Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.relpectirt hätte -- Völkerrechte kennen solche Barbaren gar nicht! nein, weil Kein Wunder, daß die Regierung für ihr Bestehn ernstlich fürchtete. Der relpectirt hätte — Völkerrechte kennen solche Barbaren gar nicht! nein, weil Kein Wunder, daß die Regierung für ihr Bestehn ernstlich fürchtete. Der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186933"/> <p xml:id="ID_1176" prev="#ID_1175"> relpectirt hätte — Völkerrechte kennen solche Barbaren gar nicht! nein, weil<lb/> ein entschlossener Mann der Rotte entgegentrat..</p><lb/> <p xml:id="ID_1177" next="#ID_1178"> Kein Wunder, daß die Regierung für ihr Bestehn ernstlich fürchtete. Der<lb/> Terrorismus trat ungestüm, polternd, geräuschvoll auf. eben um die Furcht<lb/> zu verhüllen. Die Straßen der Stadt waren öde. Außer den Fremden sah<lb/> man selten einen Weißen und selbst an erstere wurde Hand angelegt, wenn<lb/> sie verdächtig waren, etwa eine Waffe verkauft zu haben. Kaum daß<lb/> man die Drohungen des englischen Gesandten respectirte. unter dessen<lb/> Schuh die Deutschen sich begaben. Die gewaltsamen Werbungen brachten viel<lb/> Landvolk nach der Stadt unter die Waffen. Auch auf dem Lande versteckten<lb/> sich die Leute vor den Häschern, so gut sie konnten. Viele aber wurden von<lb/> ihrer 'Arbeit weggeschleppt, so daß die Felder und Plantagen ohne Arbeiter<lb/> waren und die beste Aussicht auf Ruin der Ernte sich aufthat. Wie sehr<lb/> die Feuerwaffen im Volke gefürchtet sind, zeigten auch diese Werbungen.<lb/> 4—5 bewaffnete Soldaten genügten, um ganze Trupps von Landleuten vor<lb/> sich herzutreiben. Einmal gefangen ließen sie sich wie Lämmer führen, ohne<lb/> irgend welchen Widerstand zu leisten. Welcher Art sich nun die Truppen zu-<lb/> sammensetzten, läßt sich ermessen. In Unterhosen, darüber das Hemd, theils<lb/> barfuß, theils mit Sandalen, erhielten sie einen Schießprügel ode^r irgend<lb/> welche Waffe, die sie nicht zu regieren verstanden, und wurden nach den in-<lb/> surgirten Provinzen beordert. In der Stadt blieb ein Theil der cingeübteren<lb/> Truppen zurück. Nach S Uhr Abends auf der Straße zu gehen, war nicht<lb/> rathsam. An jeder Ecke standen Posten. Wer da? rasaunte es fortwährend<lb/> in die Ohren. Erfolgte nicht sofort die Parole, so hatten die Söldner Befug-<lb/> niß zu schießen. Charakteristisch aber für die natürliche Gutmüthigkeit des<lb/> Volks war es, daß die Soldaten ohne Noth keine Gewalt gegen den unbe-<lb/> theiligten Bürger oder Fremden in dieser ganzen Zeit ausübten. Sie leisteten<lb/> der bestehenden Gewalt blinden Gehorsam und führten ihre Befehle ruhig aus,<lb/> ohne die Massen zu vexiren. — Umerdeß trugen die sich widersprechenden Ge¬<lb/> rüchte aus den fernen Provinzen des Innern, aus denen die Berichte meist<lb/> mehre Tage bis Caracas brauchten, hinreichend bei, das Peinliche der Situation zu<lb/> erhöhen. Die Parteien schwebten zwischen Hoffnung und Furcht nahe an 14 Tage.<lb/> Endlich, eines Sonntag Abends, verkündete der Trommelschlag zuo Schrecken<lb/> aller, die euren Wechsel der Regierung herbeisehnten, die Niederlage der In¬<lb/> surgenten in Coro. Am 13^ und 17. Juli waren der Oberst Garces und<lb/> die kleine Schar heroischer Jünglinge. Löwen gleich sich vertheidigend, der Freiheit<lb/> zum Opfer gefallen. Das wirkte schon entscheidend auf die Stimmung. Welcher<lb/> Jammer, welche Trostlosigkeit bemächtigte sich der Familien! — Aber noch<lb/> war die Provinz Barquisimeto in Aufstand. Noch konnte Paez jeden Augen<lb/> blick kommen. So setzte denn Planas eifrig seinen Terrorismus fort. Haus-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
relpectirt hätte — Völkerrechte kennen solche Barbaren gar nicht! nein, weil
ein entschlossener Mann der Rotte entgegentrat..
