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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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dieses Gewerkes. bei feierlichen Gelegenheiten Bärenmützen zutragen und sieben
davon sind hier ebenfalls ausgestellt.

Die Mitte des Saales wird von einem sehr geschmackvollen Blumenausbau,
den Büsten des Königshauses schmücken, eingenommen, und hinter dem¬
selben sind die Klempner aufgestellt. Diese waren im Zuge äußerst glän¬
zend vertreten, denn sie hatten zwei vollkommene Ritterrüstungen hergestellt;
die in der Sonne wie reines Gold und Silber funkelten. Sie erregten be¬
sonders den Jubel der Jugend, da die eine von einem Gesellen zu Pferde
getragen wurde, während in der andern ein Geselle steckte, der zu Fuß als
Knappe dem stolz alle andern überragenden Ritter folgte, dessen wallender
Federbusch weithin sichtbar war. Außerdem trugen sie allerlei Hausgeräth,
das schön blank sich anschaute. Hier haben sie ihrem Platze durch eine Fülle
der jetzt beliebten Blumennachbildungen in Blech ein buntes Ansehen gegeben;
diese etwas unwahrscheinlichen Tulpen, Georginen u. s. w. mögen für manche
Zwecke ganz brauchbar sein, die der Schönheit erfüllen sie jedoch nicht.

Die Steinhauer- und Steinsetzerinnungen, welche die vierte
Wand dieses Saales einnehmen, haben aus ihren Fahnen das Pantheon zu
Athen und den Dom zu Köln abgebildet, mit welchem Rechte, wird nicht
angegeben, sonst haben sie außer ihrem Handwerkszeug keine Abzeichen aus¬
zuweisen.

Aeußerst reichhaltig ist die Tischlerinnung vertreten, die den Reigen
im langen Saale eröffnet. Unterhalb der zahlreichen Fahnen, zwischen
welchen auch ein Banner ganz aus Hobelspänen gefertigt sichtbar ist. breitet
sich eine Menge der zierlichsten Hausgcrüthe im allerkleinsten Maßstabe aus,
ja selbst eine kleine Wendeltreppe von schönem polirten Holze ist vorhanden.
Alles dies wurde aus Stäben getragen; häufig bemerkt man die Zusammen¬
stellung einer kleinen Wiege und eines Sarges aus einem Bretchen stehend,
einigemal noch eine Bettlade daneben. Die Tischler scheinen also den schö¬
nen Beruf der Sorge für die Ruhestätten der Menschen ihrem Gewerke vin-
diciren zu wollen.

Viele Handwerke, wie die Nadler. Sieb mach er, Tuchmacher und
viele andere, deren Producte sich nicht so anschaulich und gefällig darstellen
ließen, haben nur ihre Fahnen. Banner und Schärpen nebst ihren Marschall¬
stäben und ähnlichem ausgestellt.' oft auch ihre Urkunden in Sammeteinbänden,
von denen einige mehre Jahrhunderte alt sind. Die Drechsler aber kenn¬
zeichnen sich sofort durch ein riesiges Schachbret mit Figuren, so wie durch
andere in großem Maßstabe ausgeführte Arbeiten, während die Glaser durch
eine Fahne aus gesponnenem Glase, so wie durch farbig zusammengesetzte
Glasschilder und Sterne repräsentirt werden. Am glänzendsten jedoch ist die
Innung der Goldschmiede vertreten. Außer einer großen Vase von Silber,


dieses Gewerkes. bei feierlichen Gelegenheiten Bärenmützen zutragen und sieben
davon sind hier ebenfalls ausgestellt.

Die Mitte des Saales wird von einem sehr geschmackvollen Blumenausbau,
den Büsten des Königshauses schmücken, eingenommen, und hinter dem¬
selben sind die Klempner aufgestellt. Diese waren im Zuge äußerst glän¬
zend vertreten, denn sie hatten zwei vollkommene Ritterrüstungen hergestellt;
die in der Sonne wie reines Gold und Silber funkelten. Sie erregten be¬
sonders den Jubel der Jugend, da die eine von einem Gesellen zu Pferde
getragen wurde, während in der andern ein Geselle steckte, der zu Fuß als
Knappe dem stolz alle andern überragenden Ritter folgte, dessen wallender
Federbusch weithin sichtbar war. Außerdem trugen sie allerlei Hausgeräth,
das schön blank sich anschaute. Hier haben sie ihrem Platze durch eine Fülle
der jetzt beliebten Blumennachbildungen in Blech ein buntes Ansehen gegeben;
diese etwas unwahrscheinlichen Tulpen, Georginen u. s. w. mögen für manche
Zwecke ganz brauchbar sein, die der Schönheit erfüllen sie jedoch nicht.

Die Steinhauer- und Steinsetzerinnungen, welche die vierte
Wand dieses Saales einnehmen, haben aus ihren Fahnen das Pantheon zu
Athen und den Dom zu Köln abgebildet, mit welchem Rechte, wird nicht
angegeben, sonst haben sie außer ihrem Handwerkszeug keine Abzeichen aus¬
zuweisen.

