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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Von dem Goldquantum, welches der Luxus und gewisse technische Zwecke
in Anspruch nehmen, macht man sich bei oberflächlicher Beurtheilung der Dinge
leicht eine ganz unrichtige, gar sehr übertriebene Vorstellung. In England
und Frankreich unterliegt die Verarbeitung der Edelmetalle gewissen Stempel¬
abgaben und läßt sich hieraus die fragliche Goldverwendung, so weit dafür
Abgabe bezahlt ist, berechnen. Aber selbst wenn man die hieraus sich ergeben¬
den Summen vervierfacht, ja verzehnfacht, so erhält man doch nur solche Be¬
träge, die im Vergleich mit der jetzigen jährlichen Production sich als völlig
irrelevant darstellen. Massives goldnes Geräth, wie solches von Silber im
Gebrauch ist, kommt selten vor, und bei der erstaunlichen Dehnbarkeit des
Goldes genügen verhältnißmäßig geringe Quantitäten dieses Metalls, um große
Oberslüchen zu vergolden und die gewöhnlichen Schmucksachen herzustellen.
Nach dem Urtheil sachverständiger Fabrikanten werden in Frankreich, welches
in dieser Beziehung bekanntlich auch sehr vieles für andere Länder liefert, zum
Vergolden überhaupt nur 300 bis 900 Pfund Gold jährlich erfordert? Erwägt
man nun noch, daß zu diesem Zweck auch manches Material aus wieder ein¬
geschmolzenen ältern Goldsachen gezogen wird, so muß die Annahme einer
jährlichen Verwendung neuen Goldes hierzu zum Belauf von 70,000 Pfund
sehr hoch erscheinen.

Rechnet man alle die vorstehend aufgeführten Anschläge der Goldverwen¬
dung zusammen, so erhält man für die nächsten zehn Jahr folgende Summe:

Zur Ausmünzung in den Ländern, welche
jetzt zu wenig Goldmünzen besitzen.... 600,000 Pfund
in Betracht der Zunahme der Bevölkerung
und des Wohlstandes........ 440,000
in Rücksicht des Mehrbedarfs für Handels-
M'Mecke . . . . . . . . . . . 440,000 "
Abnutzung des vorhandenen Münzvorraths. . . 70,000 "
Vergraben und zufälliges Verlorengehen. . . . 300,000 "
zu Luxus- und technischen Zwecken..... 700,000 "
Zusammen 2.550,000 Pfund.

Die Summe von 2,550,000 Pfund Gold würde, wenn man alle Schä¬
tzungen möglichst hoch ansetzt, als die so zu sagen natürliche Verwendung des
Goldes im nächsten Decennium einzusehn sein, während die zu erwartende
Goldproduction nach dem müßig ..angenommenen Jahresdurchschnitt von
500,000 Pfund (die Annahme von 600,000 Pfund wäre vermuthlich zutreffen¬
der) fünf Millionen Pfund ist. Es würde hiernach also ein Ueberschuß der
Goldproduction von mindestens 2,450,000 Pfund Gold sich ergeben. Man
bringe hiervon, um allen Eventualitäten genug zu thun, noch 400,000 bis


Von dem Goldquantum, welches der Luxus und gewisse technische Zwecke
in Anspruch nehmen, macht man sich bei oberflächlicher Beurtheilung der Dinge
leicht eine ganz unrichtige, gar sehr übertriebene Vorstellung. In England
und Frankreich unterliegt die Verarbeitung der Edelmetalle gewissen Stempel¬
abgaben und läßt sich hieraus die fragliche Goldverwendung, so weit dafür
Abgabe bezahlt ist, berechnen. Aber selbst wenn man die hieraus sich ergeben¬
den Summen vervierfacht, ja verzehnfacht, so erhält man doch nur solche Be¬
träge, die im Vergleich mit der jetzigen jährlichen Production sich als völlig
irrelevant darstellen. Massives goldnes Geräth, wie solches von Silber im
Gebrauch ist, kommt selten vor, und bei der erstaunlichen Dehnbarkeit des
Goldes genügen verhältnißmäßig geringe Quantitäten dieses Metalls, um große
Oberslüchen zu vergolden und die gewöhnlichen Schmucksachen herzustellen.
Nach dem Urtheil sachverständiger Fabrikanten werden in Frankreich, welches
in dieser Beziehung bekanntlich auch sehr vieles für andere Länder liefert, zum
Vergolden überhaupt nur 300 bis 900 Pfund Gold jährlich erfordert? Erwägt
man nun noch, daß zu diesem Zweck auch manches Material aus wieder ein¬
geschmolzenen ältern Goldsachen gezogen wird, so muß die Annahme einer
jährlichen Verwendung neuen Goldes hierzu zum Belauf von 70,000 Pfund
sehr hoch erscheinen.

