Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.Ein Dieb hatte allerdings die Thiere von der Weide weggescheucht, indeß Am nächsten Morgen ritten wir nach dem, vier starke Stunden von hier Ein Dieb hatte allerdings die Thiere von der Weide weggescheucht, indeß Am nächsten Morgen ritten wir nach dem, vier starke Stunden von hier <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/106335"/> <p xml:id="ID_1550" prev="#ID_1549"> Ein Dieb hatte allerdings die Thiere von der Weide weggescheucht, indeß<lb/> mochten ihm später Bedenken ausgestiegen sein, wie er sie verbergen könnte.<lb/> Er hatte sie daher, um doch etwas für seine Mühe zu haben, eines Theils<lb/> ihrer Decken beraubt und dem einen Pferde die Steigbügel abgenommen.<lb/> So brachte sie sein Knecht zurück. Spiro hatte eine Belohnung versprochen,<lb/> und Barba Anthoni, der dem Ueberbringer der Thiere zuerst begegnet, hatte<lb/> ihm in der Freude seines Herzens sofort einen Speciesthaler gegeben,<lb/> indem er ihn für den glücklichen Finder hielt und sich nicht träumen ließ,<lb/> daß er der Helfershelfer des Diebes sei. Spiro war nicht so grün. Er<lb/> sagte dem Kerl auf den Kopf zu, daß er mit dem Spitzbuben unter einer<lb/> Decke stecke, forderte das Geraubte zurück und hieß, als jener sich ver¬<lb/> schwor, er wisse von nichts, ihn den Thaler wieder herausgeben. Als<lb/> er das nicht wollte, verabreichte ihm Spiro einige kräftige Ohrfeigen,<lb/> aber obwol Kristo sich anschickte, das Experiment mit seinen Ricsen-<lb/> fäusten zu wiederholen, schien auf diesem Wege kein Erfolg zu erreichen.<lb/> Da'griff Spiro zum letzten Mittel, er setzte sich würdevoll hin und schrieb mit<lb/> meiner silbernen Feder einen Brief an den Befehlshaber des nächsten Gens-<lb/> darmeriepostcns, in welchem von Mylordos und andern majestätischen Bekannt¬<lb/> schaften und Gönnern Spiros die Rede war, und jetzt gelang es dem in¬<lb/> zwischen herbeigekommenen Dimarchen, jenem wenigstens den Finderlohn sür<lb/> ungcfundcncs Gut wieder abzunehmen, wobei er natürlich immer noch be¬<lb/> hauptete, nnr der Gewalt zu weichen, unschuldig wie ein neugebornes Kind<lb/> zu sein u. s. w., bis Kristos Peitsche bewirkte, daß er flennend und mit Ana-<lb/> themas auf uns alle, unsre Mütter, unsre Pferde und Gott weiß was noch,<lb/> sich davon machte. Der Wirth des Khans war ein einfacher braver Mensch,<lb/> der uns recht gute Flußfische seine Art Karpfen) und äußerst trinkbaren Wein<lb/> verkaufte, und für dies und verschiedenes Andere beim Abschied nicht halb<lb/> so viel forderte, als andere und als besonders unsere Wirthin von voriger<lb/> Nacht, so daß der gewöhnliche Morgcnzank, den wir so oft verwünscht, für<lb/> diesmal wegfiel. Sehr gern willfahrteten wir seiner Bitte, unsre Zufrieden¬<lb/> heit mit einigen Zeilen in das Buch einzutragen, das er sich zu dem Zwecke<lb/> angelegt, und in welches sich vor uns Professor Bischer aus Basel und ver¬<lb/> schiedene preußische Edelleute eingezeichnet hatten. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1551" next="#ID_1552"> Am nächsten Morgen ritten wir nach dem, vier starke Stunden von hier<lb/> entfernten Olympia. Der Weg führt zunächst auf der Thalsohle hin, auf<lb/> der es von Schildkröten wimmelte, so daß ich deren im Verlauf einer Viertel¬<lb/> stunde gegen achtzig zählte. Dann steigt er in das Thal eines andern außer¬<lb/> ordentlich reißenden Flusses hin^b, der den Namen Nufia trägt und sich nicht weit<lb/> von hier mit dem Alpheus vereinigt. Wieder in das Thal des letztern ge¬<lb/> langt, begegneten wir einer starken Karavane von Bauern, die mit Weib und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Ein Dieb hatte allerdings die Thiere von der Weide weggescheucht, indeß
mochten ihm später Bedenken ausgestiegen sein, wie er sie verbergen könnte.
Er hatte sie daher, um doch etwas für seine Mühe zu haben, eines Theils
ihrer Decken beraubt und dem einen Pferde die Steigbügel abgenommen.
So brachte sie sein Knecht zurück. Spiro hatte eine Belohnung versprochen,
und Barba Anthoni, der dem Ueberbringer der Thiere zuerst begegnet, hatte
ihm in der Freude seines Herzens sofort einen Speciesthaler gegeben,
indem er ihn für den glücklichen Finder hielt und sich nicht träumen ließ,
daß er der Helfershelfer des Diebes sei. Spiro war nicht so grün. Er
sagte dem Kerl auf den Kopf zu, daß er mit dem Spitzbuben unter einer
Decke stecke, forderte das Geraubte zurück und hieß, als jener sich ver¬
schwor, er wisse von nichts, ihn den Thaler wieder herausgeben. Als
er das nicht wollte, verabreichte ihm Spiro einige kräftige Ohrfeigen,
aber obwol Kristo sich anschickte, das Experiment mit seinen Ricsen-
fäusten zu wiederholen, schien auf diesem Wege kein Erfolg zu erreichen.
Da'griff Spiro zum letzten Mittel, er setzte sich würdevoll hin und schrieb mit
meiner silbernen Feder einen Brief an den Befehlshaber des nächsten Gens-
darmeriepostcns, in welchem von Mylordos und andern majestätischen Bekannt¬
schaften und Gönnern Spiros die Rede war, und jetzt gelang es dem in¬
zwischen herbeigekommenen Dimarchen, jenem wenigstens den Finderlohn sür
ungcfundcncs Gut wieder abzunehmen, wobei er natürlich immer noch be¬
hauptete, nnr der Gewalt zu weichen, unschuldig wie ein neugebornes Kind
zu sein u. s. w., bis Kristos Peitsche bewirkte, daß er flennend und mit Ana-
themas auf uns alle, unsre Mütter, unsre Pferde und Gott weiß was noch,
sich davon machte. Der Wirth des Khans war ein einfacher braver Mensch,
der uns recht gute Flußfische seine Art Karpfen) und äußerst trinkbaren Wein
verkaufte, und für dies und verschiedenes Andere beim Abschied nicht halb
so viel forderte, als andere und als besonders unsere Wirthin von voriger
Nacht, so daß der gewöhnliche Morgcnzank, den wir so oft verwünscht, für
diesmal wegfiel. Sehr gern willfahrteten wir seiner Bitte, unsre Zufrieden¬
heit mit einigen Zeilen in das Buch einzutragen, das er sich zu dem Zwecke
angelegt, und in welches sich vor uns Professor Bischer aus Basel und ver¬
schiedene preußische Edelleute eingezeichnet hatten. ,
Am nächsten Morgen ritten wir nach dem, vier starke Stunden von hier
entfernten Olympia. Der Weg führt zunächst auf der Thalsohle hin, auf
der es von Schildkröten wimmelte, so daß ich deren im Verlauf einer Viertel¬
stunde gegen achtzig zählte. Dann steigt er in das Thal eines andern außer¬
ordentlich reißenden Flusses hin^b, der den Namen Nufia trägt und sich nicht weit
von hier mit dem Alpheus vereinigt. Wieder in das Thal des letztern ge¬
langt, begegneten wir einer starken Karavane von Bauern, die mit Weib und
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |