Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.beträgt dieses auf den Kopf ungefähr 3V" Thaler, und macht die Hälfte des Die Ausgabe dieser Geldsurrogate nahm in dem letzten Decenmum aus Dazu kamen nun in dem letzten Lustrum die allerwürts wie Pilze fastüber Nacht auftauchenden Privatbanken. Crcditanstalten. Kassenvereine :e.. welche Jener Annehmlichkeit dieser Zahlungsmittel glaubte man noch weitere beträgt dieses auf den Kopf ungefähr 3V» Thaler, und macht die Hälfte des Die Ausgabe dieser Geldsurrogate nahm in dem letzten Decenmum aus Dazu kamen nun in dem letzten Lustrum die allerwürts wie Pilze fastüber Nacht auftauchenden Privatbanken. Crcditanstalten. Kassenvereine :e.. welche Jener Annehmlichkeit dieser Zahlungsmittel glaubte man noch weitere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/265860"/> <p xml:id="ID_102" prev="#ID_101"> beträgt dieses auf den Kopf ungefähr 3V» Thaler, und macht die Hälfte des<lb/> jährlichen Staatseinkommens aus. - würde aber in dem Herzogtum Anhalt-<lb/> Köthcn in demselben Verhältniß dieses Geldsurrogat in Umlauf gesetzt, so<lb/> betrüge dieses bei 43.000 Einwohnern nur die höchst bescheidene Summe von<lb/> ungefähr 129.000 Thalern, womit freilich diesem Staate nur sehr wemg ge¬<lb/> dient sein dürfte. Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, erscheint es verzeih¬<lb/> lich, wenn die Regierung die so eng gezogene Grenze des Verhältnis!es über¬<lb/> schreitet und so viel Papiergeld schafft und ausgibt, als sie grade nöthig<lb/> braucht. Immer aber ist es nöthig, gewisse Grenzen einzuhalten, denn wenn<lb/> dieser kleine Staat für zwei Millionen solcher Werthzeichen in Umlauf setzt, so ko.n-<lb/> un auf den Kopf 47 Thaler, und es übersteigt diese Summe die Steuerkraft<lb/> des Landes, oder was hier gleichbedeutend sein dürfte, die jährlichen Staats¬<lb/> einkünfte um das Fünffache, also zehnmal mehr, als bei Preußen, und da<lb/> ein so großes Land wie das zuletzt genannte jedenfalls, noch andere, selbst<lb/> verhältnißmäßig größere Hilfsmittel hat. als ein so kleines Ländchen, so<lb/> ist die Besorgnis, der Beswr solchen Papiergeldes wegen endlicher Realisirung<lb/> uicht nur verzeihlich, sondern durchaus gerechtfertigt, und in dem gegebenen<lb/> Fälle um so mehr als ohnedies die Staatsschulden dieses Landes die fünf¬<lb/> fache Höhe der jährlichen Einkünfte bereits nicht unbeträchtlich übersteigen,<lb/> während z. B. in Preußen diese Schulden noch mehr einmal die doppelte Hohe<lb/> der Jahresrevenuen erreichen. Die Möglichkeit der Einlösung unter den ge¬<lb/> gebenen Verhältnissen wird also bei Preußen nV-mal größer sein als bei<lb/> , dem HerzogihUm Anhalt-Köthen.</p><lb/> <p xml:id="ID_103"> Die Ausgabe dieser Geldsurrogate nahm in dem letzten Decenmum aus<lb/> eine überraschende Weise überHand, und verfehlte nicht, im Hinblick auf die<lb/> Assignatenwirthschast des vorigen Jahrhunderts und ähnliche traurige Vor¬<lb/> kommnisse, endlich gerechte Besorgnisse in der Finanzwelt zu erregen, denn<lb/> nicht nur Staaten, sondern auch Communen und Eisenbahnverwaltungen<lb/> nahmen, um sich ihrer Verbindlichkeiten mit Umgehung verzinslicher Anleihen<lb/> zu entledigen. dieses leichte Zahlungsmittel zur Hand. das um so willigere<lb/> Abnehmer fand, als es sich im täglichen Verkehr höchst vortheilhaft und an¬<lb/> genehm bewährte, indem man selbst sehr bedeutende Summen nicht nur leicht<lb/> verschicken, sondern auch ohne Beschwerde bei sich tragen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_104"> Dazu kamen nun in dem letzten Lustrum die allerwürts wie Pilze fastüber Nacht auftauchenden Privatbanken. Crcditanstalten. Kassenvereine :e.. welche<lb/> natürlich ihre Lebensthätigkeit mit Schaffung neuer Papicrgcldsorten begannen.