Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.einfacher ist der Pflug. Derselbe hat gar kein Rädergestelle; wie aus den Die Hauptbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung Asturiens bleibt die Will man ein Beispiel davon haben, was die Mechanik dem Asturier is*
einfacher ist der Pflug. Derselbe hat gar kein Rädergestelle; wie aus den Die Hauptbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung Asturiens bleibt die Will man ein Beispiel davon haben, was die Mechanik dem Asturier is*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0101" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107148"/> <p xml:id="ID_271" prev="#ID_270"> einfacher ist der Pflug. Derselbe hat gar kein Rädergestelle; wie aus den<lb/> ältesten Sculpturen des Orients vertritt die Pflugschar ein verticales, unten<lb/> mit Eisen beschlagnes Stück Holz, welches die Erde, wie natürlich, nur noth«<lb/> dürftig aufreißt, dieses ist vermittelst eines Pflockes an eine horizontale<lb/> Stange befestigt, die als Deichsel dient und somit den Pflug vollendet.</p><lb/> <p xml:id="ID_272"> Die Hauptbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung Asturiens bleibt die<lb/> Viehzucht, und ihr verdanken wir, wonach man sich im übrigen Spanien ver¬<lb/> gebens sehnt, reichliche und treffliche Butter; sie wird in Därme gefüllt Und<lb/> kommt dahin in Gestalt von Würsten zum Verkauf. Auch das Fleisch ist<lb/> billig, ein Ochse ist durchschnittlich 40 Thlr. werth, ein Schaf IV- Thlr. Das¬<lb/> selbe gilt von Wildpret und Fischen; einen Hasen kauft man für 8 Sgr.,<lb/> einen großen Hummer für die Hälfte, von den Austern kann man ohne große<lb/> Uebertreibung sagen, sie seien umsonst zu haben. Es ergibt sich hieraus,<lb/> daß die Lebensmittel hier zu Lande überhaupt billig sind. Dagegen, trinkt<lb/> man im Allgemeinen wenig Wein, da das Land so gut wie gar keinen baut,<lb/> dafür wird aber eicliÄ, Aepfelwein, in desto größeren Quantitäten verbraucht,<lb/> und der genügsame Magen eines Asturiers ist vollkommen zufrieden gestellt,<lb/> wenn er zu seinem Aepfelwein ein paar Hände voll Kastanien hat. Der<lb/> Wein wird in der Regel nicht anders als in ledernen Schläuchen aufbewahrt.<lb/> Die maraga-tes, Mnulthiertrciber, bringen ihn und vorzugsweise den weißen<lb/> castiiischen über das Gebirge hierher. Natürlich nimmt der edle Trank von dem<lb/> Bocksfell einen häßlichen Geruch und Beigeschmack an. der einem nichtspanischen<lb/> Magen keineswegs eine Veredelung der Blume dünkt. Unter den Küsten¬<lb/> gegenden des biscayischen Meeres ist Navarrn die einzige, welche nennens¬<lb/> wert!) en Weibau treibt; es erzeugt einen feurigen, sehr wohlschmeckenden Roth¬<lb/> wein, allein infolge der höchst mangelhaften Communicationen hat derselbe, da er<lb/> in großer Menge producirt wird, nämlich aus Boden, der für nichts Anderes<lb/> t^ugt, nur einen sehr geringen Werth im Lande. Ja es kommt dort häufig<lb/> vor. daß er statt in Fässern in steinernen Cisternen aufbewahrt, und um<lb/> ihn vor der Berührung der Luft zu schützen, einfach mit einer Schicht Oel<lb/> bedeckt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_273" next="#ID_274"> Will man ein Beispiel davon haben, was die Mechanik dem Asturier<lb/> bedeutet, so muß man sich die Mühlen ansetzn, die von den kleinen Gebirgs-<lb/> wässerchen getrieben werden. Wie oft trifft man an deutschen Bächen Mühl¬<lb/> werke, die beredte Zeugen dafür sind, mit welcher Zähigkeit sich die Liebe zum<lb/> Hergebrachten, sei es auch noch so unvollkommen, gegen die Fortschritte der<lb/> Wissenschaft wehrt; sie sind aber wahre Kunstwerke gegen die hiesigen. Diese<lb/> bestehen aus einem ganz kleinen Häuschen, etwa sechs Fuß breit, zehn Fuß<lb/> lang und acht Fuß hoch und sind so gebaut, daß der Bach durch sie hindurch¬<lb/> fließend ein kleines horizontales Wasserrad, eine Art Turbine, schnell umdreht.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> is*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0101]
einfacher ist der Pflug. Derselbe hat gar kein Rädergestelle; wie aus den
ältesten Sculpturen des Orients vertritt die Pflugschar ein verticales, unten
mit Eisen beschlagnes Stück Holz, welches die Erde, wie natürlich, nur noth«
dürftig aufreißt, dieses ist vermittelst eines Pflockes an eine horizontale
Stange befestigt, die als Deichsel dient und somit den Pflug vollendet.
