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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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sichtbar. Von dem blaßblauen Himmel strahlten die Sterne des Morgenlandes
hernieder. Es war einsam geworden um uns, und unser Sinnen wurde zum
Träumen, aus dem uns kaum der schrille Pftff der Locomotive und die wilde
Jagd von Kutschen und Reitern aufstörte, welche jetzt mit Peitschenknall und
fliegendem Laternenschein vom Bahnhofe der innern Stadt zubrauste.

Als es wieder still war, wirkte der Zauber der lauen^ duftigen Nacht aufs
Neue mit voller Gewalt. Die Sterne erblichen, zwischen der Napoleonspalme
und einem Minaret stieg die Mondscheibe empor. In dem Wipfeldache über
uns hob eine Nachtigall an zu schlagen. Es wunderte uns nicht; denn wir
hatten längst schon vergessen, daß es Januar war. Bulbul fuhr fort zu singen,
und als sie schwieg, begann im nächsten Wipfel eine ihrer Schwestern dasselbe
Lied von Rosen und Liebe mit derselben melodischen Stimme.

"Tausend und Eine Nacht," sagte unser Begleiter, der vor der holden
Magie deS Abends gleich uns geschwiegen und geträumt. -- "Ja, tausend
und eine solche Nacht," erwiederten wir, uns zum Heimgehen erhebend
.
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Die Ereignisse in Ostindien.
2.

Die Anfänge der ostindischen Compagnie waren unbedeutend; am Aus¬
gange des 16. Jahrhunderts trat die durch einen königlichen Freibrief ver¬
bundene Gesellschaft unter dem Namen Kovernor ana Lompan^ c>f!Vlöretu->ut8
ok Lonaon tracling imo ete Last 5näws zusammen und ihr erstes Actienccipital
war nicht größer als 30,133 Pf. Se. Sie war eine Nachahmung der portu¬
giesischen und holländischen ähnlichen Gesellschaften und unfreundlich genug
von der öffentlichen Meinung Englands aufgenommen, die aus ihrem Handel
eine Verarmung Englands befürchtete. Indessen die Geschäfte gingen uner¬
wartet gut, nur hatte sie im Laufe deS 17. Jahrhunderts viel durch einhei¬
mische Concurrenten zu leiden, welche an den Gewinnen Theil nehmen wollten,
und die für Geld so große Begünstigungen am Hofe fanden, daß die alte
Gesellschaft wiederholt nahe daran war, ihren Freibrief zu verlieren. Inter¬
essant ist, daß wir beiden darübergeführten Streitigkeiten bereits unter Crom-
well alle die wesentlichen Argumente gegen das Handelsmonopol der Gesell¬
schaft wahrnehmen, die später gegen alle Vorrechte dieser Art angebracht
worden sind. Cromwell entschied indeß zu Gunsten der Compagnie.

Die Verwaltung war in jenen ersten Zeiten sehr einfach: die einer
handelnden Gesellschaft, welche Handelsgewinn erstrebte, und welche jeder Art


Gvenzbolen. III. 1867. 48

sichtbar. Von dem blaßblauen Himmel strahlten die Sterne des Morgenlandes
hernieder. Es war einsam geworden um uns, und unser Sinnen wurde zum
Träumen, aus dem uns kaum der schrille Pftff der Locomotive und die wilde
Jagd von Kutschen und Reitern aufstörte, welche jetzt mit Peitschenknall und
fliegendem Laternenschein vom Bahnhofe der innern Stadt zubrauste.

Als es wieder still war, wirkte der Zauber der lauen^ duftigen Nacht aufs
Neue mit voller Gewalt. Die Sterne erblichen, zwischen der Napoleonspalme
und einem Minaret stieg die Mondscheibe empor. In dem Wipfeldache über
uns hob eine Nachtigall an zu schlagen. Es wunderte uns nicht; denn wir
hatten längst schon vergessen, daß es Januar war. Bulbul fuhr fort zu singen,
und als sie schwieg, begann im nächsten Wipfel eine ihrer Schwestern dasselbe
Lied von Rosen und Liebe mit derselben melodischen Stimme.

„Tausend und Eine Nacht," sagte unser Begleiter, der vor der holden
Magie deS Abends gleich uns geschwiegen und geträumt. — „Ja, tausend
und eine solche Nacht," erwiederten wir, uns zum Heimgehen erhebend
.
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Die Ereignisse in Ostindien.
2.

