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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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stellen wir diese beiden Geschichtschreiber zusammen, zwischen denen, so sehr sich
auch die Gravität der deutschen Kritik dagegen sträuben mag. eine gewisse Ver¬
wandtschaft stattfindet. Beide sind Coloristen vom ersten Range, beide haben das
Talent, aus der unscheinbaren schüchternen Bemerkung eines Actenstücks mit
schnellem Verständniß die wichtigsten Folgerungen zu ziehn. und das Talent, durch
kleine, leicht hingeworfene Züge ein Bild zu entwerfen, welches sich unauslöschlich
dem Gedächtniß einprägt. Beide haben die Neigung zu überraschenden Sprüngen,
uicht blos in der Darstellung, sondern auch in der Empfindung. Freilich tritt das
viel augenscheinlicher bei Michelet hervor, der in der ersten Zeit seines Auftretens
--- es war dieselbe, in der Ranke seinen Ruhm begründete -- als echter Sohn der
Romantik seine.Arme nach der alleinseligmachenden Kirche ausbreitete, deren bitterster
Widersacher er jetzt geworden ist, und in dessen französischer Geschichte (begonnen -1833)
sich die seltsamsten Widersprüche finden: zuerst Begeisterung für das Mittelalter und
Haß gegen den Voltairianismnö, dann ein fast apostolischer Glaube an den Beruf
der neuen Zeit. Aber es kommt nicht auf die Große oder den Umfang der Gegen¬
stände an. die eine Bewegung des Gefühls hervorrufen. In der Beurtheilung über
Personen und Zustände versteht Ranke sehr gut, die erste voreilig concipirte Stimmung
durch die entgegengesetzte zu corrigiren und beide harmlos nebeneinander bestehn
zu lassen. Die Fähigkeit schnell zu sehn ist gewöhnlich mit einer zu starken
Erregbarkeit der Nerven verbunden, und diesen Eindruck haben wir bei beiden
Geschichtschreibern, bei Michelet ist freilich alles viel ungestümer und einsichtsloser. In
der einseitigen Hitze, mit der er eine bestimmte Spur verfolgt, sieht er zuweilen
nicht, was nnmitttclbar neben ihm vorgeht; in der Vorliebe für das Ueberraschende,
Neue und Wunderbare geht ihm mitunter jener gesunde Menschenverstand verloren,
der die Ueberschreitungen der Einbildungskraft in die gerade Linie zurückführt,
und so hat er nicht selten die unhaltbarsten Einfälle mit der Zuversichtlichkeit
eines Glaubcusartikels verkündet. Aber er verfügt nicht blos über eine Über¬
sprudelude Phantasie, er ist auch ein seiner Kopf, der da, wo ihn seine Leiden¬
schaft nicht irre führt, bedeutende und wesentliche Gesichtspunkte entdeckt. Die
^liegende Geschichte Heinrichs IV. ist weit entfernt, eine musterhafte Darstellung zu
s"", in seinem Gemälde macht die Zeit mitunter einen Eindruck, als wäre man
nnter lauter Narren und Verbrechern, als habe sich jeder Funke des Göttlichen
""6 der entarteten Menschheit verloren, aber wenn man diese grellen Farben nicht
S" hart beurtheilen will, so muß man in Anschlag bringen, daß er gegen zwei
historische Schulen anzukämpfen hat, die trotz ihrer großen Einseitigkeiten einen
tufcu Eingang im französischen Volk gefunden haben. Die eine sieht in dem
"nfgeklärten Despotismus und in der Nivellirung aller ständischen Unterschiede
das höchste Ideal der Geschickte Frankreichs; die Männer, die ans dieses Ziel hin¬
gearbeitet haben, sind ihre Helden, und darunter namentlich Heinrich IV. und
Richelieu, deren Bestrebungen sie als völlig identisch auffaßt. Daneben besteht
""c andere kirchliche Partei, die in Frankreich einen größeren Umfang hat, als man
gewöhnlich annimmt, die den Katholicismus als die nationale Sache Frankreichs
Erachtet, die Bartholomäusnacht als einen Act des gesammten Volks, die Ligue
"is einen Triumph der Demokratie. Der letzteren weist nun Michelet nach, wie
erbärmlich und sittlich corrumpirt die vornehmen Demagogen waren, die den
Fanatismus der Menge zum Mord entflammten, und der philosophischen Schule, die
Aerall ein absolutes Urtheil ausspricht, zeigt er die innere Schwäche ihrer He den.
den Ideen und Absichten Heinrichs IV. vollständig einverstanden erkennt n,
°"ß ,hin jene sittliche Hoheit abging, welche allein den Mann über seine Zelt er.
