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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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werden müssen. auf welche Weise man die Sache demnächst praktisch
anzufassen habe, um dem entweder schon hereinbrechenden oder doch dro¬
henden Nothstände zu begegnen und sich emporzuarbeiten. Besonders wird
dies erforderlich, wenn die Betheiligten, wie zumeist, nicht den Grad
von Intelligenz besitzen, um Ziel und Mittel klar zu überschauen und
die geschäftliche Organisation selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings
liegen, mit den bisher über die Associationen veröffentlichten Resultaten, voll¬
ständige durch die Praxis erprobte Pläne und Anweisungen über die zu treffen¬
den Einrichtungen vor, so daß die Organisation gleicher oder ähnlicher
solcher Institute darnach immer weniger schwierig wird. Wirtlich sind auch
dem Schreiber dieses eine Anzahl Fälle bekannt, wo lediglich und allein,
namentlich von Handwerkcrkrciscn, ohne alle Mitwirkung anderer die Sache
in die Hand genommen und unter Zugrundlegung der von uns erwähnten
Schulzeschcn Schriften mit günstigstein Erfolg durchgeführt worden ist. Allein
meist fehlt es doch, namentlich an kleinern Orten, an so thatskräftigen und
gcschäftsgewandten Leuten in den Arbeitskreisen, und die Beihilfe und An¬
leitung erfahrener und gemeinnütziger Männer aus dem höhern Gewerbs-
und Kausmannsstanbe, sowie die Mitwirkung von Rechts- und Geschäftskun¬
digen jeder Art ist bei dergleichen praktischen Organisationen doch noch ent¬
weder unerläßlich, oder mindestens höchst fördernd und erwünscht, selbst wenn
nur von den so nöthigen, ebenfalls im Bereinswege zu beschaffender Sonn¬
tags- und Fortbildungsschulen ganz absieht, welche der Mitwirkung von Ge¬
lehrten und Künstlern gar nicht entbehren können. Es bleibt daher überall
ein weites und lohnendes Feld zur Wirksamkeit für alle günstiger Gestellte,
welche den Willen und die Einsicht dazu haben, und selbst solche, welche sich
nur durch Gewährung von Geldmitteln bei der großen Aufgabe betheiligen
können und wollen, finden dazu eine bessere Gelegenheit als bei jenen mil¬
den Sammlungen und Spenden, durch welche nur selten einem wahren, be¬
rechtigten Bedürfniß Genüge geleistet wird. Wenn sie sich nämlich entschließen,
den Associationen durch Äorstreckung mäßiger Darlehen gegen die üblichen
Zinsen entgegenzukommen so riskiren sie ihrerseits, bei der großen durch
die solidarische Haft sämmtlicher Mitglieder gebotenen Sicherheit, nicht das
mindeste, ziehen von ihrem Capital eine gute Rente und leisten obenein den
Leuten einen guten Dienst, indem sie nun rascher ihren Geschäften die gehörige
Ausdehnung geben können, als es in manchen Fällen ohne solche Beihilfe
möglich wäre, wo sie durch allnuilige Aufsammlung kleiner Beiträge und Ge-
winnste sich erst allmälig ein größeres Capital bilden, einen größern Credit
anbahnen müssen.

Wie hiernach die von uns befürwortete Mitwirkung hei Verbesserung des
Looses der arbeitenden Classen Seitens der dnrch Bildung und Besitz günstiger


werden müssen. auf welche Weise man die Sache demnächst praktisch
anzufassen habe, um dem entweder schon hereinbrechenden oder doch dro¬
henden Nothstände zu begegnen und sich emporzuarbeiten. Besonders wird
dies erforderlich, wenn die Betheiligten, wie zumeist, nicht den Grad
von Intelligenz besitzen, um Ziel und Mittel klar zu überschauen und
die geschäftliche Organisation selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings
liegen, mit den bisher über die Associationen veröffentlichten Resultaten, voll¬
ständige durch die Praxis erprobte Pläne und Anweisungen über die zu treffen¬
den Einrichtungen vor, so daß die Organisation gleicher oder ähnlicher
solcher Institute darnach immer weniger schwierig wird. Wirtlich sind auch
dem Schreiber dieses eine Anzahl Fälle bekannt, wo lediglich und allein,
namentlich von Handwerkcrkrciscn, ohne alle Mitwirkung anderer die Sache
in die Hand genommen und unter Zugrundlegung der von uns erwähnten
Schulzeschcn Schriften mit günstigstein Erfolg durchgeführt worden ist. Allein
meist fehlt es doch, namentlich an kleinern Orten, an so thatskräftigen und
gcschäftsgewandten Leuten in den Arbeitskreisen, und die Beihilfe und An¬
leitung erfahrener und gemeinnütziger Männer aus dem höhern Gewerbs-
und Kausmannsstanbe, sowie die Mitwirkung von Rechts- und Geschäftskun¬
digen jeder Art ist bei dergleichen praktischen Organisationen doch noch ent¬
weder unerläßlich, oder mindestens höchst fördernd und erwünscht, selbst wenn
nur von den so nöthigen, ebenfalls im Bereinswege zu beschaffender Sonn¬
tags- und Fortbildungsschulen ganz absieht, welche der Mitwirkung von Ge¬
lehrten und Künstlern gar nicht entbehren können. Es bleibt daher überall
ein weites und lohnendes Feld zur Wirksamkeit für alle günstiger Gestellte,
welche den Willen und die Einsicht dazu haben, und selbst solche, welche sich
nur durch Gewährung von Geldmitteln bei der großen Aufgabe betheiligen
können und wollen, finden dazu eine bessere Gelegenheit als bei jenen mil¬
den Sammlungen und Spenden, durch welche nur selten einem wahren, be¬
rechtigten Bedürfniß Genüge geleistet wird. Wenn sie sich nämlich entschließen,
den Associationen durch Äorstreckung mäßiger Darlehen gegen die üblichen
Zinsen entgegenzukommen so riskiren sie ihrerseits, bei der großen durch
die solidarische Haft sämmtlicher Mitglieder gebotenen Sicherheit, nicht das
mindeste, ziehen von ihrem Capital eine gute Rente und leisten obenein den
Leuten einen guten Dienst, indem sie nun rascher ihren Geschäften die gehörige
Ausdehnung geben können, als es in manchen Fällen ohne solche Beihilfe
möglich wäre, wo sie durch allnuilige Aufsammlung kleiner Beiträge und Ge-
winnste sich erst allmälig ein größeres Capital bilden, einen größern Credit
anbahnen müssen.

