Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sie zerstört alles Vertrauen. sie. streut Besorgnis; in alle Familien, sie erregt
Befürchtungen über die Lage des Landes, also -- die Baissiers sind schlechte
Staatsbürger und eigentlich verdienten sie außer Landes transportirt zu wer¬
den. Ist die Schlußfolgerung zu gewagt? Vielleicht erlebt der Credit-Mobilier
drü Tag noch, wo auch das geschehen wird.

Der Bericht gibt aber auch die Unternehmungen an, welche die Anstalt
"patronirt", wie es in der Uebersetzung heißt, die pariser Gasanstalt, die
Fusion der pariser Omnibusse, die Gesellschaft des Handels und der Immo¬
bilien der Rivolistraße, die Compagnie maritime für Unternehmungen im Eiu-
und Ausfuhrhandel, die Gesellschaft der West-, und die der Südeisenbahnen
Frankreichs, ferner im Auslande die Gesellschaft der östreichischen Eisenbahnen,
die schweizer und die russischen Eisenbahnen, und der Mobilicrcredit in Ma¬
drid! Alles natürlich Unternehmungen von welthistorischer Bedeutung, Dinge,
an die man ohne den Credit-Mobilier niemals gegangen wäre! Oder gab es
wirtlich vor ihm schon großartige Gasanstalten und Omnibuslinien, Handels¬
gesellschaften und Eisenbahnverbände!! Sollte es wahr sein, daß es z. B. in
Deutschland eine Reihe von Eisenbahnverbänden gibt, ohne patronireuden
Credit-Mobilier, ohne neu creirte Actien, zum einzigen Zweck der bessern
Reise- und Frachtbeförderung? Hr. Pereire, dem ein etwas ähnliches Ziel in
der Schweiz noch nicht gelungen ist, wie er berichtet, weiß offenbar nichts
davon, oder so einfache Dinge verdienen seine Würdigung nicht. Oder sollte
er sich für eine Art Prometheus halten, der den übrigen Völkern Europas
das Verständniß des neuen Reisemittels erst beibringt? "An dem großen Wert
des Eiseubahnbaues in Europa arbeiten, heißt nicht nur arbeiten an der Aus¬
dehnung der commerciellen und industriellen Beziehungen zwischen den Böllern,
sondern auch die Anwendung der entwickeltsten Principien allgemein machen,
und so aus friedlichem Wege das Ziel erreichen, welches früher durch Kampf
und Eroberungen verfolgt wurde, und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet
ist der Bau ausländischer Eisenbahnen ein äußerst nützliches, dem Geist und
der Politik u n s e r e r N ativn entfpre es endes Wer k." Hr.. Pereire ist
der directe Nachfolger jener französischen Eroberer, welche durch ihre Waffen
Europa "civilisirt" haben!

Aber wie der letzte große Civilisationszug der Franzosen durch Waterloo
unterbrochen ward, so sollte es endlich einmal auch mit allen Unternehmungen
des Credit-Mobilier schief gehen. Vortrefflich erdacht, sichern Gewinn ver¬
beißend, der Bericht beweist das, aber -- keine Dividende. Es ist zwar ge¬
nug verdient, mehr als 7 Pet,. doch sollen sie nicht ausbezahlt werde". "An¬
ders handeln, hieße aus das gegenwärtige Jahr Lasten übertragen, welche
unsern Credit schwache", und ein Hinderniß für unsere künftige Entwicklung
machen könnte. . - wenn die Course der Werthe sich nicht heben, so wird die


sie zerstört alles Vertrauen. sie. streut Besorgnis; in alle Familien, sie erregt
Befürchtungen über die Lage des Landes, also — die Baissiers sind schlechte
Staatsbürger und eigentlich verdienten sie außer Landes transportirt zu wer¬
den. Ist die Schlußfolgerung zu gewagt? Vielleicht erlebt der Credit-Mobilier
drü Tag noch, wo auch das geschehen wird.

