Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.von 1848 vielleicht Grund denselben zu wünschen? -haben wir nicht vielmehr Wenn es überhaupt erlaubt ist in der Geschichte von Zufall zu reden, von 1848 vielleicht Grund denselben zu wünschen? -haben wir nicht vielmehr Wenn es überhaupt erlaubt ist in der Geschichte von Zufall zu reden, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105498"/> <p xml:id="ID_541" prev="#ID_540"> von 1848 vielleicht Grund denselben zu wünschen? -haben wir nicht vielmehr<lb/> dem Marquis zu danken, daß er bei Cavaignac gegen diejenigen gewirkt hat,<lb/> welche den auswärtigen Krieg und Gebietserweiterungen als die beste Sicher¬<lb/> heit für die Republik empfahlen? oder sollen wir statt dessen lieber in das<lb/> absurde Geschrei einstimmen, der .Juniaufstand sei von England angestiftet<lb/> — denn man habe bei einigen Insurgenten englisches Gold gesunden? —<lb/> Mit gleich viel Grund könnte man sagen, die englischen Minister hatten das<lb/> neueste Attentat gegen den Kaiser Napoleon angestiftet, weil man englische<lb/> Banknoten bei Pierri fand. Daß Lord Normanby sich erst nachdem Cavaig¬<lb/> nac an die Spitze der Regierung getreten war, accreditiren ließ, was ihm<lb/> der Korrespondent zum Vorwurf macht, ist sehr einfach, denn damals trat<lb/> zuerst etwas ins Leben, was einer Regierung ähnlich sah, und daß der Wunsch<lb/> Bastides, er möge sich bei der Republik im Allgemeinen accreditiren lassen,<lb/> absonderlich und gegen alles Herkommen war, wird niemand leugnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_542" next="#ID_543"> Wenn es überhaupt erlaubt ist in der Geschichte von Zufall zu reden,<lb/> so darf man wol Entstehung und Zusammensetzung der provisorischen Regie¬<lb/> rung — Lvi'ti ä'u.ec!lana.t.ioii vt ä'ni-gone«, wie das Decret sagte — zufällig<lb/> nennen. Lamartine besann sich einige Minuten auf die Frage einiger Jour¬<lb/> nalisten, ob die Republik erklärt werden solle, und antwortete ja! Als die<lb/> Namen der provisorischen Regierung verlesen werden sollten, konnte man den<lb/> Lesenden nicht verstehen, man gab die Liste an Crömicux, der seinen Namen<lb/> in aller Geschwindigkeit zu den andern hinzufügte, was aber in der Ver¬<lb/> wirrung nicht bemerkt ward; ebenso ging es später mit den Secretären der<lb/> Regierung, sie zeichneten deren Decrete am Fuße des Blattes, dann liefen<lb/> sie zuerst den Beinamen „Secretär" weg, stellten sich darauf unmittelbar unter<lb/> die andern und zeichneten zuletzt „Mitglieder der provisorischen Negierung".<lb/> Die Anarchie schildert der Verfasser mit lebhaften und doch gewiß nicht über¬<lb/> triebenen Zügen, denn er läßt die Thatsachen reden; uns ist vorzüglich<lb/> in seiner Erzählung aufgefallen, wie trotz alles Durcheinanders das Volk<lb/> doch französisch blieb, eitel, höflich, gutmüthig, witzig und doch wieder auf¬<lb/> brausend wild bis zum Extrem. Die Orgien in den Tuilerien und in Neuilly<lb/> sind bekannte Thatsachen, die Lord Normanby mit Wärme schildert, ein Zug<lb/> aus dieser Wirthschaft ist folgender. Ein Krämer hatte seinen Sohn vermißt;<lb/> und glaubte, derselbe sei bei den Barrikaden umgekommen. Als er an den<lb/> Tuilerien vorbeigeht, sieht er den Sohn plötzlich dort Schildwache stehen.<lb/> Lomnmnt, miükeul'lux cmkiwt,, c'est, toi, yue ne>u8 avons xlour6 comme mort.<lb/> — Uns oni mon poi'ö, tu n<z 8g.jg xg,8 pus äczxuiZ <zus t'al vu, ^'al<lb/> pris «I<z I^Jais; xcmrrai^e t'oll'rii' g, clkjöuimi'? ne clemancle M8 mieux."<lb/> — Viens avra Der Vater fand oben eine wunderbare Gruppe; Männer und<lb/> Weiber, die sich Kleider aus den sammtnen Gardinen und seidenen Ueberzügen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