Rechnet man alle die vorstehend aufgeführten Anschläge der Goldverwen¬
dung zusammen, so erhält man für die nächsten zehn Jahr folgende Summe:

Zur Ausmünzung in den Ländern, welche
jetzt zu wenig Goldmünzen besitzen.... 600,000 Pfund
in Betracht der Zunahme der Bevölkerung
und des Wohlstandes........ 440,000
in Rücksicht des Mehrbedarfs für Handels-
M'Mecke . . . . . . . . . . . 440,000 „
Abnutzung des vorhandenen Münzvorraths. . . 70,000 „
Vergraben und zufälliges Verlorengehen. . . . 300,000 „
zu Luxus- und technischen Zwecken..... 700,000 „
Zusammen 2.550,000 Pfund.

Die Summe von 2,550,000 Pfund Gold würde, wenn man alle Schä¬
tzungen möglichst hoch ansetzt, als die so zu sagen natürliche Verwendung des
Goldes im nächsten Decennium einzusehn sein, während die zu erwartende
Goldproduction nach dem müßig ..angenommenen Jahresdurchschnitt von
500,000 Pfund (die Annahme von 600,000 Pfund wäre vermuthlich zutreffen¬
der) fünf Millionen Pfund ist. Es würde hiernach also ein Ueberschuß der
Goldproduction von mindestens 2,450,000 Pfund Gold sich ergeben. Man
bringe hiervon, um allen Eventualitäten genug zu thun, noch 400,000 bis


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[0178] Von dem Goldquantum, welches der Luxus und gewisse technische Zwecke in Anspruch nehmen, macht man sich bei oberflächlicher Beurtheilung der Dinge leicht eine ganz unrichtige, gar sehr übertriebene Vorstellung. In England und Frankreich unterliegt die Verarbeitung der Edelmetalle gewissen Stempel¬ abgaben und läßt sich hieraus die fragliche Goldverwendung, so weit dafür Abgabe bezahlt ist, berechnen. Aber selbst wenn man die hieraus sich ergeben¬ den Summen vervierfacht, ja verzehnfacht, so erhält man doch nur solche Be¬ träge, die im Vergleich mit der jetzigen jährlichen Production sich als völlig irrelevant darstellen. Massives goldnes Geräth, wie solches von Silber im Gebrauch ist, kommt selten vor, und bei der erstaunlichen Dehnbarkeit des Goldes genügen verhältnißmäßig geringe Quantitäten dieses Metalls, um große Oberslüchen zu vergolden und die gewöhnlichen Schmucksachen herzustellen. Nach dem Urtheil sachverständiger Fabrikanten werden in Frankreich, welches in dieser Beziehung bekanntlich auch sehr vieles für andere Länder liefert, zum Vergolden überhaupt nur 300 bis 900 Pfund Gold jährlich erfordert? Erwägt man nun noch, daß zu diesem Zweck auch manches Material aus wieder ein¬ geschmolzenen ältern Goldsachen gezogen wird, so muß die Annahme einer jährlichen Verwendung neuen Goldes hierzu zum Belauf von 70,000 Pfund sehr hoch erscheinen. Rechnet man alle die vorstehend aufgeführten Anschläge der Goldverwen¬ dung zusammen, so erhält man für die nächsten zehn Jahr folgende Summe: Zur Ausmünzung in den Ländern, welche jetzt zu wenig Goldmünzen besitzen.... 600,000 Pfund in Betracht der Zunahme der Bevölkerung und des Wohlstandes........ 440,000 in Rücksicht des Mehrbedarfs für Handels- M'Mecke . . . . . . . . . . . 440,000 „ Abnutzung des vorhandenen Münzvorraths. . . 70,000 „ Vergraben und zufälliges Verlorengehen. . . . 300,000 „ zu Luxus- und technischen Zwecken..... 700,000 „ Zusammen 2.550,000 Pfund. Die Summe von 2,550,000 Pfund Gold würde, wenn man alle Schä¬ tzungen möglichst hoch ansetzt, als die so zu sagen natürliche Verwendung des Goldes im nächsten Decennium einzusehn sein, während die zu erwartende Goldproduction nach dem müßig ..angenommenen Jahresdurchschnitt von 500,000 Pfund (die Annahme von 600,000 Pfund wäre vermuthlich zutreffen¬ der) fünf Millionen Pfund ist. Es würde hiernach also ein Ueberschuß der Goldproduction von mindestens 2,450,000 Pfund Gold sich ergeben. Man bringe hiervon, um allen Eventualitäten genug zu thun, noch 400,000 bis

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/178>, abgerufen am 22.12.2024.