Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.aber seit länger als zwei Jahren der Plan einer allgemeinen deutschen Aus¬ Das Conn6 hat die Ueberzeugung, es werde durch die Münchner Kunst¬ aber seit länger als zwei Jahren der Plan einer allgemeinen deutschen Aus¬ Das Conn6 hat die Ueberzeugung, es werde durch die Münchner Kunst¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105783"/> <p xml:id="ID_1324" prev="#ID_1323"> aber seit länger als zwei Jahren der Plan einer allgemeinen deutschen Aus¬<lb/> stellung in der Lust. Die Künstlerversammlung in Bingen hatte ihn aus¬<lb/> geworfen, ohne ihn bis jetzt verwirklichen zu können. Nichts lag näher, als<lb/> beide Projecte zu vereinigen und die Münchner Jubelausstellung zu einer all¬<lb/> gemeinen deutschen zu erweitern. Der Künstlertag in Stuttgart ergriff mit<lb/> Enthusiasmus diese Idee, ein Geschäftscomit6 Kaulbach und F. Dietz an der<lb/> Spitze, wurde in München eingesetzt, der verflossene Winter den ersten vor¬<lb/> bereitenden Schritten gewidmet, der geräumige Glaspalast als Sitz der Aus¬<lb/> stellung gewonnen und vor einigen Wochen endlich das definitive Programm<lb/> veröffentlicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1325" next="#ID_1326"> Das Conn6 hat die Ueberzeugung, es werde durch die Münchner Kunst¬<lb/> ausstellung zum allgemeinen Bewußtsein kommen, wie Deutschland siegreich<lb/> mit den Nachbarstaaten sich messen kann, wenn es die Früchte seines Schaffens<lb/> zusammenträgt. Siegreich ist ein kühnes Wort und dürste von Manchem,<lb/> welcher auch die nichtdeutsche Kunst unsers Jahrhunderts in ihrem ganzen<lb/> Umfange übersieht und gewissen pariser Erinnerungen nicht fremd geworden<lb/> ist, vorläufig bezweifelt werden. Doch es sei; wir wären schlechte Patrioten,<lb/> wollten wir uns schon jetzt zur grämlichen Betrachtung hernbstimmen, wollten<lb/> wir nicht das Größte und Schönste von der Münchner Ausstellung hoffen.<lb/> Sind die richtigen Einleitungen getroffen, ist dafür Sorge getragen, daß wir<lb/> nicht nur das Beste, sondern alles Gute, alles, was den mannigfach geglie¬<lb/> derten Entwicklungsgang der neuern deutschen Kunst charakterisiert, zu sehen<lb/> bekommen, so darf der Kreis der Kunstgebildeten einen überaus hohen und<lb/> reichen Genuß erwarten. Wir sehen mit voller Zuversicht dein Resultate einer<lb/> wohlorganisirten allgemeinen deutschen Ausstellung entgegen. Sie wird<lb/> nicht allein die Eigenthümlichkeit der deutschen Weise schärfer, als dies die<lb/> Ausstellungen bisher thaten, an den Tag treten lassen, und die gesetzmäßige<lb/> Entwicklung unsrer Kunst klar offenbaren, sie wird auch die Ebenbürtigkeit<lb/> derselben mit den bildnerischen Leistungen jenseit des Rheines darlegen. An<lb/> der Möglichkeit dieses Erfolges zu zweifeln, verräth eine grobe Unkenntniß der<lb/> heimischen Kunstschöpfungen. Seine Verwirklichung jedoch wird bedingt von<lb/> der Art und Weise, wie das Comite seine Aufgabe löst. Das Schicksal der<lb/> deutschen Kunst hängt zwar nicht ab von dem Gelingen oder Mißlingen der<lb/> allgemeinen Ausstellung. Der Kenner wird im letzteren Falle das Material<lb/> für sein Urtheil anderswo holen, er wird nicht, sollte z. B. Carstens oder<lb/> irgend jemand sonst auf der Ausstellung gar nicht vertreten sein, diesen aus<lb/> der Geschichte streichen. Das läßt sich dagegen nicht leugnen, daß die Mehr¬<lb/> zahl der Besucher ihre Kunstmeinung für längere Zeit von dem Ausfalle der<lb/> Kunstausstellung zu München bestimmen lassen und so von der deutschen<lb/> Kunst der letzte» sechzig Jahre denken und reden werde, wie ihnen dieselbe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0506]