Kein Wunder, daß die Regierung für ihr Bestehn ernstlich fürchtete. Der
Terrorismus trat ungestüm, polternd, geräuschvoll auf. eben um die Furcht
zu verhüllen. Die Straßen der Stadt waren öde. Außer den Fremden sah
man selten einen Weißen und selbst an erstere wurde Hand angelegt, wenn
sie verdächtig waren, etwa eine Waffe verkauft zu haben. Kaum daß
man die Drohungen des englischen Gesandten respectirte. unter dessen
Schuh die Deutschen sich begaben. Die gewaltsamen Werbungen brachten viel
Landvolk nach der Stadt unter die Waffen. Auch auf dem Lande versteckten
sich die Leute vor den Häschern, so gut sie konnten. Viele aber wurden von
ihrer 'Arbeit weggeschleppt, so daß die Felder und Plantagen ohne Arbeiter
waren und die beste Aussicht auf Ruin der Ernte sich aufthat. Wie sehr
die Feuerwaffen im Volke gefürchtet sind, zeigten auch diese Werbungen.
4—5 bewaffnete Soldaten genügten, um ganze Trupps von Landleuten vor
sich herzutreiben. Einmal gefangen ließen sie sich wie Lämmer führen, ohne
irgend welchen Widerstand zu leisten. Welcher Art sich nun die Truppen zu-
sammensetzten, läßt sich ermessen. In Unterhosen, darüber das Hemd, theils
barfuß, theils mit Sandalen, erhielten sie einen Schießprügel ode^r irgend
welche Waffe, die sie nicht zu regieren verstanden, und wurden nach den in-
surgirten Provinzen beordert. In der Stadt blieb ein Theil der cingeübteren
Truppen zurück. Nach S Uhr Abends auf der Straße zu gehen, war nicht
rathsam. An jeder Ecke standen Posten. Wer da? rasaunte es fortwährend
in die Ohren. Erfolgte nicht sofort die Parole, so hatten die Söldner Befug-
niß zu schießen. Charakteristisch aber für die natürliche Gutmüthigkeit des
Volks war es, daß die Soldaten ohne Noth keine Gewalt gegen den unbe-
theiligten Bürger oder Fremden in dieser ganzen Zeit ausübten. Sie leisteten
der bestehenden Gewalt blinden Gehorsam und führten ihre Befehle ruhig aus,
ohne die Massen zu vexiren. — Umerdeß trugen die sich widersprechenden Ge¬
rüchte aus den fernen Provinzen des Innern, aus denen die Berichte meist
mehre Tage bis Caracas brauchten, hinreichend bei, das Peinliche der Situation zu
erhöhen. Die Parteien schwebten zwischen Hoffnung und Furcht nahe an 14 Tage.
Endlich, eines Sonntag Abends, verkündete der Trommelschlag zuo Schrecken
aller, die euren Wechsel der Regierung herbeisehnten, die Niederlage der In¬
surgenten in Coro. Am 13^ und 17. Juli waren der Oberst Garces und
die kleine Schar heroischer Jünglinge. Löwen gleich sich vertheidigend, der Freiheit
zum Opfer gefallen. Das wirkte schon entscheidend auf die Stimmung. Welcher
Jammer, welche Trostlosigkeit bemächtigte sich der Familien! — Aber noch
war die Provinz Barquisimeto in Aufstand. Noch konnte Paez jeden Augen
blick kommen. So setzte denn Planas eifrig seinen Terrorismus fort. Haus-
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