Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.der Lifeguardsmusik. Durch eine Linie in Berlin garnisonirender Fu߬ der Lifeguardsmusik. Durch eine Linie in Berlin garnisonirender Fu߬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105601"/> <p xml:id="ID_839" prev="#ID_838" next="#ID_840"> der Lifeguardsmusik. Durch eine Linie in Berlin garnisonirender Fu߬<lb/> regimenter bewegte sich der Zug dem Thore zu. voran ein Piket Gardedra¬<lb/> goner, drei sechsspännige Hofwagen, die Schlächterinnung, dann der mehr<lb/> alterthümlich interessante als schöne, vergoldete Galawagen, der für die Krö¬<lb/> nung Friedr. Wilhelm IV. gebaut wurde, mit dem erlauchten Ehepaar und<lb/> der Obersthofmeisterin der Prinzessin, Gräfin Perporcher, acht prächtige Rappen<lb/> geführt von reich gekleideten Stallmeistern zogen die Karosse im Schritt, dar¬<lb/> auf folgten Hofwagen und Gardedragoner. Um 1V2 Uhr verkündeten die<lb/> Kanonen und Glocken die Ankunft des Zuges am brandenburger Thore, nach<lb/> kurzer Begrüßung durch den Polizeipräsidenten und den Feldmarschall von Man¬<lb/> gel, hielt der Bürgermeister der Stadt Berlin H. Krausnick eine längere Begrü¬<lb/> ßungsrede an das erlauchte junge Paar, die mit den Worten schloß: „Gnä¬<lb/> digste Fürstin und Frau, Englands Volk wird in seiner Erwartung von<lb/> Preußens ihm ebenbürtigen Volke jetzt so wenig getäuscht werden, als es in<lb/> jenen Tagen getäuscht ward, wo einst zum ernsten Kampf festverbündet beide<lb/> Völker treu zusammenstanden." Dadurch, daß dem Bürgermeister es vorbehalten<lb/> blieb, den eigentlichen Willkomm an die Prinzessin zu richten, ward der Feier<lb/> der städtische und bürgerliche Charakter auch officiell vorbehalten. Wir konn¬<lb/> ten während der Wagen bei dieser Rede hielt, das junge Paar von der<lb/> Estrade aus betrachten, der Prinz trug Generalsuniform mit dem Band des<lb/> schwarzen Adlerordens, die Prinzessin ein diamantnes Diadem und einen Her-<lb/> melinmantel. Langsam bewegte sich daraus der Zug über den pariser Platz<lb/> die Linden hinauf, an ihn schlossen sich die Schützengilde und der Reihe nach<lb/> die übrigen Gewerke. Zu nennen waren unter letztem besonders die Klempner<lb/> welche zwei prächtige geharnischte Ritter aufgeputzt Hatten, und die Fischer,<lb/> von denen einige, als englische Matrosen gekleidet, ein zierliches kork-<lb/> behcmgcnes Netz mit Silberfischen trugen. Jedes GeWerk hatte übrigens seine<lb/> Embleme, welche auf hohen Stangen neben den Fahnen einhergetragen<lb/> wurden, die Kürschner hatten sich mit großen Pelzen, die Zimmerleute<lb/> theilweise als englische Sappeurs mit Bärenmützen costumirt, die Arbeiter der<lb/> großen Maschinenfabriken von Borsig, Egells u. s. w. kamen mit kunstvoll<lb/> gearbeiteten Locomotiven und Pumpen angezogen. Von der Tribune am<lb/> Opernhause hatte man einen herrlichen Anblick, die Menschenmasse, die ele¬<lb/> ganten Toiletten, die Ausschmückung der Privathäuser mit Fahnen. Teppichen<lb/> und Inschriften bildeten ein schönes Schauspiel. Am Friedrichsdenkmal erwar¬<lb/> teten die 40 Postillone den etwas zurückgebliebenen Zug und setzten sich mit<lb/> dem schmetternden „Wohlauf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd" an die<lb/> Spitze desselben, über den Opernplatz und die Schloßbrücke, an der reich¬<lb/> beflaggte Schiffe lagen, dem Schloßthore zustrebend, die Hochs und Hurrahs<lb/> wollten nicht enden. Darauf defilirten sämmtliche Aufzüge über den Schloß-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