Der Bericht gibt aber auch die Unternehmungen an, welche die Anstalt
„patronirt", wie es in der Uebersetzung heißt, die pariser Gasanstalt, die
Fusion der pariser Omnibusse, die Gesellschaft des Handels und der Immo¬
bilien der Rivolistraße, die Compagnie maritime für Unternehmungen im Eiu-
und Ausfuhrhandel, die Gesellschaft der West-, und die der Südeisenbahnen
Frankreichs, ferner im Auslande die Gesellschaft der östreichischen Eisenbahnen,
die schweizer und die russischen Eisenbahnen, und der Mobilicrcredit in Ma¬
drid! Alles natürlich Unternehmungen von welthistorischer Bedeutung, Dinge,
an die man ohne den Credit-Mobilier niemals gegangen wäre! Oder gab es
wirtlich vor ihm schon großartige Gasanstalten und Omnibuslinien, Handels¬
gesellschaften und Eisenbahnverbände!! Sollte es wahr sein, daß es z. B. in
Deutschland eine Reihe von Eisenbahnverbänden gibt, ohne patronireuden
Credit-Mobilier, ohne neu creirte Actien, zum einzigen Zweck der bessern
Reise- und Frachtbeförderung? Hr. Pereire, dem ein etwas ähnliches Ziel in
der Schweiz noch nicht gelungen ist, wie er berichtet, weiß offenbar nichts
davon, oder so einfache Dinge verdienen seine Würdigung nicht. Oder sollte
er sich für eine Art Prometheus halten, der den übrigen Völkern Europas
das Verständniß des neuen Reisemittels erst beibringt? „An dem großen Wert
des Eiseubahnbaues in Europa arbeiten, heißt nicht nur arbeiten an der Aus¬
dehnung der commerciellen und industriellen Beziehungen zwischen den Böllern,
sondern auch die Anwendung der entwickeltsten Principien allgemein machen,
und so aus friedlichem Wege das Ziel erreichen, welches früher durch Kampf
und Eroberungen verfolgt wurde, und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet
ist der Bau ausländischer Eisenbahnen ein äußerst nützliches, dem Geist und
der Politik u n s e r e r N ativn entfpre es endes Wer k." Hr.. Pereire ist
der directe Nachfolger jener französischen Eroberer, welche durch ihre Waffen
Europa „civilisirt" haben!

