Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.viel zu viel darin ist. oder wäre es bloßer Zufall, daß stets die Staaten der Denn erstens hat es selbst deren eine ziemliche Menge, und kann nicht stief- viel zu viel darin ist. oder wäre es bloßer Zufall, daß stets die Staaten der Denn erstens hat es selbst deren eine ziemliche Menge, und kann nicht stief- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104727"/> <p xml:id="ID_1379" prev="#ID_1378"> viel zu viel darin ist. oder wäre es bloßer Zufall, daß stets die Staaten der<lb/> bambergcr Coalition, die sonst immer auf Oestreichs Seite stehen, gegen die von<lb/> Preußen beantragten Tarishcrabsetznngen sind, und daß sie es waren, die am lau¬<lb/> testen gegen die Zulassung Hannovers und Oldenburgs eiferten? Glaubt man, daß<lb/> Oestreich im Zollverein etwas Anderes thun wird, als was seine Bundesgenossen<lb/> thun, so lange es draußen ist? Im Gegentheil werden alle die halbverkommenen In¬<lb/> dustrien, die blos durch Hilfe hoher Schutzzölle sich bei einem stechen Leben er¬<lb/> halten, bei ihm einen warmen Fürsprecher finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> Denn erstens hat es selbst deren eine ziemliche Menge, und kann nicht stief-<lb/> vcitcrlich an ihnen handeln; zweitens hat es gar kein Interesse daran, daß sich die<lb/> norddeutsche Industrie durch Lockerung der hemmenden Bauden des Schutzzolls zu einem<lb/> immer gesundem und frischern Leben entwickelt, da sie, günstiger am Weltmarkte<lb/> gelegen und schon besser gewohnt, mit der englischen und französischen um den Preis<lb/> zu ringen, als die östreichische, schon jetzt eine gefährliche Concnrrentin für die<lb/> letztere ist, und Oestreich natürlich nicht die Industrie der jetzigen Zvllvereinsstaaten<lb/> zum Nachtheil seiner eignen fördern wird. Was nun vollends die Schisfahrts-<lb/> uud Rhedereiinteressen betrifft, so ist Oestreich ein natürlicher Gegner eines engeren<lb/> Heranziehens der Hansestädte an den Zollverein, das für diesen grade eine Lebens¬<lb/> frage ist. Ihm ist nicht das Mindeste an der materiellen Blüte Hamburgs oder<lb/> Bremens gelegen, die, an Capital, commcrziellcr Erfahrung, Umfang und Viel¬<lb/> artigkeit der Handelsverbindungen Trieft unendlich überlegen, schon jetzt mit jedem<lb/> Jahre tiefer in das Absatzgebiet des letzter» eingreifen, und es selbst von östreichi¬<lb/> schen Märkten verdrängen. Da nnn der Egoismus Oestreichs, die Interessen Triests<lb/> den Interesse» Hamburgs und Bremens vorzuziehn, vollkommen berechtigt ist, so<lb/> können die Hansestädte in Norddeutschland auch weder erwarten noch verlangen, daß<lb/> es eine nähere Verbindung dieser beiden wichtigen Handelsplätze mit dem Zollver¬<lb/> ein befürworte. Im Gegentheil wird es alles Mögliche thun, sie zu verhindern.<lb/> Diese Beeinträchtigung der besten deutschen Handelsinteressen würde aber nicht blos<lb/> da eintreten, wo die materiellen Sondcrintcressen Oestreichs mit ins Spiel kommen,<lb/> sondern würde noch in ein anderes Gebiet hinübergreifen. Da wo der Widerstreit<lb/> der materiellen Interessen aufhören würde, würde die Rivalität zwischen den beiden<lb/> Großmächten die Rolle des hemmenden Elements übernehmen. Preußen, als dem<lb/> ersten und bedeutendsten Handels-und Industriestaat des Zollvereins, kommt natürlich<lb/> von Rechtswegen auch die Initiative in demselben zu; aber Oestreich, als Großmacht<lb/> mächtiger als Preußen, als Handels- und Industriemacht aber unendlich weniger<lb/> bedeutend für Deutschland, würde sich mit der zweiten Rolle, die ihm die Natur<lb/> der Verhältnisse zuweist, nicht begnügen wollen, und die erste nicht übernehmen<lb/> können, weil, wie schon oben gezeigt ist, ihm alle Bedingungen dazu fehlen. Es<lb/> muß daher von selbst in die Rolle eines beständigen Opponenten gegen jede von<lb/> Preußen vorgeschlagene Maßregel fallen, da ja ohnedies die Annahme jeder solchen<lb/> Maßregel den Einfluß Preußens im Zollverein vermehren und ans Licht stellen,<lb/> die verhältnißmäßige Euiflnßlvsigkeit Oestreichs aber jedermann vor Angen bringen<lb/> müßte. Es würde sich genau dasselbe wiederholen,, was man am deutschen Bund seit<lb/> seiner Gründung erlebt hat. In ihm halten sich Oestreich und Preußen genau die<lb/> Wage, und wenn man eine dem Wunsche des deutschen Volkes entsprechende Reform</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
viel zu viel darin ist. oder wäre es bloßer Zufall, daß stets die Staaten der
bambergcr Coalition, die sonst immer auf Oestreichs Seite stehen, gegen die von
Preußen beantragten Tarishcrabsetznngen sind, und daß sie es waren, die am lau¬
testen gegen die Zulassung Hannovers und Oldenburgs eiferten? Glaubt man, daß
Oestreich im Zollverein etwas Anderes thun wird, als was seine Bundesgenossen
thun, so lange es draußen ist? Im Gegentheil werden alle die halbverkommenen In¬
dustrien, die blos durch Hilfe hoher Schutzzölle sich bei einem stechen Leben er¬
halten, bei ihm einen warmen Fürsprecher finden.
