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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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Daß Müller es für seine Dienstpflicht hielt so zu reden, war schlimm;
noch schlimmer, daß er sich wirklich zu solchen Empfindungen und Gedanken
zu stimmen vermochte. Wenigstens aber war er dadurch im Einklang seiner
Lage. Indessen sollten ihm ernste Conflicte nicht erspart werden. Er lebte in
der für einen Historiker unbegreiflichen Illusion, Westphalen sei ein deutscher
Staat und die Regierung werde nichts Angelegentlicheres zu thun haben, als
für das Aufblühn der deutschen Wissenschaft zu sorgen. Der Regierung kam
es aber hauptsächlich darauf an, Rekruten und Geld für die napoleonischen
Kriege zu erpressen. In den Universitäten sah sie haupsächlich den Herd de¬
magogischer Umtriebe, und selbst wenn das nicht gewesen wäre, so hatte sie
doch keinen Begriff von einer deutschen Universität. Bei ihrem Streben nach
Vereinfachung, wollte sie die kleinen Universitäten zuscunmenziehn und mög¬
lichst in der Weise der polytechnischen Schulen reformiren. Die milden Stif¬
tungen wurden ohne weiteres eingezogen, worin übrigens die spätern deutschen
Fürsten das Vorbild Napoleons redlich befolgt haben. und die Polizei fing
an, in den unschuldigen Spielereien der Studenten und selbst in den Vor¬
lesungen das große Wort zu führen: auch darin hat die deutsche Restauration
viel von den Franzosen gelernt. Die Kriecherei, mit der die Professoren sich
dem neuen Regiment fügten, zeigte sich namentlich bei den Bredowschen Hän¬
deln, die in dem Müllcrschcu Briefwechsel ausführlich besprochen werden.
Männer von großem Ruf, wie Sartorius. Eichhorn u. f. w. bewarben
sich um westphälische Staatsämter und legten gute Gesinnungen an den Tag.
Es ist nicht zu leugnen, daß Müller' sehr viel Unheil verhütet hat; er war
unverdrossen, seine Kollegen und Vorgesetzten über das Wesen der deutschen
'Lehrfreiheit ius Klare zu setzen. Auf seine Anregung schrieb Villers das
bekannte Buch über die deutschen Universitäten, das Unbefangenste, was von
einem Franzosen ausgegangen ist. Aber viel wurde doch immer nicht erreicht
und Müllers Haltung erregt unser tiefstes Mitleid. Man begegnete seinen
Vorstellungen mit der kältesten Verachtung; man verhehlte ihm nicht, daß
seine Geltung in Deutschland völlig aufgehört habe, daß es seine Pflicht sei,
hauptsächlich die französischen Interessen wahrzunehmen; er begegnete diesen
Zumuthungen nicht mit männlicher Entschiedenheit, er klagte, daß man ihn
allmälig mit Nadelstichen todte und flehte gewissermaßen um Erbarmen. "Hätte


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Daß Müller es für seine Dienstpflicht hielt so zu reden, war schlimm;
noch schlimmer, daß er sich wirklich zu solchen Empfindungen und Gedanken
zu stimmen vermochte. Wenigstens aber war er dadurch im Einklang seiner
Lage. Indessen sollten ihm ernste Conflicte nicht erspart werden. Er lebte in
der für einen Historiker unbegreiflichen Illusion, Westphalen sei ein deutscher
Staat und die Regierung werde nichts Angelegentlicheres zu thun haben, als
für das Aufblühn der deutschen Wissenschaft zu sorgen. Der Regierung kam
es aber hauptsächlich darauf an, Rekruten und Geld für die napoleonischen
Kriege zu erpressen. In den Universitäten sah sie haupsächlich den Herd de¬
magogischer Umtriebe, und selbst wenn das nicht gewesen wäre, so hatte sie
doch keinen Begriff von einer deutschen Universität. Bei ihrem Streben nach
Vereinfachung, wollte sie die kleinen Universitäten zuscunmenziehn und mög¬
lichst in der Weise der polytechnischen Schulen reformiren. Die milden Stif¬
tungen wurden ohne weiteres eingezogen, worin übrigens die spätern deutschen
Fürsten das Vorbild Napoleons redlich befolgt haben. und die Polizei fing
an, in den unschuldigen Spielereien der Studenten und selbst in den Vor¬
lesungen das große Wort zu führen: auch darin hat die deutsche Restauration
viel von den Franzosen gelernt. Die Kriecherei, mit der die Professoren sich
dem neuen Regiment fügten, zeigte sich namentlich bei den Bredowschen Hän¬
deln, die in dem Müllcrschcu Briefwechsel ausführlich besprochen werden.
Männer von großem Ruf, wie Sartorius. Eichhorn u. f. w. bewarben
sich um westphälische Staatsämter und legten gute Gesinnungen an den Tag.
Es ist nicht zu leugnen, daß Müller' sehr viel Unheil verhütet hat; er war
unverdrossen, seine Kollegen und Vorgesetzten über das Wesen der deutschen
'Lehrfreiheit ius Klare zu setzen. Auf seine Anregung schrieb Villers das
bekannte Buch über die deutschen Universitäten, das Unbefangenste, was von
einem Franzosen ausgegangen ist. Aber viel wurde doch immer nicht erreicht
und Müllers Haltung erregt unser tiefstes Mitleid. Man begegnete seinen
Vorstellungen mit der kältesten Verachtung; man verhehlte ihm nicht, daß
seine Geltung in Deutschland völlig aufgehört habe, daß es seine Pflicht sei,
hauptsächlich die französischen Interessen wahrzunehmen; er begegnete diesen
Zumuthungen nicht mit männlicher Entschiedenheit, er klagte, daß man ihn
allmälig mit Nadelstichen todte und flehte gewissermaßen um Erbarmen. „Hätte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/467>, abgerufen am 22.12.2024.