Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.Papiergeld, Darlehnc und Discvntirung 1.40V unverantwortlichen Bankanstalten Die zweite Frage, sonst gewöhnlich die erste, welche der Präsident erörtert, Papiergeld, Darlehnc und Discvntirung 1.40V unverantwortlichen Bankanstalten Die zweite Frage, sonst gewöhnlich die erste, welche der Präsident erörtert, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105439"/> <p xml:id="ID_366" prev="#ID_365"> Papiergeld, Darlehnc und Discvntirung 1.40V unverantwortlichen Bankanstalten<lb/> überlassen sei, welche stets nnr das augenblickliche Interesse ihrer Actionäre in Be¬<lb/> tracht ziehen würden. Wenn die Begründer der Bundesverfassung dem Congreß die<lb/> Macht gaben, „Geld zu münzen und dessen Werth zu regeln", und dies den einzelnen<lb/> Staaten verboten, auch untersagten, etwas Anderes als Metall an den öffentlichen<lb/> Kassen anzunehmen, so glaubten sie das Volk vor einer Ueberschwemmung mit Pa¬<lb/> pier bewahrt zu haben, und es sei nicht ihre Schuld, daß die Centralgewalt keine<lb/> Macht haben solle Mißbräuche zu verhüten. Leider habe sich das Urtheil des Con-<lb/> gresses mehrmals dagegen erklärt. Gegen eine Nationalbank sprächen unübersteig-<lb/> liche verfassungsmäßige Hindernisse, auch sei sie nicht mächtig genug, die 1400 andern<lb/> Banken zu controliren, wofür das Beispiel Englands in den zwanziger Jahren<lb/> angeführt wird. Das einzige directe Mittel, welches dem Kongresse bleibe und das<lb/> er ihm ernstlich empfehle, sei, el» allgemeines Bankcrvttgcsch zu erlassen, das auch<lb/> auf alle Banken anzuwenden sei, darnach würde jede Unterbrechung der Baar-<lb/> zahlung für dieselben bürgerlicher Tod sein und der Jnstinct der Selbsterhaltung<lb/> werde sie nöthigen ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. Der Vorschlag ist gewiß an¬<lb/> nehmbar, aber wie wenn die Actionäre einer zahlungsunfähigen und also todten<lb/> Bank morgen wieder zu einem neuen Geschäft zusammentreten? — Diese Umgehung<lb/> schwebt Bucharen vielleicht schon als möglich vor, wenn er nach einer langen<lb/> Schilderung des Unglückes, welches das jetzige System verursacht und nachdem er ge¬<lb/> rathen, wenigstens ein Drittel des Papiergeldes in Baarfonds zu repräsentiren, so<lb/> schließt: „Die Banken und Papiergeld sind so mit den Gewohnheiten unseres Volkes<lb/> verwachsen, daß sie nicht plötzlich abgeschafft werden können, aber, das sage ich nach<lb/> langer und reiflicher Ueberlegung, wenn die Erfahrung zeigen sollte, daß -es unmög<lb/> lich ist, der Erleichterungen theilhaftig zu werden, welche gut geleitete Banken für den<lb/> . Verkehr bieten, ohne zugleich das Unglück zu leiden, welches die Ausschreitungen der<lb/> Banken über das Land gebracht habe», so würde es ein weit geringeres Uebel sein,<lb/> ihnen ganz die Macht Papiergeld auszugeben zu nehmen und sie auf die Functionen<lb/> der Deposito- und Discontogeschäftc zu beschränken." — Mit dieser ernsten Warnung<lb/> scheint uns nun eine eigene Maßregel des Präsidenten wenig im Einklange zu stehen/<lb/> Um den Ausfall der Einkünfte zu decken, hatte er ein Aulchcn vorgeschlagen; die<lb/> letzte Post bringt uns nun die Nachricht, daß die Regierung für 20 Mill. Pf. Se.<lb/> Schatzscheinc ausgeben wird. Nun kann man allerdings sagen, daß dieselben, da sie<lb/> wie die englischen Exchcqner-Bills Zinsen bringen, kein Papiergeld sind, aber jeder¬<lb/> mann weiß, daß sie ganz so circuliren und die Zinsen so gering sind, daß sie wenig<lb/> in Betracht kommen. — Wie merkwürdig aber die Principien in Amerika durch-<lb/> einandcrlaufen, zeigt folgende Notiz, welche wir in einer deutschen Korrespondenz<lb/> aus Neuyork finden. Die demokratische Partei hat stets das Hartgcldsystcm ver¬<lb/> fochten und in zwei Staaten, wo sie absolute Herrschaft übt, Pensylvanien und<lb/> Missouri, haben die gesetzgebenden Versammlungen ausdrücklich die Zwangspapier¬<lb/> währung gut geheißen.</p><lb/> <p xml:id="ID_367" next="#ID_368"> Die zweite Frage, sonst gewöhnlich die erste, welche der Präsident erörtert,<lb/> qctrifft die Beziehungen zum Ausland. Er kommt zuerst auf die langwierigen<lb/> Differenzen mit England über den Bulwer-Clayton-Vertrag, seine Bemerkungen<lb/> über dies schwierige Capitel sind weniger unfreundlich als man wol erwartet und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0162]