Wie hiernach die von uns befürwortete Mitwirkung hei Verbesserung des
Looses der arbeitenden Classen Seitens der dnrch Bildung und Besitz günstiger


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[0136] werden müssen. auf welche Weise man die Sache demnächst praktisch anzufassen habe, um dem entweder schon hereinbrechenden oder doch dro¬ henden Nothstände zu begegnen und sich emporzuarbeiten. Besonders wird dies erforderlich, wenn die Betheiligten, wie zumeist, nicht den Grad von Intelligenz besitzen, um Ziel und Mittel klar zu überschauen und die geschäftliche Organisation selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings liegen, mit den bisher über die Associationen veröffentlichten Resultaten, voll¬ ständige durch die Praxis erprobte Pläne und Anweisungen über die zu treffen¬ den Einrichtungen vor, so daß die Organisation gleicher oder ähnlicher solcher Institute darnach immer weniger schwierig wird. Wirtlich sind auch dem Schreiber dieses eine Anzahl Fälle bekannt, wo lediglich und allein, namentlich von Handwerkcrkrciscn, ohne alle Mitwirkung anderer die Sache in die Hand genommen und unter Zugrundlegung der von uns erwähnten Schulzeschcn Schriften mit günstigstein Erfolg durchgeführt worden ist. Allein meist fehlt es doch, namentlich an kleinern Orten, an so thatskräftigen und gcschäftsgewandten Leuten in den Arbeitskreisen, und die Beihilfe und An¬ leitung erfahrener und gemeinnütziger Männer aus dem höhern Gewerbs- und Kausmannsstanbe, sowie die Mitwirkung von Rechts- und Geschäftskun¬ digen jeder Art ist bei dergleichen praktischen Organisationen doch noch ent¬ weder unerläßlich, oder mindestens höchst fördernd und erwünscht, selbst wenn nur von den so nöthigen, ebenfalls im Bereinswege zu beschaffender Sonn¬ tags- und Fortbildungsschulen ganz absieht, welche der Mitwirkung von Ge¬ lehrten und Künstlern gar nicht entbehren können. Es bleibt daher überall ein weites und lohnendes Feld zur Wirksamkeit für alle günstiger Gestellte, welche den Willen und die Einsicht dazu haben, und selbst solche, welche sich nur durch Gewährung von Geldmitteln bei der großen Aufgabe betheiligen können und wollen, finden dazu eine bessere Gelegenheit als bei jenen mil¬ den Sammlungen und Spenden, durch welche nur selten einem wahren, be¬ rechtigten Bedürfniß Genüge geleistet wird. Wenn sie sich nämlich entschließen, den Associationen durch Äorstreckung mäßiger Darlehen gegen die üblichen Zinsen entgegenzukommen so riskiren sie ihrerseits, bei der großen durch die solidarische Haft sämmtlicher Mitglieder gebotenen Sicherheit, nicht das mindeste, ziehen von ihrem Capital eine gute Rente und leisten obenein den Leuten einen guten Dienst, indem sie nun rascher ihren Geschäften die gehörige Ausdehnung geben können, als es in manchen Fällen ohne solche Beihilfe möglich wäre, wo sie durch allnuilige Aufsammlung kleiner Beiträge und Ge- winnste sich erst allmälig ein größeres Capital bilden, einen größern Credit anbahnen müssen. Wie hiernach die von uns befürwortete Mitwirkung hei Verbesserung des Looses der arbeitenden Classen Seitens der dnrch Bildung und Besitz günstiger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/136>, abgerufen am 30.12.2024.