihn einen großen Zuwachs erhalten. Mache dirs also zu einer an¬<lb/> genehmen Pflicht, seine- Sache ins Reine zu bringen. Huber selbst ist zu<lb/> blöde und muthlos, die Sache zum Ziel zu bringen." Den 7. August feiert<lb/> Körner seine Hochzeit (Dora zieht mit ihm), den L. September schreibt<lb/> Schiller: „Hubers Angelegenheit verzögert sich allzusehr sür meine Wünsche,<lb/> ich kann es unmöglich mehr abwarten; ich muß zu euch." Den 12. September</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
speare zu sehn; noch schlimmer wurde es, als eine mächtige Dichterfürst die
ganze deutsche Jugend in neue Bahnen fortriß.
In einem Brief an Körner (21, April 1783), der von Freundschaft über¬
quillt, sagt Huber (damals neunzehn Jahr alt): „Ich dächte, der beste unsrer
dramatischen Schriftsteller müßte, wenn er Schiller gelesen, ausrufen, was
Bourgognino in dem Enthusiasmus für Fiesco sagt: bin ich denn gar nichts
mehr? Im Vergleich mit den Räubern ist im Fiesco die Sprache viel gleicher
und erhabner, der Reichthum an Gedanken größer, das Interesse anziehender
und unterhaltender.... und doch möchte ich die riesenmäßige philosophische
Idee, die Räuber zu schreiben, lieber gehabt haben als die Idee des Fiesco.
Ich habe den Fiesco schon uneudlichemal gelesen, und habe mehre Einwürfe
gegen manches gehabt, aber wenn meine Kritik einige Zeit geruht hatte und
gereift war, so fand ich, daß das künstliche Gewebe des Meisters nicht so
gradezu dein flüchtigen Anfänger in die Augen springt, und vieles, was mir
Fehler des Dichters schien, war nothwendiger Fehler des Charakters und
wahre Schönheit des Dichters."
Mittlerweile war das Band zwischen Körner und Huber noch dadurch
befestigt, daß der erstere sich mit der ältesten Tochter des Kupferstechers Stock,
Minna, Huber mit der jüngeren, Dora, verlobte. Alle vier schrieben Juni
l?84 den bekannten Hulbignngsbries an Schiller nach Mannheim, der für
diesen eine Epoche war, und ihn endlich (17. April 17S5) zur Uebersiedelung
nach Leipzig bestimmte, wo er, da Körner in Dresden war, von Huber aufs
herzlichste empfangen wurde, und mit ihm anfangs Tisch und Wohnung
theilte. Doch trat, namentlich seit der ersten persönlichen Zuscunmenkuuft mit
Körner in Gohlis (2. Juli), die Freundschaft zu diesem, den Schiller sich als
ebenbürtig fühlte, bei weitem in den Vordergrund. Er schreibt ihm den fol¬
genden Tag: „Hubers Situation geht nur nahe, und von Herzen wünschte
us. seine Eltern möchten über diesen Puukt mit sich einig sein. Zur ganzen
Glückseligkeit unsers Beisammenseins (Schiller wollte Körner nach Dresden
folgen) gehört es durchaus, daß Huber nicht in Leipzig zurückbleibt. Ich hoffe
einmal von unsrer Verbindung alles für seine Bildung, und es gehört zu
meinen schönsten Träumen, die Epoche seines Geistes lenken zu helfen. Du
und ich sind ihm unentbehrlich, wenn die gewünschte Revolution in ihm be¬
wirkt werden soll, und das Glück unsrer wechselseitigen Vereinigung wird
durch ihn einen großen Zuwachs erhalten. Mache dirs also zu einer an¬
genehmen Pflicht, seine- Sache ins Reine zu bringen. Huber selbst ist zu
blöde und muthlos, die Sache zum Ziel zu bringen." Den 7. August feiert
Körner seine Hochzeit (Dora zieht mit ihm), den L. September schreibt
Schiller: „Hubers Angelegenheit verzögert sich allzusehr sür meine Wünsche,
ich kann es unmöglich mehr abwarten; ich muß zu euch." Den 12. September
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