Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.ob er dem Rufe seines Vaterlandes Folge leisten wird, oder ob er vorzieht, Deutschland im achtzehnten Jahrhundert. K. Biedermann, Deutschlands politische, materielle und sociale Zustände im Wir empfehlen dies Buch auf das nachdrücklichste allen schwarzsichtigen ") Eben da wir das Manuscript zur Presse befördern, geht'uns durch die Times die Kunde
zu, daß Paez erklärt habe, nach seinem Vaterlande zurückkehren zu wollen, sobald dasselbe sich eine neue Konstitution gegeben. ob er dem Rufe seines Vaterlandes Folge leisten wird, oder ob er vorzieht, Deutschland im achtzehnten Jahrhundert. K. Biedermann, Deutschlands politische, materielle und sociale Zustände im Wir empfehlen dies Buch auf das nachdrücklichste allen schwarzsichtigen ") Eben da wir das Manuscript zur Presse befördern, geht'uns durch die Times die Kunde
zu, daß Paez erklärt habe, nach seinem Vaterlande zurückkehren zu wollen, sobald dasselbe sich eine neue Konstitution gegeben. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0479" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186892"/> <p xml:id="ID_1077" prev="#ID_1076"> ob er dem Rufe seines Vaterlandes Folge leisten wird, oder ob er vorzieht,<lb/> in freiwilliger Verbannung den Nest seiner Tage hinzubringen. Nach seinem<lb/> Naturell zu schließen, thut er, meinen wir. das Erstere.*)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Deutschland im achtzehnten Jahrhundert.</head><lb/> <div n="2"> <head/><lb/> <p xml:id="ID_1078"> K. Biedermann, Deutschlands politische, materielle und sociale Zustände im<lb/> achtzehnten Jahrhundert. Leipzig 1854. — Deutschlands geistige und<lb/> gesellige Zustünde im achtzehnten Jahrhundert. 1. Band bis t74U. Leip¬<lb/> zig, 1858. -</p><lb/> <p xml:id="ID_1079" next="#ID_1080"> Wir empfehlen dies Buch auf das nachdrücklichste allen schwarzsichtigen<lb/> Partrioten, welche an reinen stetigen Fortschritt der vaterländischen Verhält¬<lb/> nisse, an keine Entwicklung der Nation zu gröszrer Einheit glauben wollen.<lb/> Wenn man das England des heutigen Tages mit dem des vorigen Jahrhunderts<lb/> vergleicht, so ist der Abstand gewiß groß, aber sicher nicht so groß als der Unter-<lb/> schied des heutigen Deutschland von dem Lande, welches der Verfasser schildert.<lb/> Wie schwer uns auch noch vieles drückt, wie oft wir uns als Nation ge¬<lb/> demüthigt fühlen, wie sehr noch die alte Klage berechtigt ist. daß unser An¬<lb/> sehen nickt im Verhältniß zu unsrer wahren Kraft stehe, wir müssen doch ge¬<lb/> stehen, daß der Fortschritt seit den letzten hundert Jahren gewaltig ist. Und<lb/> dies ist auch der Gedanke des Verfassers, der überall durchblickt und den wir<lb/> ohne Rückhalt billigen. Dem gegenwärtigen Geschlecht der Eisenbahnen und<lb/> Telegraphen scheint jede nicktmechanische Entwicklung langsam zu gehen, von<lb/> einem Jahr zum andern gesehen will es nicht einleuchten, daß wir vom Fleck<lb/> kommen, sieht man aber auf eine größere Entfernung zurück, so wird der Wechsel<lb/> auch dem blöden Auge begreiflich. Zu einem solchen Rückblick bietet das<lb/> Biedennannsche Werk vorzügliche Gelegenheit, es ist einfach und klar, ohne<lb/> rednerischen Schmuck geschrieben, der Stoff allein zieht an, durchweg macht es<lb/> den Eindruck des Quellenstudiums und doch ist alles unnöthige Citatenwesen<lb/> gemieden, dabei sind die verschiednen Elemente zu einer Auffassung des Gan-</p><lb/> <note xml:id="FID_115" place="foot"> ") Eben da wir das Manuscript zur Presse befördern, geht'uns durch die Times die Kunde<lb/> zu, daß Paez erklärt habe, nach seinem Vaterlande zurückkehren zu wollen, sobald dasselbe<lb/> sich eine neue Konstitution gegeben.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0479]
ob er dem Rufe seines Vaterlandes Folge leisten wird, oder ob er vorzieht,
in freiwilliger Verbannung den Nest seiner Tage hinzubringen. Nach seinem
Naturell zu schließen, thut er, meinen wir. das Erstere.*)
Deutschland im achtzehnten Jahrhundert.
K. Biedermann, Deutschlands politische, materielle und sociale Zustände im
achtzehnten Jahrhundert. Leipzig 1854. — Deutschlands geistige und
gesellige Zustünde im achtzehnten Jahrhundert. 1. Band bis t74U. Leip¬
zig, 1858. -
Wir empfehlen dies Buch auf das nachdrücklichste allen schwarzsichtigen
Partrioten, welche an reinen stetigen Fortschritt der vaterländischen Verhält¬
nisse, an keine Entwicklung der Nation zu gröszrer Einheit glauben wollen.
Wenn man das England des heutigen Tages mit dem des vorigen Jahrhunderts
vergleicht, so ist der Abstand gewiß groß, aber sicher nicht so groß als der Unter-
schied des heutigen Deutschland von dem Lande, welches der Verfasser schildert.
Wie schwer uns auch noch vieles drückt, wie oft wir uns als Nation ge¬
demüthigt fühlen, wie sehr noch die alte Klage berechtigt ist. daß unser An¬
sehen nickt im Verhältniß zu unsrer wahren Kraft stehe, wir müssen doch ge¬
stehen, daß der Fortschritt seit den letzten hundert Jahren gewaltig ist. Und
dies ist auch der Gedanke des Verfassers, der überall durchblickt und den wir
ohne Rückhalt billigen. Dem gegenwärtigen Geschlecht der Eisenbahnen und
Telegraphen scheint jede nicktmechanische Entwicklung langsam zu gehen, von
einem Jahr zum andern gesehen will es nicht einleuchten, daß wir vom Fleck
kommen, sieht man aber auf eine größere Entfernung zurück, so wird der Wechsel
auch dem blöden Auge begreiflich. Zu einem solchen Rückblick bietet das
Biedennannsche Werk vorzügliche Gelegenheit, es ist einfach und klar, ohne
rednerischen Schmuck geschrieben, der Stoff allein zieht an, durchweg macht es
den Eindruck des Quellenstudiums und doch ist alles unnöthige Citatenwesen
gemieden, dabei sind die verschiednen Elemente zu einer Auffassung des Gan-
") Eben da wir das Manuscript zur Presse befördern, geht'uns durch die Times die Kunde
zu, daß Paez erklärt habe, nach seinem Vaterlande zurückkehren zu wollen, sobald dasselbe
sich eine neue Konstitution gegeben.
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