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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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Schreiben darbot: der Besitzer dieses natürlichen Schrcibpultes verdankte demselben
ein Vermögen von 150,00V L., erworben in einem Jahre!

Welche Gewinnste mußten die Speculanten machen, wenn untergeordnete Hilfs¬
leistungen solche Summen abwarfen! Die großen Herren, welche Law und dem
Regenten nahestanden und im Vorausbcsitze gewichtiger Geheimnisse sicher spielten,
hatten frühzeitig reiche Ernte gehalten. Der Herzog von Bourbon soll bei der
Rentenheimzahlung allein 20, im Ganzen während zweier Jahre über 60 Millionen
gewonnen haben; der Herzog d'Artim strich bis 12 Millionen ein; der Prinz von
Conti, den Law nur 4^/2 Million hatte gewinnen lassen, trug ihm eine Feindselig¬
keit nach, welche später l/ein "System" sehr fühlbar wurde. Die Halblandslcute
des Schotten scheinen ebenfalls reiche Ernte gehalten zu haben. Buvat nennt
einen Engländer, der 50,000 Pfd. Sterling Rente sich erspielt und ein Fräulein
Angeltorp, das ein herrliches Gut und eine Rente von 1200 L. Se. gewonnen;
der Secretär der englischen Gesandtschaft hat 200,000 L. Se. davongetragen.
"

Daß die "Straße selbst, d. h. die eigentlichen Bankiers und Kapitalisten, nicht
mit leeren Händen ausging, ist selbstverständlich: Leblanc z. B. soll über 100 Mil¬
lionen gewonnen haben. Die Glücksgöttin der "Straße" gefiel sich aber darin, das
Füllhorn ihrer papiernen Millionen in die Hände von Leuten zu leeren welche
früher den Reichthum so wenig als das Geschäft gekannt. Andrv, der ruinirte Gerbcrs-
sohn, so weit herabgekommen, daß einer seiner Gläubiger eine Schuldforderung von
1000 L. für ein Frühstück ablassen wollte, hatte im September 1719 schon über
30 Millionen gewonnen, die er in wenigen Monaten mehr als verdoppelte. Dupin,
Diener des Bankiers Tourton, zieht sich mit 50 Millionen zurück. Ein Savoyarde,
Bote und Schuhputzer, gewinnt 40 Millionen und will eine Hoscharge kaufen.
Gabriel Bourdon, Kellner in einem Hotel, realisirt 30 Millionen, geht nach Eng¬
land und kehrt nach dem Sturze des Systems als Mylord nach Paris zurück; die
Krämerin Chaumont aus Namur, welche ein Proceß nach Paris sührt, gewinnt in
wenigen Wochen 100 Millionen, erwirbt die prächtigsten Herrngütcr, unter andern
Jvry sur Seine, wo sie ein prinzliches Leben führt. Se. Germain, Maler aus Nix,
den Villars Memoiren erwähnen -- gehörte nicht zu den ersten Finanzgrößen des
Tages; der Arme ^soll in zwei Jahren nur 30 -- 40 Millionen am Acticnhandel
gewonnen haben! Er wußte aber feine reichern Glücksgefährtcn durch eine wahrhaft
orientalische Pracht auszustechen. Nicht zufrieden mit den'4000 Mark Silbergeschirr
welche er zur ersten Einrichtung seines pariser Hotels angeschafft, wußte er durch
Ueberbietung beim Goldarbeit" das reiche Tafelzcug wegzunehmen,^ das man für
den König von Portugal angefertigt. Bis zu den Orangenfässern seiner Gurten,
den ordinärsten Geräthen seiner Küchen, und jenen Geschirren, deren man sich in
der einsamen Stille der Nacht bedient, war alles bei ihm von massivem Silber.
Ein Personal von 100 Bedienten verschiedenen Grades, darunter mehre, die ihre
frühere Stellung über den neuen Gebieter erhob, horchten auf seinen Wink; 80 der
herrlichsten Pferde prangten in seinen Ställen. Seine Tafel war stets für zahllose
Gäste, Freunde und Landsleute in lucullischer Weise gedeckt; man tischte z. B.
junge Erbsen ans, welche mit 1000 Fr. das Maß bezahlt worden. Der Nachtisch
überraschte die geschicktesten Maschinisten. Große Fruchtstücke, welche das scharfsichtigste
Auge getäuscht hätten, waren so kunstvoll gearbeitet, daß wenn jemand, erstaunt,
im Winter z. B. eine so schöne Melone zu sehen, sie berührte, sofort aus derselben
mehre kleine Springquellen wohlriechender Liqueurs hervorsprudelten, während der
Hausherr, mit dem Fuß ein unsichtbares Fcdcrwerk leitend, eine Kunstfigur die
Runde um die Tafel machen ließ, um den Damen Nektar einzuschenken.




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Hering
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Schreiben darbot: der Besitzer dieses natürlichen Schrcibpultes verdankte demselben
ein Vermögen von 150,00V L., erworben in einem Jahre!

Welche Gewinnste mußten die Speculanten machen, wenn untergeordnete Hilfs¬
leistungen solche Summen abwarfen! Die großen Herren, welche Law und dem
Regenten nahestanden und im Vorausbcsitze gewichtiger Geheimnisse sicher spielten,
hatten frühzeitig reiche Ernte gehalten. Der Herzog von Bourbon soll bei der
Rentenheimzahlung allein 20, im Ganzen während zweier Jahre über 60 Millionen
gewonnen haben; der Herzog d'Artim strich bis 12 Millionen ein; der Prinz von
Conti, den Law nur 4^/2 Million hatte gewinnen lassen, trug ihm eine Feindselig¬
keit nach, welche später l/ein „System" sehr fühlbar wurde. Die Halblandslcute
des Schotten scheinen ebenfalls reiche Ernte gehalten zu haben. Buvat nennt
einen Engländer, der 50,000 Pfd. Sterling Rente sich erspielt und ein Fräulein
Angeltorp, das ein herrliches Gut und eine Rente von 1200 L. Se. gewonnen;
der Secretär der englischen Gesandtschaft hat 200,000 L. Se. davongetragen.
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Daß die „Straße selbst, d. h. die eigentlichen Bankiers und Kapitalisten, nicht
mit leeren Händen ausging, ist selbstverständlich: Leblanc z. B. soll über 100 Mil¬
lionen gewonnen haben. Die Glücksgöttin der „Straße" gefiel sich aber darin, das
Füllhorn ihrer papiernen Millionen in die Hände von Leuten zu leeren welche
früher den Reichthum so wenig als das Geschäft gekannt. Andrv, der ruinirte Gerbcrs-
sohn, so weit herabgekommen, daß einer seiner Gläubiger eine Schuldforderung von
1000 L. für ein Frühstück ablassen wollte, hatte im September 1719 schon über
30 Millionen gewonnen, die er in wenigen Monaten mehr als verdoppelte. Dupin,
Diener des Bankiers Tourton, zieht sich mit 50 Millionen zurück. Ein Savoyarde,
Bote und Schuhputzer, gewinnt 40 Millionen und will eine Hoscharge kaufen.
Gabriel Bourdon, Kellner in einem Hotel, realisirt 30 Millionen, geht nach Eng¬
land und kehrt nach dem Sturze des Systems als Mylord nach Paris zurück; die
Krämerin Chaumont aus Namur, welche ein Proceß nach Paris sührt, gewinnt in
wenigen Wochen 100 Millionen, erwirbt die prächtigsten Herrngütcr, unter andern
Jvry sur Seine, wo sie ein prinzliches Leben führt. Se. Germain, Maler aus Nix,
den Villars Memoiren erwähnen — gehörte nicht zu den ersten Finanzgrößen des
Tages; der Arme ^soll in zwei Jahren nur 30 — 40 Millionen am Acticnhandel
gewonnen haben! Er wußte aber feine reichern Glücksgefährtcn durch eine wahrhaft
orientalische Pracht auszustechen. Nicht zufrieden mit den'4000 Mark Silbergeschirr
welche er zur ersten Einrichtung seines pariser Hotels angeschafft, wußte er durch
Ueberbietung beim Goldarbeit« das reiche Tafelzcug wegzunehmen,^ das man für
den König von Portugal angefertigt. Bis zu den Orangenfässern seiner Gurten,
den ordinärsten Geräthen seiner Küchen, und jenen Geschirren, deren man sich in
der einsamen Stille der Nacht bedient, war alles bei ihm von massivem Silber.
Ein Personal von 100 Bedienten verschiedenen Grades, darunter mehre, die ihre
frühere Stellung über den neuen Gebieter erhob, horchten auf seinen Wink; 80 der
herrlichsten Pferde prangten in seinen Ställen. Seine Tafel war stets für zahllose
Gäste, Freunde und Landsleute in lucullischer Weise gedeckt; man tischte z. B.
junge Erbsen ans, welche mit 1000 Fr. das Maß bezahlt worden. Der Nachtisch
überraschte die geschicktesten Maschinisten. Große Fruchtstücke, welche das scharfsichtigste
Auge getäuscht hätten, waren so kunstvoll gearbeitet, daß wenn jemand, erstaunt,
im Winter z. B. eine so schöne Melone zu sehen, sie berührte, sofort aus derselben
mehre kleine Springquellen wohlriechender Liqueurs hervorsprudelten, während der
Hausherr, mit dem Fuß ein unsichtbares Fcdcrwerk leitend, eine Kunstfigur die
Runde um die Tafel machen ließ, um den Damen Nektar einzuschenken.




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[0448] Schreiben darbot: der Besitzer dieses natürlichen Schrcibpultes verdankte demselben ein Vermögen von 150,00V L., erworben in einem Jahre! Welche Gewinnste mußten die Speculanten machen, wenn untergeordnete Hilfs¬ leistungen solche Summen abwarfen! Die großen Herren, welche Law und dem Regenten nahestanden und im Vorausbcsitze gewichtiger Geheimnisse sicher spielten, hatten frühzeitig reiche Ernte gehalten. Der Herzog von Bourbon soll bei der Rentenheimzahlung allein 20, im Ganzen während zweier Jahre über 60 Millionen gewonnen haben; der Herzog d'Artim strich bis 12 Millionen ein; der Prinz von Conti, den Law nur 4^/2 Million hatte gewinnen lassen, trug ihm eine Feindselig¬ keit nach, welche später l/ein „System" sehr fühlbar wurde. Die Halblandslcute des Schotten scheinen ebenfalls reiche Ernte gehalten zu haben. Buvat nennt einen Engländer, der 50,000 Pfd. Sterling Rente sich erspielt und ein Fräulein Angeltorp, das ein herrliches Gut und eine Rente von 1200 L. Se. gewonnen; der Secretär der englischen Gesandtschaft hat 200,000 L. Se. davongetragen. " Daß die „Straße selbst, d. h. die eigentlichen Bankiers und Kapitalisten, nicht mit leeren Händen ausging, ist selbstverständlich: Leblanc z. B. soll über 100 Mil¬ lionen gewonnen haben. Die Glücksgöttin der „Straße" gefiel sich aber darin, das Füllhorn ihrer papiernen Millionen in die Hände von Leuten zu leeren welche früher den Reichthum so wenig als das Geschäft gekannt. Andrv, der ruinirte Gerbcrs- sohn, so weit herabgekommen, daß einer seiner Gläubiger eine Schuldforderung von 1000 L. für ein Frühstück ablassen wollte, hatte im September 1719 schon über 30 Millionen gewonnen, die er in wenigen Monaten mehr als verdoppelte. Dupin, Diener des Bankiers Tourton, zieht sich mit 50 Millionen zurück. Ein Savoyarde, Bote und Schuhputzer, gewinnt 40 Millionen und will eine Hoscharge kaufen. Gabriel Bourdon, Kellner in einem Hotel, realisirt 30 Millionen, geht nach Eng¬ land und kehrt nach dem Sturze des Systems als Mylord nach Paris zurück; die Krämerin Chaumont aus Namur, welche ein Proceß nach Paris sührt, gewinnt in wenigen Wochen 100 Millionen, erwirbt die prächtigsten Herrngütcr, unter andern Jvry sur Seine, wo sie ein prinzliches Leben führt. Se. Germain, Maler aus Nix, den Villars Memoiren erwähnen — gehörte nicht zu den ersten Finanzgrößen des Tages; der Arme ^soll in zwei Jahren nur 30 — 40 Millionen am Acticnhandel gewonnen haben! Er wußte aber feine reichern Glücksgefährtcn durch eine wahrhaft orientalische Pracht auszustechen. Nicht zufrieden mit den'4000 Mark Silbergeschirr welche er zur ersten Einrichtung seines pariser Hotels angeschafft, wußte er durch Ueberbietung beim Goldarbeit« das reiche Tafelzcug wegzunehmen,^ das man für den König von Portugal angefertigt. Bis zu den Orangenfässern seiner Gurten, den ordinärsten Geräthen seiner Küchen, und jenen Geschirren, deren man sich in der einsamen Stille der Nacht bedient, war alles bei ihm von massivem Silber. Ein Personal von 100 Bedienten verschiedenen Grades, darunter mehre, die ihre frühere Stellung über den neuen Gebieter erhob, horchten auf seinen Wink; 80 der herrlichsten Pferde prangten in seinen Ställen. Seine Tafel war stets für zahllose Gäste, Freunde und Landsleute in lucullischer Weise gedeckt; man tischte z. B. junge Erbsen ans, welche mit 1000 Fr. das Maß bezahlt worden. Der Nachtisch überraschte die geschicktesten Maschinisten. Große Fruchtstücke, welche das scharfsichtigste Auge getäuscht hätten, waren so kunstvoll gearbeitet, daß wenn jemand, erstaunt, im Winter z. B. eine so schöne Melone zu sehen, sie berührte, sofort aus derselben mehre kleine Springquellen wohlriechender Liqueurs hervorsprudelten, während der Hausherr, mit dem Fuß ein unsichtbares Fcdcrwerk leitend, eine Kunstfigur die Runde um die Tafel machen ließ, um den Damen Nektar einzuschenken. Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Hering in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/448>, abgerufen am 22.07.2024.