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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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Mit einem Wort, ich weiß die Ursache vielleicht nicht; aber ich darf keinen
Augenblick vom Buch wegsehn, ich muß meiner ganz vergessen, und mich in
die Vorwelt hineinfühlen, wenn ich nicht entsetzliche Stunden haben will. Nicht
alö fände ich in mir etwas Zurückschreckendes -- ich fühle nur die Verlassen¬
heit." Und den Tag darauf an Vorstellen-. vVn milieu ac tous mes Mu",
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Schon hat er aus Vorsicht nach mehren Seiten seine letztwilligen Verfügungen
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Diese Stimmung ist es, welche die Sehnsucht nach einer Religion erweckt,
und aus der Sehnsucht geht bei einem empfänglichen Gemüth leicht eine In¬
spiration hervor. Aber es ist interessant, wie Müller diese Stimmung mit
seinen Studien in Zusammenhang zu setzen weiß.

(-!s war die Lectüre der griechischen Philosophen, hauptsächlich Platons,
die ihm die Idee des Uebersinnlichen näher führte/) Freilich unterwirft er



eine solche Menge Bedürfnisse aufbringen, das, viele Hausväter kaum mehr auskommen können,
hierdurch wird nun, zu vielerlei Niederträchtigkeiten gezwungen, und also ist wol am besten,
so lange zu warten als möglich." -- 8. Nov. 1783: "Nichts danke ich Vorstellen mehr. als
daß er'1773 mich verhindert hat an einer Heirat!); ich wollte damals Heirathe"; ich baute
Gott für den Freund, welcher mich frei erhalten hat. Nun bin ich entschlossen, sofern Men¬
schen sich -entschließen tonnen, so lange ich lebe, niemals eigen zu werden, und übe mich in
der Selbstüberwindung und Aufopferung des mächtigsten Triebes der Mensclum, damit ich
ungestört möge die Wahrheit erforschen, und nichts Aeußerliches mich abhalte sie zu sage", da.
mit ich auch weniger Anhänglichkeit an das Irdische habe und jeden Augenblick zum Tod
bereitwilliger sei. Lieber, je mehr ich die Menschen erforscht, um so geringer ist meine Mei¬
nung von dem gegenwärtigen Geschlecht; eben darum bin ich weit entfernt, mich durch neue
Baude an dasselbe knüpfen zu wollen."
Was sein eigentliches religiöses Bedürfniß war, findet man schon i" einem Brief an
Füßli. 2". Juli 177!): "Grenzen hat des Menschen Glück und Wissen nicht; aber sein Geist.
Ich glaube die Unsterblichkeit, ungeachtet ich sie nicht zur Aufmunterung guter Thaten brauche,
weil dies System nur die Traurigkeit nimmt, mit welcher ich das Ende meiner Untersuchungen
erwarten müßte."
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Mit einem Wort, ich weiß die Ursache vielleicht nicht; aber ich darf keinen
Augenblick vom Buch wegsehn, ich muß meiner ganz vergessen, und mich in
die Vorwelt hineinfühlen, wenn ich nicht entsetzliche Stunden haben will. Nicht
alö fände ich in mir etwas Zurückschreckendes — ich fühle nur die Verlassen¬
heit." Und den Tag darauf an Vorstellen-. vVn milieu ac tous mes Mu«,
M no xuis Cuv in'irpvreovvii' elimiuv ^joa' puo me mvurs. . . ^e suis
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Schon hat er aus Vorsicht nach mehren Seiten seine letztwilligen Verfügungen
abgeschickt: ne vrois i'ir« <iue inen clesü- cke mouru- »'tieeonliilidiso u.n xre-
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MLlv, in. kiüIileLLe et I'insenLiliilite <!e 1a pini>irrt des uncl'tel» u. f. w.
Diese Stimmung ist es, welche die Sehnsucht nach einer Religion erweckt,
und aus der Sehnsucht geht bei einem empfänglichen Gemüth leicht eine In¬
spiration hervor. Aber es ist interessant, wie Müller diese Stimmung mit
seinen Studien in Zusammenhang zu setzen weiß.

(-!s war die Lectüre der griechischen Philosophen, hauptsächlich Platons,
die ihm die Idee des Uebersinnlichen näher führte/) Freilich unterwirft er