aber seit länger als zwei Jahren der Plan einer allgemeinen deutschen Aus¬
stellung in der Lust. Die Künstlerversammlung in Bingen hatte ihn aus¬
geworfen, ohne ihn bis jetzt verwirklichen zu können. Nichts lag näher, als
beide Projecte zu vereinigen und die Münchner Jubelausstellung zu einer all¬
gemeinen deutschen zu erweitern. Der Künstlertag in Stuttgart ergriff mit
Enthusiasmus diese Idee, ein Geschäftscomit6 Kaulbach und F. Dietz an der
Spitze, wurde in München eingesetzt, der verflossene Winter den ersten vor¬
bereitenden Schritten gewidmet, der geräumige Glaspalast als Sitz der Aus¬
stellung gewonnen und vor einigen Wochen endlich das definitive Programm
veröffentlicht.
Das Conn6 hat die Ueberzeugung, es werde durch die Münchner Kunst¬
ausstellung zum allgemeinen Bewußtsein kommen, wie Deutschland siegreich
mit den Nachbarstaaten sich messen kann, wenn es die Früchte seines Schaffens
zusammenträgt. Siegreich ist ein kühnes Wort und dürste von Manchem,
welcher auch die nichtdeutsche Kunst unsers Jahrhunderts in ihrem ganzen
Umfange übersieht und gewissen pariser Erinnerungen nicht fremd geworden
ist, vorläufig bezweifelt werden. Doch es sei; wir wären schlechte Patrioten,
wollten wir uns schon jetzt zur grämlichen Betrachtung hernbstimmen, wollten
wir nicht das Größte und Schönste von der Münchner Ausstellung hoffen.
Sind die richtigen Einleitungen getroffen, ist dafür Sorge getragen, daß wir
nicht nur das Beste, sondern alles Gute, alles, was den mannigfach geglie¬
derten Entwicklungsgang der neuern deutschen Kunst charakterisiert, zu sehen
bekommen, so darf der Kreis der Kunstgebildeten einen überaus hohen und
reichen Genuß erwarten. Wir sehen mit voller Zuversicht dein Resultate einer
wohlorganisirten allgemeinen deutschen Ausstellung entgegen. Sie wird
nicht allein die Eigenthümlichkeit der deutschen Weise schärfer, als dies die
Ausstellungen bisher thaten, an den Tag treten lassen, und die gesetzmäßige
Entwicklung unsrer Kunst klar offenbaren, sie wird auch die Ebenbürtigkeit
derselben mit den bildnerischen Leistungen jenseit des Rheines darlegen. An
der Möglichkeit dieses Erfolges zu zweifeln, verräth eine grobe Unkenntniß der
heimischen Kunstschöpfungen. Seine Verwirklichung jedoch wird bedingt von
der Art und Weise, wie das Comite seine Aufgabe löst. Das Schicksal der
deutschen Kunst hängt zwar nicht ab von dem Gelingen oder Mißlingen der
allgemeinen Ausstellung. Der Kenner wird im letzteren Falle das Material
für sein Urtheil anderswo holen, er wird nicht, sollte z. B. Carstens oder
irgend jemand sonst auf der Ausstellung gar nicht vertreten sein, diesen aus
der Geschichte streichen. Das läßt sich dagegen nicht leugnen, daß die Mehr¬
zahl der Besucher ihre Kunstmeinung für längere Zeit von dem Ausfalle der
Kunstausstellung zu München bestimmen lassen und so von der deutschen
Kunst der letzte» sechzig Jahre denken und reden werde, wie ihnen dieselbe
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