Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.seinen Spießgesellen, und die mächtige Natur des Donnersbergs schilderte. Wir geben im Folgenden eine Probe der Schreibweise des Verfassers, seinen Spießgesellen, und die mächtige Natur des Donnersbergs schilderte. Wir geben im Folgenden eine Probe der Schreibweise des Verfassers, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186568"/> <p xml:id="ID_346" prev="#ID_345"> seinen Spießgesellen, und die mächtige Natur des Donnersbergs schilderte.<lb/> Die beigegebenen achtzig Holzschnitte, theils Landschaften und Gebäude, theils<lb/> Trachten und Gebräuche darstellend, sind theilweise hübsch, im Ganzen aber<lb/> nicht mit denen zu vergleichen, mit welchen die Verlagshandlung andere bei<lb/> ihr erschienene Werke dieser Gattung, namentlich den Führer durch die Schweiz<lb/> schmückte.</p><lb/> <p xml:id="ID_347" next="#ID_348"> Wir geben im Folgenden eine Probe der Schreibweise des Verfassers,<lb/> welche zugleich einen interessanten Theil des rheinischen Volkes uns vorführt-<lb/> „Wie das Land, so sein Bewohner, der ja. wenn man will, nur der ver¬<lb/> geistigte Ausdruck des Landescharnktcrs ist. In der lustigen, heitern, reichen<lb/> Pfalz können auch nur heitere, fröhliche, reichbegabte Menschen wohnen. Schon<lb/> was den Körperbau betrifft, kann der rhcinfränkische Schlag der Pfälzer als<lb/> einer der bevorzugtesten gelten, — schlanke, gerade, kräftige Figuren herr¬<lb/> schen durchgängig vor. Die Pfälzer sind wol im Durchschnitt die an Gestalt<lb/> größten Süddeutschen, — sie liefern das ansehnlichste Contingent zu den bai-<lb/> nschen Kürassierer. Schon das flotte Aeußere zeigt von.Kraft, aber noch mehr<lb/> von Gewandtheit und natürlichem Anstand, und spricht die Erregbarkeit, die<lb/> Rührigkeit und Gewecktheit des Geistes aus, welche diesen Stamm auszeichnen.<lb/> Die Thätigkeit des Volkes, der ausdauernde Fleiß, das Geschick und die Ge¬<lb/> wandtheit, gepaart mit natürlicher Intelligenz und Geistesfrische, sind längst<lb/> anerkannt. Und jener preußische Offizier, welcher während der Kriegsjahre<lb/> von 17ö3 und 94 die Briefe über die rheinische Pfalz geschrieben, hat sicher¬<lb/> lich Recht, wenn er. erstaunt über die „Sündflut von Bemerkungen des cul-<lb/> tivirten Verstandes" bei einem pfälzischen Bauer, meint, in einem ganzen<lb/> Jahr bringe ein norddeutscher Bauer nicht so viel Gedanken und Worte zu<lb/> Tage, als jener Bauer in einer halben Stunde. — Bei dem Pfälzer gesellt<lb/> sich der Liebe zum Besitz Unternehmungsgeist bei, der besonders großen Rcinlich-<lb/> lcits- und Ordnungsliebe auch der Sinn für heiteres gesellschaftliches Zusammen¬<lb/> leben und für die Freuden der Zeit. Pfälzische Gastfreundlichkeit ist ' fast<lb/> sprichwörtlich geworden und die rührendsten Beispiele könnten ihre Aus¬<lb/> dehnung beweisen. Bei aller Freiheitsliebe und aller aufbrausenden Hitze hat<lb/> der Pfälzer auch in den kritischen Momenten die Achtung vor dem Gesetze,<lb/> welche dem pfälzischen Volke eigen ist. nicht außer Acht gelassen l? d. R.;)<lb/> bei aller Toleranz in religiösen Dingen denkt er streng in moralischen, und<lb/> hat sich durch alle Stürme der Vergangenheit und der Gegenwart noch immer<lb/> eine gewisse Tüchtigkeit der Gesinnung, eine feste Selbstständigkeit bewahrt,<lb/> die von der gerühmten Naturkraft anderer Stämme gar merklich absticht. —<lb/> Zu allen diesen guten Eigenschaften gesellen sich freilich auch eine Reihe<lb/> weniger lobenswerther. Die Liebe zum Besitz wirkt manchmal allzumächtig.<lb/> — das Selbstgefühl ist oft stärker ausgebildet, als grade zur Bescheidenheit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
seinen Spießgesellen, und die mächtige Natur des Donnersbergs schilderte.
