Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

anordnen, so lobenswerther Eifer sich darin bethätigen mag, sie alle rühren
nur an die Oberfläche der Erscheinung und ihre Ergebnisse sind daher auch
nichts in die Tiefe Reichendes." Eine.wissenschaftliche Verarbeitung des stati¬
stischen Materials würde die geheimen Ursachen der offenen Schäden ganz
anders an der Wurzel packen, und wäre zu wünschen, daß eben jener lobens-
werthe Eifer sich diesem fruchtbaren Felde vorzugsweise zuwendete.

Wir haben in folgender Uebersicht die Zahlen auf Promilledurchschnitte
zurückgeführt. Das Jahr 1851, als das in dem erwähnten Werke am voll¬
ständigsten statistisch festgestellte, treue den Ermittlungen als Grundlage.



Die beiden letzten Rubriken führen vor allem zu den auffallendsten Ein¬
blicken in die Geheimfächer der untereinander so abweichenden Sitten. Es
liegen aber die Schlüssel für die eigentlichen Ursachen so großer Abweichungen
nur in Vermuthungen zur Hand. Die ärztlichen Behörden wären vorzugs¬
weise berufen, ihre Untersuchungen diesem Felde zuzuwenden und durch klares
Aufdecken der gewonnenen Resultate Abhilfe anzubahnen. Es scheint in dieser
Richtung noch kaum der Anfang gemacht worden zu sein. Zum Glück rei¬
chen diese Sittlichkeitsbilanzen nicht bis auf die Alm hinauf. Sie würden
hier nichts bessern; denn Klostersitten bedurften noch immer des Zwanges und
der bannender Mauern, und die Natur müßte ihre Gesetze revidiren, sollte


anordnen, so lobenswerther Eifer sich darin bethätigen mag, sie alle rühren
nur an die Oberfläche der Erscheinung und ihre Ergebnisse sind daher auch
nichts in die Tiefe Reichendes." Eine.wissenschaftliche Verarbeitung des stati¬
stischen Materials würde die geheimen Ursachen der offenen Schäden ganz
anders an der Wurzel packen, und wäre zu wünschen, daß eben jener lobens-
werthe Eifer sich diesem fruchtbaren Felde vorzugsweise zuwendete.

Wir haben in folgender Uebersicht die Zahlen auf Promilledurchschnitte
zurückgeführt. Das Jahr 1851, als das in dem erwähnten Werke am voll¬
ständigsten statistisch festgestellte, treue den Ermittlungen als Grundlage.



Die beiden letzten Rubriken führen vor allem zu den auffallendsten Ein¬
blicken in die Geheimfächer der untereinander so abweichenden Sitten. Es
liegen aber die Schlüssel für die eigentlichen Ursachen so großer Abweichungen
nur in Vermuthungen zur Hand. Die ärztlichen Behörden wären vorzugs¬
weise berufen, ihre Untersuchungen diesem Felde zuzuwenden und durch klares
Aufdecken der gewonnenen Resultate Abhilfe anzubahnen. Es scheint in dieser
Richtung noch kaum der Anfang gemacht worden zu sein. Zum Glück rei¬
chen diese Sittlichkeitsbilanzen nicht bis auf die Alm hinauf. Sie würden
hier nichts bessern; denn Klostersitten bedurften noch immer des Zwanges und
der bannender Mauern, und die Natur müßte ihre Gesetze revidiren, sollte