Aber wie der letzte große Civilisationszug der Franzosen durch Waterloo
unterbrochen ward, so sollte es endlich einmal auch mit allen Unternehmungen
des Credit-Mobilier schief gehen. Vortrefflich erdacht, sichern Gewinn ver¬
beißend, der Bericht beweist das, aber — keine Dividende. Es ist zwar ge¬
nug verdient, mehr als 7 Pet,. doch sollen sie nicht ausbezahlt werde». „An¬
ders handeln, hieße aus das gegenwärtige Jahr Lasten übertragen, welche
unsern Credit schwache», und ein Hinderniß für unsere künftige Entwicklung
machen könnte. . - wenn die Course der Werthe sich nicht heben, so wird die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0344" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186756"/>
          <p xml:id="ID_786" prev="#ID_785"> sie zerstört alles Vertrauen. sie. streut Besorgnis; in alle Familien, sie erregt<lb/>
Befürchtungen über die Lage des Landes, also &#x2014; die Baissiers sind schlechte<lb/>
Staatsbürger und eigentlich verdienten sie außer Landes transportirt zu wer¬<lb/>
den. Ist die Schlußfolgerung zu gewagt? Vielleicht erlebt der Credit-Mobilier<lb/>
drü Tag noch, wo auch das geschehen wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_787"> Der Bericht gibt aber auch die Unternehmungen an, welche die Anstalt<lb/>
&#x201E;patronirt", wie es in der Uebersetzung heißt, die pariser Gasanstalt, die<lb/>
Fusion der pariser Omnibusse, die Gesellschaft des Handels und der Immo¬<lb/>
bilien der Rivolistraße, die Compagnie maritime für Unternehmungen im Eiu-<lb/>
und Ausfuhrhandel, die Gesellschaft der West-, und die der Südeisenbahnen<lb/>
Frankreichs, ferner im Auslande die Gesellschaft der östreichischen Eisenbahnen,<lb/>
die schweizer und die russischen Eisenbahnen, und der Mobilicrcredit in Ma¬<lb/>
drid! Alles natürlich Unternehmungen von welthistorischer Bedeutung, Dinge,<lb/>
an die man ohne den Credit-Mobilier niemals gegangen wäre! Oder gab es<lb/>
wirtlich vor ihm schon großartige Gasanstalten und Omnibuslinien, Handels¬<lb/>
gesellschaften und Eisenbahnverbände!! Sollte es wahr sein, daß es z. B. in<lb/>
Deutschland eine Reihe von Eisenbahnverbänden gibt, ohne patronireuden<lb/>
Credit-Mobilier, ohne neu creirte Actien, zum einzigen Zweck der bessern<lb/>
Reise- und Frachtbeförderung? Hr. Pereire, dem ein etwas ähnliches Ziel in<lb/>
der Schweiz noch nicht gelungen ist, wie er berichtet, weiß offenbar nichts<lb/>
davon, oder so einfache Dinge verdienen seine Würdigung nicht. Oder sollte<lb/>
er sich für eine Art Prometheus halten, der den übrigen Völkern Europas<lb/>
das Verständniß des neuen Reisemittels erst beibringt? &#x201E;An dem großen Wert<lb/>
des Eiseubahnbaues in Europa arbeiten, heißt nicht nur arbeiten an der Aus¬<lb/>
dehnung der commerciellen und industriellen Beziehungen zwischen den Böllern,<lb/>
sondern auch die Anwendung der entwickeltsten Principien allgemein machen,<lb/>
und so aus friedlichem Wege das Ziel erreichen, welches früher durch Kampf<lb/>
und Eroberungen verfolgt wurde, und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet<lb/>
ist der Bau ausländischer Eisenbahnen ein äußerst nützliches, dem Geist und<lb/>
der Politik u n s e r e r N ativn entfpre es endes Wer k." Hr.. Pereire ist<lb/>
der directe Nachfolger jener französischen Eroberer, welche durch ihre Waffen<lb/>
Europa &#x201E;civilisirt" haben!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_788" next="#ID_789"> Aber wie der letzte große Civilisationszug der Franzosen durch Waterloo<lb/>
unterbrochen ward, so sollte es endlich einmal auch mit allen Unternehmungen<lb/>
des Credit-Mobilier schief gehen. Vortrefflich erdacht, sichern Gewinn ver¬<lb/>
beißend, der Bericht beweist das, aber &#x2014; keine Dividende. Es ist zwar ge¬<lb/>
nug verdient, mehr als 7 Pet,. doch sollen sie nicht ausbezahlt werde». &#x201E;An¬<lb/>
ders handeln, hieße aus das gegenwärtige Jahr Lasten übertragen, welche<lb/>
unsern Credit schwache», und ein Hinderniß für unsere künftige Entwicklung<lb/>
machen könnte. . - wenn die Course der Werthe sich nicht heben, so wird die</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0344] sie zerstört alles Vertrauen. sie. streut Besorgnis; in alle Familien, sie erregt Befürchtungen über die Lage des Landes, also — die Baissiers sind schlechte Staatsbürger und eigentlich verdienten sie außer Landes transportirt zu wer¬ den. Ist die Schlußfolgerung zu gewagt? Vielleicht erlebt der Credit-Mobilier drü Tag noch, wo auch das geschehen wird. Der Bericht gibt aber auch die Unternehmungen an, welche die Anstalt „patronirt", wie es in der Uebersetzung heißt, die pariser Gasanstalt, die Fusion der pariser Omnibusse, die Gesellschaft des Handels und der Immo¬ bilien der Rivolistraße, die Compagnie maritime für Unternehmungen im Eiu- und Ausfuhrhandel, die Gesellschaft der West-, und die der Südeisenbahnen Frankreichs, ferner im Auslande die Gesellschaft der östreichischen Eisenbahnen, die schweizer und die russischen Eisenbahnen, und der Mobilicrcredit in Ma¬ drid! Alles natürlich Unternehmungen von welthistorischer Bedeutung, Dinge, an die man ohne den Credit-Mobilier niemals gegangen wäre! Oder gab es wirtlich vor ihm schon großartige Gasanstalten und Omnibuslinien, Handels¬ gesellschaften und Eisenbahnverbände!! Sollte es wahr sein, daß es z. B. in Deutschland eine Reihe von Eisenbahnverbänden gibt, ohne patronireuden Credit-Mobilier, ohne neu creirte Actien, zum einzigen Zweck der bessern Reise- und Frachtbeförderung? Hr. Pereire, dem ein etwas ähnliches Ziel in der Schweiz noch nicht gelungen ist, wie er berichtet, weiß offenbar nichts davon, oder so einfache Dinge verdienen seine Würdigung nicht. Oder sollte er sich für eine Art Prometheus halten, der den übrigen Völkern Europas das Verständniß des neuen Reisemittels erst beibringt? „An dem großen Wert des Eiseubahnbaues in Europa arbeiten, heißt nicht nur arbeiten an der Aus¬ dehnung der commerciellen und industriellen Beziehungen zwischen den Böllern, sondern auch die Anwendung der entwickeltsten Principien allgemein machen, und so aus friedlichem Wege das Ziel erreichen, welches früher durch Kampf und Eroberungen verfolgt wurde, und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist der Bau ausländischer Eisenbahnen ein äußerst nützliches, dem Geist und der Politik u n s e r e r N ativn entfpre es endes Wer k." Hr.. Pereire ist der directe Nachfolger jener französischen Eroberer, welche durch ihre Waffen Europa „civilisirt" haben! Aber wie der letzte große Civilisationszug der Franzosen durch Waterloo unterbrochen ward, so sollte es endlich einmal auch mit allen Unternehmungen des Credit-Mobilier schief gehen. Vortrefflich erdacht, sichern Gewinn ver¬ beißend, der Bericht beweist das, aber — keine Dividende. Es ist zwar ge¬ nug verdient, mehr als 7 Pet,. doch sollen sie nicht ausbezahlt werde». „An¬ ders handeln, hieße aus das gegenwärtige Jahr Lasten übertragen, welche unsern Credit schwache», und ein Hinderniß für unsere künftige Entwicklung machen könnte. . - wenn die Course der Werthe sich nicht heben, so wird die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/344
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/344>, abgerufen am 21.12.2024.