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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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eifert, und dem Besucher die Idee gibt, als regiere der Herrscher, der dort
wohnt, ein Land, das mindestens so groß als Preußen oder Oestreich sei. Die
Nachbarstaaten haben es an eindringlichen Forderungen, diese DurchgangSab-
gaben zu ermäßigen, nicht fehlen lassen, aber sie haben wenig Erfolg gehabt,
nur einzelne und verhältnißmäßig unbedeutende Artikel sind befreit oder herab¬
gesetzt. Die Autwort Mecklenburgs auf die Anträge Preußens, Oestreichs,
Sachsens und d<r beiden Hansestädte drehte sich immer in einem Zirkelschluß;
forderte man Herabsetzung der Landtranstlzölle, so hieß es, das sei unmöglich,
es würde die Einkünfte aus den Elbzöllen gefährden, klagte man über den
Druck der letzter", so erwiderte die großherzogliche Negierung, einer Ermäßi¬
gung derselben würde die Güter von der Eisenbahn abziehen und der Transit¬
zollkasse Schaden thun. Die Counerität beider Straßen und der ans ihnen er¬
hobenen Abgaben ist allerdings klar, aber nach dieser Argumentation ist ein
Fortschritt nicht denkbar, im Gegentheil der Rückschritt ist unvermeidlich, denn
ein solcher ist eS zu nennen, wenn die mit dem Nvrmalzollsatz belasteten Ar¬
tikel mehr und mehr von der Elbe verschwinden; es wurden verschifft zum

Normalsatz in der Ausfahrt: in der niederfährt:
1833 1836. 1833 1856.
347,336 Ctr. 269,237 Ctr. 237,801 Clr. 136,176 Ctr.

Wenn in der Gesammtsumme des Elbverkehrs noch eine gewisse Steigerung er¬
scheint, so kommt dieselbe einmal lediglich auf einzelne Artikel, die niedriger
tarifirt sind, andererseits ist die Zunahme unbedeutend im Vergleich mit der
Entwicklung des gehemmten Handels, an dem eine so große und durch die
Natur der Umstände wichtige Wasserstraße wie die Elbe, einen bedeutenden
Antheil nehmen müßte. Es ist richtig, daß nicht Mecklenburg allem Elbzölle
erhebt, allein einmal belief sich sein Antheil an denselben von 18//3--36 doch
auf 1,897,782 Thlr. und andererseits bildete die Opposition Mecklenburgs
gegen jede Ermäßigung das Haupthinderniß für eine Reform deö Tarifs.
Das ausführliche Votum seines Bevollmächtigten bei der letzten Elbschiffahrts-
revisionscommission zeigt dies und den Standpunkt der großherzoglichen Re¬
gierung ans das unverhüllteste. "Wenn gleich", heißt es dort, "die Tendenz
der Eihänte im Allgemeinen auf Erhaltung und Beförderung der Schiffahrt
und des Handels auf der Elbe gerichtet sei, so könne.doch daraus nicht aus
die Nothwendigkeit von Veranstaltungen geschlossen werden, daß jeder einzelne
Waarenanikel der Elbe in Concurrenz mit andern Verkehrswegen sicher und
dauernd erhalten werde. Tiefer greifende Elbzvllermäßigungen würden ent¬
weder die wertvolleren Artikel, welche auf die Eisenbahnen übergegangen, der
Elbe zurückführen und dann nur den Eisenbahnuuternehmern Anlaß zu Recla-
mationen und Anträgen aus ähnliche Begünttigungen darbieten, oder sie würden
den Eisenbahnen bleiben und die Ermäßigungen für die Elbe nutzlos sein-


eifert, und dem Besucher die Idee gibt, als regiere der Herrscher, der dort
wohnt, ein Land, das mindestens so groß als Preußen oder Oestreich sei. Die
Nachbarstaaten haben es an eindringlichen Forderungen, diese DurchgangSab-
gaben zu ermäßigen, nicht fehlen lassen, aber sie haben wenig Erfolg gehabt,
nur einzelne und verhältnißmäßig unbedeutende Artikel sind befreit oder herab¬
gesetzt. Die Autwort Mecklenburgs auf die Anträge Preußens, Oestreichs,
Sachsens und d<r beiden Hansestädte drehte sich immer in einem Zirkelschluß;
forderte man Herabsetzung der Landtranstlzölle, so hieß es, das sei unmöglich,
es würde die Einkünfte aus den Elbzöllen gefährden, klagte man über den
Druck der letzter», so erwiderte die großherzogliche Negierung, einer Ermäßi¬
gung derselben würde die Güter von der Eisenbahn abziehen und der Transit¬
zollkasse Schaden thun. Die Counerität beider Straßen und der ans ihnen er¬
hobenen Abgaben ist allerdings klar, aber nach dieser Argumentation ist ein
Fortschritt nicht denkbar, im Gegentheil der Rückschritt ist unvermeidlich, denn
ein solcher ist eS zu nennen, wenn die mit dem Nvrmalzollsatz belasteten Ar¬
tikel mehr und mehr von der Elbe verschwinden; es wurden verschifft zum

Normalsatz in der Ausfahrt: in der niederfährt:
1833 1836. 1833 1856.
347,336 Ctr. 269,237 Ctr. 237,801 Clr. 136,176 Ctr.

Wenn in der Gesammtsumme des Elbverkehrs noch eine gewisse Steigerung er¬
scheint, so kommt dieselbe einmal lediglich auf einzelne Artikel, die niedriger
tarifirt sind, andererseits ist die Zunahme unbedeutend im Vergleich mit der
Entwicklung des gehemmten Handels, an dem eine so große und durch die
Natur der Umstände wichtige Wasserstraße wie die Elbe, einen bedeutenden
Antheil nehmen müßte. Es ist richtig, daß nicht Mecklenburg allem Elbzölle
erhebt, allein einmal belief sich sein Antheil an denselben von 18//3—36 doch
auf 1,897,782 Thlr. und andererseits bildete die Opposition Mecklenburgs
gegen jede Ermäßigung das Haupthinderniß für eine Reform deö Tarifs.
Das ausführliche Votum seines Bevollmächtigten bei der letzten Elbschiffahrts-
revisionscommission zeigt dies und den Standpunkt der großherzoglichen Re¬
gierung ans das unverhüllteste. „Wenn gleich", heißt es dort, „die Tendenz
der Eihänte im Allgemeinen auf Erhaltung und Beförderung der Schiffahrt
und des Handels auf der Elbe gerichtet sei, so könne.doch daraus nicht aus
die Nothwendigkeit von Veranstaltungen geschlossen werden, daß jeder einzelne
Waarenanikel der Elbe in Concurrenz mit andern Verkehrswegen sicher und
dauernd erhalten werde. Tiefer greifende Elbzvllermäßigungen würden ent¬
weder die wertvolleren Artikel, welche auf die Eisenbahnen übergegangen, der
Elbe zurückführen und dann nur den Eisenbahnuuternehmern Anlaß zu Recla-
mationen und Anträgen aus ähnliche Begünttigungen darbieten, oder sie würden
den Eisenbahnen bleiben und die Ermäßigungen für die Elbe nutzlos sein-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/180>, abgerufen am 23.07.2024.