Papiergeld, Darlehnc und Discvntirung 1.40V unverantwortlichen Bankanstalten
überlassen sei, welche stets nnr das augenblickliche Interesse ihrer Actionäre in Be¬
tracht ziehen würden. Wenn die Begründer der Bundesverfassung dem Congreß die
Macht gaben, „Geld zu münzen und dessen Werth zu regeln", und dies den einzelnen
Staaten verboten, auch untersagten, etwas Anderes als Metall an den öffentlichen
Kassen anzunehmen, so glaubten sie das Volk vor einer Ueberschwemmung mit Pa¬
pier bewahrt zu haben, und es sei nicht ihre Schuld, daß die Centralgewalt keine
Macht haben solle Mißbräuche zu verhüten. Leider habe sich das Urtheil des Con-
gresses mehrmals dagegen erklärt. Gegen eine Nationalbank sprächen unübersteig-
liche verfassungsmäßige Hindernisse, auch sei sie nicht mächtig genug, die 1400 andern
Banken zu controliren, wofür das Beispiel Englands in den zwanziger Jahren
angeführt wird. Das einzige directe Mittel, welches dem Kongresse bleibe und das
er ihm ernstlich empfehle, sei, el» allgemeines Bankcrvttgcsch zu erlassen, das auch
auf alle Banken anzuwenden sei, darnach würde jede Unterbrechung der Baar-
zahlung für dieselben bürgerlicher Tod sein und der Jnstinct der Selbsterhaltung
werde sie nöthigen ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. Der Vorschlag ist gewiß an¬
nehmbar, aber wie wenn die Actionäre einer zahlungsunfähigen und also todten
Bank morgen wieder zu einem neuen Geschäft zusammentreten? — Diese Umgehung
schwebt Bucharen vielleicht schon als möglich vor, wenn er nach einer langen
Schilderung des Unglückes, welches das jetzige System verursacht und nachdem er ge¬
rathen, wenigstens ein Drittel des Papiergeldes in Baarfonds zu repräsentiren, so
schließt: „Die Banken und Papiergeld sind so mit den Gewohnheiten unseres Volkes
verwachsen, daß sie nicht plötzlich abgeschafft werden können, aber, das sage ich nach
langer und reiflicher Ueberlegung, wenn die Erfahrung zeigen sollte, daß -es unmög
lich ist, der Erleichterungen theilhaftig zu werden, welche gut geleitete Banken für den
. Verkehr bieten, ohne zugleich das Unglück zu leiden, welches die Ausschreitungen der
Banken über das Land gebracht habe», so würde es ein weit geringeres Uebel sein,
ihnen ganz die Macht Papiergeld auszugeben zu nehmen und sie auf die Functionen
der Deposito- und Discontogeschäftc zu beschränken." — Mit dieser ernsten Warnung
scheint uns nun eine eigene Maßregel des Präsidenten wenig im Einklange zu stehen/
Um den Ausfall der Einkünfte zu decken, hatte er ein Aulchcn vorgeschlagen; die
letzte Post bringt uns nun die Nachricht, daß die Regierung für 20 Mill. Pf. Se.
Schatzscheinc ausgeben wird. Nun kann man allerdings sagen, daß dieselben, da sie
wie die englischen Exchcqner-Bills Zinsen bringen, kein Papiergeld sind, aber jeder¬
mann weiß, daß sie ganz so circuliren und die Zinsen so gering sind, daß sie wenig
in Betracht kommen. — Wie merkwürdig aber die Principien in Amerika durch-
einandcrlaufen, zeigt folgende Notiz, welche wir in einer deutschen Korrespondenz
aus Neuyork finden. Die demokratische Partei hat stets das Hartgcldsystcm ver¬
fochten und in zwei Staaten, wo sie absolute Herrschaft übt, Pensylvanien und
Missouri, haben die gesetzgebenden Versammlungen ausdrücklich die Zwangspapier¬
währung gut geheißen.
Die zweite Frage, sonst gewöhnlich die erste, welche der Präsident erörtert,
qctrifft die Beziehungen zum Ausland. Er kommt zuerst auf die langwierigen
Differenzen mit England über den Bulwer-Clayton-Vertrag, seine Bemerkungen
über dies schwierige Capitel sind weniger unfreundlich als man wol erwartet und
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