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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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politischen Zuständen, ihren finanziellen, militärischen, Gewcrbs- und Handclsverhült-
nissen. (Zürich, Schabclitz). Wie wir hören, ist Heinrich Simon der Verfasser.
Es spricht sich eine sehr gesunde und unbefangene Anschauung der factischen Zu¬
stände darin aus, und wenn sie in etwas gar zu Hellem Licht erscheinen, so
mag eine gerechte Dankbarkeit darin erkannt werden-- eine Eigenschaft, welche die
deutschen Flüchtlinge der Schweiz gegenüber 'nicht immer entwickelt haben.

Ueber die große Angelegenheit des Tages gibt Auskunft die Geschichte von
Indien, nach dem Englischen des Thomas Keigthley übersetzt und bis auf die
neueste Zeit fortgeführt von Z. Scybt, 2 B, (Leipzig, Lork.) -- Das Buch beginnt
nach einer kurzen Einleitung mit dem Reich der Mongolen in Indien; die erste
Hülste umfaßt die Zeit bis zum Tod des Lord Clive, am umständlichsten sind glsv
die Begebenheiten seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts behandelt, wo in der
That die riesenhafte" Dimensionen des britischen Reichs sich erst allmülig vorbereiten.
Die Darstellung zeichnet sich dnrch Lebhaftigkeit, übersichtliche Gruppirung und ein
verständiges Urtheil aus. Der Uebersetzer hat die Erzählung bis zur Einverleibung
von Orte fortgeführt -- ein Unternehmen, das sich doch allmülig als ein verfehltes
herausstellt, soviel scheinbare Gründe man anch bisher dafür anzugeben wußte.

Wir haben vor einiger Zeit die Biographie Goethes von Lcwes besprochen;
seitdem ist eine neue erschienen, die in Bezug auf gründliche Kritik der Thatsachen
mit allen frühern wetteifern kann. Sie steht an einem Ort, der, wie es scheint,
sich nur zufällig für sie ergeben hat, in Gödcckes Grundriß der Geschichte
der deutschen Diesen n g, zweite Hälfte, 3. Abth. (Hannover Ehlcrmann). Offenbar
hatte der Verfasser bei diesem Grundriß zunächst hauptsächlich eine bibliographische,
chronologisch geordnete Uebersicht im Auge; über die Zweckmäßigkeit dieses Lehrbuchs,
das sich durch breite und tiefe Forschungen auszeichnet, köunen wir erst urtheilen,
wenn mit dem Schluß des Werks die Sorge für die Bequemlichkeit der Leser her¬
vortreten wird. Wenn aber diese ausführliche Lebensbeschreibung Goethes nicht in
den engen Nahmen gehört, so können wir sie nur als eine dankenswerthe Zugabe
begrüßen; sie ist vortrefflich, und nicht blos in Bezug auf das Factische. Das Ur¬
theil versteckt sich eher, als daß es hervortritt, aber es ist oft neu und kühn, zu¬
weilen sogar sehr schneidend, in den meisten Fällen kann man ihm beitreten. Dem
Freunde Goethes wird durch dieses Handbuch viel unnütze Mühe und das Studium
weitschweifiger Commentare erspart. Eine Ausstellung haben wir zu machen! der
Verfasser gibt, und zwar mit Recht so viel als möglich die Worte seiner Quellen,
aber er sollte stets citiren; die meisten Stellen sind zwar bekannt, aber bei mancher
weiß man doch nicht gleich, wo sie hingehört, und darauf kommt zuweilen das
Meiste an. -- Bei seinen bibliographischen Notizen erwähnt der Verfasser mit ge¬
rechter Dankbarkeit der Gvcthcbibliothek von Salomon Hirzel, auf die er sich
hauptsächlich stützt- Hirzel hat, ohne viel von sich reden zu machen, mit Ansäglichcr
Mühe und der aufopfernden Ausdauer einer Lcbcnsncigung manche von den Quellen
gradezu entdeckt, auf die man sich jetzt freilich leicht beziehen kann.--

Lebende Bilder aus Amerika. Von Theodor Griesinger. Stuttgart,
Verlag vou W. Nitzschkc. 1858. -- Der Verfasser hat "über das Leben in Ame¬
rika, besonders über das Leben und Treiben der Deutschen in Amerika noch nichts
Gedrucktes finden können" und will diesem Mangel abhelfen. Er thut dies mit


politischen Zuständen, ihren finanziellen, militärischen, Gewcrbs- und Handclsverhült-
nissen. (Zürich, Schabclitz). Wie wir hören, ist Heinrich Simon der Verfasser.
Es spricht sich eine sehr gesunde und unbefangene Anschauung der factischen Zu¬
stände darin aus, und wenn sie in etwas gar zu Hellem Licht erscheinen, so
mag eine gerechte Dankbarkeit darin erkannt werden— eine Eigenschaft, welche die
deutschen Flüchtlinge der Schweiz gegenüber 'nicht immer entwickelt haben.

