Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

bewundernswürdigen Veränderungen und Anstalten, wie an Größe des politischen
Schauplatzes alle vorigen Jahrhunderic wett hinter sich zurückläßt . . .
Wann war ein Jahrhundert an Unternehmung reicher, durch eine allgemeine
Bewegung des ganzen umschlichen Geschlechts und Gährung aller Ver¬
fassungen, Religionen, Sitten. Künste und Wissenschaften lebhafter, aber auch
drohender für unser künftiges Alter und für unsere Sohne und Enkel! denn
wenn unter den gewalthabenden Monarchen ein einziger die Kriegskunst ver¬
nachlässigte, oder wenn in einer schwarzen Stunde drei oder vier des Umsturzes
der europäischen Verfassung einig werden wollten, durch wen, wie könnte der¬
selben Noth und Fall aufgehalten werden?"

Unter den kleinen Vorlesungen behandelt die bemerkenswertheste den
Einfluß der Alten auf die Neuen. Der französische Stil ist freilich wie der
deutsche, den sich Müller angeeignet hatte; die Worte, Sätze und Gedanken
sind nicht selten erstaunt, sich zusammenzufinden, und der unruhige Hinblick
auf die entlegensten Gebiete der Geschichte gibt der Darstellung etwas Ver¬
waschenes. Aber die Lobrede aus die Renaissance, auf das Zeitalter der
Medici und Leos X. ist nicht blos geistvoll, sondern auch wahr empfun¬
dene man versteht die Abneigung gegen die Reformation, durch welche das
Aufblühen der Künste und Wissenschaften unterbrochen wurde. Wut"
l'lluropv, vugom-alö ain" no vMssv barbariv, 1'on eomwvvev ä svutir
"melcmes mar^ues de vie, xmtout mi torrent cle lumieres torog, Ja> ti^ne
<iue Im <M)0iZ!U0Qt, leg prHug6s et 1'jguorauLv; le gout ein do" et du I)KÄU
eclaira. 1e mouclei ees deuux ^ours durerent ^jnsiiu' ii. ce "iue les
kontroverses reiilongereut I'Luroxe en 200 an" cle du-rdarlo.
^lors Jo8 rekormateurs, antient xar iuditkerenee poa tout co ^in o'plait
Ms eontroverse, <iue Mr innre contre tout. ce <mi venae clef oouvens,
dvtruisireut nue toute de mouumeirs d'audi<inne. Velde grande et irre-
MrlMe e-diimit/;. . . U'vn, dexlidsu ceux Mormatem'L, uns 1v public väiüv
eommv it äoit etre du (Corpus t.Iieologieum cle Ideidegger, de 1a. Lumina
('outroversürrnm do Iloorubeelc, sait bon ^>re ü. I^oren/o, cle nous avoir
conserve Iloraee. Die Alten werden gegen den Vorwurf gerechtfertigt,
republikanische Gesinnungen zu verbreiten; sie zeigen vielmehr, <zue 1e
meilleur gouverueiueut est celui cui, tort Mr sou principe, ire recloute ni
Jer liberte du xm'tieulier, in los ruses ac I'eineni, pu-vo zur'it est toute
La donnes armes et. sur les lois d'une diseixliue exacte. Bei der
unbedingten Anerkennung der Renaissance erklärt sich anch die Begeisterung
für Mncchinvelli. 1)v tons les N'arts Iiowmes, ^acluavel est celui lui a ete



') Die italienischen Schriftsteller hatte" ihn damals ganz gewonnen: "Ich finde einen
einzige" Fehler in der Historie Italiens - nämlichste macht gage" die deutsche, französische und
fast alle andern Historien gleichgiltig."
Äreiijvoten le. I8no. 14

bewundernswürdigen Veränderungen und Anstalten, wie an Größe des politischen
Schauplatzes alle vorigen Jahrhunderic wett hinter sich zurückläßt . . .
Wann war ein Jahrhundert an Unternehmung reicher, durch eine allgemeine
Bewegung des ganzen umschlichen Geschlechts und Gährung aller Ver¬
fassungen, Religionen, Sitten. Künste und Wissenschaften lebhafter, aber auch
drohender für unser künftiges Alter und für unsere Sohne und Enkel! denn
wenn unter den gewalthabenden Monarchen ein einziger die Kriegskunst ver¬
nachlässigte, oder wenn in einer schwarzen Stunde drei oder vier des Umsturzes
der europäischen Verfassung einig werden wollten, durch wen, wie könnte der¬
selben Noth und Fall aufgehalten werden?"

Unter den kleinen Vorlesungen behandelt die bemerkenswertheste den
Einfluß der Alten auf die Neuen. Der französische Stil ist freilich wie der
deutsche, den sich Müller angeeignet hatte; die Worte, Sätze und Gedanken
sind nicht selten erstaunt, sich zusammenzufinden, und der unruhige Hinblick
auf die entlegensten Gebiete der Geschichte gibt der Darstellung etwas Ver¬
waschenes. Aber die Lobrede aus die Renaissance, auf das Zeitalter der
Medici und Leos X. ist nicht blos geistvoll, sondern auch wahr empfun¬
dene man versteht die Abneigung gegen die Reformation, durch welche das
Aufblühen der Künste und Wissenschaften unterbrochen wurde. Wut«
l'lluropv, vugom-alö ain» no vMssv barbariv, 1'on eomwvvev ä svutir
«melcmes mar^ues de vie, xmtout mi torrent cle lumieres torog, Ja> ti^ne
<iue Im <M)0iZ!U0Qt, leg prHug6s et 1'jguorauLv; le gout ein do» et du I)KÄU
eclaira. 1e mouclei ees deuux ^ours durerent ^jnsiiu' ii. ce «iue les
kontroverses reiilongereut I'Luroxe en 200 an» cle du-rdarlo.
^lors Jo8 rekormateurs, antient xar iuditkerenee poa tout co ^in o'plait
Ms eontroverse, <iue Mr innre contre tout. ce <mi venae clef oouvens,
dvtruisireut nue toute de mouumeirs d'audi<inne. Velde grande et irre-
MrlMe e-diimit/;. . . U'vn, dexlidsu ceux Mormatem'L, uns 1v public väiüv
eommv it äoit etre du (Corpus t.Iieologieum cle Ideidegger, de 1a. Lumina
('outroversürrnm do Iloorubeelc, sait bon ^>re ü. I^oren/o, cle nous avoir
conserve Iloraee. Die Alten werden gegen den Vorwurf gerechtfertigt,
republikanische Gesinnungen zu verbreiten; sie zeigen vielmehr, <zue 1e
meilleur gouverueiueut est celui cui, tort Mr sou principe, ire recloute ni
Jer liberte du xm'tieulier, in los ruses ac I'eineni, pu-vo zur'it est toute
La donnes armes et. sur les lois d'une diseixliue exacte. Bei der
unbedingten Anerkennung der Renaissance erklärt sich anch die Begeisterung
für Mncchinvelli. 1)v tons les N'arts Iiowmes, ^acluavel est celui lui a ete



