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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Ihr Schlummer in seinen Armen wird von Zeit zu Zeit durch das Wel¬
lengeräusch unterbrochen; das Schaukeln der Gondel aber wiegt sie immer
wieder ein. Während dessen tritt der Mond aus den Wolken und bescheint
ihre lieblichen Züge; ein leises Lüftchen hebt den Schleier von ihrem Busen.
Der arme Gondolier verliert seine letzte Fassung, und seine Leidenschaft weckt
sie aus. >

Zu den Schifferliedern zählt auch der ?<zö<!L>,t>or acti' Onäg.. Der Römer
singt den Refrain auf Dirindondella und hält die Hauptmelodie in Moll.
Der Neapolitaner hat dasselbe Lied, aber in Dur, wie unser deutsches "Mein
Schiff streicht durch die Wellen! Fridolin!" Sein Refrain ist Fidelin! ein
Zuruf, den die Rudrer zu ihrer Anspornung sich zu machen pflegen, wenn sie
andeuten wollen, der Fremde werde sie mit einem Gericht Nudeln regalnen.
Am Golf bittet man bekanntlich oft nicht um ein Trinkgeld, sondern um eine
Schüssel Macaro oder Fidelin. In beiden Liedern fällt einem Mädchen ihr
Ring ins Meer und der Schiffer, der ihn wieder holt, läßt sich, statt der an¬
gebotenen 100 Zechinen, einen Liebespreis gefallen.


so lo hö, wio xg.etre,
OKs oosa, vri äirk.?

Aber er beruhigt sie:


Leg, unda s non air nimeh,
<ÜKe xoi t,i sxosorü.

Weniger gut hats der Schiffer in dem sehr lieblichen Liede ig. bells. Lor-
i-Mting.. Beim Piedigrottafcst hat er sie zuerst erblickt:


^0 ti vieil A, piscligrottg,
tutt", gio,jg., tutet ksstg,,
Oallg, ins-ins. ori eonäolta,
I?in al üori e poris in tssts.

Goldverziert das Corpetto, seidenschillernd das Kleid, die Haarnadel mit
zitternden Silberähren -- ma, tu ingiÄta. Loi-rentina. pooo ouri it mio xeng.1-.
Seitdem treibt er in seiner zerbrechlichen Barchetta unter ihrem Fenster, bis
ihn endlich ein Sturm als Schiffbrüchigen aus den Strand von Resina
wirft.

Auch das zierliche Voeg. Voea! ist ein sicilianisches Schifferlied, und
nicht minder ists ein Schiffer, welcher die Fee von Amalfi beweint. Dies
letzte melancholische Lied sangen unsere Schiffer, als wir von Salerno nach
Amalfi fuhren und wir hatten Muße Text und Melodie uns anzueignen.

Kehre doch zurück, Geliebte! du meine Fee, der nicht Blume noch Stern gleich
kommen.


Ihr Schlummer in seinen Armen wird von Zeit zu Zeit durch das Wel¬
lengeräusch unterbrochen; das Schaukeln der Gondel aber wiegt sie immer
wieder ein. Während dessen tritt der Mond aus den Wolken und bescheint
ihre lieblichen Züge; ein leises Lüftchen hebt den Schleier von ihrem Busen.
Der arme Gondolier verliert seine letzte Fassung, und seine Leidenschaft weckt
sie aus. >

Zu den Schifferliedern zählt auch der ?<zö<!L>,t>or acti' Onäg.. Der Römer
singt den Refrain auf Dirindondella und hält die Hauptmelodie in Moll.
Der Neapolitaner hat dasselbe Lied, aber in Dur, wie unser deutsches „Mein
Schiff streicht durch die Wellen! Fridolin!" Sein Refrain ist Fidelin! ein
Zuruf, den die Rudrer zu ihrer Anspornung sich zu machen pflegen, wenn sie
andeuten wollen, der Fremde werde sie mit einem Gericht Nudeln regalnen.
Am Golf bittet man bekanntlich oft nicht um ein Trinkgeld, sondern um eine
Schüssel Macaro oder Fidelin. In beiden Liedern fällt einem Mädchen ihr
Ring ins Meer und der Schiffer, der ihn wieder holt, läßt sich, statt der an¬
gebotenen 100 Zechinen, einen Liebespreis gefallen.


so lo hö, wio xg.etre,
OKs oosa, vri äirk.?

