Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.500) und man zählte in seinem Hasen 2000 ein- und ausgehende Schiffe, jetzt In ungleich traurigerer Lage als die Gewerbe befanden sich der Ackerbau Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts singen die Regierungen an, 500) und man zählte in seinem Hasen 2000 ein- und ausgehende Schiffe, jetzt In ungleich traurigerer Lage als die Gewerbe befanden sich der Ackerbau Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts singen die Regierungen an, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0503" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186916"/> <p xml:id="ID_1129" prev="#ID_1128"> 500) und man zählte in seinem Hasen 2000 ein- und ausgehende Schiffe, jetzt<lb/> 5000, durch den Sund gingen 1792 288 bremische Schiffe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1130"> In ungleich traurigerer Lage als die Gewerbe befanden sich der Ackerbau<lb/> und die landwirthschaftliche Bevölkerung. Der alte Stand der freien Bauern<lb/> war mit Ausnahme einiger Landschaften wie Westphalen, Ditmarsen, Fries-<lb/> land und Herzogthum Bremen verfallen und in Abhängigkeit von den gro¬<lb/> ßem adeligen Grundbesitzern gerathen, welche sich verschieden abstufte, bald<lb/> nur die Verpflichtung gewisser Dienste enthielt, bald eine vollständige Gebun<lb/> derben an die Scholle war. Am schärfsten bestand die Leibeigenschaft in den<lb/> ursprünglich wendisch-slavischen Ländern; im Südwesten Deutschlands hatte<lb/> der Bauernstand mehr Rückhalt gegen den Adel um den Städten gefunden,<lb/> aber seufzte nichts desto weniger unter schweren Lasten, auch war dort, wesent¬<lb/> lich durch französischen Einfluß, die Güterzersplitterung sehr eingerissen. Erst<lb/> gegen Ende des 18. Jahrhunderts machten einzelne aufgeklärte Fürsten und<lb/> Edelleute den Versuch, diese Zustände zu verbessern. Unter erstem sind nament¬<lb/> lich der Markgraf von Baden und Josef 2. zu nennen, unter letztern mehre<lb/> große Gutsbesitzer des östlichen Holstein, welche wesentlich dadurch das vor¬<lb/> zügliche Verhältniß zwischen Adel und Bauern in diesem Lande begründet<lb/> haben. Friedrich der Große beschäftigte sich vielfach mit der Idee der Auf¬<lb/> hebung der Leibeigenschaft, es kam aber nicht dazu, doch regelteer die Dienst-<lb/> barkcitsverhältnisse einigermaßen und dies war eine Hauptsache, denn die<lb/> Willkür der Herren war das Schlimmste bei dem Dienstbarkeitsverhältniß und<lb/> wie gering waren verhältnißmäßig die Vortheile, die dem Berechtigten er¬<lb/> wuchsen gegen die Last, welche den Pflichtigen damit auferlegt war! Nicht<lb/> genug aber, daß dem Bauern Zeit und Kräfte zum eignen Feldbau verküm¬<lb/> mert wurden, so wurden seine Saaten auch noch von dem massenhaft ge¬<lb/> hegten Wilde verderbt; die Wildschaden in 200 anspachschen Dörfern wurden<lb/> mit dem Hüterlohn auf 210,000 Fi., also nahe V- des ganzen Ertrags dieser<lb/> Bodenflüche berechnet, von dem geschossenen Wilde löste der Fürst 40,000 Fi.,<lb/> wovon nichts den Unterthanen, welche den Schaden hatten, zu Gute kam."<lb/> Mit ängstlicher Vorsorglichkeit wurden alle Anordnungen getroffen, das Wild<lb/> zu vermehren, um der nobeln Passion des Jagens den weitesten Spielraum<lb/> zu lassen, von einer Schonung der Früchte des Landmanns ist keine Rede,<lb/> jede auch unabsichtliche Beeinträchtigung des Wildstandes wurden grausam<lb/> bestraft. Außerdem bestanden noch Jagdsrohnden, wo die Bauern Tag und<lb/> Nacht Treiberdienste thun mußten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1131" next="#ID_1132"> Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts singen die Regierungen an,<lb/> auf die Hebung der Landwirthschaft größere Aufmerksamkeit zu verwenden und vor<lb/> allen ging hier Friedrich der Große mit glänzendem Beispiel voran. Seit dem<lb/> Hubertsburger Frieden erstanden in Preußen 300 Dörfer und Vorwerke, die ersten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0503]
500) und man zählte in seinem Hasen 2000 ein- und ausgehende Schiffe, jetzt
5000, durch den Sund gingen 1792 288 bremische Schiffe.