Die Anfänge der ostindischen Compagnie waren unbedeutend; am Aus¬
gange des 16. Jahrhunderts trat die durch einen königlichen Freibrief ver¬
bundene Gesellschaft unter dem Namen Kovernor ana Lompan^ c>f!Vlöretu->ut8
ok Lonaon tracling imo ete Last 5näws zusammen und ihr erstes Actienccipital
war nicht größer als 30,133 Pf. Se. Sie war eine Nachahmung der portu¬
giesischen und holländischen ähnlichen Gesellschaften und unfreundlich genug
von der öffentlichen Meinung Englands aufgenommen, die aus ihrem Handel
eine Verarmung Englands befürchtete. Indessen die Geschäfte gingen uner¬
wartet gut, nur hatte sie im Laufe deS 17. Jahrhunderts viel durch einhei¬
mische Concurrenten zu leiden, welche an den Gewinnen Theil nehmen wollten,
und die für Geld so große Begünstigungen am Hofe fanden, daß die alte
Gesellschaft wiederholt nahe daran war, ihren Freibrief zu verlieren. Inter¬
essant ist, daß wir beiden darübergeführten Streitigkeiten bereits unter Crom-
well alle die wesentlichen Argumente gegen das Handelsmonopol der Gesell¬
schaft wahrnehmen, die später gegen alle Vorrechte dieser Art angebracht
worden sind. Cromwell entschied indeß zu Gunsten der Compagnie.

Die Verwaltung war in jenen ersten Zeiten sehr einfach: die einer
handelnden Gesellschaft, welche Handelsgewinn erstrebte, und welche jeder Art


Gvenzbolen. III. 1867. 48
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[0385] sichtbar. Von dem blaßblauen Himmel strahlten die Sterne des Morgenlandes hernieder. Es war einsam geworden um uns, und unser Sinnen wurde zum Träumen, aus dem uns kaum der schrille Pftff der Locomotive und die wilde Jagd von Kutschen und Reitern aufstörte, welche jetzt mit Peitschenknall und fliegendem Laternenschein vom Bahnhofe der innern Stadt zubrauste. Als es wieder still war, wirkte der Zauber der lauen^ duftigen Nacht aufs Neue mit voller Gewalt. Die Sterne erblichen, zwischen der Napoleonspalme und einem Minaret stieg die Mondscheibe empor. In dem Wipfeldache über uns hob eine Nachtigall an zu schlagen. Es wunderte uns nicht; denn wir hatten längst schon vergessen, daß es Januar war. Bulbul fuhr fort zu singen, und als sie schwieg, begann im nächsten Wipfel eine ihrer Schwestern dasselbe Lied von Rosen und Liebe mit derselben melodischen Stimme. „Tausend und Eine Nacht," sagte unser Begleiter, der vor der holden Magie deS Abends gleich uns geschwiegen und geträumt. — „Ja, tausend und eine solche Nacht," erwiederten wir, uns zum Heimgehen erhebend . MB- . . , - > . ^ Die Ereignisse in Ostindien. 2. Die Anfänge der ostindischen Compagnie waren unbedeutend; am Aus¬ gange des 16. Jahrhunderts trat die durch einen königlichen Freibrief ver¬ bundene Gesellschaft unter dem Namen Kovernor ana Lompan^ c>f!Vlöretu->ut8 ok Lonaon tracling imo ete Last 5näws zusammen und ihr erstes Actienccipital war nicht größer als 30,133 Pf. Se. Sie war eine Nachahmung der portu¬ giesischen und holländischen ähnlichen Gesellschaften und unfreundlich genug von der öffentlichen Meinung Englands aufgenommen, die aus ihrem Handel eine Verarmung Englands befürchtete. Indessen die Geschäfte gingen uner¬ wartet gut, nur hatte sie im Laufe deS 17. Jahrhunderts viel durch einhei¬ mische Concurrenten zu leiden, welche an den Gewinnen Theil nehmen wollten, und die für Geld so große Begünstigungen am Hofe fanden, daß die alte Gesellschaft wiederholt nahe daran war, ihren Freibrief zu verlieren. Inter¬ essant ist, daß wir beiden darübergeführten Streitigkeiten bereits unter Crom- well alle die wesentlichen Argumente gegen das Handelsmonopol der Gesell¬ schaft wahrnehmen, die später gegen alle Vorrechte dieser Art angebracht worden sind. Cromwell entschied indeß zu Gunsten der Compagnie. Die Verwaltung war in jenen ersten Zeiten sehr einfach: die einer handelnden Gesellschaft, welche Handelsgewinn erstrebte, und welche jeder Art Gvenzbolen. III. 1867. 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/385>, abgerufen am 12.12.2024.