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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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darin verfaulenzen zu können. Ein großer Mißbrauch sind die Abzüge, welche
den Mannschaften unter dem Namen IZarrück ckammages, Kasernenschadenersatz
gemacht werden. Hat ein Truppentheil Kasernen oder Baracken inne, so werden
einmal monatlich vom Quartiermeister, einem Stabsoffizier des Regiments
und dem angestellten Kasernenverwalter, IZs.rrg.K ma-sehr, die von ihm belegten
Räume revidirt, alle Utensilien revidirt, die Defecte aufgeschrieben, zu sehr
hohen Preisen taxirt, und dann der Compagnie summarisch von der Lohnung
abgezogen. Wie hoch die Herrn Kasernenverwalter ihre Preise sehen, erinnern
wir uns daraus, daß das bloße Einschlagen eines Nagels in eine Holzwand
K Pence, das ist 5 Silbergroschen, Schadenersatz kostete. In der Nähe von
Woolwich steht ein reizendes Landhaus, das der Garnison allgemein unter
dem Namen Laiialc va-mwÄges Kali bekannt ist!

Ehe eine Truppe sich einschifft, muß sie die sogenannten Seebedürfnisse
Leg, nec688t>.rio8 fassen, d. h. Leinwandkittcl und Seife nach vorgeschriebener
Zahl und Gewicht, Tabak nach Bedarf, so wie pro Mann ein Taschenmesser,
wie es die Matrosen führen. Die tägliche Schiffsration wird dem Soldaten
mit K Pence in Abrechnung gebracht, obige Seebedürfnisse werden von dem
zurückbleibenden Theile der Löhnung berichtigt, der Ueberschuß den Leuten bei
der Landung ausgezahlt. Hierbei entsteht in neuerer Zeit ein großer Uebel¬
stand dadurch, daß der Bedarf an mzesssariös nach der Dauer der Reise aus
Segelschiffen berechnet wird, während der Transport mit Dampf dieselbe
wesentlich abkürzt, mithin der Soldat viele derselben in der kürzeren Zeit nicht
braucht, und zweitens die Löhnung nicht zureicht, sie während der Reise zu
bezahlen, und ihm am Lande ungewöhnlich hohe Abzüge gemacht werden
müssen, um die entstandene Schuld zu decken.

Wenn ein Soldat angeworben wird, so hat er, wie bemerkt, 6 Livres
Sterling Handgeld zu beanspruchen; von diesen erhält er nur 3 Livres paar
und das Uebrige wird zu Anschaffung der sogenannten Kids oder kleinen Be¬
kleidungsstücke und des Putzmaterials verwendet, die in der Kürze in folgenden
Artikeln bestehen: i Jacke, (slreMellsy 1 Kittel (smoktroelc) i Paar Bein¬
kleider, 1 Paar Schuhe. 3 Hemden, 2 Paar Unterbeinkleider, 6 Paar Strümpfe.
2 Handtücher, 1 Besteckbeutel mit Messer, Gabel, Löffel und Schwamm,
l Kamm. 1 kleines Abrechnungsbuch. 1 Kleiderbeutel, i Tornister mit Riemen,
t Feldkessel mit Ueberzug, i Brotbeutel, i lederne Halsbinde. Bürsten, Thon
und Wichse. Jeden Sonnabend ist sogenannte Kidsparade, bei welcher man
die eben angeführten Dinge auf das genauste revidirt, und das Fehlende aus
des Soldaten Kosten neu gefaßt wird. Da nun dre Verluste an Kids, je
nachdem die Leute mehr oder minder ordentlich sind, auch bei ihnen verschie¬
den sein werden, so folgt aus der Nachschaffung und Bezahlung derselben,
daß die täglich auszuzahlende Löhnung bei den verschiedenen Leuten auch ver-


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darin verfaulenzen zu können. Ein großer Mißbrauch sind die Abzüge, welche
den Mannschaften unter dem Namen IZarrück ckammages, Kasernenschadenersatz
gemacht werden. Hat ein Truppentheil Kasernen oder Baracken inne, so werden
einmal monatlich vom Quartiermeister, einem Stabsoffizier des Regiments
und dem angestellten Kasernenverwalter, IZs.rrg.K ma-sehr, die von ihm belegten
Räume revidirt, alle Utensilien revidirt, die Defecte aufgeschrieben, zu sehr
hohen Preisen taxirt, und dann der Compagnie summarisch von der Lohnung
abgezogen. Wie hoch die Herrn Kasernenverwalter ihre Preise sehen, erinnern
wir uns daraus, daß das bloße Einschlagen eines Nagels in eine Holzwand
K Pence, das ist 5 Silbergroschen, Schadenersatz kostete. In der Nähe von
Woolwich steht ein reizendes Landhaus, das der Garnison allgemein unter
dem Namen Laiialc va-mwÄges Kali bekannt ist!

Ehe eine Truppe sich einschifft, muß sie die sogenannten Seebedürfnisse
Leg, nec688t>.rio8 fassen, d. h. Leinwandkittcl und Seife nach vorgeschriebener
Zahl und Gewicht, Tabak nach Bedarf, so wie pro Mann ein Taschenmesser,
wie es die Matrosen führen. Die tägliche Schiffsration wird dem Soldaten
mit K Pence in Abrechnung gebracht, obige Seebedürfnisse werden von dem
zurückbleibenden Theile der Löhnung berichtigt, der Ueberschuß den Leuten bei
der Landung ausgezahlt. Hierbei entsteht in neuerer Zeit ein großer Uebel¬
stand dadurch, daß der Bedarf an mzesssariös nach der Dauer der Reise aus
Segelschiffen berechnet wird, während der Transport mit Dampf dieselbe
wesentlich abkürzt, mithin der Soldat viele derselben in der kürzeren Zeit nicht
braucht, und zweitens die Löhnung nicht zureicht, sie während der Reise zu
bezahlen, und ihm am Lande ungewöhnlich hohe Abzüge gemacht werden
müssen, um die entstandene Schuld zu decken.

Wenn ein Soldat angeworben wird, so hat er, wie bemerkt, 6 Livres
Sterling Handgeld zu beanspruchen; von diesen erhält er nur 3 Livres paar
und das Uebrige wird zu Anschaffung der sogenannten Kids oder kleinen Be¬
kleidungsstücke und des Putzmaterials verwendet, die in der Kürze in folgenden
Artikeln bestehen: i Jacke, (slreMellsy 1 Kittel (smoktroelc) i Paar Bein¬
kleider, 1 Paar Schuhe. 3 Hemden, 2 Paar Unterbeinkleider, 6 Paar Strümpfe.
2 Handtücher, 1 Besteckbeutel mit Messer, Gabel, Löffel und Schwamm,
l Kamm. 1 kleines Abrechnungsbuch. 1 Kleiderbeutel, i Tornister mit Riemen,
t Feldkessel mit Ueberzug, i Brotbeutel, i lederne Halsbinde. Bürsten, Thon
und Wichse. Jeden Sonnabend ist sogenannte Kidsparade, bei welcher man
die eben angeführten Dinge auf das genauste revidirt, und das Fehlende aus
des Soldaten Kosten neu gefaßt wird. Da nun dre Verluste an Kids, je
nachdem die Leute mehr oder minder ordentlich sind, auch bei ihnen verschie¬
den sein werden, so folgt aus der Nachschaffung und Bezahlung derselben,
daß die täglich auszuzahlende Löhnung bei den verschiedenen Leuten auch ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/195>, abgerufen am 22.07.2024.