') Die italienischen Schriftsteller hatte» ihn damals ganz gewonnen: „Ich finde einen
einzige» Fehler in der Historie Italiens - nämlichste macht gage» die deutsche, französische und
fast alle andern Historien gleichgiltig."
Äreiijvoten le. I8no. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0113" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186525"/>
            <p xml:id="ID_255" prev="#ID_254"> bewundernswürdigen Veränderungen und Anstalten, wie an Größe des politischen<lb/>
Schauplatzes alle vorigen Jahrhunderic wett hinter sich zurückläßt . . .<lb/>
Wann war ein Jahrhundert an Unternehmung reicher, durch eine allgemeine<lb/>
Bewegung des ganzen umschlichen Geschlechts und Gährung aller Ver¬<lb/>
fassungen, Religionen, Sitten. Künste und Wissenschaften lebhafter, aber auch<lb/>
drohender für unser künftiges Alter und für unsere Sohne und Enkel! denn<lb/>
wenn unter den gewalthabenden Monarchen ein einziger die Kriegskunst ver¬<lb/>
nachlässigte, oder wenn in einer schwarzen Stunde drei oder vier des Umsturzes<lb/>
der europäischen Verfassung einig werden wollten, durch wen, wie könnte der¬<lb/>
selben Noth und Fall aufgehalten werden?"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_256" next="#ID_257"> Unter den kleinen Vorlesungen behandelt die bemerkenswertheste den<lb/>
Einfluß der Alten auf die Neuen. Der französische Stil ist freilich wie der<lb/>
deutsche, den sich Müller angeeignet hatte; die Worte, Sätze und Gedanken<lb/>
sind nicht selten erstaunt, sich zusammenzufinden, und der unruhige Hinblick<lb/>
auf die entlegensten Gebiete der Geschichte gibt der Darstellung etwas Ver¬<lb/>
waschenes. Aber die Lobrede aus die Renaissance, auf das Zeitalter der<lb/>
Medici und Leos X. ist nicht blos geistvoll, sondern auch wahr empfun¬<lb/>
dene man versteht die Abneigung gegen die Reformation, durch welche das<lb/>
Aufblühen der Künste und Wissenschaften unterbrochen wurde. Wut«<lb/>
l'lluropv, vugom-alö ain» no vMssv barbariv, 1'on eomwvvev ä svutir<lb/>
«melcmes mar^ues de vie, xmtout mi torrent cle lumieres torog, Ja&gt; ti^ne<lb/>
&lt;iue Im &lt;M)0iZ!U0Qt, leg prHug6s et 1'jguorauLv; le gout ein do» et du I)KÄU<lb/>
eclaira. 1e mouclei ees deuux ^ours durerent ^jnsiiu' ii. ce «iue les<lb/>
kontroverses reiilongereut I'Luroxe en 200 an» cle du-rdarlo.<lb/>
^lors Jo8 rekormateurs, antient xar iuditkerenee poa tout co ^in o'plait<lb/>
Ms eontroverse, &lt;iue Mr innre contre tout. ce &lt;mi venae clef oouvens,<lb/>
dvtruisireut nue toute de mouumeirs d'audi&lt;inne. Velde grande et irre-<lb/>
MrlMe e-diimit/;. . . U'vn, dexlidsu ceux Mormatem'L, uns 1v public väiüv<lb/>
eommv it äoit etre du (Corpus t.Iieologieum cle Ideidegger, de 1a. Lumina<lb/>
('outroversürrnm do Iloorubeelc, sait bon ^&gt;re ü. I^oren/o, cle nous avoir<lb/>
conserve Iloraee. Die Alten werden gegen den Vorwurf gerechtfertigt,<lb/>
republikanische Gesinnungen zu verbreiten; sie zeigen vielmehr, &lt;zue 1e<lb/>
meilleur gouverueiueut est celui cui, tort Mr sou principe, ire recloute ni<lb/>
Jer liberte du xm'tieulier, in los ruses ac I'eineni, pu-vo zur'it est toute<lb/>
La donnes armes et. sur les lois d'une diseixliue exacte. Bei der<lb/>
unbedingten Anerkennung der Renaissance erklärt sich anch die Begeisterung<lb/>
für Mncchinvelli. 1)v tons les N'arts Iiowmes, ^acluavel est celui lui a ete</p><lb/>
            <note xml:id="FID_34" place="foot"> ') Die italienischen Schriftsteller hatte» ihn damals ganz gewonnen: &#x201E;Ich finde einen<lb/>
einzige» Fehler in der Historie Italiens - nämlichste macht gage» die deutsche, französische und<lb/>
fast alle andern Historien gleichgiltig."</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Äreiijvoten le. I8no. 14</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0113] bewundernswürdigen Veränderungen und Anstalten, wie an Größe des politischen Schauplatzes alle vorigen Jahrhunderic wett hinter sich zurückläßt . . . Wann war ein Jahrhundert an Unternehmung reicher, durch eine allgemeine Bewegung des ganzen umschlichen Geschlechts und Gährung aller Ver¬ fassungen, Religionen, Sitten. Künste und Wissenschaften lebhafter, aber auch drohender für unser künftiges Alter und für unsere Sohne und Enkel! denn wenn unter den gewalthabenden Monarchen ein einziger die Kriegskunst ver¬ nachlässigte, oder wenn in einer schwarzen Stunde drei oder vier des Umsturzes der europäischen Verfassung einig werden wollten, durch wen, wie könnte der¬ selben Noth und Fall aufgehalten werden?" Unter den kleinen Vorlesungen behandelt die bemerkenswertheste den Einfluß der Alten auf die Neuen. Der französische Stil ist freilich wie der deutsche, den sich Müller angeeignet hatte; die Worte, Sätze und Gedanken sind nicht selten erstaunt, sich zusammenzufinden, und der unruhige Hinblick auf die entlegensten Gebiete der Geschichte gibt der Darstellung etwas Ver¬ waschenes. Aber die Lobrede aus die Renaissance, auf das Zeitalter der Medici und Leos X. ist nicht blos geistvoll, sondern auch wahr empfun¬ dene man versteht die Abneigung gegen die Reformation, durch welche das Aufblühen der Künste und Wissenschaften unterbrochen wurde. Wut« l'lluropv, vugom-alö ain» no vMssv barbariv, 1'on eomwvvev ä svutir «melcmes mar^ues de vie, xmtout mi torrent cle lumieres torog, Ja> ti^ne <iue Im <M)0iZ!U0Qt, leg prHug6s et 1'jguorauLv; le gout ein do» et du I)KÄU eclaira. 1e mouclei ees deuux ^ours durerent ^jnsiiu' ii. ce «iue les kontroverses reiilongereut I'Luroxe en 200 an» cle du-rdarlo. ^lors Jo8 rekormateurs, antient xar iuditkerenee poa tout co ^in o'plait Ms eontroverse, <iue Mr innre contre tout. ce <mi venae clef oouvens, dvtruisireut nue toute de mouumeirs d'audi<inne. Velde grande et irre- MrlMe e-diimit/;. . . U'vn, dexlidsu ceux Mormatem'L, uns 1v public väiüv eommv it äoit etre du (Corpus t.Iieologieum cle Ideidegger, de 1a. Lumina ('outroversürrnm do Iloorubeelc, sait bon ^>re ü. I^oren/o, cle nous avoir conserve Iloraee. Die Alten werden gegen den Vorwurf gerechtfertigt, republikanische Gesinnungen zu verbreiten; sie zeigen vielmehr, <zue 1e meilleur gouverueiueut est celui cui, tort Mr sou principe, ire recloute ni Jer liberte du xm'tieulier, in los ruses ac I'eineni, pu-vo zur'it est toute La donnes armes et. sur les lois d'une diseixliue exacte. Bei der unbedingten Anerkennung der Renaissance erklärt sich anch die Begeisterung für Mncchinvelli. 1)v tons les N'arts Iiowmes, ^acluavel est celui lui a ete ') Die italienischen Schriftsteller hatte» ihn damals ganz gewonnen: „Ich finde einen einzige» Fehler in der Historie Italiens - nämlichste macht gage» die deutsche, französische und fast alle andern Historien gleichgiltig." Äreiijvoten le. I8no. 14

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/113
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/113>, abgerufen am 30.12.2024.