Vahl. daß der Leichtsinn seines Privatlebens sich auch in den öffentlichen Angelegen¬
eren geltend machte, daß er im Grunde sick bereits selbst aufgegeben hatte, als
'"Ne Feinde ihn umbrachten und sein Werk zertrümmerten. Diese Darstellung l>t


stellen wir diese beiden Geschichtschreiber zusammen, zwischen denen, so sehr sich
auch die Gravität der deutschen Kritik dagegen sträuben mag. eine gewisse Ver¬
wandtschaft stattfindet. Beide sind Coloristen vom ersten Range, beide haben das
Talent, aus der unscheinbaren schüchternen Bemerkung eines Actenstücks mit
schnellem Verständniß die wichtigsten Folgerungen zu ziehn. und das Talent, durch
kleine, leicht hingeworfene Züge ein Bild zu entwerfen, welches sich unauslöschlich
dem Gedächtniß einprägt. Beide haben die Neigung zu überraschenden Sprüngen,
uicht blos in der Darstellung, sondern auch in der Empfindung. Freilich tritt das
viel augenscheinlicher bei Michelet hervor, der in der ersten Zeit seines Auftretens
—- es war dieselbe, in der Ranke seinen Ruhm begründete — als echter Sohn der
Romantik seine.Arme nach der alleinseligmachenden Kirche ausbreitete, deren bitterster
Widersacher er jetzt geworden ist, und in dessen französischer Geschichte (begonnen -1833)
sich die seltsamsten Widersprüche finden: zuerst Begeisterung für das Mittelalter und
Haß gegen den Voltairianismnö, dann ein fast apostolischer Glaube an den Beruf
der neuen Zeit. Aber es kommt nicht auf die Große oder den Umfang der Gegen¬
stände an. die eine Bewegung des Gefühls hervorrufen. In der Beurtheilung über
Personen und Zustände versteht Ranke sehr gut, die erste voreilig concipirte Stimmung
durch die entgegengesetzte zu corrigiren und beide harmlos nebeneinander bestehn
zu lassen. Die Fähigkeit schnell zu sehn ist gewöhnlich mit einer zu starken
Erregbarkeit der Nerven verbunden, und diesen Eindruck haben wir bei beiden
Geschichtschreibern, bei Michelet ist freilich alles viel ungestümer und einsichtsloser. In
der einseitigen Hitze, mit der er eine bestimmte Spur verfolgt, sieht er zuweilen
nicht, was nnmitttclbar neben ihm vorgeht; in der Vorliebe für das Ueberraschende,
Neue und Wunderbare geht ihm mitunter jener gesunde Menschenverstand verloren,
der die Ueberschreitungen der Einbildungskraft in die gerade Linie zurückführt,
und so hat er nicht selten die unhaltbarsten Einfälle mit der Zuversichtlichkeit
eines Glaubcusartikels verkündet. Aber er verfügt nicht blos über eine Über¬
sprudelude Phantasie, er ist auch ein seiner Kopf, der da, wo ihn seine Leiden¬
schaft nicht irre führt, bedeutende und wesentliche Gesichtspunkte entdeckt. Die
^liegende Geschichte Heinrichs IV. ist weit entfernt, eine musterhafte Darstellung zu
s"", in seinem Gemälde macht die Zeit mitunter einen Eindruck, als wäre man
nnter lauter Narren und Verbrechern, als habe sich jeder Funke des Göttlichen
«"6 der entarteten Menschheit verloren, aber wenn man diese grellen Farben nicht
S" hart beurtheilen will, so muß man in Anschlag bringen, daß er gegen zwei
historische Schulen anzukämpfen hat, die trotz ihrer großen Einseitigkeiten einen
tufcu Eingang im französischen Volk gefunden haben. Die eine sieht in dem
«nfgeklärten Despotismus und in der Nivellirung aller ständischen Unterschiede
das höchste Ideal der Geschickte Frankreichs; die Männer, die ans dieses Ziel hin¬
gearbeitet haben, sind ihre Helden, und darunter namentlich Heinrich IV. und
Richelieu, deren Bestrebungen sie als völlig identisch auffaßt. Daneben besteht
""c andere kirchliche Partei, die in Frankreich einen größeren Umfang hat, als man
gewöhnlich annimmt, die den Katholicismus als die nationale Sache Frankreichs
Erachtet, die Bartholomäusnacht als einen Act des gesammten Volks, die Ligue
"is einen Triumph der Demokratie. Der letzteren weist nun Michelet nach, wie
erbärmlich und sittlich corrumpirt die vornehmen Demagogen waren, die den
Fanatismus der Menge zum Mord entflammten, und der philosophischen Schule, die
Aerall ein absolutes Urtheil ausspricht, zeigt er die innere Schwäche ihrer He den.
den Ideen und Absichten Heinrichs IV. vollständig einverstanden erkennt n,
°»ß ,hin jene sittliche Hoheit abging, welche allein den Mann über seine Zelt er.
