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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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Unterbaues sind Nischen angebracht, in denen die Gestalten preußischer Helden;
diese sind Nachbildungen bekannter Statuen in getriebenem Silber und sind
auch einzeln herauszunehmen. Ueber dieser Heldenhalle erheben sich Trophäen,
zwischen denen, von Lorbeerkränzen umrahmt, die hervorragendsten Sterne des
preußischen Herrscherhauses in Medaillenbildern sich zeige". Ein Adler mit
ausgebreiteten Schwingen krönt das Ganze. Von sehr schöner Erfindung und
Ausführung ist das Gesch enk, das die Stunde d er Alt mark darbrachten.
Es ist ein in streng mittelalterlichen Stile gehaltener Humpen nebst Credenz-
tellcr in Silber, ersterer 18 Zoll hoch und 8 Zoll breit, letzterer 30 Zoll im
Durchmesser haltend; beide zeigen in Feldern von ciselirter Arbeit die ältesten
und schönsten Gebäude der Altmark, die daran ganz besonders reich ist.

Das Geschenk der Stadt Stettin ist ebenfalls ein Tafelaufsatz von
4 Fuß Höhe, bestehend in zwei doppelten Schalen, die durch einen mit Figuren
umgebenen Stamm gehalten und verbunden werden. Eigenthümlich ist auch
die Gabe der Stadt Brandenburg; sie besteht aus einer Trinkkanne in
mattem Silber, inwendig vergoldet, die im allerentschiedensten Roccocostile
gehalten ist, dessen verschnörkelte Linien aber hier mit Geschmack angewandt
sind, der Untersatz dieser Kanne, so wie zwei dazu gehörige Becher und die
Kanne selbst tragen Ansichten der Stadt Brandenburg.

Ausgezeichnet durch ihren Werth sind ferner die Geschenke der Stadt
Potsdam, bestehend in einer silbernen, mit Gold reich emaillirter Vase,
einem großen silbernen Schreibzeug in Gestalt des nauener Thores, einem
schönen Leuchter, Bivouakscenen darstellend, einem Theeservice mit Ansichten von
Potsdam.

Viele Städte, die ihre Gaben noch nicht eingeschickt, sondern erst ver-
heißen haben, lassen sehr Prachtvolles erwarten; so die Stadt Magdeburg
ein massiv, silbernes Modell des auf ihrem Marktplatze befindlichen Denkmals
Otto I., Danzig das Modell einer Galeere, die im lei. Jahrhundert von
dieser Stadt gegen Seeräuber ausgerüstet wurde, Köln einen großen silbernen
Tafelaussatz und andres mehr.

Die Stadt Paderborn brachte zwar nur eine Gabe aus Holz, allein
wol mag sie sich an Kunstwerth mit den silbernen messen. Es ist ein Tisch
in kunstvollster Schnitzerei, der den schönsten Arbeiten dieser Art, die aus dem
Mittelalter uns erhalten sind, wol an die Seite gestellt werden mag. In dem
untern Theile des sehr großen Tisches soll dargestellt sein, "wie die rohen
feindlichen Gewalten, welche die Throne bedrohen und den Frieden unter¬
graben, besiegt und gefesselt sind, während auf verschloßner Burg die Waffen
ruhen. Auf der obern Fläche des Tisches erblickt man die Taube mit dem
Oelzweig, so wie die Wappen Westphalens und des prinzlichen Paares. In
den Seitenwänden des Tisches gruppiren sich die Embleme der Künste und


Unterbaues sind Nischen angebracht, in denen die Gestalten preußischer Helden;
diese sind Nachbildungen bekannter Statuen in getriebenem Silber und sind
auch einzeln herauszunehmen. Ueber dieser Heldenhalle erheben sich Trophäen,
zwischen denen, von Lorbeerkränzen umrahmt, die hervorragendsten Sterne des
preußischen Herrscherhauses in Medaillenbildern sich zeige». Ein Adler mit
ausgebreiteten Schwingen krönt das Ganze. Von sehr schöner Erfindung und
Ausführung ist das Gesch enk, das die Stunde d er Alt mark darbrachten.
Es ist ein in streng mittelalterlichen Stile gehaltener Humpen nebst Credenz-
tellcr in Silber, ersterer 18 Zoll hoch und 8 Zoll breit, letzterer 30 Zoll im
Durchmesser haltend; beide zeigen in Feldern von ciselirter Arbeit die ältesten
und schönsten Gebäude der Altmark, die daran ganz besonders reich ist.

Das Geschenk der Stadt Stettin ist ebenfalls ein Tafelaufsatz von
4 Fuß Höhe, bestehend in zwei doppelten Schalen, die durch einen mit Figuren
umgebenen Stamm gehalten und verbunden werden. Eigenthümlich ist auch
die Gabe der Stadt Brandenburg; sie besteht aus einer Trinkkanne in
mattem Silber, inwendig vergoldet, die im allerentschiedensten Roccocostile
gehalten ist, dessen verschnörkelte Linien aber hier mit Geschmack angewandt
sind, der Untersatz dieser Kanne, so wie zwei dazu gehörige Becher und die
Kanne selbst tragen Ansichten der Stadt Brandenburg.