Die Hauptbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung Asturiens bleibt die
Viehzucht, und ihr verdanken wir, wonach man sich im übrigen Spanien ver¬
gebens sehnt, reichliche und treffliche Butter; sie wird in Därme gefüllt Und
kommt dahin in Gestalt von Würsten zum Verkauf. Auch das Fleisch ist
billig, ein Ochse ist durchschnittlich 40 Thlr. werth, ein Schaf IV- Thlr. Das¬
selbe gilt von Wildpret und Fischen; einen Hasen kauft man für 8 Sgr.,
einen großen Hummer für die Hälfte, von den Austern kann man ohne große
Uebertreibung sagen, sie seien umsonst zu haben. Es ergibt sich hieraus,
daß die Lebensmittel hier zu Lande überhaupt billig sind. Dagegen, trinkt
man im Allgemeinen wenig Wein, da das Land so gut wie gar keinen baut,
dafür wird aber eicliÄ, Aepfelwein, in desto größeren Quantitäten verbraucht,
und der genügsame Magen eines Asturiers ist vollkommen zufrieden gestellt,
wenn er zu seinem Aepfelwein ein paar Hände voll Kastanien hat. Der
Wein wird in der Regel nicht anders als in ledernen Schläuchen aufbewahrt.
Die maraga-tes, Mnulthiertrciber, bringen ihn und vorzugsweise den weißen
castiiischen über das Gebirge hierher. Natürlich nimmt der edle Trank von dem
Bocksfell einen häßlichen Geruch und Beigeschmack an. der einem nichtspanischen
Magen keineswegs eine Veredelung der Blume dünkt. Unter den Küsten¬
gegenden des biscayischen Meeres ist Navarrn die einzige, welche nennens¬
wert!) en Weibau treibt; es erzeugt einen feurigen, sehr wohlschmeckenden Roth¬
wein, allein infolge der höchst mangelhaften Communicationen hat derselbe, da er
in großer Menge producirt wird, nämlich aus Boden, der für nichts Anderes
t^ugt, nur einen sehr geringen Werth im Lande. Ja es kommt dort häufig
vor. daß er statt in Fässern in steinernen Cisternen aufbewahrt, und um
ihn vor der Berührung der Luft zu schützen, einfach mit einer Schicht Oel
bedeckt wird.
Will man ein Beispiel davon haben, was die Mechanik dem Asturier
bedeutet, so muß man sich die Mühlen ansetzn, die von den kleinen Gebirgs-
wässerchen getrieben werden. Wie oft trifft man an deutschen Bächen Mühl¬
werke, die beredte Zeugen dafür sind, mit welcher Zähigkeit sich die Liebe zum
Hergebrachten, sei es auch noch so unvollkommen, gegen die Fortschritte der
Wissenschaft wehrt; sie sind aber wahre Kunstwerke gegen die hiesigen. Diese
bestehen aus einem ganz kleinen Häuschen, etwa sechs Fuß breit, zehn Fuß
lang und acht Fuß hoch und sind so gebaut, daß der Bach durch sie hindurch¬
fließend ein kleines horizontales Wasserrad, eine Art Turbine, schnell umdreht.
is*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |