Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.als je. denn für sein Amt bezog er kein Gehalt und es gleich seinen College" Am 7. Dec. reiste Therese ab nach Straßburg, wo sie bei einem eifrigen als je. denn für sein Amt bezog er kein Gehalt und es gleich seinen College» Am 7. Dec. reiste Therese ab nach Straßburg, wo sie bei einem eifrigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0034" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105845"/> <p xml:id="ID_65" prev="#ID_64"> als je. denn für sein Amt bezog er kein Gehalt und es gleich seinen College»<lb/> zu Erpressungen zu benutzen, dazu war er nicht der Mann. Ein ehrlicher<lb/> Mann spielt überhaupt in Revolutionen eine mißliche Rolle, wo das Gesindel<lb/> sich an die Spitze drängt. Das Schlimmste ist. daß es ihm doch nur in den<lb/> seltensten Fällen gelingt, sich ganz rein zu erhalten. Das sollte Forster bald<lb/> an sich selbst erfahren. Wie in allen Revolutionen, sollte das souveräne Main¬<lb/> zer Volk frei entscheiden, ob es eine Republik werden wolle; um aber die<lb/> öffentliche Meinung zu redigiren. wandte man die gewöhnlichen Gewaltmittel<lb/> an. und alle diese wurden von Forster durch seine Betheiligung und ausdrück¬<lb/> lich gut geheißen. Den 22. Oct. überfielen die Franzosen Frankfurt, erpre߬<lb/> ten eine Million und wollten noch mehr, bis sie endlich von dem deutschen<lb/> Militär im Perein mit den Bürgern herausgeschlagen wurden. Ueber diesen<lb/> „Verrath" sprach sich Forster mit größter Leidenschaft aus. Die Stimmung<lb/> in Mainz wandte sich immer mehr gegen die Franzosen. Forster dachte schon<lb/> daran, nach Frankreich auszuwandern, da kam ein Borschlag von Huber, der<lb/> der Enngranon gefolgt war: Forster solle sich von Therese trennen, um sowol<lb/> dem möglichen Borwurs zu entgehn. daß er die Seinigen in Gefahr gebracht,<lb/> als um in seiner jetzigen Lage sich selbst zu erleichtern. Dafür machte der Freund<lb/> sich verbindlich, sein Schicksal mit dem der Frau und Kinder zu vereinigen. Forster<lb/> schwankte; er'„fühlte, daß er von Therese das Opfer, Mit ihm zu leben und<lb/> zu sterben, nicht fordern könne!!" Alle Freunde drängten ihn. Therese selbst<lb/> schied nicht ungern. Sie fühlte sich, nach ihrem eignen Geständniß. mit ihren<lb/> sehr weiblichen Gewohnheiten, mit sehr gepflegtem Gefühl für häusliche Ord-<lb/> nung und auserlesenen Umgang, unbehaglich bei den jetzigen Erfordernissen<lb/> von Forsters täglichem Leben. Sie lebte jetzt einsamer als jemals; ihr gesell¬<lb/> schaftlicher Abendcirtel war durch die Flucht der Gesandtschaften mit Einschluß<lb/> HuoerS auf ein paar weibliche Bekannte beschränkt. Dafür waren die Main¬<lb/> zer Patrioten eingetreten, zwar ehrenwerthe Männer, die man aber sehr schonen<lb/> mußte, und „die keineswegs eine angenehme Theegesellschaft machten." Dabei<lb/> führten Forsters Berhältnisse so viel Landleute, Bürger. Beamte ins Haus,<lb/> daß sie sich ganz aus ihrer Sphäre gestoßen fühlte. Wie viel Hubers Briefe<lb/> dabei thaten, und ob sein Vorhaben für die Zukunft den Ausschlag gab. läßt<lb/> sich nicht sagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_66" next="#ID_67"> Am 7. Dec. reiste Therese ab nach Straßburg, wo sie bei einem eifrigen<lb/> Jakobiner untergebracht wurde, aber auch hier blieb sie nicht lang, noch zu<lb/> Ende des Jahres reiste sie nach Neufchatel, also aus preußisches Gebiet, zum<lb/> großen Schrecken Forsters. dort vereinigte sich Huber mit ihr. der ihr seine<lb/> amtliche Stellung, alle seine bisherigen Verbindungen opferte und nur für sie<lb/> lebte. Forster willigte schließlich ein. er hatte auf das Recht verzichtet Ein¬<lb/> spruch zu thun. Er war nicht Präsident des Elubs. Die Zustände desselben</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
als je. denn für sein Amt bezog er kein Gehalt und es gleich seinen College»
zu Erpressungen zu benutzen, dazu war er nicht der Mann. Ein ehrlicher
Mann spielt überhaupt in Revolutionen eine mißliche Rolle, wo das Gesindel
sich an die Spitze drängt. Das Schlimmste ist. daß es ihm doch nur in den
seltensten Fällen gelingt, sich ganz rein zu erhalten. Das sollte Forster bald
an sich selbst erfahren. Wie in allen Revolutionen, sollte das souveräne Main¬
zer Volk frei entscheiden, ob es eine Republik werden wolle; um aber die
öffentliche Meinung zu redigiren. wandte man die gewöhnlichen Gewaltmittel
an. und alle diese wurden von Forster durch seine Betheiligung und ausdrück¬
lich gut geheißen. Den 22. Oct. überfielen die Franzosen Frankfurt, erpre߬
ten eine Million und wollten noch mehr, bis sie endlich von dem deutschen
Militär im Perein mit den Bürgern herausgeschlagen wurden. Ueber diesen
„Verrath" sprach sich Forster mit größter Leidenschaft aus. Die Stimmung
in Mainz wandte sich immer mehr gegen die Franzosen. Forster dachte schon
daran, nach Frankreich auszuwandern, da kam ein Borschlag von Huber, der
der Enngranon gefolgt war: Forster solle sich von Therese trennen, um sowol
dem möglichen Borwurs zu entgehn. daß er die Seinigen in Gefahr gebracht,
als um in seiner jetzigen Lage sich selbst zu erleichtern. Dafür machte der Freund
sich verbindlich, sein Schicksal mit dem der Frau und Kinder zu vereinigen. Forster
schwankte; er'„fühlte, daß er von Therese das Opfer, Mit ihm zu leben und
zu sterben, nicht fordern könne!!" Alle Freunde drängten ihn. Therese selbst
schied nicht ungern. Sie fühlte sich, nach ihrem eignen Geständniß. mit ihren
sehr weiblichen Gewohnheiten, mit sehr gepflegtem Gefühl für häusliche Ord-
nung und auserlesenen Umgang, unbehaglich bei den jetzigen Erfordernissen
von Forsters täglichem Leben. Sie lebte jetzt einsamer als jemals; ihr gesell¬
schaftlicher Abendcirtel war durch die Flucht der Gesandtschaften mit Einschluß
HuoerS auf ein paar weibliche Bekannte beschränkt. Dafür waren die Main¬
zer Patrioten eingetreten, zwar ehrenwerthe Männer, die man aber sehr schonen
mußte, und „die keineswegs eine angenehme Theegesellschaft machten." Dabei
führten Forsters Berhältnisse so viel Landleute, Bürger. Beamte ins Haus,
daß sie sich ganz aus ihrer Sphäre gestoßen fühlte. Wie viel Hubers Briefe
dabei thaten, und ob sein Vorhaben für die Zukunft den Ausschlag gab. läßt
sich nicht sagen.
Am 7. Dec. reiste Therese ab nach Straßburg, wo sie bei einem eifrigen
Jakobiner untergebracht wurde, aber auch hier blieb sie nicht lang, noch zu
Ende des Jahres reiste sie nach Neufchatel, also aus preußisches Gebiet, zum
großen Schrecken Forsters. dort vereinigte sich Huber mit ihr. der ihr seine
amtliche Stellung, alle seine bisherigen Verbindungen opferte und nur für sie
lebte. Forster willigte schließlich ein. er hatte auf das Recht verzichtet Ein¬
spruch zu thun. Er war nicht Präsident des Elubs. Die Zustände desselben
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