Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

größter Eile, denn ein Hinaustreten Oestreichs aus seiner Neutralität konnte
jeden Augenblick nothwendig werden. Feldzeugmeister Heß, Commandant der
östreichischen Beobachtungsarmee, im Verein mit dem damaligen General-
geniedirectvr Feldzeugmeister Grafen Caboga, entwarf das Befestigungssystem
sür Galizien, fixirte die zu befestigenden Haupt- und Zwischenpuntte, bestimmte
die Art ihrer Befestigung, und ließ an den so ausgewählten Punkten die
Arbeiten ungesäumt, im Sommer 1854, beginnen.

Die Hauptpunkte dieses Festungssystems, so wie es damals entworfen
worden war, und wie es auch in der Folge ungeändert blieb, sind: Krakau
an der Weichsel, Przemysl am San, und Zalesczk am Dniester. Als
Zwischenpunkte wurden befestigt: Nozvadow, ein Uebergangspunkt des
Dniester, südlich von Lemberg, auf der Straße nach Ungarn, Halicz, zwischen
Rozvadow und Zalesczk, ebenfalls am Dniester, und Gura humora in der
Bukowina, am Moldawafluß. Endlich ist auch die schon erwähnte lem-
berger Citadelle in dieses System einzureihen.

Diese Punkte wurden, da die Zeit drängte und in jedem Moment ein
Ausbruch der Feindseligkeiten zu erwarten stand, mit der größten Anstrengung
zu McW alm Moment hergerichtet. Alle genannten Plätze sind an einem
Fluß gelegen und bilden einen aus geschlossenen Werken bestehenden doppel¬
ten Brückenkopf von großer Ausdehnung, oder vielmehr ein verschanztes
Lager sür eine Armee, aus dem der Brücke vorgelegten no^g.u und einer
vordem Linie von Werken bestehend. Der Entwurf war nicht sür den Augen¬
blick, sondern für die permanent an diesen Punkten zu erbauenden Festungen
berechnet; nur wurden die Werte (isolirte Forts) wegen Mangel an Zeit jetzt
noch nicht permanent ausgeführt, sondern gleich im Lause des Sommers
1854 mit thunlichster Beschleunigung als Werke der Feldsorlisication, nach
einem starken Wallprofil hergestellt, mit Blockhäusern und sonstigen Ver-
stärtungsmitteln versehen und größtentheils an den Punkten selbst angelegt,
wo die spätern permanenten Werke ihr Lmplacknmnt erhielten. Diese Erd¬
forts, im Laufe einiger Wochen vollendet und mit schwerem Verthcidigungs-
geschütz armirt, verliehen den auf diese Art so rasch geschaffenen Manövrir-
plätzen eine große Widerstandsfähigkeit, und sie hätten einer auf die Defensive
angewiesenen östreichischen Armee im Jahre 1854 Dienste geleistet, wie die
Vorwerke Sebastopols und die Erdschauzen vor Silistria deren tapfern Ver¬
theidigern.

Diese im Drang der Verhältnisse getroffene Wahl der Plätze blieb auch
giltig sür das permanente Festungssystem Galiziens, welches in den letzten
Jahren in Arbeit genommen wurde. Krakau, Przemysl und Zalesczk sind
bestimmt, große Manövrirdepötplätze an der nordöstlichen Grenze Oestreichs
zu werden, aus einem geschlossenen roz^n, einer Linie vorgelegter detachirter


größter Eile, denn ein Hinaustreten Oestreichs aus seiner Neutralität konnte
jeden Augenblick nothwendig werden. Feldzeugmeister Heß, Commandant der
östreichischen Beobachtungsarmee, im Verein mit dem damaligen General-
geniedirectvr Feldzeugmeister Grafen Caboga, entwarf das Befestigungssystem
sür Galizien, fixirte die zu befestigenden Haupt- und Zwischenpuntte, bestimmte
die Art ihrer Befestigung, und ließ an den so ausgewählten Punkten die
Arbeiten ungesäumt, im Sommer 1854, beginnen.

Die Hauptpunkte dieses Festungssystems, so wie es damals entworfen
worden war, und wie es auch in der Folge ungeändert blieb, sind: Krakau
an der Weichsel, Przemysl am San, und Zalesczk am Dniester. Als
Zwischenpunkte wurden befestigt: Nozvadow, ein Uebergangspunkt des
Dniester, südlich von Lemberg, auf der Straße nach Ungarn, Halicz, zwischen
Rozvadow und Zalesczk, ebenfalls am Dniester, und Gura humora in der
Bukowina, am Moldawafluß. Endlich ist auch die schon erwähnte lem-
berger Citadelle in dieses System einzureihen.