Aeußerst reichhaltig ist die Tischlerinnung vertreten, die den Reigen
im langen Saale eröffnet. Unterhalb der zahlreichen Fahnen, zwischen
welchen auch ein Banner ganz aus Hobelspänen gefertigt sichtbar ist. breitet
sich eine Menge der zierlichsten Hausgcrüthe im allerkleinsten Maßstabe aus,
ja selbst eine kleine Wendeltreppe von schönem polirten Holze ist vorhanden.
Alles dies wurde aus Stäben getragen; häufig bemerkt man die Zusammen¬
stellung einer kleinen Wiege und eines Sarges aus einem Bretchen stehend,
einigemal noch eine Bettlade daneben. Die Tischler scheinen also den schö¬
nen Beruf der Sorge für die Ruhestätten der Menschen ihrem Gewerke vin-
diciren zu wollen.

Viele Handwerke, wie die Nadler. Sieb mach er, Tuchmacher und
viele andere, deren Producte sich nicht so anschaulich und gefällig darstellen
ließen, haben nur ihre Fahnen. Banner und Schärpen nebst ihren Marschall¬
stäben und ähnlichem ausgestellt.' oft auch ihre Urkunden in Sammeteinbänden,
von denen einige mehre Jahrhunderte alt sind. Die Drechsler aber kenn¬
zeichnen sich sofort durch ein riesiges Schachbret mit Figuren, so wie durch
andere in großem Maßstabe ausgeführte Arbeiten, während die Glaser durch
eine Fahne aus gesponnenem Glase, so wie durch farbig zusammengesetzte
Glasschilder und Sterne repräsentirt werden. Am glänzendsten jedoch ist die
Innung der Goldschmiede vertreten. Außer einer großen Vase von Silber,


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[0196] dieses Gewerkes. bei feierlichen Gelegenheiten Bärenmützen zutragen und sieben davon sind hier ebenfalls ausgestellt. Die Mitte des Saales wird von einem sehr geschmackvollen Blumenausbau, den Büsten des Königshauses schmücken, eingenommen, und hinter dem¬ selben sind die Klempner aufgestellt. Diese waren im Zuge äußerst glän¬ zend vertreten, denn sie hatten zwei vollkommene Ritterrüstungen hergestellt; die in der Sonne wie reines Gold und Silber funkelten. Sie erregten be¬ sonders den Jubel der Jugend, da die eine von einem Gesellen zu Pferde getragen wurde, während in der andern ein Geselle steckte, der zu Fuß als Knappe dem stolz alle andern überragenden Ritter folgte, dessen wallender Federbusch weithin sichtbar war. Außerdem trugen sie allerlei Hausgeräth, das schön blank sich anschaute. Hier haben sie ihrem Platze durch eine Fülle der jetzt beliebten Blumennachbildungen in Blech ein buntes Ansehen gegeben; diese etwas unwahrscheinlichen Tulpen, Georginen u. s. w. mögen für manche Zwecke ganz brauchbar sein, die der Schönheit erfüllen sie jedoch nicht. Die Steinhauer- und Steinsetzerinnungen, welche die vierte Wand dieses Saales einnehmen, haben aus ihren Fahnen das Pantheon zu Athen und den Dom zu Köln abgebildet, mit welchem Rechte, wird nicht angegeben, sonst haben sie außer ihrem Handwerkszeug keine Abzeichen aus¬ zuweisen. Aeußerst reichhaltig ist die Tischlerinnung vertreten, die den Reigen im langen Saale eröffnet. Unterhalb der zahlreichen Fahnen, zwischen welchen auch ein Banner ganz aus Hobelspänen gefertigt sichtbar ist. breitet sich eine Menge der zierlichsten Hausgcrüthe im allerkleinsten Maßstabe aus, ja selbst eine kleine Wendeltreppe von schönem polirten Holze ist vorhanden. Alles dies wurde aus Stäben getragen; häufig bemerkt man die Zusammen¬ stellung einer kleinen Wiege und eines Sarges aus einem Bretchen stehend, einigemal noch eine Bettlade daneben. Die Tischler scheinen also den schö¬ nen Beruf der Sorge für die Ruhestätten der Menschen ihrem Gewerke vin- diciren zu wollen. Viele Handwerke, wie die Nadler. Sieb mach er, Tuchmacher und viele andere, deren Producte sich nicht so anschaulich und gefällig darstellen ließen, haben nur ihre Fahnen. Banner und Schärpen nebst ihren Marschall¬ stäben und ähnlichem ausgestellt.' oft auch ihre Urkunden in Sammeteinbänden, von denen einige mehre Jahrhunderte alt sind. Die Drechsler aber kenn¬ zeichnen sich sofort durch ein riesiges Schachbret mit Figuren, so wie durch andere in großem Maßstabe ausgeführte Arbeiten, während die Glaser durch eine Fahne aus gesponnenem Glase, so wie durch farbig zusammengesetzte Glasschilder und Sterne repräsentirt werden. Am glänzendsten jedoch ist die Innung der Goldschmiede vertreten. Außer einer großen Vase von Silber,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/196>, abgerufen am 21.12.2024.