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0034" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/265843"/>
          <p xml:id="ID_50" prev="#ID_49"> anordnen, so lobenswerther Eifer sich darin bethätigen mag, sie alle rühren<lb/>
nur an die Oberfläche der Erscheinung und ihre Ergebnisse sind daher auch<lb/>
nichts in die Tiefe Reichendes." Eine.wissenschaftliche Verarbeitung des stati¬<lb/>
stischen Materials würde die geheimen Ursachen der offenen Schäden ganz<lb/>
anders an der Wurzel packen, und wäre zu wünschen, daß eben jener lobens-<lb/>
werthe Eifer sich diesem fruchtbaren Felde vorzugsweise zuwendete.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_51"> Wir haben in folgender Uebersicht die Zahlen auf Promilledurchschnitte<lb/>
zurückgeführt. Das Jahr 1851, als das in dem erwähnten Werke am voll¬<lb/>
ständigsten statistisch festgestellte, treue den Ermittlungen als Grundlage.</p><lb/>
          <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341588_266356/figures/grenzboten_341588_266356_265843_003.jpg">
            <row>
              <cell> Auf tausend Seelen der Bevölkerung     Es kommen auf<lb/>
kommen tausend<lb/>
Hoch¬Sterbe¬ehelicheunehelicheehelicheuneheliche<lb/>
zeiten.fälle.Geburten.Geburten.GeburtenGeburten<lb/>
todt- Kinder-<lb/>
inSteiermark6 .2520I,&lt;6 5 '2131<lb/>
Kürnthcn .....241891031<lb/>
Kram.......V' 2625' 21330<lb/>
Istrien (mit Trieft)chM - -263021870<lb/>
Dalmatien.....ttH'l'«5/i2326V.<lb/>
1V232<lb/>
,828341154<lb/>
- ^ .2834'/2V.1030<lb/>
Schlesien......8 '253351927<lb/>
Tirol........6242721018<lb/>
Salzburg.....426201525<lb/>
Ob der Enns . . .62523: ,  5 ^ ^1927<lb/>
Unter der Enns 1<lb/>
(mit Wien /,8--,3026102645<lb/>
Bukowina.....«ltZÄ .. 19, 27^2v 2','?, ^-SM,'. A-j<lb/>
Siebenbürgen . . .. &gt;924331 -.'   - ^ dei24<lb/>
Ungarn......113040.2920<lb/>
Woiwodschaft Ser-i123040fehlt Anga b e.<lb/>
hier und Banat/<lb/>
Militärgrenze . . .15 &gt;3840V2928<lb/>
Galizien......831. 3631225<lb/>
Ueber Kroatien und Slavonien fehlen die Angaben.</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p xml:id="ID_52" next="#ID_53"> Die beiden letzten Rubriken führen vor allem zu den auffallendsten Ein¬<lb/>
blicken in die Geheimfächer der untereinander so abweichenden Sitten. Es<lb/>
liegen aber die Schlüssel für die eigentlichen Ursachen so großer Abweichungen<lb/>
nur in Vermuthungen zur Hand. Die ärztlichen Behörden wären vorzugs¬<lb/>
weise berufen, ihre Untersuchungen diesem Felde zuzuwenden und durch klares<lb/>
Aufdecken der gewonnenen Resultate Abhilfe anzubahnen. Es scheint in dieser<lb/>
Richtung noch kaum der Anfang gemacht worden zu sein. Zum Glück rei¬<lb/>
chen diese Sittlichkeitsbilanzen nicht bis auf die Alm hinauf. Sie würden<lb/>
hier nichts bessern; denn Klostersitten bedurften noch immer des Zwanges und<lb/>
der bannender Mauern, und die Natur müßte ihre Gesetze revidiren, sollte</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0034] anordnen, so lobenswerther Eifer sich darin bethätigen mag, sie alle rühren nur an die Oberfläche der Erscheinung und ihre Ergebnisse sind daher auch nichts in die Tiefe Reichendes." Eine.wissenschaftliche Verarbeitung des stati¬ stischen Materials würde die geheimen Ursachen der offenen Schäden ganz anders an der Wurzel packen, und wäre zu wünschen, daß eben jener lobens- werthe Eifer sich diesem fruchtbaren Felde vorzugsweise zuwendete. Wir haben in folgender Uebersicht die Zahlen auf Promilledurchschnitte zurückgeführt. Das Jahr 1851, als das in dem erwähnten Werke am voll¬ ständigsten statistisch festgestellte, treue den Ermittlungen als Grundlage. Auf tausend Seelen der Bevölkerung Es kommen auf kommen tausend Hoch¬Sterbe¬ehelicheunehelicheehelicheuneheliche zeiten.fälle.Geburten.Geburten.GeburtenGeburten todt- Kinder- inSteiermark6 .2520I,<6 5 '2131 Kürnthcn .....241891031 Kram.......V' 2625' 21330 Istrien (mit Trieft)chM - -263021870 Dalmatien.....ttH'l'«5/i2326V. 1V232 ,828341154 - ^ .2834'/2V.1030 Schlesien......8 '253351927 Tirol........6242721018 Salzburg.....426201525 Ob der Enns . . .62523: , 5 ^ ^1927 Unter der Enns 1 (mit Wien /,8--,3026102645 Bukowina.....«ltZÄ .. 19, 27^2v 2','?, ^-SM,'. A-j Siebenbürgen . . .. >924331 -.' - ^ dei24 Ungarn......113040.2920 Woiwodschaft Ser-i123040fehlt Anga b e. hier und Banat/ Militärgrenze . . .15 >3840V2928 Galizien......831. 3631225 Ueber Kroatien und Slavonien fehlen die Angaben. Die beiden letzten Rubriken führen vor allem zu den auffallendsten Ein¬ blicken in die Geheimfächer der untereinander so abweichenden Sitten. Es liegen aber die Schlüssel für die eigentlichen Ursachen so großer Abweichungen nur in Vermuthungen zur Hand. Die ärztlichen Behörden wären vorzugs¬ weise berufen, ihre Untersuchungen diesem Felde zuzuwenden und durch klares Aufdecken der gewonnenen Resultate Abhilfe anzubahnen. Es scheint in dieser Richtung noch kaum der Anfang gemacht worden zu sein. Zum Glück rei¬ chen diese Sittlichkeitsbilanzen nicht bis auf die Alm hinauf. Sie würden hier nichts bessern; denn Klostersitten bedurften noch immer des Zwanges und der bannender Mauern, und die Natur müßte ihre Gesetze revidiren, sollte

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/34
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/34>, abgerufen am 05.07.2024.