Diese Punkte wurden, da die Zeit drängte und in jedem Moment ein
Ausbruch der Feindseligkeiten zu erwarten stand, mit der größten Anstrengung
zu McW alm Moment hergerichtet. Alle genannten Plätze sind an einem
Fluß gelegen und bilden einen aus geschlossenen Werken bestehenden doppel¬
ten Brückenkopf von großer Ausdehnung, oder vielmehr ein verschanztes
Lager sür eine Armee, aus dem der Brücke vorgelegten no^g.u und einer
vordem Linie von Werken bestehend. Der Entwurf war nicht sür den Augen¬
blick, sondern für die permanent an diesen Punkten zu erbauenden Festungen
berechnet; nur wurden die Werte (isolirte Forts) wegen Mangel an Zeit jetzt
noch nicht permanent ausgeführt, sondern gleich im Lause des Sommers
1854 mit thunlichster Beschleunigung als Werke der Feldsorlisication, nach
einem starken Wallprofil hergestellt, mit Blockhäusern und sonstigen Ver-
stärtungsmitteln versehen und größtentheils an den Punkten selbst angelegt,
wo die spätern permanenten Werke ihr Lmplacknmnt erhielten. Diese Erd¬
forts, im Laufe einiger Wochen vollendet und mit schwerem Verthcidigungs-
geschütz armirt, verliehen den auf diese Art so rasch geschaffenen Manövrir-
plätzen eine große Widerstandsfähigkeit, und sie hätten einer auf die Defensive
angewiesenen östreichischen Armee im Jahre 1854 Dienste geleistet, wie die
Vorwerke Sebastopols und die Erdschauzen vor Silistria deren tapfern Ver¬
theidigern.

Diese im Drang der Verhältnisse getroffene Wahl der Plätze blieb auch
giltig sür das permanente Festungssystem Galiziens, welches in den letzten
Jahren in Arbeit genommen wurde. Krakau, Przemysl und Zalesczk sind
bestimmt, große Manövrirdepötplätze an der nordöstlichen Grenze Oestreichs
zu werden, aus einem geschlossenen roz^n, einer Linie vorgelegter detachirter


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105883"/>
          <p xml:id="ID_153" prev="#ID_152"> größter Eile, denn ein Hinaustreten Oestreichs aus seiner Neutralität konnte<lb/>
jeden Augenblick nothwendig werden. Feldzeugmeister Heß, Commandant der<lb/>
östreichischen Beobachtungsarmee, im Verein mit dem damaligen General-<lb/>
geniedirectvr Feldzeugmeister Grafen Caboga, entwarf das Befestigungssystem<lb/>
sür Galizien, fixirte die zu befestigenden Haupt- und Zwischenpuntte, bestimmte<lb/>
die Art ihrer Befestigung, und ließ an den so ausgewählten Punkten die<lb/>
Arbeiten ungesäumt, im Sommer 1854, beginnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_154"> Die Hauptpunkte dieses Festungssystems, so wie es damals entworfen<lb/>
worden war, und wie es auch in der Folge ungeändert blieb, sind: Krakau<lb/>
an der Weichsel, Przemysl am San, und Zalesczk am Dniester. Als<lb/>
Zwischenpunkte wurden befestigt: Nozvadow, ein Uebergangspunkt des<lb/>
Dniester, südlich von Lemberg, auf der Straße nach Ungarn, Halicz, zwischen<lb/>
Rozvadow und Zalesczk, ebenfalls am Dniester, und Gura humora in der<lb/>
Bukowina, am Moldawafluß. Endlich ist auch die schon erwähnte lem-<lb/>
berger Citadelle in dieses System einzureihen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_155"> Diese Punkte wurden, da die Zeit drängte und in jedem Moment ein<lb/>
Ausbruch der Feindseligkeiten zu erwarten stand, mit der größten Anstrengung<lb/>
zu McW alm Moment hergerichtet. Alle genannten Plätze sind an einem<lb/>
Fluß gelegen und bilden einen aus geschlossenen Werken bestehenden doppel¬<lb/>
ten Brückenkopf von großer Ausdehnung, oder vielmehr ein verschanztes<lb/>
Lager sür eine Armee, aus dem der Brücke vorgelegten no^g.u und einer<lb/>
vordem Linie von Werken bestehend. Der Entwurf war nicht sür den Augen¬<lb/>
blick, sondern für die permanent an diesen Punkten zu erbauenden Festungen<lb/>
berechnet; nur wurden die Werte (isolirte Forts) wegen Mangel an Zeit jetzt<lb/>
noch nicht permanent ausgeführt, sondern gleich im Lause des Sommers<lb/>
1854 mit thunlichster Beschleunigung als Werke der Feldsorlisication, nach<lb/>
einem starken Wallprofil hergestellt, mit Blockhäusern und sonstigen Ver-<lb/>
stärtungsmitteln versehen und größtentheils an den Punkten selbst angelegt,<lb/>
wo die spätern permanenten Werke ihr Lmplacknmnt erhielten. Diese Erd¬<lb/>
forts, im Laufe einiger Wochen vollendet und mit schwerem Verthcidigungs-<lb/>
geschütz armirt, verliehen den auf diese Art so rasch geschaffenen Manövrir-<lb/>
plätzen eine große Widerstandsfähigkeit, und sie hätten einer auf die Defensive<lb/>
angewiesenen östreichischen Armee im Jahre 1854 Dienste geleistet, wie die<lb/>
Vorwerke Sebastopols und die Erdschauzen vor Silistria deren tapfern Ver¬<lb/>
theidigern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_156" next="#ID_157"> Diese im Drang der Verhältnisse getroffene Wahl der Plätze blieb auch<lb/>
giltig sür das permanente Festungssystem Galiziens, welches in den letzten<lb/>
Jahren in Arbeit genommen wurde. Krakau, Przemysl und Zalesczk sind<lb/>
bestimmt, große Manövrirdepötplätze an der nordöstlichen Grenze Oestreichs<lb/>
zu werden, aus einem geschlossenen roz^n, einer Linie vorgelegter detachirter</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0072] größter Eile, denn ein Hinaustreten Oestreichs aus seiner Neutralität konnte jeden Augenblick nothwendig werden. Feldzeugmeister Heß, Commandant der östreichischen Beobachtungsarmee, im Verein mit dem damaligen General- geniedirectvr Feldzeugmeister Grafen Caboga, entwarf das Befestigungssystem sür Galizien, fixirte die zu befestigenden Haupt- und Zwischenpuntte, bestimmte die Art ihrer Befestigung, und ließ an den so ausgewählten Punkten die Arbeiten ungesäumt, im Sommer 1854, beginnen. Die Hauptpunkte dieses Festungssystems, so wie es damals entworfen worden war, und wie es auch in der Folge ungeändert blieb, sind: Krakau an der Weichsel, Przemysl am San, und Zalesczk am Dniester. Als Zwischenpunkte wurden befestigt: Nozvadow, ein Uebergangspunkt des Dniester, südlich von Lemberg, auf der Straße nach Ungarn, Halicz, zwischen Rozvadow und Zalesczk, ebenfalls am Dniester, und Gura humora in der Bukowina, am Moldawafluß. Endlich ist auch die schon erwähnte lem- berger Citadelle in dieses System einzureihen. Diese Punkte wurden, da die Zeit drängte und in jedem Moment ein Ausbruch der Feindseligkeiten zu erwarten stand, mit der größten Anstrengung zu McW alm Moment hergerichtet. Alle genannten Plätze sind an einem Fluß gelegen und bilden einen aus geschlossenen Werken bestehenden doppel¬ ten Brückenkopf von großer Ausdehnung, oder vielmehr ein verschanztes Lager sür eine Armee, aus dem der Brücke vorgelegten no^g.u und einer vordem Linie von Werken bestehend. Der Entwurf war nicht sür den Augen¬ blick, sondern für die permanent an diesen Punkten zu erbauenden Festungen berechnet; nur wurden die Werte (isolirte Forts) wegen Mangel an Zeit jetzt noch nicht permanent ausgeführt, sondern gleich im Lause des Sommers 1854 mit thunlichster Beschleunigung als Werke der Feldsorlisication, nach einem starken Wallprofil hergestellt, mit Blockhäusern und sonstigen Ver- stärtungsmitteln versehen und größtentheils an den Punkten selbst angelegt, wo die spätern permanenten Werke ihr Lmplacknmnt erhielten. Diese Erd¬ forts, im Laufe einiger Wochen vollendet und mit schwerem Verthcidigungs- geschütz armirt, verliehen den auf diese Art so rasch geschaffenen Manövrir- plätzen eine große Widerstandsfähigkeit, und sie hätten einer auf die Defensive angewiesenen östreichischen Armee im Jahre 1854 Dienste geleistet, wie die Vorwerke Sebastopols und die Erdschauzen vor Silistria deren tapfern Ver¬ theidigern. Diese im Drang der Verhältnisse getroffene Wahl der Plätze blieb auch giltig sür das permanente Festungssystem Galiziens, welches in den letzten Jahren in Arbeit genommen wurde. Krakau, Przemysl und Zalesczk sind bestimmt, große Manövrirdepötplätze an der nordöstlichen Grenze Oestreichs zu werden, aus einem geschlossenen roz^n, einer Linie vorgelegter detachirter

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/72
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/72>, abgerufen am 22.07.2024.