Denn erstens hat es selbst deren eine ziemliche Menge, und kann nicht stief-
vcitcrlich an ihnen handeln; zweitens hat es gar kein Interesse daran, daß sich die
norddeutsche Industrie durch Lockerung der hemmenden Bauden des Schutzzolls zu einem
immer gesundem und frischern Leben entwickelt, da sie, günstiger am Weltmarkte
gelegen und schon besser gewohnt, mit der englischen und französischen um den Preis
zu ringen, als die östreichische, schon jetzt eine gefährliche Concnrrentin für die
letztere ist, und Oestreich natürlich nicht die Industrie der jetzigen Zvllvereinsstaaten
zum Nachtheil seiner eignen fördern wird. Was nun vollends die Schisfahrts-
uud Rhedereiinteressen betrifft, so ist Oestreich ein natürlicher Gegner eines engeren
Heranziehens der Hansestädte an den Zollverein, das für diesen grade eine Lebens¬
frage ist. Ihm ist nicht das Mindeste an der materiellen Blüte Hamburgs oder
Bremens gelegen, die, an Capital, commcrziellcr Erfahrung, Umfang und Viel¬
artigkeit der Handelsverbindungen Trieft unendlich überlegen, schon jetzt mit jedem
Jahre tiefer in das Absatzgebiet des letzter» eingreifen, und es selbst von östreichi¬
schen Märkten verdrängen. Da nnn der Egoismus Oestreichs, die Interessen Triests
den Interesse» Hamburgs und Bremens vorzuziehn, vollkommen berechtigt ist, so
können die Hansestädte in Norddeutschland auch weder erwarten noch verlangen, daß
es eine nähere Verbindung dieser beiden wichtigen Handelsplätze mit dem Zollver¬
ein befürworte. Im Gegentheil wird es alles Mögliche thun, sie zu verhindern.
Diese Beeinträchtigung der besten deutschen Handelsinteressen würde aber nicht blos
da eintreten, wo die materiellen Sondcrintcressen Oestreichs mit ins Spiel kommen,
sondern würde noch in ein anderes Gebiet hinübergreifen. Da wo der Widerstreit
der materiellen Interessen aufhören würde, würde die Rivalität zwischen den beiden
Großmächten die Rolle des hemmenden Elements übernehmen. Preußen, als dem
ersten und bedeutendsten Handels-und Industriestaat des Zollvereins, kommt natürlich
von Rechtswegen auch die Initiative in demselben zu; aber Oestreich, als Großmacht
mächtiger als Preußen, als Handels- und Industriemacht aber unendlich weniger
bedeutend für Deutschland, würde sich mit der zweiten Rolle, die ihm die Natur
der Verhältnisse zuweist, nicht begnügen wollen, und die erste nicht übernehmen
können, weil, wie schon oben gezeigt ist, ihm alle Bedingungen dazu fehlen. Es
muß daher von selbst in die Rolle eines beständigen Opponenten gegen jede von
Preußen vorgeschlagene Maßregel fallen, da ja ohnedies die Annahme jeder solchen
Maßregel den Einfluß Preußens im Zollverein vermehren und ans Licht stellen,
die verhältnißmäßige Euiflnßlvsigkeit Oestreichs aber jedermann vor Angen bringen
müßte. Es würde sich genau dasselbe wiederholen,, was man am deutschen Bund seit
seiner Gründung erlebt hat. In ihm halten sich Oestreich und Preußen genau die
Wage, und wenn man eine dem Wunsche des deutschen Volkes entsprechende Reform
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