Ueber die große Angelegenheit des Tages gibt Auskunft die Geschichte von
Indien, nach dem Englischen des Thomas Keigthley übersetzt und bis auf die
neueste Zeit fortgeführt von Z. Scybt, 2 B, (Leipzig, Lork.) -- Das Buch beginnt
nach einer kurzen Einleitung mit dem Reich der Mongolen in Indien; die erste
Hülste umfaßt die Zeit bis zum Tod des Lord Clive, am umständlichsten sind glsv
die Begebenheiten seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts behandelt, wo in der
That die riesenhafte» Dimensionen des britischen Reichs sich erst allmülig vorbereiten.
Die Darstellung zeichnet sich dnrch Lebhaftigkeit, übersichtliche Gruppirung und ein
verständiges Urtheil aus. Der Uebersetzer hat die Erzählung bis zur Einverleibung
von Orte fortgeführt — ein Unternehmen, das sich doch allmülig als ein verfehltes
herausstellt, soviel scheinbare Gründe man anch bisher dafür anzugeben wußte.

Wir haben vor einiger Zeit die Biographie Goethes von Lcwes besprochen;
seitdem ist eine neue erschienen, die in Bezug auf gründliche Kritik der Thatsachen
mit allen frühern wetteifern kann. Sie steht an einem Ort, der, wie es scheint,
sich nur zufällig für sie ergeben hat, in Gödcckes Grundriß der Geschichte
der deutschen Diesen n g, zweite Hälfte, 3. Abth. (Hannover Ehlcrmann). Offenbar
hatte der Verfasser bei diesem Grundriß zunächst hauptsächlich eine bibliographische,
chronologisch geordnete Uebersicht im Auge; über die Zweckmäßigkeit dieses Lehrbuchs,
das sich durch breite und tiefe Forschungen auszeichnet, köunen wir erst urtheilen,
wenn mit dem Schluß des Werks die Sorge für die Bequemlichkeit der Leser her¬
vortreten wird. Wenn aber diese ausführliche Lebensbeschreibung Goethes nicht in
den engen Nahmen gehört, so können wir sie nur als eine dankenswerthe Zugabe
begrüßen; sie ist vortrefflich, und nicht blos in Bezug auf das Factische. Das Ur¬
theil versteckt sich eher, als daß es hervortritt, aber es ist oft neu und kühn, zu¬
weilen sogar sehr schneidend, in den meisten Fällen kann man ihm beitreten. Dem
Freunde Goethes wird durch dieses Handbuch viel unnütze Mühe und das Studium
weitschweifiger Commentare erspart. Eine Ausstellung haben wir zu machen! der
Verfasser gibt, und zwar mit Recht so viel als möglich die Worte seiner Quellen,
aber er sollte stets citiren; die meisten Stellen sind zwar bekannt, aber bei mancher
weiß man doch nicht gleich, wo sie hingehört, und darauf kommt zuweilen das
Meiste an. — Bei seinen bibliographischen Notizen erwähnt der Verfasser mit ge¬
rechter Dankbarkeit der Gvcthcbibliothek von Salomon Hirzel, auf die er sich
hauptsächlich stützt- Hirzel hat, ohne viel von sich reden zu machen, mit Ansäglichcr
Mühe und der aufopfernden Ausdauer einer Lcbcnsncigung manche von den Quellen
gradezu entdeckt, auf die man sich jetzt freilich leicht beziehen kann.—

Lebende Bilder aus Amerika. Von Theodor Griesinger. Stuttgart,
Verlag vou W. Nitzschkc. 1858. — Der Verfasser hat „über das Leben in Ame¬
rika, besonders über das Leben und Treiben der Deutschen in Amerika noch nichts
Gedrucktes finden können" und will diesem Mangel abhelfen. Er thut dies mit