Ausgezeichnet durch ihren Werth sind ferner die Geschenke der Stadt
Potsdam, bestehend in einer silbernen, mit Gold reich emaillirter Vase,
einem großen silbernen Schreibzeug in Gestalt des nauener Thores, einem
schönen Leuchter, Bivouakscenen darstellend, einem Theeservice mit Ansichten von
Potsdam.

Viele Städte, die ihre Gaben noch nicht eingeschickt, sondern erst ver-
heißen haben, lassen sehr Prachtvolles erwarten; so die Stadt Magdeburg
ein massiv, silbernes Modell des auf ihrem Marktplatze befindlichen Denkmals
Otto I., Danzig das Modell einer Galeere, die im lei. Jahrhundert von
dieser Stadt gegen Seeräuber ausgerüstet wurde, Köln einen großen silbernen
Tafelaussatz und andres mehr.

Die Stadt Paderborn brachte zwar nur eine Gabe aus Holz, allein
wol mag sie sich an Kunstwerth mit den silbernen messen. Es ist ein Tisch
in kunstvollster Schnitzerei, der den schönsten Arbeiten dieser Art, die aus dem
Mittelalter uns erhalten sind, wol an die Seite gestellt werden mag. In dem
untern Theile des sehr großen Tisches soll dargestellt sein, „wie die rohen
feindlichen Gewalten, welche die Throne bedrohen und den Frieden unter¬
graben, besiegt und gefesselt sind, während auf verschloßner Burg die Waffen
ruhen. Auf der obern Fläche des Tisches erblickt man die Taube mit dem
Oelzweig, so wie die Wappen Westphalens und des prinzlichen Paares. In
den Seitenwänden des Tisches gruppiren sich die Embleme der Künste und


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[0202] Unterbaues sind Nischen angebracht, in denen die Gestalten preußischer Helden; diese sind Nachbildungen bekannter Statuen in getriebenem Silber und sind auch einzeln herauszunehmen. Ueber dieser Heldenhalle erheben sich Trophäen, zwischen denen, von Lorbeerkränzen umrahmt, die hervorragendsten Sterne des preußischen Herrscherhauses in Medaillenbildern sich zeige». Ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen krönt das Ganze. Von sehr schöner Erfindung und Ausführung ist das Gesch enk, das die Stunde d er Alt mark darbrachten. Es ist ein in streng mittelalterlichen Stile gehaltener Humpen nebst Credenz- tellcr in Silber, ersterer 18 Zoll hoch und 8 Zoll breit, letzterer 30 Zoll im Durchmesser haltend; beide zeigen in Feldern von ciselirter Arbeit die ältesten und schönsten Gebäude der Altmark, die daran ganz besonders reich ist. Das Geschenk der Stadt Stettin ist ebenfalls ein Tafelaufsatz von 4 Fuß Höhe, bestehend in zwei doppelten Schalen, die durch einen mit Figuren umgebenen Stamm gehalten und verbunden werden. Eigenthümlich ist auch die Gabe der Stadt Brandenburg; sie besteht aus einer Trinkkanne in mattem Silber, inwendig vergoldet, die im allerentschiedensten Roccocostile gehalten ist, dessen verschnörkelte Linien aber hier mit Geschmack angewandt sind, der Untersatz dieser Kanne, so wie zwei dazu gehörige Becher und die Kanne selbst tragen Ansichten der Stadt Brandenburg. Ausgezeichnet durch ihren Werth sind ferner die Geschenke der Stadt Potsdam, bestehend in einer silbernen, mit Gold reich emaillirter Vase, einem großen silbernen Schreibzeug in Gestalt des nauener Thores, einem schönen Leuchter, Bivouakscenen darstellend, einem Theeservice mit Ansichten von Potsdam. Viele Städte, die ihre Gaben noch nicht eingeschickt, sondern erst ver- heißen haben, lassen sehr Prachtvolles erwarten; so die Stadt Magdeburg ein massiv, silbernes Modell des auf ihrem Marktplatze befindlichen Denkmals Otto I., Danzig das Modell einer Galeere, die im lei. Jahrhundert von dieser Stadt gegen Seeräuber ausgerüstet wurde, Köln einen großen silbernen Tafelaussatz und andres mehr. Die Stadt Paderborn brachte zwar nur eine Gabe aus Holz, allein wol mag sie sich an Kunstwerth mit den silbernen messen. Es ist ein Tisch in kunstvollster Schnitzerei, der den schönsten Arbeiten dieser Art, die aus dem Mittelalter uns erhalten sind, wol an die Seite gestellt werden mag. In dem untern Theile des sehr großen Tisches soll dargestellt sein, „wie die rohen feindlichen Gewalten, welche die Throne bedrohen und den Frieden unter¬ graben, besiegt und gefesselt sind, während auf verschloßner Burg die Waffen ruhen. Auf der obern Fläche des Tisches erblickt man die Taube mit dem Oelzweig, so wie die Wappen Westphalens und des prinzlichen Paares. In den Seitenwänden des Tisches gruppiren sich die Embleme der Künste und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/202>, abgerufen am 21.12.2024.