Die beigegebenen achtzig Holzschnitte, theils Landschaften und Gebäude, theils
Trachten und Gebräuche darstellend, sind theilweise hübsch, im Ganzen aber
nicht mit denen zu vergleichen, mit welchen die Verlagshandlung andere bei
ihr erschienene Werke dieser Gattung, namentlich den Führer durch die Schweiz
schmückte.
Wir geben im Folgenden eine Probe der Schreibweise des Verfassers,
welche zugleich einen interessanten Theil des rheinischen Volkes uns vorführt-
„Wie das Land, so sein Bewohner, der ja. wenn man will, nur der ver¬
geistigte Ausdruck des Landescharnktcrs ist. In der lustigen, heitern, reichen
Pfalz können auch nur heitere, fröhliche, reichbegabte Menschen wohnen. Schon
was den Körperbau betrifft, kann der rhcinfränkische Schlag der Pfälzer als
einer der bevorzugtesten gelten, — schlanke, gerade, kräftige Figuren herr¬
schen durchgängig vor. Die Pfälzer sind wol im Durchschnitt die an Gestalt
größten Süddeutschen, — sie liefern das ansehnlichste Contingent zu den bai-
nschen Kürassierer. Schon das flotte Aeußere zeigt von.Kraft, aber noch mehr
von Gewandtheit und natürlichem Anstand, und spricht die Erregbarkeit, die
Rührigkeit und Gewecktheit des Geistes aus, welche diesen Stamm auszeichnen.
Die Thätigkeit des Volkes, der ausdauernde Fleiß, das Geschick und die Ge¬
wandtheit, gepaart mit natürlicher Intelligenz und Geistesfrische, sind längst
anerkannt. Und jener preußische Offizier, welcher während der Kriegsjahre
von 17ö3 und 94 die Briefe über die rheinische Pfalz geschrieben, hat sicher¬
lich Recht, wenn er. erstaunt über die „Sündflut von Bemerkungen des cul-
tivirten Verstandes" bei einem pfälzischen Bauer, meint, in einem ganzen
Jahr bringe ein norddeutscher Bauer nicht so viel Gedanken und Worte zu
Tage, als jener Bauer in einer halben Stunde. — Bei dem Pfälzer gesellt
sich der Liebe zum Besitz Unternehmungsgeist bei, der besonders großen Rcinlich-
lcits- und Ordnungsliebe auch der Sinn für heiteres gesellschaftliches Zusammen¬
leben und für die Freuden der Zeit. Pfälzische Gastfreundlichkeit ist ' fast
sprichwörtlich geworden und die rührendsten Beispiele könnten ihre Aus¬
dehnung beweisen. Bei aller Freiheitsliebe und aller aufbrausenden Hitze hat
der Pfälzer auch in den kritischen Momenten die Achtung vor dem Gesetze,
welche dem pfälzischen Volke eigen ist. nicht außer Acht gelassen l? d. R.;)
bei aller Toleranz in religiösen Dingen denkt er streng in moralischen, und
hat sich durch alle Stürme der Vergangenheit und der Gegenwart noch immer
eine gewisse Tüchtigkeit der Gesinnung, eine feste Selbstständigkeit bewahrt,
die von der gerühmten Naturkraft anderer Stämme gar merklich absticht. —
Zu allen diesen guten Eigenschaften gesellen sich freilich auch eine Reihe
weniger lobenswerther. Die Liebe zum Besitz wirkt manchmal allzumächtig.
— das Selbstgefühl ist oft stärker ausgebildet, als grade zur Bescheidenheit
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