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[0206] politischen Zuständen, ihren finanziellen, militärischen, Gewcrbs- und Handclsverhült- nissen. (Zürich, Schabclitz). Wie wir hören, ist Heinrich Simon der Verfasser. Es spricht sich eine sehr gesunde und unbefangene Anschauung der factischen Zu¬ stände darin aus, und wenn sie in etwas gar zu Hellem Licht erscheinen, so mag eine gerechte Dankbarkeit darin erkannt werden— eine Eigenschaft, welche die deutschen Flüchtlinge der Schweiz gegenüber 'nicht immer entwickelt haben. Ueber die große Angelegenheit des Tages gibt Auskunft die Geschichte von Indien, nach dem Englischen des Thomas Keigthley übersetzt und bis auf die neueste Zeit fortgeführt von Z. Scybt, 2 B, (Leipzig, Lork.) -- Das Buch beginnt nach einer kurzen Einleitung mit dem Reich der Mongolen in Indien; die erste Hülste umfaßt die Zeit bis zum Tod des Lord Clive, am umständlichsten sind glsv die Begebenheiten seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts behandelt, wo in der That die riesenhafte» Dimensionen des britischen Reichs sich erst allmülig vorbereiten. Die Darstellung zeichnet sich dnrch Lebhaftigkeit, übersichtliche Gruppirung und ein verständiges Urtheil aus. Der Uebersetzer hat die Erzählung bis zur Einverleibung von Orte fortgeführt — ein Unternehmen, das sich doch allmülig als ein verfehltes herausstellt, soviel scheinbare Gründe man anch bisher dafür anzugeben wußte. Wir haben vor einiger Zeit die Biographie Goethes von Lcwes besprochen; seitdem ist eine neue erschienen, die in Bezug auf gründliche Kritik der Thatsachen mit allen frühern wetteifern kann. Sie steht an einem Ort, der, wie es scheint, sich nur zufällig für sie ergeben hat, in Gödcckes Grundriß der Geschichte der deutschen Diesen n g, zweite Hälfte, 3. Abth. (Hannover Ehlcrmann). Offenbar hatte der Verfasser bei diesem Grundriß zunächst hauptsächlich eine bibliographische, chronologisch geordnete Uebersicht im Auge; über die Zweckmäßigkeit dieses Lehrbuchs, das sich durch breite und tiefe Forschungen auszeichnet, köunen wir erst urtheilen, wenn mit dem Schluß des Werks die Sorge für die Bequemlichkeit der Leser her¬ vortreten wird. Wenn aber diese ausführliche Lebensbeschreibung Goethes nicht in den engen Nahmen gehört, so können wir sie nur als eine dankenswerthe Zugabe begrüßen; sie ist vortrefflich, und nicht blos in Bezug auf das Factische. Das Ur¬ theil versteckt sich eher, als daß es hervortritt, aber es ist oft neu und kühn, zu¬ weilen sogar sehr schneidend, in den meisten Fällen kann man ihm beitreten. Dem Freunde Goethes wird durch dieses Handbuch viel unnütze Mühe und das Studium weitschweifiger Commentare erspart. Eine Ausstellung haben wir zu machen! der Verfasser gibt, und zwar mit Recht so viel als möglich die Worte seiner Quellen, aber er sollte stets citiren; die meisten Stellen sind zwar bekannt, aber bei mancher weiß man doch nicht gleich, wo sie hingehört, und darauf kommt zuweilen das Meiste an. — Bei seinen bibliographischen Notizen erwähnt der Verfasser mit ge¬ rechter Dankbarkeit der Gvcthcbibliothek von Salomon Hirzel, auf die er sich hauptsächlich stützt- Hirzel hat, ohne viel von sich reden zu machen, mit Ansäglichcr Mühe und der aufopfernden Ausdauer einer Lcbcnsncigung manche von den Quellen gradezu entdeckt, auf die man sich jetzt freilich leicht beziehen kann.— Lebende Bilder aus Amerika. Von Theodor Griesinger. Stuttgart, Verlag vou W. Nitzschkc. 1858. — Der Verfasser hat „über das Leben in Ame¬ rika, besonders über das Leben und Treiben der Deutschen in Amerika noch nichts Gedrucktes finden können" und will diesem Mangel abhelfen. Er thut dies mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/206>, abgerufen am 22.12.2024.