<lb/> s° daß mir jetzt in Deutschland eine ansehnliche Musterkarte solcher Papiere<lb/> vorzuzeigen im Stande sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_105" next="#ID_106"> Jener Annehmlichkeit dieser Zahlungsmittel glaubte man noch weitere<lb/> Rechnung tragen zu müssen, indem man für die kleineren Bedürfnisse des</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
beträgt dieses auf den Kopf ungefähr 3V» Thaler, und macht die Hälfte des
jährlichen Staatseinkommens aus. - würde aber in dem Herzogtum Anhalt-
Köthcn in demselben Verhältniß dieses Geldsurrogat in Umlauf gesetzt, so
betrüge dieses bei 43.000 Einwohnern nur die höchst bescheidene Summe von
ungefähr 129.000 Thalern, womit freilich diesem Staate nur sehr wemg ge¬
dient sein dürfte. Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, erscheint es verzeih¬
lich, wenn die Regierung die so eng gezogene Grenze des Verhältnis!es über¬
schreitet und so viel Papiergeld schafft und ausgibt, als sie grade nöthig
braucht. Immer aber ist es nöthig, gewisse Grenzen einzuhalten, denn wenn
dieser kleine Staat für zwei Millionen solcher Werthzeichen in Umlauf setzt, so ko.n-
un auf den Kopf 47 Thaler, und es übersteigt diese Summe die Steuerkraft
des Landes, oder was hier gleichbedeutend sein dürfte, die jährlichen Staats¬
einkünfte um das Fünffache, also zehnmal mehr, als bei Preußen, und da
ein so großes Land wie das zuletzt genannte jedenfalls, noch andere, selbst
verhältnißmäßig größere Hilfsmittel hat. als ein so kleines Ländchen, so
ist die Besorgnis, der Beswr solchen Papiergeldes wegen endlicher Realisirung
uicht nur verzeihlich, sondern durchaus gerechtfertigt, und in dem gegebenen
Fälle um so mehr als ohnedies die Staatsschulden dieses Landes die fünf¬
fache Höhe der jährlichen Einkünfte bereits nicht unbeträchtlich übersteigen,
während z. B. in Preußen diese Schulden noch mehr einmal die doppelte Hohe
der Jahresrevenuen erreichen. Die Möglichkeit der Einlösung unter den ge¬
gebenen Verhältnissen wird also bei Preußen nV-mal größer sein als bei
, dem HerzogihUm Anhalt-Köthen.
Die Ausgabe dieser Geldsurrogate nahm in dem letzten Decenmum aus
eine überraschende Weise überHand, und verfehlte nicht, im Hinblick auf die
Assignatenwirthschast des vorigen Jahrhunderts und ähnliche traurige Vor¬
kommnisse, endlich gerechte Besorgnisse in der Finanzwelt zu erregen, denn
nicht nur Staaten, sondern auch Communen und Eisenbahnverwaltungen
nahmen, um sich ihrer Verbindlichkeiten mit Umgehung verzinslicher Anleihen
zu entledigen. dieses leichte Zahlungsmittel zur Hand. das um so willigere
Abnehmer fand, als es sich im täglichen Verkehr höchst vortheilhaft und an¬
genehm bewährte, indem man selbst sehr bedeutende Summen nicht nur leicht
verschicken, sondern auch ohne Beschwerde bei sich tragen kann.
Dazu kamen nun in dem letzten Lustrum die allerwürts wie Pilze fastüber Nacht auftauchenden Privatbanken. Crcditanstalten. Kassenvereine :e.. welche
natürlich ihre Lebensthätigkeit mit Schaffung neuer Papicrgcldsorten begannen.
s° daß mir jetzt in Deutschland eine ansehnliche Musterkarte solcher Papiere
vorzuzeigen im Stande sind.
Jener Annehmlichkeit dieser Zahlungsmittel glaubte man noch weitere
Rechnung tragen zu müssen, indem man für die kleineren Bedürfnisse des
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