der Lifeguardsmusik. Durch eine Linie in Berlin garnisonirender Fu߬
regimenter bewegte sich der Zug dem Thore zu. voran ein Piket Gardedra¬
goner, drei sechsspännige Hofwagen, die Schlächterinnung, dann der mehr
alterthümlich interessante als schöne, vergoldete Galawagen, der für die Krö¬
nung Friedr. Wilhelm IV. gebaut wurde, mit dem erlauchten Ehepaar und
der Obersthofmeisterin der Prinzessin, Gräfin Perporcher, acht prächtige Rappen
geführt von reich gekleideten Stallmeistern zogen die Karosse im Schritt, dar¬
auf folgten Hofwagen und Gardedragoner. Um 1V2 Uhr verkündeten die
Kanonen und Glocken die Ankunft des Zuges am brandenburger Thore, nach
kurzer Begrüßung durch den Polizeipräsidenten und den Feldmarschall von Man¬
gel, hielt der Bürgermeister der Stadt Berlin H. Krausnick eine längere Begrü¬
ßungsrede an das erlauchte junge Paar, die mit den Worten schloß: „Gnä¬
digste Fürstin und Frau, Englands Volk wird in seiner Erwartung von
Preußens ihm ebenbürtigen Volke jetzt so wenig getäuscht werden, als es in
jenen Tagen getäuscht ward, wo einst zum ernsten Kampf festverbündet beide
Völker treu zusammenstanden." Dadurch, daß dem Bürgermeister es vorbehalten
blieb, den eigentlichen Willkomm an die Prinzessin zu richten, ward der Feier
der städtische und bürgerliche Charakter auch officiell vorbehalten. Wir konn¬
ten während der Wagen bei dieser Rede hielt, das junge Paar von der
Estrade aus betrachten, der Prinz trug Generalsuniform mit dem Band des
schwarzen Adlerordens, die Prinzessin ein diamantnes Diadem und einen Her-
melinmantel. Langsam bewegte sich daraus der Zug über den pariser Platz
die Linden hinauf, an ihn schlossen sich die Schützengilde und der Reihe nach
die übrigen Gewerke. Zu nennen waren unter letztem besonders die Klempner
welche zwei prächtige geharnischte Ritter aufgeputzt Hatten, und die Fischer,
von denen einige, als englische Matrosen gekleidet, ein zierliches kork-
behcmgcnes Netz mit Silberfischen trugen. Jedes GeWerk hatte übrigens seine
Embleme, welche auf hohen Stangen neben den Fahnen einhergetragen
wurden, die Kürschner hatten sich mit großen Pelzen, die Zimmerleute
theilweise als englische Sappeurs mit Bärenmützen costumirt, die Arbeiter der
großen Maschinenfabriken von Borsig, Egells u. s. w. kamen mit kunstvoll
gearbeiteten Locomotiven und Pumpen angezogen. Von der Tribune am
Opernhause hatte man einen herrlichen Anblick, die Menschenmasse, die ele¬
ganten Toiletten, die Ausschmückung der Privathäuser mit Fahnen. Teppichen
und Inschriften bildeten ein schönes Schauspiel. Am Friedrichsdenkmal erwar¬
teten die 40 Postillone den etwas zurückgebliebenen Zug und setzten sich mit
dem schmetternden „Wohlauf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd" an die
Spitze desselben, über den Opernplatz und die Schloßbrücke, an der reich¬
beflaggte Schiffe lagen, dem Schloßthore zustrebend, die Hochs und Hurrahs
wollten nicht enden. Darauf defilirten sämmtliche Aufzüge über den Schloß-
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