von 1848 vielleicht Grund denselben zu wünschen? -haben wir nicht vielmehr
dem Marquis zu danken, daß er bei Cavaignac gegen diejenigen gewirkt hat,
welche den auswärtigen Krieg und Gebietserweiterungen als die beste Sicher¬
heit für die Republik empfahlen? oder sollen wir statt dessen lieber in das
absurde Geschrei einstimmen, der .Juniaufstand sei von England angestiftet
— denn man habe bei einigen Insurgenten englisches Gold gesunden? —
Mit gleich viel Grund könnte man sagen, die englischen Minister hatten das
neueste Attentat gegen den Kaiser Napoleon angestiftet, weil man englische
Banknoten bei Pierri fand. Daß Lord Normanby sich erst nachdem Cavaig¬
nac an die Spitze der Regierung getreten war, accreditiren ließ, was ihm
der Korrespondent zum Vorwurf macht, ist sehr einfach, denn damals trat
zuerst etwas ins Leben, was einer Regierung ähnlich sah, und daß der Wunsch
Bastides, er möge sich bei der Republik im Allgemeinen accreditiren lassen,
absonderlich und gegen alles Herkommen war, wird niemand leugnen.
Wenn es überhaupt erlaubt ist in der Geschichte von Zufall zu reden,
so darf man wol Entstehung und Zusammensetzung der provisorischen Regie¬
rung — Lvi'ti ä'u.ec!lana.t.ioii vt ä'ni-gone«, wie das Decret sagte — zufällig
nennen. Lamartine besann sich einige Minuten auf die Frage einiger Jour¬
nalisten, ob die Republik erklärt werden solle, und antwortete ja! Als die
Namen der provisorischen Regierung verlesen werden sollten, konnte man den
Lesenden nicht verstehen, man gab die Liste an Crömicux, der seinen Namen
in aller Geschwindigkeit zu den andern hinzufügte, was aber in der Ver¬
wirrung nicht bemerkt ward; ebenso ging es später mit den Secretären der
Regierung, sie zeichneten deren Decrete am Fuße des Blattes, dann liefen
sie zuerst den Beinamen „Secretär" weg, stellten sich darauf unmittelbar unter
die andern und zeichneten zuletzt „Mitglieder der provisorischen Negierung".
Die Anarchie schildert der Verfasser mit lebhaften und doch gewiß nicht über¬
triebenen Zügen, denn er läßt die Thatsachen reden; uns ist vorzüglich
in seiner Erzählung aufgefallen, wie trotz alles Durcheinanders das Volk
doch französisch blieb, eitel, höflich, gutmüthig, witzig und doch wieder auf¬
brausend wild bis zum Extrem. Die Orgien in den Tuilerien und in Neuilly
sind bekannte Thatsachen, die Lord Normanby mit Wärme schildert, ein Zug
aus dieser Wirthschaft ist folgender. Ein Krämer hatte seinen Sohn vermißt;
und glaubte, derselbe sei bei den Barrikaden umgekommen. Als er an den
Tuilerien vorbeigeht, sieht er den Sohn plötzlich dort Schildwache stehen.
Lomnmnt, miükeul'lux cmkiwt,, c'est, toi, yue ne>u8 avons xlour6 comme mort.
— Uns oni mon poi'ö, tu n<z 8g.jg xg,8 pus äczxuiZ <zus t'al vu, ^'al
pris «I<z I^Jais; xcmrrai^e t'oll'rii' g, clkjöuimi'? ne clemancle M8 mieux."
— Viens avra Der Vater fand oben eine wunderbare Gruppe; Männer und
Weiber, die sich Kleider aus den sammtnen Gardinen und seidenen Ueberzügen
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