In ungleich traurigerer Lage als die Gewerbe befanden sich der Ackerbau
und die landwirthschaftliche Bevölkerung. Der alte Stand der freien Bauern
war mit Ausnahme einiger Landschaften wie Westphalen, Ditmarsen, Fries-
land und Herzogthum Bremen verfallen und in Abhängigkeit von den gro¬
ßem adeligen Grundbesitzern gerathen, welche sich verschieden abstufte, bald
nur die Verpflichtung gewisser Dienste enthielt, bald eine vollständige Gebun
derben an die Scholle war. Am schärfsten bestand die Leibeigenschaft in den
ursprünglich wendisch-slavischen Ländern; im Südwesten Deutschlands hatte
der Bauernstand mehr Rückhalt gegen den Adel um den Städten gefunden,
aber seufzte nichts desto weniger unter schweren Lasten, auch war dort, wesent¬
lich durch französischen Einfluß, die Güterzersplitterung sehr eingerissen. Erst
gegen Ende des 18. Jahrhunderts machten einzelne aufgeklärte Fürsten und
Edelleute den Versuch, diese Zustände zu verbessern. Unter erstem sind nament¬
lich der Markgraf von Baden und Josef 2. zu nennen, unter letztern mehre
große Gutsbesitzer des östlichen Holstein, welche wesentlich dadurch das vor¬
zügliche Verhältniß zwischen Adel und Bauern in diesem Lande begründet
haben. Friedrich der Große beschäftigte sich vielfach mit der Idee der Auf¬
hebung der Leibeigenschaft, es kam aber nicht dazu, doch regelteer die Dienst-
barkcitsverhältnisse einigermaßen und dies war eine Hauptsache, denn die
Willkür der Herren war das Schlimmste bei dem Dienstbarkeitsverhältniß und
wie gering waren verhältnißmäßig die Vortheile, die dem Berechtigten er¬
wuchsen gegen die Last, welche den Pflichtigen damit auferlegt war! Nicht
genug aber, daß dem Bauern Zeit und Kräfte zum eignen Feldbau verküm¬
mert wurden, so wurden seine Saaten auch noch von dem massenhaft ge¬
hegten Wilde verderbt; die Wildschaden in 200 anspachschen Dörfern wurden
mit dem Hüterlohn auf 210,000 Fi., also nahe V- des ganzen Ertrags dieser
Bodenflüche berechnet, von dem geschossenen Wilde löste der Fürst 40,000 Fi.,
wovon nichts den Unterthanen, welche den Schaden hatten, zu Gute kam."
Mit ängstlicher Vorsorglichkeit wurden alle Anordnungen getroffen, das Wild
zu vermehren, um der nobeln Passion des Jagens den weitesten Spielraum
zu lassen, von einer Schonung der Früchte des Landmanns ist keine Rede,
jede auch unabsichtliche Beeinträchtigung des Wildstandes wurden grausam
bestraft. Außerdem bestanden noch Jagdsrohnden, wo die Bauern Tag und
Nacht Treiberdienste thun mußten.
Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts singen die Regierungen an,
auf die Hebung der Landwirthschaft größere Aufmerksamkeit zu verwenden und vor
allen ging hier Friedrich der Große mit glänzendem Beispiel voran. Seit dem
Hubertsburger Frieden erstanden in Preußen 300 Dörfer und Vorwerke, die ersten
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