eine solche Menge Bedürfnisse aufbringen, das, viele Hausväter kaum mehr auskommen können,
hierdurch wird nun, zu vielerlei Niederträchtigkeiten gezwungen, und also ist wol am besten,
so lange zu warten als möglich." — 8. Nov. 1783: „Nichts danke ich Vorstellen mehr. als
daß er'1773 mich verhindert hat an einer Heirat!); ich wollte damals Heirathe»; ich baute
Gott für den Freund, welcher mich frei erhalten hat. Nun bin ich entschlossen, sofern Men¬
schen sich -entschließen tonnen, so lange ich lebe, niemals eigen zu werden, und übe mich in
der Selbstüberwindung und Aufopferung des mächtigsten Triebes der Mensclum, damit ich
ungestört möge die Wahrheit erforschen, und nichts Aeußerliches mich abhalte sie zu sage», da.
mit ich auch weniger Anhänglichkeit an das Irdische habe und jeden Augenblick zum Tod
bereitwilliger sei. Lieber, je mehr ich die Menschen erforscht, um so geringer ist meine Mei¬
nung von dem gegenwärtigen Geschlecht; eben darum bin ich weit entfernt, mich durch neue
Baude an dasselbe knüpfen zu wollen."
Was sein eigentliches religiöses Bedürfniß war, findet man schon i» einem Brief an
Füßli. 2«. Juli 177!): „Grenzen hat des Menschen Glück und Wissen nicht; aber sein Geist.
Ich glaube die Unsterblichkeit, ungeachtet ich sie nicht zur Aufmunterung guter Thaten brauche,
weil dies System nur die Traurigkeit nimmt, mit welcher ich das Ende meiner Untersuchungen
erwarten müßte."
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[0147] Mit einem Wort, ich weiß die Ursache vielleicht nicht; aber ich darf keinen Augenblick vom Buch wegsehn, ich muß meiner ganz vergessen, und mich in die Vorwelt hineinfühlen, wenn ich nicht entsetzliche Stunden haben will. Nicht alö fände ich in mir etwas Zurückschreckendes — ich fühle nur die Verlassen¬ heit." Und den Tag darauf an Vorstellen-. vVn milieu ac tous mes Mu«, M no xuis Cuv in'irpvreovvii' elimiuv ^joa' puo me mvurs. . . ^e suis noursnivi xai' uno ti'istvKLv juvolontaire <lui me kalt Ärcloinmvilt svuliiütvr la em cle ma vio. Gerdes leg etoniäerieL <Jo mil ^eunesse viennent «v pro- »ontor ü. moll vsxrit, xom' 1'u.eeadlor et pour äevlüror mon coeur. .7'al Z. z»vino vuvoi'v ur koree ä'oser vroiro guo e'oft siinnloineilt cle ig. mvlimeoliv. Schon hat er aus Vorsicht nach mehren Seiten seine letztwilligen Verfügungen abgeschickt: ne vrois i'ir« <iue inen clesü- cke mouru- »'tieeonliilidiso u.n xre- miei' zoui'; ^'e orains <le lauKuu' i>mault xlus long-tellchs . . . ?1us 'j'in el.n«<lie I'Iüutoirv, niieux ^'in vn <iue teut v»t lie et «me 1e «levetei^>eure»t cle »n« kaviiltü« oft celui de 1'iuno: ^j'/ avsäs eousg.el'6 ma vio; si a.pi'<!» eelu. l'inne Lo clissixo, ce <zene ^e ne s-uirniL oroü'v, it ne kaut pa« xlninckre celui <1»i n'est xlus. ^insi yn'vizt vo Mo poi'as? . . (juviPie .j'nie en quel- que» momens c1'ivies8e et-ins le coul'L cke um vie, ^'en Luis i-coeur dienet null in'vn ii.Mj;el' ten^tom». . . ^-ri aj>^ris n. connaitre l'in^ustive, 1'liWv- MLlv, in. kiüIileLLe et I'insenLiliilite <!e 1a pini>irrt des uncl'tel» u. f. w. Diese Stimmung ist es, welche die Sehnsucht nach einer Religion erweckt, und aus der Sehnsucht geht bei einem empfänglichen Gemüth leicht eine In¬ spiration hervor. Aber es ist interessant, wie Müller diese Stimmung mit seinen Studien in Zusammenhang zu setzen weiß. (-!s war die Lectüre der griechischen Philosophen, hauptsächlich Platons, die ihm die Idee des Uebersinnlichen näher führte/) Freilich unterwirft er eine solche Menge Bedürfnisse aufbringen, das, viele Hausväter kaum mehr auskommen können, hierdurch wird nun, zu vielerlei Niederträchtigkeiten gezwungen, und also ist wol am besten, so lange zu warten als möglich." — 8. Nov. 1783: „Nichts danke ich Vorstellen mehr. als daß er'1773 mich verhindert hat an einer Heirat!); ich wollte damals Heirathe»; ich baute Gott für den Freund, welcher mich frei erhalten hat. Nun bin ich entschlossen, sofern Men¬ schen sich -entschließen tonnen, so lange ich lebe, niemals eigen zu werden, und übe mich in der Selbstüberwindung und Aufopferung des mächtigsten Triebes der Mensclum, damit ich ungestört möge die Wahrheit erforschen, und nichts Aeußerliches mich abhalte sie zu sage», da. mit ich auch weniger Anhänglichkeit an das Irdische habe und jeden Augenblick zum Tod bereitwilliger sei. Lieber, je mehr ich die Menschen erforscht, um so geringer ist meine Mei¬ nung von dem gegenwärtigen Geschlecht; eben darum bin ich weit entfernt, mich durch neue Baude an dasselbe knüpfen zu wollen." Was sein eigentliches religiöses Bedürfniß war, findet man schon i» einem Brief an Füßli. 2«. Juli 177!): „Grenzen hat des Menschen Glück und Wissen nicht; aber sein Geist. Ich glaube die Unsterblichkeit, ungeachtet ich sie nicht zur Aufmunterung guter Thaten brauche, weil dies System nur die Traurigkeit nimmt, mit welcher ich das Ende meiner Untersuchungen erwarten müßte." 18*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/147>, abgerufen am 30.12.2024.