Vahl. daß der Leichtsinn seines Privatlebens sich auch in den öffentlichen Angelegen¬
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'"Ne Feinde ihn umbrachten und sein Werk zertrümmerten. Diese Darstellung l>t


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[0327] stellen wir diese beiden Geschichtschreiber zusammen, zwischen denen, so sehr sich auch die Gravität der deutschen Kritik dagegen sträuben mag. eine gewisse Ver¬ wandtschaft stattfindet. Beide sind Coloristen vom ersten Range, beide haben das Talent, aus der unscheinbaren schüchternen Bemerkung eines Actenstücks mit schnellem Verständniß die wichtigsten Folgerungen zu ziehn. und das Talent, durch kleine, leicht hingeworfene Züge ein Bild zu entwerfen, welches sich unauslöschlich dem Gedächtniß einprägt. Beide haben die Neigung zu überraschenden Sprüngen, uicht blos in der Darstellung, sondern auch in der Empfindung. Freilich tritt das viel augenscheinlicher bei Michelet hervor, der in der ersten Zeit seines Auftretens —- es war dieselbe, in der Ranke seinen Ruhm begründete — als echter Sohn der Romantik seine.Arme nach der alleinseligmachenden Kirche ausbreitete, deren bitterster Widersacher er jetzt geworden ist, und in dessen französischer Geschichte (begonnen -1833) sich die seltsamsten Widersprüche finden: zuerst Begeisterung für das Mittelalter und Haß gegen den Voltairianismnö, dann ein fast apostolischer Glaube an den Beruf der neuen Zeit. Aber es kommt nicht auf die Große oder den Umfang der Gegen¬ stände an. die eine Bewegung des Gefühls hervorrufen. In der Beurtheilung über Personen und Zustände versteht Ranke sehr gut, die erste voreilig concipirte Stimmung durch die entgegengesetzte zu corrigiren und beide harmlos nebeneinander bestehn zu lassen. Die Fähigkeit schnell zu sehn ist gewöhnlich mit einer zu starken Erregbarkeit der Nerven verbunden, und diesen Eindruck haben wir bei beiden Geschichtschreibern, bei Michelet ist freilich alles viel ungestümer und einsichtsloser. In der einseitigen Hitze, mit der er eine bestimmte Spur verfolgt, sieht er zuweilen nicht, was nnmitttclbar neben ihm vorgeht; in der Vorliebe für das Ueberraschende, Neue und Wunderbare geht ihm mitunter jener gesunde Menschenverstand verloren, der die Ueberschreitungen der Einbildungskraft in die gerade Linie zurückführt, und so hat er nicht selten die unhaltbarsten Einfälle mit der Zuversichtlichkeit eines Glaubcusartikels verkündet. Aber er verfügt nicht blos über eine Über¬ sprudelude Phantasie, er ist auch ein seiner Kopf, der da, wo ihn seine Leiden¬ schaft nicht irre führt, bedeutende und wesentliche Gesichtspunkte entdeckt. Die ^liegende Geschichte Heinrichs IV. ist weit entfernt, eine musterhafte Darstellung zu s"", in seinem Gemälde macht die Zeit mitunter einen Eindruck, als wäre man nnter lauter Narren und Verbrechern, als habe sich jeder Funke des Göttlichen «"6 der entarteten Menschheit verloren, aber wenn man diese grellen Farben nicht S" hart beurtheilen will, so muß man in Anschlag bringen, daß er gegen zwei historische Schulen anzukämpfen hat, die trotz ihrer großen Einseitigkeiten einen tufcu Eingang im französischen Volk gefunden haben. Die eine sieht in dem «nfgeklärten Despotismus und in der Nivellirung aller ständischen Unterschiede das höchste Ideal der Geschickte Frankreichs; die Männer, die ans dieses Ziel hin¬ gearbeitet haben, sind ihre Helden, und darunter namentlich Heinrich IV. und Richelieu, deren Bestrebungen sie als völlig identisch auffaßt. Daneben besteht ""c andere kirchliche Partei, die in Frankreich einen größeren Umfang hat, als man gewöhnlich annimmt, die den Katholicismus als die nationale Sache Frankreichs Erachtet, die Bartholomäusnacht als einen Act des gesammten Volks, die Ligue "is einen Triumph der Demokratie. Der letzteren weist nun Michelet nach, wie erbärmlich und sittlich corrumpirt die vornehmen Demagogen waren, die den Fanatismus der Menge zum Mord entflammten, und der philosophischen Schule, die Aerall ein absolutes Urtheil ausspricht, zeigt er die innere Schwäche ihrer He den. den Ideen und Absichten Heinrichs IV. vollständig einverstanden erkennt n, °»ß ,hin jene sittliche Hoheit abging, welche allein den Mann über seine Zelt er. Vahl. daß der Leichtsinn seines Privatlebens sich auch in den öffentlichen Angelegen¬ eren geltend machte, daß er im Grunde sick bereits selbst aufgegeben hatte, als '"Ne Feinde ihn umbrachten und sein Werk zertrümmerten. Diese Darstellung l>t

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/327>, abgerufen am 23.07.2024.