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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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sang mit der Bildung der Zeit zu begreifen. Aber er bleibt nicht dabei
stehen, den Mittelpunkt ihres Wesens und den Ort ihres culturhistorischen
Einflusses zu constatiren, er weist zugleich nach, inwiefern ihre Ideen heil¬
sam sür ihre Uebereinstimmung mit sich selbst, heilsam für den Fortgang der
deutschen Cultur gewesen seien und weist so aus der Vergangenheit in die
Zukunft hin, indem er zeigt, was wir aus dem Beispiel so großer Er¬
scheinungen zu lernen, wovor wir uns zu hüten haben. So nur wird die
Geschichte für die Gegenwart fruchtbar.

Ueber die Mitarbeiter, die er zur vielseitigen Durchführung des Princips,
das er sür das richtige halt, gewonnen hat, gibt bereits das erste Heft ein
sehr günstiges Zeugniß; es enthält fast lauter gediegene Aufsätze, und so
können wir denn, die wir mit ihm die gleiche Gesinnung theilen, sein Unter¬
nehmen freudig willkommen heißen, um mit ihm in regem Wetteifer für die
gute Sache zu wirken. Wir haben um so mehr Grund, einem so ernsten
Unternehmen unsere Theilnahme zu schenken, da sich gleichzeitig in der deutschen
Presse eine Richtung verbreitet, die, gleichviel ob man sie billigt oder ver¬
dammt, stark genug nach der entgegengesetzten Seite geht, als daß wir nicht
die Verpflichtung haben sollten, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf sie zu
ziehen. Um sie richtig zu würdigen, müssen wir einmal von der idealen
Seite der Literatur absehen, und ihre geschäftliche Grundlage betrachten.

Es ist noch nicht lange her, daß in England und Frankreich der Durch¬
schnittspreis der Bücher den unsrigen bei weitem übertraf. In Folge dessen
war zuerst bei den belgischen, dann bei den deutschen Officirer der Nachdruck
englischer und französischer Bücher ein ziemlich umfangreiches Geschäft, welches
auch dann noch fortdauerte, als die anständigen deutschen Buchhandlungen
den fremden Autoren eine Entschädigung zahlten. Seit den internationalen
Verträgen über den Nachdruck und das Recht der Uebersetzungen scheint sich
die Sache umgekehrt zu haben, namentlich seit dem Aufkommen der so¬
genannten Eisenbahnbibliotheken. In England wie in Frankreich erscheinen
jetzt eine Reihe von Büchern, zum Theil sehr werthvoller Art, zu einem so
fabelhaft billigen Preise, daß man selbst in Deutschland davon keine Vor¬
stellung hatte. Als Beispiel wollen wir nur das neueste Werk der Buch¬
handlung Hachette in Paris anführen, welche sich vorzugsweise mit dieser
Literatur zu thun macht: I.'g.luce seienM<zene et imlnktrielle, on expos6
aimuel ach tra.v",ux scivntiü<zuoL, clef inventions et Ach prineixales srpxli-
eg-lions ac 1a science s, 1'inäv.tttrie et lux arts, <mi "ut attirs 1'g.ttention
xubli<zue en I'iÄnee et Z. I'sei'MMr Mr I^ouis signier. Das Buch, auch
äußerlich vortrefflich ausgestattet, hat über 500 enggedruckte Seiten, außerdem
noch einen großen Plan des projectirten submarinen Tunnels zwischen Eng¬
land und Frankreich, das Material ist sehr verständig geordnet, die Erklärung


sang mit der Bildung der Zeit zu begreifen. Aber er bleibt nicht dabei
stehen, den Mittelpunkt ihres Wesens und den Ort ihres culturhistorischen
Einflusses zu constatiren, er weist zugleich nach, inwiefern ihre Ideen heil¬
sam sür ihre Uebereinstimmung mit sich selbst, heilsam für den Fortgang der
deutschen Cultur gewesen seien und weist so aus der Vergangenheit in die
Zukunft hin, indem er zeigt, was wir aus dem Beispiel so großer Er¬
scheinungen zu lernen, wovor wir uns zu hüten haben. So nur wird die
Geschichte für die Gegenwart fruchtbar.

Ueber die Mitarbeiter, die er zur vielseitigen Durchführung des Princips,
das er sür das richtige halt, gewonnen hat, gibt bereits das erste Heft ein
sehr günstiges Zeugniß; es enthält fast lauter gediegene Aufsätze, und so
können wir denn, die wir mit ihm die gleiche Gesinnung theilen, sein Unter¬
nehmen freudig willkommen heißen, um mit ihm in regem Wetteifer für die
gute Sache zu wirken. Wir haben um so mehr Grund, einem so ernsten
Unternehmen unsere Theilnahme zu schenken, da sich gleichzeitig in der deutschen
Presse eine Richtung verbreitet, die, gleichviel ob man sie billigt oder ver¬
dammt, stark genug nach der entgegengesetzten Seite geht, als daß wir nicht
die Verpflichtung haben sollten, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf sie zu
ziehen. Um sie richtig zu würdigen, müssen wir einmal von der idealen
Seite der Literatur absehen, und ihre geschäftliche Grundlage betrachten.

Es ist noch nicht lange her, daß in England und Frankreich der Durch¬
schnittspreis der Bücher den unsrigen bei weitem übertraf. In Folge dessen
war zuerst bei den belgischen, dann bei den deutschen Officirer der Nachdruck
englischer und französischer Bücher ein ziemlich umfangreiches Geschäft, welches
auch dann noch fortdauerte, als die anständigen deutschen Buchhandlungen
den fremden Autoren eine Entschädigung zahlten. Seit den internationalen
Verträgen über den Nachdruck und das Recht der Uebersetzungen scheint sich
die Sache umgekehrt zu haben, namentlich seit dem Aufkommen der so¬
genannten Eisenbahnbibliotheken. In England wie in Frankreich erscheinen
jetzt eine Reihe von Büchern, zum Theil sehr werthvoller Art, zu einem so
fabelhaft billigen Preise, daß man selbst in Deutschland davon keine Vor¬
stellung hatte. Als Beispiel wollen wir nur das neueste Werk der Buch¬
handlung Hachette in Paris anführen, welche sich vorzugsweise mit dieser
Literatur zu thun macht: I.'g.luce seienM<zene et imlnktrielle, on expos6
aimuel ach tra.v»,ux scivntiü<zuoL, clef inventions et Ach prineixales srpxli-
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äußerlich vortrefflich ausgestattet, hat über 500 enggedruckte Seiten, außerdem
noch einen großen Plan des projectirten submarinen Tunnels zwischen Eng¬
land und Frankreich, das Material ist sehr verständig geordnet, die Erklärung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/252>, abgerufen am 28.07.2024.