Aber er beruhigt sie:


Leg, unda s non air nimeh,
<ÜKe xoi t,i sxosorü.

Weniger gut hats der Schiffer in dem sehr lieblichen Liede ig. bells. Lor-
i-Mting.. Beim Piedigrottafcst hat er sie zuerst erblickt:


^0 ti vieil A, piscligrottg,
tutt», gio,jg., tutet ksstg,,
Oallg, ins-ins. ori eonäolta,
I?in al üori e poris in tssts.

Goldverziert das Corpetto, seidenschillernd das Kleid, die Haarnadel mit
zitternden Silberähren — ma, tu ingiÄta. Loi-rentina. pooo ouri it mio xeng.1-.
Seitdem treibt er in seiner zerbrechlichen Barchetta unter ihrem Fenster, bis
ihn endlich ein Sturm als Schiffbrüchigen aus den Strand von Resina
wirft.

Auch das zierliche Voeg. Voea! ist ein sicilianisches Schifferlied, und
nicht minder ists ein Schiffer, welcher die Fee von Amalfi beweint. Dies
letzte melancholische Lied sangen unsere Schiffer, als wir von Salerno nach
Amalfi fuhren und wir hatten Muße Text und Melodie uns anzueignen.

Kehre doch zurück, Geliebte! du meine Fee, der nicht Blume noch Stern gleich
kommen.


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[0238] Ihr Schlummer in seinen Armen wird von Zeit zu Zeit durch das Wel¬ lengeräusch unterbrochen; das Schaukeln der Gondel aber wiegt sie immer wieder ein. Während dessen tritt der Mond aus den Wolken und bescheint ihre lieblichen Züge; ein leises Lüftchen hebt den Schleier von ihrem Busen. Der arme Gondolier verliert seine letzte Fassung, und seine Leidenschaft weckt sie aus. > Zu den Schifferliedern zählt auch der ?<zö<!L>,t>or acti' Onäg.. Der Römer singt den Refrain auf Dirindondella und hält die Hauptmelodie in Moll. Der Neapolitaner hat dasselbe Lied, aber in Dur, wie unser deutsches „Mein Schiff streicht durch die Wellen! Fridolin!" Sein Refrain ist Fidelin! ein Zuruf, den die Rudrer zu ihrer Anspornung sich zu machen pflegen, wenn sie andeuten wollen, der Fremde werde sie mit einem Gericht Nudeln regalnen. Am Golf bittet man bekanntlich oft nicht um ein Trinkgeld, sondern um eine Schüssel Macaro oder Fidelin. In beiden Liedern fällt einem Mädchen ihr Ring ins Meer und der Schiffer, der ihn wieder holt, läßt sich, statt der an¬ gebotenen 100 Zechinen, einen Liebespreis gefallen. so lo hö, wio xg.etre, OKs oosa, vri äirk.? Aber er beruhigt sie: Leg, unda s non air nimeh, <ÜKe xoi t,i sxosorü. Weniger gut hats der Schiffer in dem sehr lieblichen Liede ig. bells. Lor- i-Mting.. Beim Piedigrottafcst hat er sie zuerst erblickt: ^0 ti vieil A, piscligrottg, tutt», gio,jg., tutet ksstg,, Oallg, ins-ins. ori eonäolta, I?in al üori e poris in tssts. Goldverziert das Corpetto, seidenschillernd das Kleid, die Haarnadel mit zitternden Silberähren — ma, tu ingiÄta. Loi-rentina. pooo ouri it mio xeng.1-. Seitdem treibt er in seiner zerbrechlichen Barchetta unter ihrem Fenster, bis ihn endlich ein Sturm als Schiffbrüchigen aus den Strand von Resina wirft. Auch das zierliche Voeg. Voea! ist ein sicilianisches Schifferlied, und nicht minder ists ein Schiffer, welcher die Fee von Amalfi beweint. Dies letzte melancholische Lied sangen unsere Schiffer, als wir von Salerno nach Amalfi fuhren und wir hatten Muße Text und Melodie uns anzueignen. Kehre doch zurück, Geliebte! du meine Fee, der nicht Blume noch Stern gleich kommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/238>, abgerufen am 27.07.2024.